Samstag, 24. März 2018

Der Untergang einer Insel

...dass einige Inseln bald untergehen werden, ist dank des Klimawandels ja nicht von der Hand zu weisen. Die eisigen Polkappen schmelzen, die Pegel der Weltmeere steigen. Tiere verlassen Ihre ursprünglichen Lebensräume und sind gezwungen in andere Gefilde auszuweichen. Der Lauf der Dinge, yay! Neue Entwicklungen werden dadurch begünstigt, es bieten sich trotz des Verlustes neue Möglichkeiten...wenn man sich dem neuen Umfeld anpassen kann.

Inseln gehen unter. Auch die Privaten. Selbst die, die ich als nicht sinkbar bewertet hatte, tauchen leider, leider ab und sind bald nicht mehr zu sehen, nur die Erinnerungen bleiben. Wie bei aussterbenden Arten bleibt bald nur noch ein Stück von der Ewigkeit zurück. In diesem Fall (glücklicherweise) konserviert in Musik. Denn nichts bleibt für die Ewigkeit, aber Musik! Ja, die Musik bleibt. Bands bleiben manchmal aber nicht. Das liegt in meiner aktuellen Situation nur leider so gar nicht an der Musik, sondern an Idealen, Vorstellungen und dem Umgang miteinander.

Wenn die Pegel so hoch sind, dass die Gefahr droht, komplett unterzugehen, sollte man die Anzeichen dafür eigentlich schon mitbekommen haben und müsste in der Lage sein, durch Kompromisse und Kommunikation für einen Weiterbestand des persönlichen Ortes sorgen zu können. Wenn diese Kommunikation zum Erhalt des gemeinsamen Refugiums allerdings so arg, rücksichtslos, nicht übereinstimmend und paradox passiert, dass man leider besser beraten ist, die Insel zu verlassen, sollte man tatsächlich die Segel setzen und aufbrechen, solange es noch geht.

Beim alltäglichen, subjektiven Inselsterben werden immer einige Bewohner zusammen mit ihren Insel untergehen und verschwinden in den weiten, wogenden Wellen des Wahnsinns namens Leben. Auf anderen Inseln verschwinden alle Bewohner zeitgleich und lassen die Insel einfach komplett für sich alleine zurück und verlassen den verlassenen Ort dann, ohne dass sich noch jemand kümmert. Wiederum andere Inseln werden trotz der Trennung einer Minderheit weiterbestehen können, da der Großteil den Erhalt des Eilandes fokussiert.

Ich für meinen Teil muss aktuell eine (für mich unglaublich wichtige) sinkende Insel verlassen, obwohl ich das niemals wollte. Niemand hat das so gewollt. Niemand hat das so absehen können. Aber manchmal verändern sich die Vorstellungen und Ideen vom gemeinsamen Bewohnen einer Insel so drastisch und offenbar schnell, dass man kein harmonisches Miteinander mehr produzieren kann. Wenn sich Lager bilden und die Insel in Parteien aufgeteilt wird, wenn es Bereiche gibt, die für Aus- und Abgrenzung sorgen, dann ist ein harmonisches, familiäres und leichtes Miteinader im vermeintlich schönsten Ort der Welt, nicht mehr möglich. Wenn das Refugium kein Refugium mehr ist, ist es Zeit für Veränderung. 

Vor geraumer Zeit - in der dunkelsten Episode meines Lebens - hätte ich diese prägnante Veränderung wohl weitaus weniger positiv angehen können. Ich hätte mich zurückgezogen, wäre einfach nur entmutigt, enttäuscht und entkräftet gewesen und hätte die Musik wahrscheinlich wieder für unbestimmte Zeit an den Nagel gehangen. Ich wäre selber untergegangen, vielleicht mit der Insel, vielleicht meilenweit davon entfernt, irgendwo auf dem Ozean treibend. Eine kalte und schwere Gleichgültigkeit des Gesamten hätte mich wahrscheinlich wieder gepackt. Eine Gleichgültigkeit, der das Untergehen egal ist. Ich wäre einfach abgesoffen.

Gut, dass ich auf dieser ungewollten und ungeplanten Reise einen Begleiter an meiner Seite habe, der das gleiche Verständnis für eine harmonische Inselpopulation hat. Gut, dass mein Begleiter, ebenso ein Fernglas dabei hat, um die neuen Häfen und Lande zu sichten. Gut, dass wir in der Lage sind, gemeinsam ein neues Floß zu bauen, um nicht unterzugehen. Gut, dass wir beide diese kalte, schwere Gleichgültigkeit kennen und wissen, dass das nicht Alles ist. Stille Wasser sind zwar tief und ruhig, aber der Sauerstoffgehalt am Grund ist in jedem Fall zu niedrig, um dort bestehen zu können. Danke für diesen zusätzlichen, externen Wind in den Segeln.

Natürlich bin ich über die Entscheidung, dass diese unfassbar famose Band so nicht mehr weitermachen wird und kann, verärgert, enttäuscht und traurig. Es ist noch recht frisch und die Gedanken dazu schweben noch ziemlich omnipräsent umher und beherrschen leider mein Gemüt im Moment. Es ist wie die Trennung einer langjährigen Beziehung. Alles andere als einfach. Es hing ja zumal unser aller Herz an dieser Insel...unserer Insel. Nun wird Diese zurückgelassen werden, noch etwas unbestimmt, ob sie endgültig auf dem Grund landen wird. Es ist einfach schade und es ist traurig. Aber manchmal ist es der bessere Weg, wenn man nachgibt und ausweicht. Besonders dann, wenn man aufgrund von Bemühungen zum Fortbestand nur auf Ignoranz, Unverständnis und Rücksichtslosigkeit trifft.

Zwei von drei Bewohnern der Insel Makiwara müssen die Insel nun leider verlassen und machen sich auf den Weg über den großen Teich der Lebenssuppe, auf zu neuen Ufern. Zwar unter einer anderen Flagge, mit einem anderen Symbol, aber mit den gleichen musikalisch-gesellschaftlich gefärbten Absichten und dem Willen ein neues Refugium erschaffen zu können. Gut, dass wir noch schnell ein Floß bauen konnten. Gut, dass wir in der Lage sind, zu schwimmen wenn die Gefahr droht, unterzugehen.

Diese Insel, genau, wie die anderen Musik-Inseln in meinem bisherigen Leben, wird immer ein Teil von mir bleiben und ich bin unendlich dankbar für eine ganz wunderbare Zeit, die ich wahrnehmen durfte! Eine für mich persönlich sehr wichtige Zeit. Eine Zeit, in der ich unglaublich viel Neues lernen und erfahren durfte. Eine Zeit, die mich gestärkt hat. Eine Zeit, die mir Mut gemacht hat. Eine Zeit dich mich positiv verändert hat. Eine Zeit, die mich wieder mehr zu dem gemacht hat, was ich mal gewesen bin und was ich wieder sein will. Eine tolle musikalische Erfahrung, die bleibt. Schade und traurig ist es aber dennoch! Und es wird bestimmt noch ein paar Momente brauchen, bis ich das versunkene Makiwara auf dem Grund meiner Erinnerungen besuchen kann ohne dabei nach Luft zu schnappen oder mir Kiemen wachsen lassen zu müssen. Genau wie Crowd, Dadrox, Earmarked und Atlantis, wird Makiwara eine versunkene, aber nicht verschwundene Stadt sein, in der ich sehr gerne gelebt und meine Zeit verbracht habe!



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