Samstag, 31. März 2018

Missgunst - ein Einblick (Blog-Challenge Nr. 4)

Dieser Beitrag ist nun mehr - und das freut mich sehr - der vierte Teil der Blog-Challenge mit Karol von "Karol schreibt dies und das". Nicht nur, dass es schon die vierte Auflage ist, bei der wir ein Thema parallel beschreiben, nein, es ist auch ein weiterer Schreiberling, bzw. eine Schreiberline dazugekommen. Sprich: wir haben nun zu einem Thema drei unterschiedliche Beiträge und eventuell Ansichten und Herangehensweisen. Die Dritte im Bunde ist Jana von "The girl next door". Unser aller Thema für diese Challenge ist "Missgunst". Ich bin gespannt, was dabei rumkommen wird. Checkt unsere Blogs und Beiträge, viel Spaß!

Ms. Gunst uns ihr Gespür für Neid...ja, ganz toll. Wobei Neid auch als positiv bewertet werden kann. Wenn zum Beispiel aufgrund von Neid um Etwas, jemand angestachelt wird, eben das zu Beneidende auch erreichen zu wollen. Dann wäre Neid ein positiver Initiator. Aber primär gehts ja um Missgunst und die ist in jeden Fall als negativ aufzufassen.

Jemandem missgünstig entgegentreten oder aufgrund von Eifersucht eine spontane Antipathie zu entwickeln, ist nicht schön und wirklich kein feiner Zug. Das musste ich in den letzten Wochen leider am eigenen Leib erfahren. Ich war zum Einen selbst sehr missgünstig und habe meinen Unmut gegenüber Personen geäußert, die ich eigentlich mag und schätze. Zum Anderen wurde mir persönlich Missgunst an einer anderen Stelle entgegen gebracht. Mein eigenes Verhalten habe ich dadurch auf jeden Fall kritisch betrachtet und kam zu der Einsicht, dass ich das so nicht nochmal möchte. Die Missgunst, die mir zeitgleich von anderer Seite widerfahren ist, hat die Reflexion auf jeden Fall begünstigt, zu sehen, dass ich in dem Moment nicht so hätte reagieren dürfen, wie ich reagiert habe. Die Einsicht, im Nachhinein, ist leider zu spät gewesen und hat auf jeden Fall Wunden bei Menschen hinterlassen, die eventuell nur die Zeit wieder heilen kann, wenn überhaupt. Naja, toll war das Alles nicht, aber es ist passiert.

Ich kann zwar erklären, warum ich so emotional und in dem Moment befangen reagiert habe, nur ist das natürlich keine Entschuldigung oder Rechtfertigung. Ich hatte meine Emotionen einfach nicht unter Kontrolle und habe mir auf kommunikativem Weg sehr energisch Luft gemacht. Im Endeffekt habe ich den Grund für die Unzufriedenheit über meine Situation jemand Anderem in die Schuhe geschoben, habe mich übergangen gefühlt, alleine, selber nicht gewertschätzt und hatte das Gefühl, ausgetauscht worden zu sein. Warum, weshalb, wieso dieses Gefühl bei mir entstanden ist, hat definitiv seine Gründe, das kommt ja nicht einfach so, aber Ich war Partei A und B gegenüber missgünstig, wobei ich eigentlich nur Partei A für meine negativen Gedanken verantwortlich machen kann. Partei B wurde aber in dem Zusammenhang der Grund und zugleich Sündenbock für meine Missgunst. In dem Moment war es mir egal, wem ich da an den Karren pisse, Hauptsache Luft machen...ich kann so was dann wirklich schlecht bei mir behalten. Und der Rahmen und die Umgebung sind dabei völlig egal. Ich habe meine Missgunst also in einem öffentlichen Raum kundgetan, quasi mit Publikum, Abends, beim Feiern bzw. beim Beisammensein in einer Bar.

Alles nicht schön, ja, es tut mir auch definitiv leid, dass ich so rücksichtslos gewesen bin. Aber dennoch kann ich nicht hundertprozentig von der Hand weisen, dass die Gründe für diese Missgunst total unbegründet sind. Ich hätte mich definitiv nicht zu der harschen, rauen und verletzenden Art hinreißen lassen dürfen und hätte das ganz anders kommunizieren müssen und vor allen Dingen nicht in diesem Rahmen. Mir war in diesem Moment aber furchtbar egal, wer da vor mir gesessen hat oder in welchem Umfeld ich mich befunden habe. Jeder hätte meinen Zorn abbekommen, egal ob das nun ein Bekannter, ein Fremder, ein Freund oder die Familie gewesen wäre. Ich kann das eben nicht so gut, mit der positiven Miene zum emotional, negativen Spiel. Zum Teil gehört das durchaus zu mir. Im Endeffekt habe ich wahrscheinlich aber auch einfach zu viel in gewisse Dinge hinein interpretiert, die mich befangen gemacht, bzw. diese emotionale Geschichte gesteuert haben...lange Rede kurzer Sinn: es tut mir leid, die Menschen mit diesem Verhalten verletzt zu haben und ich sehe ein, dass ich mich falsch verhalten habe!

Zu der anderen Seite: ich mache im Moment ja leider dieser Trennung durch. Die Trennung von der Insel. Das Flüchten in andere Gewässer. Es ist alles irgendwie genauso, wie bei der Beendigung einer Beziehung. Eine Beziehung, die eigentlich toll war, bei der es aber zu Anfeindungen bei der Trennung kommt. Schuld wird von A nach B geschoben. Unmut geäußert. Dinge werden einem vorgeworfen. Man wird mit Missgunst über einen selber oder diese Situation konfrontiert. Ich merke aber, dass ein beträchtlicher Teil der Missgunst, mir ganz alleine gebührt. Ich kann irgendwie nachvollziehen, warum das so ist (ich meine die Gründe dafür zu kennen, warum sich jetzt so negativ verhalten wird). Ich habe die Befangenheit ja selber parallel ausgelebt. Und deshalb kann ich nur bekräftigen, dass so etwas wirklich nicht schön ist. Ob man das nun selber ausführt oder ein Opfer von Missgunst oder Missfallen ist. So sollte es wenigstens im Nachhinein sein. Vorausgesetzt man hat ein Gewissen. Sollte man wirklich völlig rücksichts- und gewissenlos sein, werden einem die Anfeindungen und Missgünste wohl egal sein. Dann sieht man aber auch nicht, dass man damit Schaden anrichtet oder verletzt. Wenn diese Missgunst, wie in diesem Falle, auch nur eine Projektion der eigenen Empfindungen und/oder Probleme ist (wie es auch in meiner Situation war), sollte man sich zwangsläufig fragen, ob das so richtig ist, damit weiterzumachen.

Wie gesagt, zu viel Missgunst sprengt irgendwann den Rahmen und man distanziert sich dann voneinander. Das muss man dann für sich selber wissen, ob man das möchte oder nicht. Wenn null Einsicht passiert, dass dieses Verhalten gesellschaftlich nicht gerade toll ist, ist es nur ganz normal, dass man damit die Leute eher von sich wegstößt, als sie an sich zu binden. Auf Dauer kommt man mit dem Verhalten nicht weit, denke ich. Oder man ist ein Egoist und Narzisst, dann ist so etwas wie Mitgefühl oder Empathie ja meistens völlig egal und man geht seinen Weg. Das ist okay, das nehme ich auch so hin und akzeptiere das aktuell bei jemand Anderem. Dann möchte ich aber auch darum bitten, dass akzeptiert wird, dass ich mich dem einfach nicht weiter aussetzen möchte, da es nichts bringen würde mit dieser Einstellung auf diplomatischem Wege umzugehen. Deshalb ist die Missgunst über die Dinge und Situationen in der aktuellen Trennung leider immer noch präsent und so stark, dass es persönlich bleibt und das ist schade. 

*(ironischer Einschub): Die Rolle eines Sündenbockes, ja, was soll ich sagen, die ist auf jeden Fall total toll und wirklich erstrebenswert. Das sollte jeder mal machen. Kann ich echt nur empfehlen. Man bekommt so viel Aufmerksamkeit, sogar ungefragt. Man erfährt Dinge über sich selber, von denen man nicht die geringste Ahnung hatte. Und man kann sich komplett auf die Meinung des Gegenüber verlassen. Etwas Anderes zählt ja eh nicht. Also ich muss sagen, dass ich gerne der Sündenbock bin. Das macht Spaß. Ich lache viel und es ist gar nicht anstrengend darüber nachzudenken, warum jemand so reagiert, und das über einen solchen Zeitraum. Wirklich, Sündenbock wird mein neues Sternzeichen, ich lasse mich umtaufen! (Ende der Ironie)*

...zusammenfassend kann man also sagen, Missgunst, nein das ist nicht gut. Es passiert. Immer wieder, oft, täglich. Es ist zu unterscheiden auf welchen Ebenen das passiert und in welchem Umfang. Ob es frei kommuniziert wird oder nur gedacht wird. Die Kommunikation von Missgunst ist auf jeden Fall nicht einfach. Für keine Seite. Oft ist es emotional gesteuert und nicht rational. Es ist definitiv nichts Schönes und auch nichts, auf das man stolz sein sollte. Es muss eigentlich nicht sein, aber ich denke die Wenigsten sind komplett frei davon. Das ist ja auch okay, nur sollte man immer merken, wenn so etwas negativ auffällt und sollte dann dementsprechend etwas daran ändern, sofern man das möchte und kann. So lange aber keine Einsicht passiert, und nur die Missgunst vorherrscht, ist es aber wirklich schwierig, immer neutral zu bleiben...


Ich bin nun wirklich auf die anderen beiden Beiträge zu diesem Thema gespannt und freue mich, zu lesen, wie Karol und Jana das Ganze beschrieben haben werden. Immer wieder eine feine Sache, wenn solche übergreifenden Schreibsachen funktionieren! Go for the Beiträge, drei Stück, ein Thema!






Samstag, 24. März 2018

Der Untergang einer Insel

...dass einige Inseln bald untergehen werden, ist dank des Klimawandels ja nicht von der Hand zu weisen. Die eisigen Polkappen schmelzen, die Pegel der Weltmeere steigen. Tiere verlassen Ihre ursprünglichen Lebensräume und sind gezwungen in andere Gefilde auszuweichen. Der Lauf der Dinge, yay! Neue Entwicklungen werden dadurch begünstigt, es bieten sich trotz des Verlustes neue Möglichkeiten...wenn man sich dem neuen Umfeld anpassen kann.

Inseln gehen unter. Auch die Privaten. Selbst die, die ich als nicht sinkbar bewertet hatte, tauchen leider, leider ab und sind bald nicht mehr zu sehen, nur die Erinnerungen bleiben. Wie bei aussterbenden Arten bleibt bald nur noch ein Stück von der Ewigkeit zurück. In diesem Fall (glücklicherweise) konserviert in Musik. Denn nichts bleibt für die Ewigkeit, aber Musik! Ja, die Musik bleibt. Bands bleiben manchmal aber nicht. Das liegt in meiner aktuellen Situation nur leider so gar nicht an der Musik, sondern an Idealen, Vorstellungen und dem Umgang miteinander.

Wenn die Pegel so hoch sind, dass die Gefahr droht, komplett unterzugehen, sollte man die Anzeichen dafür eigentlich schon mitbekommen haben und müsste in der Lage sein, durch Kompromisse und Kommunikation für einen Weiterbestand des persönlichen Ortes sorgen zu können. Wenn diese Kommunikation zum Erhalt des gemeinsamen Refugiums allerdings so arg, rücksichtslos, nicht übereinstimmend und paradox passiert, dass man leider besser beraten ist, die Insel zu verlassen, sollte man tatsächlich die Segel setzen und aufbrechen, solange es noch geht.

Beim alltäglichen, subjektiven Inselsterben werden immer einige Bewohner zusammen mit ihren Insel untergehen und verschwinden in den weiten, wogenden Wellen des Wahnsinns namens Leben. Auf anderen Inseln verschwinden alle Bewohner zeitgleich und lassen die Insel einfach komplett für sich alleine zurück und verlassen den verlassenen Ort dann, ohne dass sich noch jemand kümmert. Wiederum andere Inseln werden trotz der Trennung einer Minderheit weiterbestehen können, da der Großteil den Erhalt des Eilandes fokussiert.

Ich für meinen Teil muss aktuell eine (für mich unglaublich wichtige) sinkende Insel verlassen, obwohl ich das niemals wollte. Niemand hat das so gewollt. Niemand hat das so absehen können. Aber manchmal verändern sich die Vorstellungen und Ideen vom gemeinsamen Bewohnen einer Insel so drastisch und offenbar schnell, dass man kein harmonisches Miteinander mehr produzieren kann. Wenn sich Lager bilden und die Insel in Parteien aufgeteilt wird, wenn es Bereiche gibt, die für Aus- und Abgrenzung sorgen, dann ist ein harmonisches, familiäres und leichtes Miteinader im vermeintlich schönsten Ort der Welt, nicht mehr möglich. Wenn das Refugium kein Refugium mehr ist, ist es Zeit für Veränderung. 

Vor geraumer Zeit - in der dunkelsten Episode meines Lebens - hätte ich diese prägnante Veränderung wohl weitaus weniger positiv angehen können. Ich hätte mich zurückgezogen, wäre einfach nur entmutigt, enttäuscht und entkräftet gewesen und hätte die Musik wahrscheinlich wieder für unbestimmte Zeit an den Nagel gehangen. Ich wäre selber untergegangen, vielleicht mit der Insel, vielleicht meilenweit davon entfernt, irgendwo auf dem Ozean treibend. Eine kalte und schwere Gleichgültigkeit des Gesamten hätte mich wahrscheinlich wieder gepackt. Eine Gleichgültigkeit, der das Untergehen egal ist. Ich wäre einfach abgesoffen.

Gut, dass ich auf dieser ungewollten und ungeplanten Reise einen Begleiter an meiner Seite habe, der das gleiche Verständnis für eine harmonische Inselpopulation hat. Gut, dass mein Begleiter, ebenso ein Fernglas dabei hat, um die neuen Häfen und Lande zu sichten. Gut, dass wir in der Lage sind, gemeinsam ein neues Floß zu bauen, um nicht unterzugehen. Gut, dass wir beide diese kalte, schwere Gleichgültigkeit kennen und wissen, dass das nicht Alles ist. Stille Wasser sind zwar tief und ruhig, aber der Sauerstoffgehalt am Grund ist in jedem Fall zu niedrig, um dort bestehen zu können. Danke für diesen zusätzlichen, externen Wind in den Segeln.

Natürlich bin ich über die Entscheidung, dass diese unfassbar famose Band so nicht mehr weitermachen wird und kann, verärgert, enttäuscht und traurig. Es ist noch recht frisch und die Gedanken dazu schweben noch ziemlich omnipräsent umher und beherrschen leider mein Gemüt im Moment. Es ist wie die Trennung einer langjährigen Beziehung. Alles andere als einfach. Es hing ja zumal unser aller Herz an dieser Insel...unserer Insel. Nun wird Diese zurückgelassen werden, noch etwas unbestimmt, ob sie endgültig auf dem Grund landen wird. Es ist einfach schade und es ist traurig. Aber manchmal ist es der bessere Weg, wenn man nachgibt und ausweicht. Besonders dann, wenn man aufgrund von Bemühungen zum Fortbestand nur auf Ignoranz, Unverständnis und Rücksichtslosigkeit trifft.

Zwei von drei Bewohnern der Insel Makiwara müssen die Insel nun leider verlassen und machen sich auf den Weg über den großen Teich der Lebenssuppe, auf zu neuen Ufern. Zwar unter einer anderen Flagge, mit einem anderen Symbol, aber mit den gleichen musikalisch-gesellschaftlich gefärbten Absichten und dem Willen ein neues Refugium erschaffen zu können. Gut, dass wir noch schnell ein Floß bauen konnten. Gut, dass wir in der Lage sind, zu schwimmen wenn die Gefahr droht, unterzugehen.

Diese Insel, genau, wie die anderen Musik-Inseln in meinem bisherigen Leben, wird immer ein Teil von mir bleiben und ich bin unendlich dankbar für eine ganz wunderbare Zeit, die ich wahrnehmen durfte! Eine für mich persönlich sehr wichtige Zeit. Eine Zeit, in der ich unglaublich viel Neues lernen und erfahren durfte. Eine Zeit, die mich gestärkt hat. Eine Zeit, die mir Mut gemacht hat. Eine Zeit dich mich positiv verändert hat. Eine Zeit, die mich wieder mehr zu dem gemacht hat, was ich mal gewesen bin und was ich wieder sein will. Eine tolle musikalische Erfahrung, die bleibt. Schade und traurig ist es aber dennoch! Und es wird bestimmt noch ein paar Momente brauchen, bis ich das versunkene Makiwara auf dem Grund meiner Erinnerungen besuchen kann ohne dabei nach Luft zu schnappen oder mir Kiemen wachsen lassen zu müssen. Genau wie Crowd, Dadrox, Earmarked und Atlantis, wird Makiwara eine versunkene, aber nicht verschwundene Stadt sein, in der ich sehr gerne gelebt und meine Zeit verbracht habe!



Samstag, 17. März 2018

Der schlafwandelnde Gitarrist

Dieser Beitrag entsteht aus einer illustren Kommunikation heraus, die im 1Live-Freundeskreis passiert ist. Jemand wollte das so, bzw. hatte die wunderbare Idee der Verflechtung von vier Einzelthemen, die ich hier beschrieben habe oder noch beschreiben werde. Es folgt eine Geschichte, eine kleine Erzählung. Sci-fi, Drama, Komödie, Fantasy? Von Allem etwas, würde ich sagen. Nehmt Euch bitte ein bisschen Zeit, es ist etwas mehr geworden. Viel Spaß und danke für die Inspiration dazu!


Der schlafwandelnde Gitarrist


...Mittwoch, drei Uhr Nachts. Ein Mann setzt sich in seinem Bett auf. Dies geschieht auf recht obskure Art und Weise. Nicht, wie man sich das unter normalen Umständen vorstellt. Denn der Mann, seines Zeichens Gitarrist, der was auf sich hält, schläft. Dennoch sitzt er nun kerzengerade in seinem Bett, vermeintlich regungslos. Die Augen sind weit geöffnet. Sein Blick ist starr. Würde man ihm nun mit einer Hand vor dem Gesicht rumfuchteln, würde er nicht reagieren, selbst ein Zucken oder Blinzeln wäre eher nicht zu erwarten. Er starrt einfach nur in eine Richtung, sich selbst nicht bewusst, dass das gerade passiert...

Der Mann, ein Gitarrist, seines Zeichens locker, flockiger Draufgänger mit promiskem Verhalten, ist nämlich Somnambulist. Er ist ein Schlafwandler. Ein Nachtwandler. Jemand, der bewusste motorische Ausübungen vollführt, obwohl der Schlaf ihn eigentlich daran hindern sollte. Jemand, der nicht mitbekommt, dass er des Nachts umherläuft, Türen öffnet oder Lichtschalter betätigt. In seinem Falle ist die Ausprägung dieser Schlafstörung so stark, dass er sogar das Haus verlässt und in Boxershorts auf der Straße und in der Nachbarschaft herumläuft. Das passiert alles unterbewusst versteht sich. Im besten Fall, so wie bisher, kam der promiskuitve und somnambulistische Gitarrist auch ohne große Zwischenfälle und unbeschadet wieder von alleine in sein Bett zurück. Meistens konnte er sich nicht mal erinnern, was während des Schlafwandelns passiert war.

Der Mann wusste aber mittlerweile von seiner Schlafstörung und dem Schlafwandeln. Diese seltene Störung hatte er nun schon ein paar Jahre miterleben dürfen (sprich immer nachträglich, oder wenn er während des Wandelns oder danach aufgewacht war). So fand er sich zum Beispiel eines morgens auf dem Küchenboden wieder, neben ihm zwei aufgeschlagene Eier, etwas Mehl, Milch. Er erwachte an jenem Morgen - auf dem Boden der Küche - aus einem verschwommenen Traum, in dem er sich mitten in der Nacht Pfannekuchen machen wollte. Zum Glück trug er nur die Zutaten zusammen...er hatte dann wohl keine Pfanne griffbereit...so schlief er, die Zutaten auf die Kacheln geworfen, wieder ein und wunderte sich am nächsten Morgen, über die veränderte Umgebung.

Solche Ereignisse hatten ihn auf jeden Fall vorsichtiger werden lassen. Er verstaute gefährliche Haushaltsgeräte nun immer sehr viel bedachter und sicherer, schloss diverse Türen ab und polsterte die eine oder andere scharfe Kante von irgendwelchen spitzen Objekten, mit irgendwelchen weichen Materialien. So konnte er guten Gewissens einschlafen, ohne Angst haben zu müssen, eines Nachts blutend, verletzt oder mit gekochten Eiern auf zu wachen. Soweit so gut. Er lebte einfach damit weiter, es war ja nie etwas Krasses passiert. Bis zu diesem einen, ganz besonderen Ereignis, das ihm bisher nur einmal passiert war. Diese Erfahrung würde er allerdings nie wieder vergessen und ihn nachhaltig verändern. Denn bei diesem Mal wachte er während eines recht lebhaften und sich real anfühlenden Traumes auf.


Folgendes ist ihm passiert:

An einem Dienstagabend kam der semi-erfolgreiche Gitarrist von einer Session nach Hause. Es war schon spät, er hatte bei der Session ordentlich gebechert und war mittlerweile gut angetrichtert. Er schwelgte in Erinnerungen an eine, für ihn, erfolgreiche Session, bei der er wundersamer Weise drei Stunden lang ganze vier Akkorde spielte. (Er konnte zwar auch noch einen Fünften, der war Ihm aber zu kompliziert, da hätte er sich bestimmt verspielt und das wollte er nicht.)
Gitarristen fallen ja immer irgendwie auf, egal ob sie gut spielen oder auch nicht. Aufgefallen war ihm an dem Abend auch das ein oder andere Mädel, das in den karg besetzten Stuhlreihen gesessen hatte und ihn mehr oder weniger anhimmelte. So war auf jeden Fall seine Wahrnehmung. Promiskuitiv wie er war, wusste er ja, was das Gitarrespielen alles bewirken konnte und das nutzte er auch aus. Von den potentiellen Sexualpartnern, die an dem Abend in der Location waren, drei an der Zahl, konnte er wenigstens eine Nummer abstauben.

Glücklich und zufrieden mit dem Gedanken, dass er ein toller Hecht sei, genehmigte er sich zu Hause noch ein Gute-Nacht-Bier, dachte an die coole Session, die Uschi, die er bald knallen würde und an die anderen Chicks, die er schon wenigstens einmal begattet hatte. Es lief bei ihm. Super praktisch war zudem auch, dass in der Nachbarschaft zwar wenige Menschen wohnten, davon aber gut die Hälfte Studentinnen in einem Wohnheim waren, die er schon mit seinem Charme und seinem wahnsinnigen Gitarrenspiel beeindrucken konnte. Er lebte seine sexuellen Vorlieben, mit vielen, verschiedenen Partnerinnen zu schlafen, also voll aus. Mit diesem Gedanken und gut Einen sitzen, ging er dann irgendwann ins Bett und schlief auch ziemlich schnell ein.

...Mittwoch, drei Uhr Nachts. Ein somnambulistischer, zudem promiskuitiver, semi-guter Gitarrist setzt sich in seinem Bett auf. Er schlafwandelt. Er bekommt nicht mit, was er in dieser Episode seines Lunatismusses erleben wird. Er sitzt, starrt in die Dunkelheit. Plötzlich schlägt er die Decke beiseite, streckt zuerst das eine Bein aus dem Bett, stellt es auf den Boden, dann das Andere. Er steht auf. Zielstrebig bewegt er sich nun aus dem Schlafzimmer heraus und geht in den Flur. Nur mit einer Boxershorts bekleidet, nimmt er die Wohnungstüre mit seinen starren Augen ins Auge und läuft an dem großen Spiegel im Flur vorbei, ohne sich selbst auch nur eines Blickes zu würdigen. Der Mann nimmt die Klinke in die Hand, öffnet sie, schreitet auf den Hausflur und geht stracks die eine Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Hätte er mitbekommen, was er da tat, wäre Ihm aufgefallen, dass er seine Wohungstüre einfach offen stehen gelassen hatte und es zudem, drei Uhr Nachts, etwas zugig unten rum war. Aber wenn du nichts mitbekommst, ist auch ein frisches Lüftchen relativ egal. Hätte er zudem am Vorabend nicht so viel getrunken, hätte er die Wohnungstüre auch vorsorglich abgeschlossen, so wie eigentlich immer...aber naja, wir alle wissen: Alkohol macht Sachen.

Noch eine Türe geöffnet, steht er nun vor dem Mietshaus auf dem Bürgersteig, dreht sich nach links und geht ein Stück weit weiter. Die Studentinnen wohnten tatsächlich auch in dieser Richtung, in einem kleinen Wohnheim, bestehend aus einzelnen Appartements. Wahrscheinlich geriet er in den Prozess des Schlafwandelns, als er gerade von Schweinkram mit einer oder mehreren Studentinnen träumte. Diese Traumwahrnehmung veranlasste ihn wohl auch zu dieser Reise. Vielleicht trug auch der Alkohol vom Vorabend noch dazu bei. Er war ja schließlich glücklich und zufrieden eingeschlafen, mit Gedanken an irgendwelche Uschis bei irgendwelchen Sessions.

Der Gitarrist war nun tatsächlich auf der Höhe des Wohnheims angekommen, bog ein weiteres Mal scharf nach links ab und steuerte sehr zielstrebig auf ein Appartement zu. In der Vergangenheit war es schon öfter vorgekommen, dass er sich kurzfristig bei einer dieser Uschis gemeldet hatte und diese, manchmal auch Nachts noch, reagierten und auch Spaß haben wollten. Man kannte sich ja schließlich schon und war sich einig. Bisher war er aber noch nie schlafwandelnd bis vor eine Türe der Appartements gekommen. Entweder lief er immer in die andere Richtung oder aber vorbei und dann wieder zurück. Was er allerdings nicht wusste, da er bei diesen nächtlichen Reisen bisher immer wieder in seine Wohnung zurück gekehrt war.

Da stand er nun. Vor der verschlossenen Türe eines Appartements. Halbnackt, von Sex träumend, mit offenen Augen und einem halb errigierten Penis, der weiterhin für mehr Belüftung unten rum sorgte. Er klopfte zaghaft an, er klingelte nicht, er klopfte. Knöchel auf Holz. Tock, tock, tock. Für einen Außenstehenden hätte es wohl so ausgesehen, als hätte er bewusst an diese Türe geklopft. Die motorischen Automatismen beim Schlafwandeln sehen schon sehr gewollt aus. Und in der Tat...die Türe öffnete sich. Er trat ein bzw. wurde hereingelassen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war der promiskuitive, semi-gute Gitarrist immernoch in einer Phase des Schlafwandelns, bekam von der Situation also weiterhin nichts bewusst mit. Er träumte bestimmt von der Einen aus dem Wohnheim...die Eine, die es irgendwie konnte, obwohl sie jetzt nicht so die mega Granate war. Aber als semi-guter Gitarrist, sind die Ansprüche ja auch angepasst. Er träumte auf jeden Fall davon, wie er eines Abends bei ihr auftauchte, um Sex zu haben. Sie tranken ein bis zwei Gläser Wein, blödelten ein bisschen herum, kamen immer mehr in Stimmung und entkleideten sich dann nach und nach. So stand er nun fast nackt, nur noch die Ungerbuchs an, in dem kleinen Appartement vor einem Bett, und träumte davon, dass er nen mittelmäßigen Ständer hatte und sie vor ihm kniete, seine Boxershorts herunterzog und anfing im ordentlich einen zu blasen. Ein tolles Gefühl, selbst im Traum. Auch wenn sie nicht die mega Granate war, Schwänze lutschen, das konnte Sie gut...richtig gut. Also Seinen, er hatte ja nur einen Penis. Aber Sie musste in Ihrem Leben schon oft geübt haben, so meinte der semi-gute Gitarrist, nachdem er das erste Mal was mit Ihr hatte. Das kommt ja wohl nicht von ungefähr, meinte er.

Er stand also weiter so da, ließ sich oral befriedigen und merkte im Traum, wie auf einmal Alles ganz schnell ging. Seine Erregung stieg immer mehr, er konnte irgendwie wahrnehmen, wie der Punkt kam, an dem Mann normalerweise innerhalb von ein paar intensiven Sekunden kommen könnte. Da er in dieser nicht ganz wachen Phase noch keine direkte Kontrolle über seinen Körper hatte, ließ er es einfach zu. Sie machte ja auch weiter. Er kam also durch einen Blowjob zum Höhepunkt und erwachte just in dem Moment, als sich die gesamte Anspannung, die sich während der Stimulierung angesammelt hatte, in einer wohlwollenden, expulsiven Erleichterung auflöste. Er wachte auf. Das letzte Bild in seiner Traumwahrnehmung war tatsächlich, dass er durch den Blowjob in ihren Mund kam. Sie es sogar wohlwollend forderte.

Das erste Bild, was er dann aber bewusst wahrnahm, als er aufwachte, zeitgleich als er kam, ließ Ihn allerdings lauthals aufschreien und in einer unglaublichen Intensität das Appartement fluchtartig verlassen. Er rannte, sich die Shorts gerade noch hochziehend, dann die Hände über dem Kopf zusammenschlagend, so schnell, wie er konnte zurück zu seiner Wohnung. Glücklicherweise war die Haustüre, Marke sehr einfach, nicht von alleine ins Schloss gefallen und stand immernoch offen, als er, völlig außer Atem, dort ankam. Er flitzte in den ersten Stock, seine Wohnung stand ebenso noch offen, betrat seine Bude setzte sich auf die Couch und versuchte zu begreifen, was da eben passiert war. Der Traum war doch so gut gewesen, auch wenn Sie keine mega Granate war, ein Blowjob ist doch immer toll...

Der semi-gute Gitarrist, mit somnambulistischem Hintergrund und dem Hang zu Promiskuität, klopfte in dieser Nacht nämlich nicht an die Türe irgendeiner Studentin, sondern an die Türe von dem einen, männlichen Studenten, der da wohnte. Der heterosexuelle Gitarrist kannte den Studenten nur flüchtig, wusste aber, dass dieser schwul war und ihn schon immer etwas zu nett anlächelte, wenn man sich über den Weg lief, so fand er.

Das erste Bild, als er in dieser Nacht also aufwachte, war ein fast fremder, halbnackter Mann, der vor ihm kniete und es ihm gerade oral besorgt hatte. Dabei schien der Student auch jetzt immer noch etwas zu nett zu lächeln. Der Gitarrist starrte den Studenten nur ein paar Sekunden an und ergriff dann panisch die Flucht..

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Student von dem Schlafwandeln des Gitarristen wusste, warum auch immer, und diese Situation einfach ganz egoistisch für sich verwendet hatte. Er habe sich dabei nicht viel gedacht, meinte es doch nur gut. Er war zwar etwas überrascht, aber freute sich auch über den halbnackten Mann, der so unvermittelt vor seiner Türe erschienen war. Der Student sah den nächtlichen Besuch auch als Angebot, als glücklichen Zufall. Und das hatte er einfach gerne wahrgenommen. Warum auch sonst, sollte ein halbnackter Mann, den er ja auch irgendwie anhimmelte, mitten in der Nacht an seine Türe klopfen? Er wollte nur spontan sein und dem Gitarristen hätte es doch auch gefallen.
Dass der Student genau zu diesem Zeitpunk noch wach war und die Türe öffnen konnte, war reiner Zufall. Dass er genau wusste, was Somnambulismus ist, machte Ihn natürlich irgendwie zu einem Täter, was ihm ein ziemlich schlechtes Gewissen bereitete. Er war doch kein schlechter Mensch und Gitarrespielen konnte er auch nicht. Er hatte sich fest vorgenommen, eine ehrliche Entschuldigung an den Gitarristen auszusprechen.
Der Gitarrist hatte allerdings viel zu viel Scham und Angst und ein kleingeistiges Denken, um die Angelegenheit mit dem Studenten überhaupt klären zu können. Er erzählte niemandem von dem Vorfall. Niemandem, niemals. Der Student war bestimmt etwas traurig, dass es nicht nochmal dazu kommen würde, der Gitarrist wollte aber einfach nie wieder darüber nachdenken, reden oder was auch immer...


...nach diesem speziellen Ereignis hatte der Gitarrist keine einzige Anwandlung von Somnambulismus mehr. Er traf sich dann, recht zügig, irgendwann mit der Uschi von der Session. Sie kamen zusammen, er legte seine promiskuitive Art ab und heiratete die Uschi. Sie bekamen zwei Kinder, einen Hund und ein Haus mit Garten. Er hatte nie wieder Sex mit anderen Partner, als mit seiner Ehefrau, der Uschi von der Session. Und das dann auch nur, um die zwei Kinder zu zeugen, die Sie wollte. Das semi-gute Gitarre-Spielen hatte er zudem als nicht mehr nötig erachtet und hing auch das an den Nagel. Letztendlich wurden beide sogar nebeneinander in einem Familiengrab bestattet. Er nahm den Grund für die komplette Veränderung seines Lebens buchstäblich mit ins Grab. Alles in Allem wurde dieser eine Traum zu seinem ganz persönlichen Trauma und änderte diesen Menschen von Grund auf.


Ein Märchen mit zwei Happy Ends...oder auch nicht, je nach dem. Dafür mit viel Moral und kaum Spaß :D Macht was daraus!


"Schlafwandelnde Gitarristen, die aufgrund ihrer Promiskuität einen Blowjob erhalten?" Ist übrigens der Satz gewesen, der das Alles ins Rollen gebracht hat, another thx!

Sonntag, 11. März 2018

Somnambulismus - eine Störung des Prozesses

Dieser Beitrag ist ebenfalls ein Bestandteil der Kombinations-Geschichte, die ich vor Kurzem geschrieben habe, ein sehr großer Bestandteil sogar. Deshalb möchte ich nun ein wenig auf das Wort Somnambulismus eingehen, bzw. zusammenfassen, was das überhaupt ist.

Somnambulismus kommt, wie so viele Fremdwörter und fach-chinesisches Zeug, nicht aus dem Chinesischen, sondern aus dem Lateinischen und setzt sich aus somnus, „Schlaf“ und ambulare, „umherlaufen, spazieren“ zusammen. Es bedeutet nichts Anderes, als Schlafwandeln. Seltener wird auch von Nachtwandeln oder ganz historisch von der Mondsucht gesprochen. Beim Schlafwandeln ist es so, dass betroffene Personen ohne wirklich aufzuwachen, das Bett verlassen können, umhergehen und mitunter die ein oder andere Tätigkeit vollführen. Dieser Zustand, in dem man sich dann befindet, ist eine Art Dämmerzustand. Ein ganz eigenartiger Zustand. Schlafwandler haben die Augen geöffnet, reagieren aber nicht auf optische Reize. Es ist eine Art Starren. Den Erfahrungsberichten nach, findet während des Schlafwandelns keine bewusste Wahrnehmung statt. Der Somnambulist hat einen leeren Blick, die Augen sind geradeaus gerichtet.

Obwohl motorische Tätigkeiten wie selbstverständlich durchgeführt werden, leidet der Schlafwandler während des Wandelns unter Umständen an Symptomen, wie Einschränkung der Geschicklichkeit, Verminderung der Reaktivität, Orientierungslosigkeit oder einem einsetzenden Hungergefühl. Wenn man den Gedanken mal spontan etwas theatralisch und überspitzt bedenkt, so sind ziemlich viele potentielle Unfälle möglich, die während des Schlafwandelns passieren könnten. Zu dem erinnert sich der Schlafwandelnde nicht an das, was er getan hat und wacht mitunter an einem anderen Ort, als dem eigenen Bett, wieder auf. Ich stelle mir das schon sehr gruselig vor, wenn man das selber erlebt. Da wachste einfach auf dem Badezimmerboden oder im Flur auf, statt im Bett. Was soll man sich denn dabei denken?! Naja, es gibt ja Ansätze und Möglichkeiten, da präventiv etwas zu unternehmen. So lange man von dieser Schlafstörung weiß. Normalerweise erinnert sich der Schlafwandler aber eben an nichts, oder hat nur teilweise, traumartige Bruchstücke von Erinnerungen. Dabei spricht man dann von Insomia.

Der Umfang der Tätigkeiten, die ausgeführt werden können, ist sehr variable. Es kann sein, dass der Somnambulismus nur wenige Sekunden oder Minuten andauert und der Schlafwandler nur leicht motorisch aktiv ist. Wie zum Beispiel, das Ausführen einer Handbewegung oder das Reiben von Fingern aneinander. Wiederum, so sagt man, ist es einem Schlafwandler aber auch möglich, komplexe Dinge, wie Autofahren durchzuführen. Potentiell ist in dieser Phase tatsächlich Vieles möglich. Gerade mit so einem Potential, dass Menschen, wie hypnotisiert, Dinge tun, die sie nicht mitbekommen, lassen sich enorm viele Horror- bis Geister-Szenarien durchdenken, wenn man das ganze mal aus einer kreativen, cineastischen oder vermeintlich para-wissenschaftlichen Sicht betrachtet. Wahrscheinlich sind viele "Geister-Erscheinungen" oder "Menschen die an einem Fenster stehen und auf die Straße starren" oder "Menschen, die stoisch immer wieder die gleichen Bewegungen oder Abläufe vollbringen, ohne sich davon abbringen zu lassen" (meistens Nachts, wenn es dunkel ist!) Stoff für viele überdimensionale Erscheinungen oder Wahrnehmung von Außen. Phantasie, ich mag Dich!

In Bezug auf die Häufigkeit dieses Phänomens gibt es - wie so oft - nur Schätzungen. Man geht davon aus, dass nur ungefähr ein bis zwei Prozent der Erwachsenen Menschen unter chronischem Schlafwandeln leiden. Bei Kindern ist die Häufigkeit von generellem Schlafwandeln etwas größer. Betroffen sind ca. zehn bis dreißig Prozent und davon rund fünfzehn Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen. Wie man festgestellt hat, passiert es aber auch sehr häufig, dass der Somnambulismus nur selten oder gar nur einmalig auftritt und dann wieder verschwindet. Wenn es wirklich chronisch ist, dann ist es eine sehr seltene Störung beim Menschen, wie gesagt, schätzungsweise nur bei ein bis zwei Prozent, allen Alters sind akut betroffen.

Wo kommt es also her und was will es? Der Somnambulismus ist laut Medizinern eine Störung im Aufwachprozess. Somnambulismus tritt zudem nur in Tiefschlaf-Phasen auf und nicht in den Traumphasen. Wenn wir in dieser Phase manchmal kurz wach werden, drehen wir uns normalerweise einfach um oder suchen eine andere Schlafposition und schlafen weiter. Beim Schlafwandeln gelangt die betroffene Person nicht wieder zurück in die Tiefschlaf-Phase, sondern verharrt in diesem eigenartigen Dämmerzustand, dem Schlafwandeln. Von da aus passiert wahrscheinlich sehr viel durch das Unterbewusstsein der Personen. Man weiß, dass das Schlafwandeln vererbbar ist. So tritt es in verschiedenen Generation einzelner Familien vermehrt auf und wird demnach über die Gene weiter gegeben. Ist es also eine Art Gendefekt, eine leichte Abweichung in den Prozessen des Schlafes? Wo der konkrete Ursprung für eine solche Abweichung liegt, ist aber weitestgehend unbekannt, da die Bereitschaft für diese Störung verankert ist und theoretisch mit der Geburt einsetzen könnte.

Die Tatsache, dass der Zustand des Somnambulismus natürlich auftritt, aber auch durch äußere Einflüsse, wie Hypnose, künstlich herbeigeführt werden kann, zeigt, dass theoretisch jeder Schlafwandeln könnte. Interessanter Weise wurde diese Methode der Hypnose schon Mitte, Ende des 18ten Jahrhunderts erfolgreich durchgeführt und dokumentiert. Unter anderem wird dieser Dämmerzustand herbeigeführt, um bei Patienten Ängste oder andere psychische Störungen zu therapieren bzw. temporär ausblenden zu können. Die Annahme besteht, dass in diesem unterbewussten Dasein des Schlafwandelns die neurologischen Zusammenhänge oder Teile im Bewusstsein, welche für Angst oder Verarbeitung zuständig sind, vom Empfinden getrennt werden können oder in diesem Dämmerzustand schon gelöst sind. Man spricht auch von der schlafwandlerischen Sicherheit. Ein unbeschwertes, gefestigtes Dasein der Psyche im Vergleich zum bewussten Leben und dem Umgang mit Problemen, wenn man bewusst wach ist. Da ich mich mit dem Thema Hypnose noch nicht weiter und en detail befasst habe, kann ich leider auch noch nicht konkreter erklären, wie das genau funktioniert. Das Thema wird aber bestimmt bald nen eigenen Beitrag bekommen. (Thema Hypnose, notiert.)

Somnambulismus, was für ein tolles Wort. Und was für ein sonderbarer Zustand, den unser System im Stande ist zu erreichen, gewollt oder ungewollt. Schlafwandeln stelle ich mir weiterhin als sehr merkwürdige aber prägende Sache vor, wenn es häufiger auftritt. Toi, toi, toi Euch wenigen, chronisch schlafwandelnden Menschen, ich hoffe Ihr erlebt keine bösen Unfälle oder anderen Situationen, in denen Ihr Schaden nehmen könntet!





Mittwoch, 7. März 2018

Der Blowjob - Mythos oder Passion

Mit großer Mehrheit wurde dieser Beitrag dazu auserkoren, als Nächster das Licht der dunklen, digitalen Welt zu erblicken. Nun gut, hier kommts. Fängt ja schon gut an. Ich freu mich. Es wird bestimmt detailliert, fachspezifisch, leicht vulgär, etwas obszön, informativ und direkt. Wer das nicht möchte, sollte jetzt einfach nicht weiterlesen ;) Allen anderen, viel Information!


Der Blowjob. Oralverkehr, Fellatio. Französisch, blasen, lutschen, lecken, schlecken. In den Mund nehmen. Deepthroat. Macht und Hingabe. Frau, Mann. Mann, Mann. Vorspiel.

Tja, Mythos oder Passion? Da Sex an sich kein Mythos ist und der orale Verkehr eine Sexualpraktik beschreibt, ist es schwierig zu beweisen, dass es sich bei der Ausführung von Fellatio nur um Erzählungen und Sagen handelt. Tatsächlich ist die orale Befriedigung die zweit häufigst angewendete sexuelle Praktik, neben dem vaginalen Sex. Oralverkehr hat es zudem nachweislich schon seit allen Zeiten gegeben. Bildnisse und Terrakotta-Kunst aus der Antike liefern zum Beispiel lebhafte Darstellungen von Sexspielchen unter Göttern. Darunter auch das gegenseitige Befriedigen mit dem Mund. In der Antike war es zudem normal bis angesehen, wenn ein Blowjob unter Männern passierte. Und die Tatsache, dass Zeus von Hermes einen geblasen bekommt, sagt ja schon alles. Die Auslebung diverser sexueller Praktiken geht also schon eine ganze Weile in unserer Gesellschaft von Statten. Zwar haben im Laufe der Zeit rechtliche Maßnahmen hier und dort versucht, die freie Auslebung einzuschränken, aber eine moderne Etablierung von Sex in der Gesellschaft ist nicht von der Hand zu weisen. Ich rede hier selbstverständlich über die "normalen" Ausführungen, die uns Allen Spaß machen, unabhängig vom Geschlecht, die man als allgemein bekannt einstufen könnte.
Es gibt immer irgendwen, der irgendwas bevorzugt, klar, aber alles darüber hinaus, wie Fetische oder Dinge, die man als Paraphilien bezeichnet, will ich hier gar nicht aufgreifen, weil nein! Ich möchte ja hier von nem wunderbaren Ereignis schreiben, von etwas Positivem, von einem einzigartigen Gefühl.

Der Blowjob. (Der Beitrag heißt zwar "Der Blowjob...", soll aber keines Wegs als sexistisch aufgefasst werden. Zur reinen Prävention werde ich mich aber auch mit dem Cunnilingus beschäftigen, bzw. denke, dass auch vielen Frauen die aktive Ausführung eines Blowjobs gerne machen und sich also auch deshalb angesprochen fühlen dürfen.)
Wer kennt es nicht? Das Gefühl, wenn sich weiche Lippen sanft um die Eichel legen, sich bewegen, leichten Druck ausüben, sich wieder öffnen. Ein Küsschen aufs Nüsschen. Wenn die Zunge zusätzlich ins Spiel kommt und mal mehr mal weniger intensive Kreise zieht. Wenn der Penis zudem oral aufgenommen wird und durch die permanente Stimulierung vollends errigiert und mit Blut durchströmt wird, herrlich. Das ist schon was ganz Eigenes und Besonderes. Ein Gefühl, welches durch keine andere Ausführung hervorgerufen werden kann. Zu dem besonderen Gefühl der Stimulation und Lust, kommt auch ein gewisser Grad an unterbewusstem, psychologischem Kram dazu. Wenn man das etwas primitv betrachtet, wird der Mann beim Blowjob auf seinen Schwanz reduziert. Darin liegt dann für ihn selbst, zum Einen, die ganze Macht, da das primäre Geschlechtsteil ein sehr hohes Maß an Aufmerksamkeit erhält und der Mann sich erhaben fühlt. Etwas Animalisches, was verankert ist. Zum Anderen ist orale Stimulierung auch ein großer Vertrauensbeweis, da Mann den Schaft des Handelns abgibt und tatsächlich etwas die Kontrolle verliert. Das ist aber ganz normal und meistens gar nicht überdenkenswert, da die Verteilung der Rollen eh einvernehmlich sein sollte und im Bestfall, alle Beteiligten wissen, wie es geht. Man gibt sich ja schließlich beim Sex auch hin, da sollte man eh nicht so viel nachdenken, sondern einfach fallenlassen und mitmachen.

Der Blowjob. Definitiv kein Mythos. Selbst in der Tierwelt vertreten. Wen wundert es...es wurde natürlich bei Affen festgestellt. Im Speziellen bei Bonobo-Schimpansen. Zudem gibt es aber auch Belege für Fellatio bei Flughunden und Kängurus. Sex is everywhere. Natürlich ist er das, sonst, wären wir ja schließlich auch nicht hier...Aber die Ausführung einer sexuellen Praktik, die eben keinen anderen Grund hat, als zu erregen und zu stimulieren, hat ja nichts mit Fortpflanzung zu tun und dient alleine dem Spaß am Sex und dem Geschlechtsteil. Deshalb ist es umso interessanter, dass die Thematik über unsere menschliche Gesellschaft hinweg verbreitet zu sein scheint. Ebenso wenig ist es ein Mythos, dass sich jeder Mann selbst einen blasen würde, wenn er es könnte. Ein paar wenige Prozent sehr gelenkiger Menschen können dieses Kunststück wohl tatsächlich vollbringen. Respekt dafür, irgendwie! Und jeder der nicht wenigstens einmal darüber nachgedacht hat oder es schonmal versucht hat, der lügt, oder ist rein physikalisch einfach nicht im Stande. Dann kann man sich solche Ideen natürlich von vorneherein aus dem Kopf schlagen.

Ich finde es persönlich ja gut, dass sich der Blowjob als Vorspiel und ganz generell etabliert hat. Ich schätze es sehr, wenn meine Sexual-Partnerin das gerne macht und da eben die gewisse Leidenschaft entwickeln kann. Irgendwas Reizvolles wird ein Blowjob für die Damen ja auch haben, die es gerne tun. Ich kenne das Gefühl ja nur als annehmender Part. Wobei, wenn man überlegt, was für absonderliche Formen und Ausführungen es von Penissen geben kann, ist es bestimmt auch ein Stück weit optisch bedingt, bzw. physisch, wie intensiv man sich mit Oralsex beschäftigt. Als Frau oder schwuler Mann würde ichs glaub ich eher unschön finden, wenn da zum Beispiel so n Meter Vorhaut dranhängt, die man erst mal wegarbeiten muss...aber nun gut, niemand kann ja was für seine natürlich gewachsenen oder auch nicht gewachsenen Körperteile und man kann den Leuten ja auch nur vor die Hose gucken, nicht wahr? Aber ganz ehrlich, die Frage, wie der Penis eines Typen aussehen mag, auf den Ihr scharf seid, ist doch bestimmt von Wert? Hinzu kommen dann noch Größenvorstellungen, denke ich. Man lutscht doch lieber an nem stattlichen, optisch guten Gerät, als an nem Streichholz, das eventuell nen Knick hat und ziemlich schnell abbrennt? Oder ist das völlig irrelevant? Es geht ja immerhin um das primäre, männliche Geschlechtseil, dem normalerweise am meisten, prozentuale Aufmerksamkeit beim Blowjob geschenkt wird. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass nicht Alle gleichermaßen von der Idee begeistert sind, einen Penis in den Mund zu nehmen. Ich denke unter schwulen Männern besteht da generell weniger Berührungsangst. Aber die kennen den männlichen Körper ja meistens selber sehr gut.

Der Blowjob. Passion also. Im Bestfall ja. Es sollte natürlich immer alles Freude bereiten und freiweillig passieren. Wenn das gegeben ist, kann auch gerne leidenschaftlich geblasen oder passioniert Fellatio und Cunnilingus vollzogen werden. Wie gesagt, nicht jeder wird Oralsex als toll empfinden oder einfach etwas Anderes bevorzugen. Leider, leider ist die heutige Darstellung von Sex durch die Masse an Pornografie, speziell im Internet, daran schuld, dass eine verzerrte Wahrnehmung der Sexualität passiert. Leute, Kids! Pornos sind so was wie RTL, sieht unter Umständen gut aus, ist aber gescriptet und inszeniert. Und KEIN Paradebeispiel, wie Sex funktioniert oder funktionieren soll! Was in Pornos teilweise geboten und dargestellt wird, ist schon ziemlich übel, hat sich aber leider in den Köpfen von Vielen als normal eingestellt. Die ganzen Hardcore-, Erniedrigungs-, Frauen-als-reine-Fickobjekte-Darstellungs-Sachen forcieren eine ganz komische Ansicht von Sex. Da bin ich wirklich froh, dass ich mich selber noch ausprobieren durfte, ohne "Tutorials" gehabt zu haben.

Apropos Sexpraktiken, die im Internet publiziert werden: Deepthroat (tief, Rachen) schön und gut, kann ein richtig intensives Gefühl sein, wenn es gekonnt wird. Denn: dass die ganzen Porno-Häschen sich jeden noch so großen Pimmel bis zum Anschlag in den Rachen schieben lassen, ist nicht so selbstverständlich, wie es aussieht. Das muss geübt werden. Das geht nicht mal eben so. Der natürliche Würgereflex steht dem dann doch meistens erstmal im Weg. Jungs, erwartet das also nicht automatisch, nur weil es so dargestellt wird. Umso mehr Respekt an die Mädels, die es können, wollen und tatsächlich nicht ersticken oder sich übergeben müssen.
Generell wird in Pornos eh zu viel suggeriert, was in der Realität einfach nicht stimmt, bzw. der Porno verschweigt etwaige Vorbereitungen, Vorsichtsmaßnahmen und Ähnliches. Beim Porno gehts den Meisten ja eh nur um die optischen Reize, ganz einfach, ganz platt. Dass das auch Arbeit bedeutet, nehmen die Meisten ja gar nicht wahr. Wie gesagt, ein Beispiel ist der Deepthroat, der aktiv geübt werden muss, sonst gehts unter Umständen echt nicht schön aus, im schlimmsten Fall wird tatsächlich jemand verletzt. Man darf auch nie vergessen, dass Oralsex grundsätzlich, wenn er nicht mit Kondom oder den ominösen Lecktüchern vollzogen wird, nicht gerade als safe gilt! Schleimhäute und Sekrete treffen auf einander. Besonders im Mund- und Rachenbereich tummeln sich zudem ziemlich viele Bakterie und die Ansteckungsgefahr mit übertragbaren Krankheiten, wie HIV, Hepatitis, HPV wird schon durch kleinste Verletzungen der Schleimhäute begünstig, also: bitte immer aufpassen bzw. sich im Klaren sein, was theoretisch passieren kann! Von einer Geschlechtskrankheit blieb ich bisher zum Glück verschont. Es gab nur einmal ein kleines, sehr einschneidendes Erlebnis mit künstlichen Fingernägeln, im wahrsten Sinne des Wortes einschneidend. Da wurde mir etwas anders, aber die Heilung des cuts ging dann doch ziemlich schnell von Statten. Das hat gebrannt, ich sags Euch!

Der Cunnilingus. Das weibliche Gegenstück zu Fellatio. Orale Stimualtion der Vulva und teilweise der Vagina. Hallo Kitzler, du erhälst besonderes Zungenspitzengefühl. Ein Nervenhotspot trifft auf einen Anderen. Besonders die Klitoris ist durch die orale Stimulierung potentiell zu ganz besonderen Höchstleistungen im Stande. Im Umgangssprachlichen spricht man ja allgemein vom Lecken. Und genau das beschreibt es ganz gut. Die Befriedigung mit Mund und Zunge besteht aber natürlich nicht nur aus lecken, sondern auch aus tasten, stupsen, schlecken, küssen, liebkosen, eindringen. Wenn man es richtig macht, geht da Einiges. Vorraussetzung ist aber auch hier, dass die Herren der Schöpfung es genauso gerne bei der Frau machen und Leidenschaft mit Technik kombinieren, um ganz besondere Freudenmomente zu erschaffen. Von so einem stumpfen Rumgesabber hat doch keiner was. Nicht obenrum und auch nicht untenrum. Aber da kommen wieder die persönlichen Ansprüche und Fähigkeiten ins Spiel. Auch beim Cunnilingus ist es eigentlich nur logisch, dass die Ausführung bei gleichgeschlechtlicher Verteilung einfacher, sensibler und bedachter ist. Jede Frau sollte Ihren Körper kennen und demnach auch mehr Verständnis für die Reizempfindungen der Weiblichkeit haben.

Oralsex, ein ganz besonderes Geschenk der Sexualität. Definitiv kein Mythos, sehr etabliert und oft ausgeführt. Passion, ja, wie gesagt, so sollte es sein. Sex braucht nun mal Leidenschaft, Lust und Hingabe, sonst kann man sich das auch ganz sparen. Ich muss sagen, dass ich bisher fast ausschließlich guten Sex hatte und es nie eine Zeitverschwendung gewesen ist. Naja, einmal, aber das ist schon lange her. Da dies ja keine Geschichte ist, brauchts auch kein Happy End, denke ich. Das folgt dann aber beim nächsten Beitrag.

Macht Liebe und seid offen und zufrieden mit Euch und Eurem Körper. Sex ist toll, einzigartig und sorgt für gute Laune, go for it and blow, lick, suck and fuck it!