Sonntag, 30. September 2018

PODCAST: DIADN #6 - Anna, Essen

Buenos diaz, Cameron and you other guys. In dieser Folge vom Interview aus der Nachbarschaft, war die blumige Anna so freundlich, sich den Fragen des Kataloges und dem individuellen Blabla auszusetzen. Ein Gespräch, welches wieder mal vielerei Themen beinhaltet. Von legdays über Glauben bis hin zur Malerei. Wie immer war von Vielem etwas dabei und blieb dennoch im Rahmen.

Vielen Dank für dieses Gespräch und den Wein. Viel Spaß beim Hören!
➧ DIADN #6 - Anna, Essen



(das Gespräch wurde am 02.08.18 aufgezeichnet)
music by Tom le Mot

Freitag, 28. September 2018

Die Einfachheit der Dinge

Aufmerksam werden. Kontakt aufnehmen.
Kommunukativ sein. Sympathien empfinden.
Schreiben. Quatschen. Austauschen. Flirten.
Deutigkeiten hin und her werfen. Lachen.
Kommunikativ sein. Sich gut finden.
Treffen. Quatschen. Lachen. Chillen.
Austauschen.
Sachen hin und her werfen. Wein.
Deutigkeiten her und hin werfen.
Noch mehr Wein.
Sich noch mehr gut finden.
Sich näher kommen.
Zusammen sein.
Zweisamkeit.
Austausch.
Zusammenkommen.
Zufrieden sein.
Glücklich sein.

Es grüßt - Die Einfachheit

Sonntag, 23. September 2018

PODCAST: DIADN #5 - Markus, Nähe Münster

Back in business you podcast lovers ;) Heute gehts wieder los. Das Interview aus der Nachbarschaft geht in seine zweite, reguläre Staffel. Voll gespackt mit Menschen aus dem 1live FK gehts in den kommenen Gesprächen wieder um Alles und ein bisschen weniger.

Den Anfang macht heute der Markus. Ein eher stillter Vertreter seiner Zunft, ein ganz spezieller Mensch und ein guter Typ. Es war ein sehr friedliches Interview. Eher Eines der leiseren Sorte. Also spitzt Eure Ohren und hört rein. Viel Spaß dabei!

➧ DIADN #5 - Markus, Nähe Münster


(das Gespräch wurde am 26.07.18 aufgezeichnet)
music by Tom le Mot

Sonntag, 16. September 2018

PODCAST: DIADN Spezial #1 - Tom le Mot

Einen wundervollen guten Tag, wünsche ich!

Heute gehts wieder los. Das Interview aus der Nachbarschaft geht in eine neue, illustre Runde. Ich habe für Staffel 2 wieder 4 tolle Menschen getroffen und mit ihnen über Kataloge, Freundeskreise, Systeme, Religion, Musik und so viel mehr gesprochen. Es war mir ein sprachliches Beisammensein und eine tolle Erfahrung, erneut, fast wildfremde Menschen, vors Mikro und meine Fragen zu bekommen!

Den Auftakt zur kommenden Podcast Reihe macht heute aber ein Interview aus der Nachbarschaft Spezial. Dieses Interview ist ein bisschen outstanding im Vergleich zu den anderen Interviews. Meine bisherigen Gesprächspartner resultierten ja aus der FB-Gruppe des Freundeskreises. Und da mein geschätzter Schlagzeuger Tom nicht mal ansatzweise in dieser Gruppe ist, bekommt er ein separates Plätzchen in meinem Podcast und trägt auch zu Recht den Titel Spezial. Es war höchst unterhaltsam, eskalierend bis hin zu sehr nachdenklich. Wir haben gemalt, über Gott und die Welt, Krisen, Kollegah und noch ganz viele andere Dinge gesprochen. Viel Spaß damit.

Go for it. DIADN Spezial #1 Tom, Viersen

➧ DIADNS #1 - Tom, Viersen

music by Tom le Mot
(das Gespräch wurde am 22.08.18 aufgezeichnet)

Sonntag, 9. September 2018

Ein Schwenk aus dem Leben

Dass ich das mal schreiben würde - ein Schwenk aus dem Leben - verrückt. Aber hey, Sachen passieren ja glücklicherweise.

Freitag auf Samstag Nacht, halb vier. Ich bin dann mal wieder raus zur Arbeit. Mittlerweile immer mit dem Gedanken, ob der Typ der das Material da ablegt, dieses Mal wohl pünktlich ist. In letzter Zeit, besonders Samstags, kam es häufig zu Verspätungen. Dann steht man da an dem Ablagepunkt herum. Und das unter Umständen bis zu ner dreiviertel Stunden. Das war bisher die längste Wartezeit...obwohl, einmal wars fast ne Stunde...wie auch immer: super lästig. Besonders dann, wenn man keine zeitliche Idee davon hat, wie lange die Verspätung und die damit verbundene Verzögerung im Betriebsablauf sein wird. Ich habe ja Geduld, aber das ist dann, wie auf die DB zu warten...verschwendete Lebenszeit.

Ich gehe an dem Ort des Geschehens dann meistens auf und ab. Gehe sehr gemächlichen Schrittes eine ungefähr drei mal sieben Meter große Fläche ab. Immer wieder von der einen Hausseite nach vorne und zurück. An der Vorderseite ist die Straße, die Kreuzung, an der der Typ mit dem Lieferwagen immer erscheint. Deshalb stehe ich dann auf halbem Wege immer an der Straße und werfe hoffnungsvolle Blicke nach links, in Erwartung, die Karre böge als bald um die Ecke. Irgendwann erscheint ja dann jemand...aber bis dahin, naja, ich muss mir was ausdenken, am besten etwas Produktives, was ich in der Zeit von ungefähr fünfundvierzig Minuten machen kann. Das wäre gut.

Am Samstag Morgen war es mal wieder soweit, Verspätung, Zeitüberbrückung, Schritte, Kippen. Aber: Menschen. Also ein Mensch. Bürgersteig, Vorderseite, aus der linken Richtung. Nun gut, auf der Straße, ungefähr einhundert Meter von der Ecke der Kreuzung entfernt, da ist halt auch ne Kneipe. Und an einem Samstag morgen, retrospektiv Freitagabend, kann es gut sein, dass betrunkene Menschen aus der Kneipe auf der Straße laufen und irgendwo hinwollen...oft nach Hause. Ganz ehrlich: wenn ich um diese Uhrzeit sichtlich betrunkene Menschen auf mich zu kommen sehen, habe ich immer ein leicht merkwürdiges Gefühl. Wer weiß, was das für Leute sind. Allerdings, so die Erfahrung, sind einzelne Betrunkene eher harmlos. Gruppen von drei bis vier betrunkenen Halbstarken, die eine leicht asoziale Herkunft zu haben scheinen, sind da schon ne andere Nummer. Ich will ja nie etwas beschwören, allerdings bin ich da echt vorsichtig geworden. Die Welt halt, man kennt sie.

However, der einzelne betrunkene Mensch kam dann so langsam in meine Richtung. Er hielt auf halber Strecke zweimal inne, hustete, spuckte auf den Boden und torkelte dann weiter. Immer mit einer Hand, der Rechten, leicht erhoben an den Häuserfronten entlang. Na, herzlichen Glückwunsch. Mittlerweile war es so vier Uhr morgens. Ich hab mein Telefon, was ich da gerade in den Fingern hatte, erstmal verstaut und guckte mir weiter das torkelnde Etwas. Welche Elend, dachte ich mir. Es kam dann näher, bog um die Ecke, stracks auf mich zu. Hart am nuscheln aber immerhin bemüht ein freundliches tschööön nbend heraus zu bringen, brachte er dann ein tschööön nbend heraus und fragte mich, ob ich mal Feuer hätte. Jo, sagte ich. Und zweifelte daran, dass er die Zigarette, die er gerade im Begriff war zu drehen, wirklich was werden würde. Alles in Allem machte er mir den Anschein, in meinem Alter zu sein, sehr betrunken, aber harmlos. Er lehnte dann da so an der Hauswand, drehte bestimmt drei Minuten an der Fluppe rum, bevor ich ihm dann das Feuerzeug aushändigte.

Er war einer der Betrunkenen, die so leicht nach vorn über gebeugt dann da so mit dem Verfall und dem Prozess des Alkohols leicht kämpfen. Dennoch auf meinen Hinweis, ob er die Kippe wohl rauchen können, die er da gebastelt hatte, lachte er nur kurz und meinte, klar, kein Thema...ja das sah man. Selbstgedrehte mit Filter im Suff sind so ne Sache. Entweder völlig luftig oder so scheiße gedreht, dass der Filter bei der kleinsten Berührung mit den Leben wieder flöten geht. Ich fand das amüsierend und etwas traurig. Aber wir kamen dann ins Gespräch, was ich hier mache, als er mir das Feuerzeug zurück gab. Von sich aus. Sehr löblich.

"Arbeit, ne, ich warte hier schon ein bisschen..."

"Ja, wer will jetzt schon arbeiten?"

"Muss, oder? Aber ist eigentlich ganz angenehm, um die Uhrzeit. Und du? Kommst da vorne aus der Kneipe?"

"Jo...Bierstüü..."

Ein ekelhafter Husten überkam diesen Menschen. Rauchen, Alkohol, es war relativ frisch. Er so in Pulli und Jeans, machte wie gesagt einen echt normalen Eindruck. Und wahrscheinlich echt eloquent, wenn er nüchtern war.

"Ja, das Bierstübchen, was für ein Laden! Schon auch eher so die Kaschemme, oder?"

"Joo..."

Ich dachte mir nur, was macht ein relativ junger und normaler Mensch alleine in so einer Kneipe, an einem Freitagabend. Trifft man da wirklich Gleichgesinnte? Eigentlich ist das so ne Kneipe, wo die Mitfünfziger täglich abhängen und es eigentlich keinen anderen Gäste, als diese Stammgäste gibt. Man weiß es nicht so genau, warum, weshalb, wieso. War ja auch nicht mein Bier. Ich wollte nur, dass der Typ mit dem Lieferwagen umme Ecke biegt.

"Darf ich dich mal unverschämter Weise nach der politischen Einstellung fragen?" sagte er dann recht unvermittelt.

"Ja, sicher. Das System fickt uns alle."

"Jooo...ds Sysss"

"Genau, die Wirtschaftspolitik ist so sehr verzahnt mit den Mittelschiebern dieser Welt, dass es mir einfach nur auf den Sack geht, dem dennoch entsprechen zu müssen. Aber ich halte mich da sehr raus, aus der Politik. Das läuft eh so weiter, wie es die Wirtschaft will. Wir müssten einfach mal alle aufhören zu arbeiten. Dann würde dem System so Einiges durch die Lappen gehen. Aber der kleine Mensch, wahlweise die breite Masse ist überhaupt nicht bereit, zu verstehen, dass es anders sein könnte. Ich sags dir, die Kurzfristigkeit der Dinge...auch hier..."

"Jooo. Echt mal" bei diesem Satz wurde seine Stimme leicht lebendiger und definitiv lauter. Alkoholdynamik, wenn man emotional wird. "Die ganzen Pisser da oben...die drücken uns doch eh nur und wollen manipulieren."

"Vielen ist es aber echt egal, oder die setzen sich damit nicht weiter auseinander. Auch ein Problem unserer Generation. Wir sind nicht richtig am Anfang und nicht am Ende. So mitten drin. Etwas schwebend und wartend auf den großen Verfall."

"Jooo, das mal ne gute Einstellung, findsch korrekt."

Seine Zigarette hatte dann im Laufe der Unterhaltung in der Tat ihren Filter verloren...er war zwar bemüht immer mal wieder dran zu ziehen, aber das war doch sehr effektlos. Dann schleuderte er den übrigen Stummel unmotiviert auf den Boden und schien im Begriff zu sein, sich von der Hauswand zu lösen und sich auf zu machen.

Ich fragte noch, wo hin des Weges, er darauf: nach Odenkirchen. Ich so: na herzlichen Glückwunsch!! Er würde zu Fuß mindestens noch ne Stunde unterwegs sein, von da wo er jetzt war.

"Oha, dann wünsche ich mal eine gute Ankunft."

"Du bist korrekt, weißte?"

Er reichte mir zur Bestätigung seine Hand und torkelte wieder weiter.

Kurz drauf kam dann auch der Typ mit dem Lieferwagen um die Ecke.







Donnerstag, 6. September 2018

...made legday great again

Ein Tag sie zu knechten, so steht es geschrieben.
Ihre Beine zu binden, denn sie werden es lieben.
Schaut her, was ich da für Euch habe:
etwas Tolles, gar Bodenständiges, keine Frage.

Die Euphorie ist groß, die Bewunderung gewaltig.
Ein Bein für ein Bein, so wird es immer sein.
In regelmäßiger Notwendigkeit und dazu stetig,
ein Bein für ein Bein, für ein Bein ein Bein.

Voll stoischer Bewunderung und etwaiger Entgeisterung
bleibt das Volke dann am Bilde kleben,
denn es weiß, und das zu Recht, ein Bild von Beinen,
da kann es kaum was Schöneres geben?!

Scrollst du noch oder klickst du schon
den Button an, der sagen soll: Begeisterung?!
Oder wählst du doch die andere Option,
und bleibst bei einer Standard-Vorstellung!?

Große Ambitionen und ein wenig Profilieren,
der Sinn und Zweck des Tages ist ganz klar:
denn lange Beine gegen Langeweile, die sind rar,
mach bloß mit, sonst wirst auch du ihr erliegen.

Denn wenn die Langeweile einen dorthin treibt,
wo der Westen wild ist und man bleibt,
dann ist es schnell um uns geschehen.
Denn schöne Beine, die will man dann dort sehen.

Um auch die zu erwähnen, die nicht so lang geraten,
auch ihr, kurzen, dicken, krummen und geraden,
Stelzen, ihr seid genauso gefragt, wie die anderen,
lasst Euch nichts erzählen oder gar entmutigen.

Da, wo die wilden Beine wohnen,
ein Ort voll Bytes und Datenvolumen,
dort ist es schön, dort ist es toll,
Los, Beine, meistens seid ihr wundervoll.

Hast Du diese Aufgabe erst ein Mal gemeistert,
wird es Zeit für eine weitere Übung,
denn der Tag, der Tag des Beines, begeistert.
Gib dich dem Sog hin und schwelge schon bald in Erinnerung.

Sei froh um die Beine, die Dich tragen
denn sie bringen dich überall hin, ohne zu fragen.
Dann erfüllst auch du den Sinn, und kannst sagen:

I made legday great again!



Sonntag, 2. September 2018

Der Versprecher


...und so standen sie beide nun da. Etwas verwirrt, wie sie hierher gekommen waren, schauten sie sich ratlos und fragend an, blickten sich ein ums andere Mal in dem kleinen Raum um, in dessen Mitte ein kleines Pult montiert war. Sonst war in dem Raum nicht viel zu sehen. Außer einer leuchtenden Leuchtstoffröhre, die an der Decke angebracht war, dem kleinen Pult und ihrer beiden Personen, war da nichts. Es gab nicht mal eine Türe, geschweige denn, einen Lichtschalter.

Man stelle sich einen Klotz aus Beton vor, der innen hohl ist. Grau und kalt war es in diesem Betonraum. Der Raum war maximal drei mal drei mal drei Meter groß. Bei genauerem Hinsehen verschwamm die Flucht der einheitlichen Wände aber ein ums andere Mal, so dass der Raum sich leicht danach anfühlte, als würde er sich in sich selbst etwas bewegen. Ihr wurde etwas schwindelig und sie setzte sich auf den nackten Boden. Er, den Raum nach irgendetwas Greifbarem absuchend, tigerte nervös an den Wänden lang. Wer war sie, fragte er sich. Wer war er, fragte sie sich. Sie kannten sich nicht.

Kaum hatten sie diese Gedanken zu Ende gedacht, pulverisierte sich in der Mitte des Raumes, hinter dem Pult, eine Person in umgekehrter Reihenfolge. Nicht die Person war in umgekehrter Reihenfolge, sondern die Art und Weise, wie sie dort auftauchte. Man stelle sich nun eine pulverisierende Explosion vor, die rückwärts abläuft und in deren eigentlichem Anfang sich eine Person materialisierte. Die nicht vorhandene Luft wurde kurzzeitig von einem einzigartigen shooows erfüllt. Dann war es wieder stumpf und still. Die beiden bemerkten nicht einmal, dass sie ihre eigenen Atemgeräusche gar nicht hörten. Würden sie auf ihre Handgelenke schauen und einen Puls suchen, so würden sie diesen zwar sehen, aber nichts weiter spüren. 

Sie, während das Pulver sich verzog, immer noch auf dem Boden sitzend, sprang nun auf, wich einen Meter zurück und kalter Beton berührte ihre Hände. Er stand dort neben ihr, mit dem Rücken zur gleichen Wand. Beide schauten nun - zu Recht etwas entgeistert - in die Raummitte. Dort stand diese ominöse Gestalt an dem kleinen Pult. Grau, groß, ziemlich schlank. Ein adretter Anzug hing ihm locker auf den Schulter. Folgte man dem langen Revers hinauf zu seinem Gesicht, sah man ein Gesicht, das von Ausdruckslosigkeit geprägt war. Von dem langen stumpfen Kinn, über die schmale, leicht krumme Nase, bis hoch zur Stirn gab es keine Anzeichen für Mimik oder Ausdruck. Die Gesichtsfarbe war ebenfalls an das Grau des Betons angepasst und war aufgrund von nicht vorhandenen Poren, Falten oder Anzeichen von Bewegungen, glatt und emotionslos. Was die beiden aber wirklich erschaudern ließ, war die Tatsache, dass diese große, graue Person weder Augen noch Ohren hatte. An der Stelle, wo sich die Augen nebst Augenhöhlen normalerweise befinden, war einfach nur eine kahle, blanke Stelle. Keine Vertiefungen, wie bei einem Totenschädel. Eher so, wie bei einer Modellpuppe aus Holz: plan und eben, angepasst an die Symmetrie des Schädels. Die fehlenden Ohren gaben diesem Bild einen abrundenden Schwung und sorgten für regungslose Entgeisterung bei den vermeintlichen Gefangenen in dem Betonraum.

Die Gestalt am Pult lächelte ganz kurz, öffnete dann ihren ziemlich menschlichen Mund und sprach. Der Redner sprach die beiden an der Wand Stehenden direkt an. Er sprach so, als wäre es das Selbstverständlichste nun das Wort an sie zu richten. Seine Stimme war vertraut und angenehm. Sie fand, dass sich seine Stimme anhörte, wie die männliche Variante der Stimme einer ihrer besten Freundinnen. Er vernahm in seiner Stimme eine ähnliche Vertrautheit, auch wenn er nicht ganz zuordnen konnte, wen er mit dieser Stimme verbinden sollte. Stimme hin, Stimme her. In dem Betonraum gab es anscheinend überhaupt keinen Raumklang. Jedes Wort verebbte unmittelbar nach dem sein letzter Buchstabe gesprochen wurde. Kein Nachhall, kein emotionales Dehnen von Endungen. Es war sehr...wie soll man sagen? ...man hatte ein permanentes Gefühl der Komprimierung. Als er sprach, wurde jedes Mal ein kleines bisschen von einem Vakuum verdrängt, um den Worten ganz kurz Platz zu machen, um dann wieder mit einem lautlosen pflp die Dichte der Umgebung zu komprimieren.

"Hallo." sagte er. "Ich bin der Versprecher. Sei gegrüßt." Als er sprach, sprach er die beiden verwirrten Menschen gleichermaßen an. Sein Kopf war weiterhin in einer aufrechten Haltung, es war keine weitere Regung auszumachen, als die sich bewegenden Lippen. Mit Augen, wäre sein Blick wahrscheinlich starr und stierend gewesen. Seine Nasenspitze schien genau auf die Mitte zwischen den Beiden an der Wand zu zeigen. Sie mussten, wie gebannt, seinen Lippen folgen und den Worten lauschen. Es sah so aus, als würde er sprechen, allerdings tat er dies direkt in ihren Köpfen. Jeder der beiden vernahm unterschiedliche Worte, die der Versprecher aber gleichzeitig an sie zu richten schien. "Ich bin hier um Dir mein Wort zu geben." fuhr der Versprecher fort. "Höre auf meine Worte. Verlasse Dich darauf, dass es das wert ist."

Die Beiden lauschten weiter, etwas anderes blieb ihnen auch gar nicht übrig, und hörten dabei, wie
der Versprecher in ihren Köpfen kommunizierte.
Sie hörte: "Ich gebe Dir mein Wort, dass egal, was passiert, immer jemand hinter dir stehen wird, dich auffängt und im Notfall auch den Spaten bereit hält."  
Er vernahm: "Ich gebe Dir mein Wort, dass ich stets aufrichtig mit dir umgehen werde."

"Ich gebe Dir dieses Versprechen. Denn ich bin der Versprecher. Ich sage Dir Dinge, die du glauben sollst und kannst. Ich gebe Dir mein Wort. Achte darauf und behalte es in Erinnerung. Vertraue mir." So sprach der Versprecher zu den Beiden und wiederholte noch einmal, nun mit einer etwas verzerrteren Stimme: "Ich gebe Dir mein Wort, dass egal, was passiert, immer jemand hinter dir stehen wird, dich auffängt und im Notfall auch den Braten bereit hält." Zeitgleich und parallel:
"Ich gebe Dir mein Wort, dass ich stets unaufrichtig mit dir umgehen werde."

So war er...der Versprecher: eindringlich, im Kopf, vertraut und irgendwie versprechend. Nachdem er die Worte wiederholt hatte, verschwand er noch plötzlicher, als er aufgetaucht war. Dieses Mal blieb die umgekehrte Pulverisierung aus. Es gab auch keine wirkliche Dematerialisierung. Er war einfach weg. Ein Blinzeln reichte aus und er war verschwunden. Der Betonraum war wieder so stumm und komprimiert, wie zuvor. Beide schauten sich noch einmal kurz an und wachten verwirrt auf.

Sie öffnete schlagartig die Augen und starrte an die Decke ihres Schlafzimmers. Kalter Schweiß rann von der Innenseite Ihrer Schädeldecke und tropfte penetrant auf ihre Erinnerung. "Was ein behinderter Traum..." murmelte sie vor sich hin, als die Bilder und Worte des Versprechers in ihrem Verstand aufblitzten. "Ernsthaft? Es wird jemand hinter mir stehen, der einen Braten bereit hält!? Und wer war der Typ, der auch da gewesen ist? Warum träume ich von fremden Menschen?" Sie schüttelte innerlich heftig mit dem Kopf, bei dem Versuch diesen Traum einzuordnen. "Der Versprecher, der Versprecher...was eine Gestalt..." dachte sie voller Argwohn, stand auf, ging zum Kühlschrank und entnahm diesem ein Kaltgetränk. Während sie einen kräftigen Schluck aus der Flasche saugte, grübelte sie weiter: "...gebe Dir mein Wort...auffängt...Spaten...Sagte er wirklich Spaten? Oder hat er sich nur Versprochen, als er Braten sagte?" Sie erinnerte sich daran, dass der Versprecher zweimal zu ihr gesprochen hatte...wusste aber beim besten Willen nicht mehr, welche Variante ihr nun versprochen wurde..."...hmmm, Braten...." Bei diesem Gedanken, schien sich der Geruch eines lecker duftenden Stückes Fleisch, welches im Ofen lustig vor sich hingart, zu verbreiten...

Er öffnete schlagartig die Augen und starrte an die Decke seine Schlafzimmers. Warmer Schweiß rann von der Außenseite seiner Schläfe und bahnte sich seinen Weg entlang der Ohrmuschel, um dann von seinem Ohrläppchen zu tropfen. "Was war das denn jetzt für ein Traum?" dachte er sichtlich verwirrt. Die Stirn in Runzeln und mit einem leichten Kopfschütteln, setzte er sich im Bett auf, fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht und atmete einmal kräftig durch. "Ein Versprechen? Aufrichtigkeit...das ist ja eh voll mein Thema gerade...", resignierte er ein wenig und dachte weiter über diesen leicht skurrilen Traum nach: "Man, man, warum erinnere ich mich so gut an diesen Traum? Normalerweise bin ich doch gar nicht so...und überhaupt: fremde Menschen? Wer war sie? Und warum sah dieser Versprecher so aus, wie er aussah? Sagte er wirklich "..., dass ich stets unaufrichtig mit dir umgehen werde."? Oder war das nur ein Versprecher? Passen würde es ja irgendwie..." Er machte zuerst die kleine Lampe auf dem Beistelltisch an und sich dann selbst eine Zigarette. Blauer Dunst erfüllte den kleinen Lichtkegel und es schien für einen kurzen Moment nach Braten zu riechen...

Zeitgleich, aber an verschiedenen Orten kam den beiden spontan wieder das Bild des Antlitzes des Versprechers in den Sinn. Er sah schon gruselig aus. Ganz ohne Augen und Ohren...fahl, grau, karg, hager. Sie erschauderten für einen Bruchteil des Momentes und Gänsehaut fuhr, wie eine winzigkleine Laola-Welle, über ihre Körper hinweg. Seine Stimme war im Gegensatz zu seinem Äußeren allerdings sehr vertraut gewesen, erinnerten sie sich. ...und der Effekt mit dem rückwärts passierenden Pulverisieren war schon echt ein Hingucker. Die Gelähmtheit, die sie empfanden, als er zu ihnen sprach, war eher uncool. Und die Tatsache, dass man von fremden Menschen träumte war weiterhin dubios. Es war ein lebhaft unlebhafter Traum mit viel Erinnerungspotential. Für beide war es individuell aber simultan und dennoch ähnlich. Die Unsicherheit und Ungewissheit über die Deutung und Wahrnehmung dieses Traumes im Nachhinein, ließ beide noch ein wenig wach bleiben und darüber nachdenken, bevor sie wieder der gewohnten Schlafroutine beiwohnten.

Am nächsten Tag, Feierabend, traf sie sich dann mit ihrem besten Kumpel. Er traf sich wiederum mit seiner besten Freundin. Sie schilderten und erzählten ihren Herzmenschen von dem Traum aus der letzten Nacht. Beschrieben den Versprecher detailgenau und fragte wiederum nach der vermeintlichen Intention dieses Traumes. Den Rat, den sie dann jeweils von ihren Freunden bekamen, war sinngemäß sehr ähnlich. Ihre Freunde wussten nämlich um die jeweilige Situation in der sich die beiden gerade befanden.

Sie sah sich zur Zeit mit vielen Veränderungen und potentiellen Neuerungen konfrontiert. Sollte sie den alten Job hinwerfen und sich was Neues suchen? Sollte sie sich endlich von ihrem, sie nicht wirklich beachtenden Typen trennen? Und demnach auch umziehen müssen? Sollte sie einen komplett neuen Weg einschlagen? Der alte schien schon lange nicht mehr der richtige zu sein. Sie war allerdings etwas im Zweifel, ob diese Welt die geplanten Veränderungen hergeben würde. Der Versprecher hatte funktioniert.

Er war derjenige, der immer aufrichtig mit Anderen umging. Ein höchst sensibler Mensch, der ein Leben lang mit Unaufrichtigkeit, Vertrauensbrüchen und emotionaler Abhängigkeit konfrontiert war. Er befand sich gerade auf dem Weg in eine neue Geschichte. Bisher war es nur oberflächlicher Sex, aber es bahnte sich wohl etwas an. Wie solle er dies nun äußern? Genau so, wie immer? Aufrichtig und ehrlich, auf die Gefahr hin, damit alles kaputt zu machen? Oder solle er so tun als würde es ihm dieses Mal genügen, wie es wäre, und einfach mal unaufrichtig sein? Er war sich nicht sicher. Der Versprecher hatte funktioniert.

Versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen. So will es das Wort, wenn es gesprochen wird. Ein mündlicher Vertrag auf Vertrauensbasis. Ein Versprechen, dass zu halten ist, wenn man es äußert. War der Versprecher nun dieser Jenige, dem man aufs Wort glauben konnte, oder war die Mehrdeutigkeit seines Namens der springende Punkt bei der ganzen Angelegenheit?

Er sagte zu ihr: "Glaube mir, egal, wie du dich entscheiden wirst in den nächsten Tagen, ich gebe Dir mein Wort, dass egal, was passiert, immer jemand hinter dir stehen wird, dich auffängt und im Notfall auch den Spaten bereit hält. Derjenige werde Ich sein, das weißt Du ja! Und, wenn das mit dem Begraben von deinem baldigen Ex nicht klappt, dann mache ich dir auch einen Braten, keine Frage!" Sie lächelte, nickte und dankte ihm, dass er da war.

Sie sagte zu ihm: "Weißt du, du bist einer der feinfühligsten Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte und ich sage dir, sei weiter genau so wie du bist! Bleibe aufrichtig und echt. Derjenige, der deine Aufrichtigkeit nicht anerkennt, hat dich auch nicht verdient. Dann geht es eben weiter. Ich gebe Dir mein Wort, dass ich stets aufrichtig mit dir umgehen werde. Auch wenn das manchmal heißt, dir Dinge zu verbildlichen, die du vielleicht anders gewollt hast." Er lächelte, nickte und dankte ihr, dass sie da war.