Sonntag, 25. Juni 2017

Eine Nachbetrachtung...

...des gestrigen Abends.

Gestern, 24.06., wir schreiben immer noch das Jahr 2017, durfte ich zum ersten Mal seit gefühlten 100 Jahren mit einer/meiner Band Musik auf einer Bühne machen. Es war toll. Es war ein Erlebnis. Es war ganz wunderbar. Natürlich lief nicht alles so, wie geplant, aber das soll der guten und wichtigen Erinnerung an diesen Abend keinen Abbruch tun.

Makiwara, so der Name unserer Kapelle, spielen zum ersten Mal einen offiziellen Gig. Wir, Schlagzeug, Gitarre und Bass (den Bass spiele ich) machen seit nun einem 3/4 Jahr zusammen Musik und es ist der Wahnsinn. Ich bin den Jungs so dankbar, dass sie mich vorbehaltlos aufgenommen und mir die Chance ermöglicht haben, trotz einer schwierigen Phase in meinem Leben, zu zeigen, dass ich noch da bin und aktiv Musik machen will. Danke dafür!! Und es war damals so wichtig diesen Schritt zu machen und mich nach einer Band umzusehen. Das war im August 2016. Davor hatte ich aufgrund der schwierigen Phase und anderer Umstände gut 3 Jahre keine Musik gemacht. Umso toller ist dieses Jahr verlaufen. Wir sind aktiv, machen regelmäßig unsere eigene Mucke im Proberaum, suchen zwar immer noch einen adäquaten Gesang, aber es läuft. Musikalisch und was besonders wichtig ist, menschlich. Ich habe zwei unfassbar tolle, individuelle und herzliche Menschen kennengelernt, die ich nicht mehr missen möchte. Jungens, Ihr seid eine ganz schön wichtige Insel für mich geworden und ich bin wirklich froh Euch zu kennen!

Zurück zum gestrigen Abend.
Location: ein privates Hoffest in Crime-City. Wir wurden spontan gefragt, ob wir Bock haben da zu spielen und sagten natürlich zu. Auch wenn wir im letzen Monat, aufgrund von Urlaub und Krankheit, nicht viel proben konnten, wollten wir diese Möglichkeit endlich auf einer Bühne zu stehen definitiv wahrnehmen. Gesagt, getan. 13 Songs, die wir regelmäßig zocken wanderten nun auf die Setlist. Die Generalprobe am letzten Freitag, mit 2 Wochen Probe-Pause, war erstaunlich gut verlaufen und wir sind somit voller Vorfreude gestern Nachmittag auf dem Hof erschienen und haben unser Equipment aufgebaut. Bühne: eine alte Laderampe einer alten Lagerhalle umringt von alten Backsteinhäusern. Soweit so gut. Wir haben einen kleinen Soundcheck gemacht und waren von dem allgemeinen Sound (ohne Abnahme über eine PA oder Ähnliches) positiv überrascht und defintiv aufgeregt und gespannt.

Es war echt toll, super, wirklich! Es hat so viel Bock gemacht unsere eigene Musik einem kleinen, aber feinen Publikum zu offerieren. Die Leuten hatten Spaß, wir hatten Spaß, alle waren zufrieden.
Leider hat sich bei der Hälfte des Sets dann mein Verstärker verabschiedet...Diagnose und Wartung muss noch erfolgen...das war erstmal eine Situation, die mir völlig neu war. In den letzten 15 Jahren ist es mir noch nicht passiert, aufgrund von Technikversagen handeln zu müssen. Okay, ich wusste also nicht was zu tun ist, habe mich kurz bei den Leuten für den Ausfall entschuldigt und die Jungs haben erstmal einen Song zu zweit als Überbrückung gespielt. Ich fummelte und kloppte immer noch am und auf den Verstärker ein...es hat leider nichts gebracht. Glücklicherweise hatte einer der Gastgeber noch einen alten Verstärker im Keller stehen, den er spontan und super hilfsbereit angeboten hat. Danke, Michi!! So konnten wir dann doch noch 2 Songs zusammen spielen, zwar mit einem ganz anderen Sound aber wir konnten zocken...

...bis dann um kurz nach 21 Uhr, die Herrschaften in Blau aufkreuzten und aufgrund von Beschwerden aus der Nachbarschaft, unsere Musik verstummen ließen...wir waren wohl zu laut, irgendjemand hat sich dadurch extrem gestört gefühlt...aber naja, somit konnte wir dann nur ca. 2/3 des Sets spielen und mussten etwas irritiert aufhören.

Mich hat der Technikausfall gedanklich mehr eingeschränkt, als der Abbruch durchs Ordnungsamt. Aber ich habe gestern schon für mich klar gemacht, diesen kleinen Ausfall als neue Erfahrung hinzunehmen und abzuhaken! Dennoch beschäftigte mich das noch so sehr, dass ich heute darüber schreibe.

Alles in Allem war es aber ein wirklich toller und erfolgreicher Abend. Mit Menschen, Musik und neuen Erfahrungen! Wir haben auf jeden Fall total Bock baldigst wieder Konzerte zu spielen, da die Mucke sehr positiv aufgenommen wurde - trotz des noch fehlenden Gesangs. Aber da sind wir dran und durch den Auftritt haben wir jemanden kennengelernt, der Interesse hat zu unserem Zeug zu trällern. Das wird jetzt bald ausgetestet. Es geht auf jeden Fall voran und weiter. Stay tuned, so oder so. Happy sunday!

Montag, 12. Juni 2017

Ein wichtiger Schritt...

..., zugegeben, es ist ein Schirtt, den man im Leben eher unbewusst macht. Der Schritt nach vorne, obwohl man keinen Boden mehr unter den Füßen hat. Der Schritt, um mal so richtig auf die Fresse zu Fallen. Im übertragenen Sinn natürlich. Menschliches, emotionales, existentielles auf die Fresse fallen. Zudem ist dieser Schritt weitaus tückischer, da wir ihn normalerweise nicht wissen können, bevor wir ihn gemacht haben. Erst der Aufprall ist spürbar, dafür unter Umständen aber dann richtig intensiv. Bei vielen Menschen passiert der Aufprall relativ zeitnah nach dem Schritt. Bei anderen, wenigeren, Individueen dauert es eine halbe Ewigkeit bis sie auf dem Boden aufkommen. Und bei ganz Wenigen scheint es so, als würden sie niemals aufprallen oder hätten irgendwie nen doppelten Boden dabei, auf den sie im Zweifelsfall treten könnten. Solch gefestigter Charakter ist ein bisschen zu beneiden. Zeugt aber auch von generellen Begleitschäden, die nur kaschiert werden.

Zurück zum wichtigen Schritt, den - wie ich finde - jeder einmal gemacht haben sollte. Ohne dabei jemandem etwas Böses zu wünschen, aber allein wegen der Erfahrung, die man dadurch sammeln kann. Unten ankommen heißt, nach oben schauen zu können. Und der Weg zurück nach oben kann ein extrem wertvoller und guter Weg sein. Mühsam, ja. Lohnenswert, ja.
Normalerweise will der Mensch ja nicht unten ankommen, ist in einer, für sich sicheren Position und schaut dabei dennoch nach oben. Niemals nach unten. Nach unten geschaut wird erst, wenn man schon die Struktur der Fugen erkennen kann - während man fällt, um dann kurze Zeit darauf aufzuschlagen. Nur dann - wer hätte das gedacht - ist es eben zu spät. Und man ist da, wo man nie sein wollte. Ist man dann aber und muss erstmal schauen, welche Wunden und wie viele es davon gibt.

So lange man die Schäden und Verletzungen durch das auf die Fresse fallen allerdings nicht kategorisieren oder wahrnehmen kann, wird man wohl noch eine Zeit mit dem Boden vorlieb nehmen müssen. Man kann die Schäden, wenn man so etwas kann, natürlich auch ignorieren, nichts ändern und einfach weitermachen...allerdings sind die latenten Verletzungen - meiner Meinung nach - hinterlistige Wegbegleiter, die spätestens bei einem neuerlichen Aufprall aufbrechen und den Schaden optimieren würden.
Wenn man das Szenario bildlich ein paar mal durchspielt, kann man davon ausgehen, dass man irgendwann ganz kaputt ist und gar nicht mehr aufstehen kann.

Chronische Schäden sollten irgendwie vermieden werden. Die sind nicht unbedingt zweckdienlich, wenn es um unsere - recht überschaubare - Halbwertszeit geht. Und auf Dauer schadet man auch seiner Umwelt und den Menschen, denen etwaiges Aufprallen egal ist oder war.
Also immer schön reflektieren und hinterfragen und akzeptieren, wahrnehmen und dankbar sein,  falls es nach einem Aufprall nach oben geht. Oder sich im Vorhinein bewusst sein, dass man das zwar nicht immer vermeiden kann, da im gesellschaftlichen Modell durchaus mehrere, verschiedene Personen Einfluss auf uns haben, aber sich bewusst sein, was alles sein kann. Dankbar sein und Demut zeigen. Menschen, zeigt Geduld und definitiv Demut, mehr Demut!

Sonntag, 4. Juni 2017

Von Tattoos, Typen und Duftkerzen

Wenn man sichtbar tätowiert ist und die Motivwahl nicht unbedingt die Freundlichste ist, kann es vorkommen, dass man oberflächlich nen Stempel aufgedrückt bekommt. Klar, keine Frage, Tätowierte sind eh alle kriminell, das ist so, da mache ich nichts. Damit muss ich leben. So ein Scheiß, ich dachte die Farbe wäre nur temporär. Danke tattoofrei, du lustige Seite im Internet.

Wenn man zudem als tätowierter Typ auch noch Wert auf ein bisschen Deko und Schnick-Schnack legt und sich darum kümmert, dass die eigene Bude gemütlich, optisch nett und zum Wohlfühlen sein soll, wissen viele Leute wohl nicht in welche Schublade sie dich stecken sollen.

"Wie geht das alles zusammen? Das passt doch nicht. Was soll das und warum? Hat er gerade Duftkerzen gekauft?!"

"Ja, habe ich. Sandelholz! Stört es dich?"

"Ein Typ, der Kerzen und dazu auch noch welche mit Duft kauft, das kann doch nicht sein."

Ich frage mich ja dann immer, warum kann das denn nicht sein? Ist es verboten sich um eine angenehme Einrichtung zu kümmern? Ach ja, ich bin ja tätowiert. Also auch kriminell, ich darf eh viel weniger. Daran wird es liegen. Ich finde die Blicke und Gedanken des Pöbels mittlerweile aber sehr erheiternd und es bestätigt mich immer wieder, wie beschränkt doch der ein oder andere im Umgang mit seinem Horizont ist. Wie wenig Weitsicht, Freiheit und Akzeptanz doch herrscht.

Menschen und ihre Klischees, ein Traum. Klar, nicht immer alle, aber viele. Ein Großteil wird so oberflächlich sein und versuchen dich anhand von Äußerlichkeiten automatisch zu kategorisieren. Das ist für mich persönlich ja kein Thema, lass sie reden und so. Da greift wieder meine individuelle, persönliche Selektion. Mit solchen Leuten muss ich ja auch nichts zu tun haben, bzw. ich möchte das nicht und offenbar andersrum. Das ist okay und trennt mich von der breiten Masse und bestätigt mich in meiner individuellen Denkweise.

Zusammengefasst: Ich, Typ, tätowiert, kaufe Kerzen (mit und ohne Duft), habe sogar Bilder an meinen vier Wänden, einen Sorgenfresser, einen Wackelkopf-Groot, mache Rockmusik, höre gerne Metal und "aggressive" Musik, bin sensibel und schreibe meine Gedanken auf.
So und jetzt du Mob, welche Schublade passt zu mir? Eine? Mehrere? Eine ganze Kommode? Viel Spaß bei der Kategorisierung!

Wenn ich wollen würde, in eine Schublade gesteckt zu werden, dann doch bitte in die, mit der Aufschrift "Mensch"! Im Innern sind wir anatomisch doch eh alle gleich bis ähnlich aufgebaut. Mal abgesehen von der geschlechterspezifischen Anatomie. Und...man glaubt es kaum, wir stammen alle vom gleichen Tier ab. Wobei manche auch durchaus vom Hornochsen oder der Meckerziege abstammen könnten. Aber lassen wir sie mal in dem Glauben, dass der Greifdaumen und das Telegehirn (danke "Die Blumeninsel") sie zu etwas Höherem befähigt...