Freitag, 23. November 2018

Ein Moment der inneren Stille

Gerade verstummte die letzte Note der Abspann-Musik einer Serie, die ich schaute. Nun flimmert sie nicht mehr, die Kiste. Jetzt ist's still. Nur das leichte Feedback der digitalen Tasten und ab und zu ein Auto, das über weitestgehend leere Straßen fährt. Viel mehr Geräusche sind gerade nicht zugegen. Das ist angenehm, muss ich feststellen. Ich halte inne und suche das Chaos, das einst in mir wohnte. Ich denke, jeden Moment wird es wieder an meiner Seele zerren. Wenn ich still wurde, nahm es sich einen Platz und herrschte. Aber das tut es nicht mehr. Es zerrt nicht mehr, wenn ich in mir Ruhe suche. Es ist wirklich sehr sehr angenehm, eine innere Stille so wahrnehmen zu können. Das sollte man viel öfter mal tun.

Gleich folgt dann noch die letzte Folge dieser Serie. Ganz bewusst und gewollt. Ist ne gute Serie. Ich hab sie gern gesehen. Die innere Stille wird auch nach den nächsten fünfundzwanzig Minuten wieder einkehren. Da bin ich mir sehr gewiss.

Innere Stille: fast so viel Wert wie das Schweigen des Goldes. Aber auch nur fast. Gold ist ja nur ne Ressource. Der Seelenfrieden hingegen wird niemals mit Gold aufgewogen werden können.
Dennoch kann dieses Selbst ein enormes Gewicht haben und einen runterziehen. Dann ist es aber kein Gold, was an dir zerrt, sondern die Schwere eines Momentes. Die Schwere einer Situation oder über lange Sicht, die Schwere einer Phase oder die Schwere eines Lebens. Selbst der Schmerz der Welt kann einen so arg erdrücken, dass nicht mehr viel Luft für die eigene Seele bleibt.

In der Tat starte ich aber nun die zwölfte Folge dieser Serie und werde den Text danach noch einmal lesen. Im Bestfall selbst-bestätigend. Da es mir nicht mehr an Zuversicht fehlt, bin ich mir da sehr sicher. Auch wenn es nur um eine kleine Selbstreflektion der inneren Ruhe/Stille geht. Bestätigung des Selbst ist immer eine gute Sache.

Die Serie endete leider merkwürdig abrupt und erhält auf Grund fehlender Zusammenhänge dann doch nur ne subjektive 6/10. Spricht man bei einer Staffel a 12 Folgen überhaupt schon von einer Serie? Wenigstens kann man von einer Serie von Folgen sprechen. Ich befürchte aber, da kommt nichts mehr nach. Demnach bleibts bei 12 Folgen.

Dienstag, 20. November 2018

Nur Du

Menschen:
Alle sind sich ähnlich.
Viele sind gewöhnlich.
Wenige sind gleich.
Und ein Paar...sind meist zwei.

Nur Du,
Du bist einzigartig,
ganz speziell und eigen-artig.
Wunderbar verrückt.
Ich bin von Dir entzückt.



Sonntag, 18. November 2018

Rückkehr und Schutz

Ich blickte tief in Ihre großen, dunklen Augen und vernahm das leichte Beben darin. Ein tanzender Kranz, pulsierende Pupillen. Eine einsetzende Verschwommenheit, ein unsicheres Flackern. Sie blickte sich hektisch um, während Nervosität über Ihre feinen Züge huschte. Ich sah die Zweifel, die Ihre Mundwinkel - kaum merkbar - zum Zucken brachten. Immer wenn sie grübelte oder besorgt war, zog sie eine Augenbraue nach oben und feine Falten erschlossen Ihre Stirn. Sie nestelte nervös am Saum der viel zu großen Sweatshirtjacke, blickte mich an und fragte:

"Warum ist das Leben so ungerecht? Nur Enttäuschungen und Betrug. Neid und Eifersucht. Meine Seele ist schon wieder ein bisschen mehr kaputt gegangen, denke ich...das ist doch scheiße!"

"Aber es sind die Menschen, die ungerecht sind, nicht das Leben.", sagte ich. "Du bist toll und wunderbar und voller Herz und Frohsinn. Lasse niemals zu, dass Dir die Menschen das wegnehmen. Nimm das Leben an, dein Leben und sei Du selbst. Dafür brauchst du doch niemand Anderen."

"Ich bin doch immer ich gewesen" resignierte Sie, "...was mache ich denn nur falsch? Alles, was ich will, ist doch nur ein bisschen Liebe, Zuneigung und Geborgenheit. Vertrauen und Leichtigkeit...ganz normale Dinge...aber..."

"...einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen.", fiel mir dazu spontan ein, "Es ist ein Graus mit einem Großteil der Gesellschaft, das wissen wir beide. Und dennoch, gerade deswegen, bewundere ich Dich für deinen Optimismus. Du versuchst es wenigstens immer wieder...auch wenn es mir im Herzen schmerzt, Dich dann so sehen zu müssen. Besonders Du hast diese kalte, oberflächliche Ungerechtigkeit nicht verdient."

"Bin ich deshalb naiv, blöd oder gar bescheuert? Ich habe Zweifel und ich verliere die Kraft. Ich fühle mich gerade wieder so klein..." Sie senkte den Kopf und seufzte.

Ich trat einen Schritt auf sie zu, nahm Ihre, immer noch leicht zitternden Hände, lächelte und sagte: "Ganz im Gegenteil, Sweetheart. Du bist sensibel und denkst einfach viel nach. Blöd wäre es nur, wenn Dich das Alles runterzieht und Du dich ungewollt veränderst..."

"Aber..."

"Kein "Aber" und keine Widerrede...!"

Sie senkte ihren Kopf und ließ die Schultern noch ein wenig mehr sinken als zuvor.
 
"Hey, schau mich an."

Der Blick den sie mir dann entgegenbrachte, war wieder voller Angst und Zweifel. Tanzende Kreise. Unsicheres Flackern.

"Ändere Dich nicht, denn Du bist gut, wie du bist. Vergiss das bitte nicht. Jeder sollte sich eine Scheibe von Dir bzw. deinem Charakter und Wesen abschneiden. Wären mehr Menschen, wie du, wäre die Welt ein gutes Stück besser und definitiv ein besseres Stück guter!"

Sie musste schmunzeln. Dabei wackelte Ihre Nasenspitze für einen kleinen Augenblick. Das tat sie immer, wenn sie schmunzelte. Aber das wusste Sie natürlich.

"...siehst Du, da bist Du ja wieder.", freute ich mich. "Das Lächeln steht Dir eindeutig besser als der Zweifel und die ganzen Runzel auf deiner Stirn! Und Du weißt: wenn du Dich klein fühlst, hebe ich Dich hoch. Wenn Du Kraft brauchst, schenke ich Dir Energie. Wenn Du Schutz benötigst, empfange ich Dich mit offenen Armen und schließe Dich darin ein. Ich halte Dich fest, damit Du nicht verloren gehst."

Die Falten der Sorgen legten sich so langsam. Ein tiefes Durchatmen. Sie schloss die Augen für einen weiteren Moment, öffnete sie wieder, schaute mich an und eine spontane Rührung überkam sie. Eine Mischung aus Erkenntnis, Dankbarkeit und purer Emotion. Jetzt war Sie wieder so echt, wie sie nur sein konnte.

"Lass einfach los, hier bist Du in Sicherheit. Ich verstehe Dich. Ich bin da, wenn Du mich brauchst!"

Es war drei Uhr nachts, kalt und nass. Es war wieder Herbst.

Sie nickte nur kurz zur Bestätigung, schloss dann wieder ihre braunen Augen und umarmte mich. Sie hielt sich fest. Ich schloss meine Arme um Ihre Schultern und hielt sie ebenso fest.
Das leise "Danke", was sie mir entgegen flüsterte, erfüllte mich mit tiefer Emotion, Demut und ebenso Dankbarkeit.

So standen wir dort, umarmten uns und waren einfach für einander da. Auch um drei Uhr Nachts.


Donnerstag, 15. November 2018

Wolle, Garn und Webertum - eine Geschichte vom Bande (I-VI)

Kapitel I: Dem Ganzen zum Wohle

"Würden wir die Zukunft weiterhin erwägen, wenn wir vorher wüssten, was wird werden?"


Höchstwahrscheinlich würde Wolle mehr gewoben werden,
wenn wir ambitioniertere Woll-Weber wären.
Wer weiß das schon, reimte der Gedanke,
wäre Wissen wahlweise die weise Variante,
zum Einsatz hinweg des Wissens Schranke,
mit der Wolle garnend, webend. Danke:
an die Ambition der Tüchtigkeit
und lobend gar der Zielstrebigkeit,
auf dem richt'gen Weg zu Anstrebung.
Auf dass die Weber finden Anbindung.

So lasst uns weben, was die Spindel gibt.
Weise wählend, welch' Garn verwendet wird.
In Anbetracht der Weber Zahl,
wäre des Einz'lnen Bürde keine Qual.
Wir sollten uns verwinden, alle allein,
zum ganzen Wohl und uns darin finden,
uns einfach retten in gewob'ner Tradition,
ganz klassisch, so will es doch der Lohn.
So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

Wer webet auch die sture Wolle,
mit Ambition und Tatendrang,
der scheint ein ganz edler Geselle,
voll mit Hang zum Allumfang.
Nun hat der ed'le Weber nicht gewoben,
um einer feinen Dame Gunst erlang',
sondern webte gar fürs Volke droben,
voll Ambition und Tatendrang.
Dankend auch der sturen Wolle,
wählend aus dem Rest der Leere,
in Anbetracht der Verarbeitung,
war dies aber keine Einschränkung.
Ganz im Gegenteil: der Weber erlangte
mit dieser vermeintlichen Resteware
feinsten Edelmut und Dankbarkeit,
zum Dank des Webers Handarbeit.

Nun sitzt der ed'le Weber dort,
wie gebunden an diesen Ort,
an dem so viele Bande er schon knüpfte.
Ganz zum Wohl der Anderen, rümpfte
er die Nas', beugte sich seinem Willen,
ging in sich und fragte, arg im Stillen,
vergaß ich mich nun selbst? Oh, Weber,
was bindest du nun zum Garne? Lieber
gebunden an die Dankbarkeit, obgleich
die Bande kratzen können? Gedankenreich
hoffte er auf Verbundenheit. Nein, sicherlich
vergaß er seiner Selbst. Rein innerlich.
Da das letzte Garn schon lang verwoben war,
wusste der Weber nicht, was jetzt geschah.

Er hatte schon lang an diesem Ort verweilt,
schaffte, machte und arbeitete hart.
Er gab so Vieles auf und diente weit.
Nun waren alle fort und er weinte...zart.
Zweifel, Angst und Beklemmungen.
Dämonen stiegen auf, ohne Hemmungen.
Des Verstandes Zustand war nun ernst.
Der Weber taumelte, schlug um sich, wild,
fiel gen Erde, ein weiteres Mal, wie blind,
heulte, flehte und sann nach Sinn.
Des Spindels feine Spitze nahm er in Betracht,
als wär's das Größte, nun aufzuhören,
um gar niemanden mehr zu stören.
Er schloss die Augen und entglitt der Nacht...

...beinahe! Aber, Aber, Weber, gib doch Acht!
Des Spindels feine Spitze soll nicht sein, dein letzter Akt.
So vieles dir doch wurd' geschenkt und vermacht,
Habe Hoffnung, Glaube, Zuversicht und verliere nicht den Takt.
Leise grünte es in seinem Ohr, schwer begreiflich, von wo es kam.
Benommen vernahm er nicht die volle Rede, aber war
merkwürdig bereit, hinzuhören und anzunehmen, was geschah.
Der Weber schüttelte sich und schauderte,
stemmte sich empor und es dauerte,
ein Weilchen bis des Schleiers dunkler Dunst
wieder in den Tiefen der Tiefen des Bodens versunk.
Weber, oh Weber! rief es aus der Ferne,
hab Dank! Du wartest bestimmt eine ganze Weile?!
Ich habe ein Garn für Dich und ein Garn für mich.
Wie wäre es, wenn du sie webtest!?
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.



Kapitel II: Der Verdrießlichkeit zum Trotze

"Der eigenen Dankbarkeit begegnen, wie sie einst gegeben."


Verdrießlich, so waberte die Gefühlbarkeit,
hinüber zu einer zäh gefühlten Ewigkeit,
als des Webers letzter Wille, dann doch
fand in ihr die Stille. Weder Angst noch
Gram war nun vorhanden,
reiner Zwang war bald abhanden.
Denn sie führte herbei die Bande, die er einst webte.
Brachte hinzu ein Garn, welch' er einst fühlte
und entschleierte somit die Schleierrigkeit
des seinen, trüben Geistes und war bereit
gut Acht zu geben, dass Garne bald
gewoben würden, um zu erreichen,
was dem Weber schon damals half:
Verbundenheit, Vertrauen und der Gleichen.

Und so webte er sukzessive diese Garne,
teilte, gab, nahm, verweilte, mit dieser Dame.
War sie doch der Rettung Grund, so fand der Weber.
War sie noch der Rettung Grund?, fragte sich der Weber.
Denn Zeiten kamen, Stunden gingen,
Tage waren und Wochen schwinden.
Er prüfte immerzu die Haltbarkeit,
des Garnes stet'ger Zusammenhalt.
Ob es wohl reichen würde? Denn er fand,
das Band, das Garn, von ihrer Seite,
fing an sich auszudünnen und verschwand?
So sinnierte er ob der einst'gen Pleite.
Verdrießlicher wurde nun erneut der Apparat,
der damals so wunderbar besänftigt ward.

Was zu tun, war jetzt die Frage! Webers erste Gabe,
der Umgang mit solcher Lage, kam nur zu Tage,
sollte er den Sachbestand äußern, schreiben oder niederlegen.
Es ward wie einst zu Mal, zu Mal er war wie noch nie im Leben.


So fühlte es sich an, Garn um Garn um Garn um Garn.


Dennoch war es jetzt ruhig geworden.
Er hatte auch schon lang nichts mehr gewoben
und hielt fest an der Beständigkeit,
seiner eigentlichen eigenen Handarbeit.
Sollte es so sein, dass beide Seiten sind von Nöten,
so war er es, der nun litt, entglitt ihm doch die Muße.
Aus den Händen seines eig'nen Verstand's wühlten
nun die Fragen und Zweifel und rieten ihm zu Buße.

Sprich zu mir, oh des Garnes Dame, was ist nun mit dem feine Bande?
Ein Teil von ihm grämte sich,
ob der Unwissenheit...das am Rande.
War es aber eindringlich nötig, diese Frage,
die er schleppte, nun so lange,
die ihn packt und erdrückte,
nun zu äußern und er sagte:
Sprich zu mir, oh des Garnes Dame, was ist nun mit dem feine Bande?

Der Verdrießlichkeit zum Trotze fasste er den Mut.
Er beharrte auf Gemeinsamkeit und zog den inner'n Hut.
Sie war es doch gewesen, welcher er verdankte noch zu sein,
dennoch konnte er nicht sehen, was wirklich war gemein.
Er wand sich, rang nach Atem, zweifelte nun an, die Taten,
die Zeiten, die sie hatten, warum er's tat, konnte man nur raten.
Unzufriedenheit und Verdrießlichkeit keimten, meinte er
und warf ihrem Garne vor, sich aufzulösen, raunte er.
Wahrlich wahrnehmend war nicht der Situation entsprechend,
es nahm ihm jede Sicht fürs Ganze. Last erdrückend.
Des Webers Fähigkeiten reichten ihm wohl selbst nicht mehr,
so müsse er dem Werk entsprechen, aber das war schwer.
Nun zu differenzieren, war geboten
denn alles, was blieb, war ein großer, wirrer Knoten.

Nun sieh' doch mal genauer hin, oh Weber, siehst du nicht den Sinn?
Des Garnes Dame sprach und deutete auf die Bande.
Sieh, was dort verschwimmt, welche Garne dort verglimm'.
Es ist nicht das Meine, wie käme ich denn dazu, ich wäre nie im Stande
deiner Verbundenheit Zweifel zu beteuern!
Du bist es selbst. Ihr lasst Euch steuern!
Zweifel sind nicht nötig. Tragt sie nicht all zu lang'.
Wenn doch, werden sie gewichtig werden 
und Sicht und Dankbarkeit vernebeln.
Verblassend verschwimmt die Bande dann.
Nun sieh' doch mal genauer hin, oh Weber, siehst du nicht den Sinn?!


Kapitel III: Ein Kokon aus Erinnerung

"Ein Kokon aus Erinnerung. Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung."

Wessen Wesen war der Weber einst gewesen?
Er fragte sich oft, woher er kam,
nahm nicht wirklich wahr, wusste nicht,
woher er stammte. War zu klein,
als dass ihm blühte, seine Herkunft oder Erinnerung
an die Tage seiner Entwachsung aus den Kinderschuh'n.
Ganz weit weg, unendlich vage,
verblasste die Silhuette seiner Lage.

Unbestimmt, nicht gewollt oder verwandt,
so fühlte sich der kleine Bub dann irgendwann.
Am Rande seines Daseins schwoll
flüchtig eine Erinnerung: Blass, fad
und ohne Kümmerung gar nich toll,
war sein junges Leben unnütz bald.
Ohne Bestimmungen, jetzt schon schwerlich,
ob der Wirrungen, war er doch so entbehrlich.

Er war dann weggelaufen und nahm reiß aus,
floh die Pfade lang und verlies sein Elternhaus.
Suchte Speis und Trank bei ander'n Leuten,
als bei denen, die ihn nicht wollten.
Er wusste nicht einmal, wie alt er war,
taugte zu fast nichts, außer, als er sah,
wie ein Weber, der einst im Stalle saß,
webte, was die Wolle gab.

Von dort an war der Kokon aufgerissen,
gebrochen und nicht mehr erforderlich.
Was er vernahm, war mehr als Wissen.
Die Erinnerung nun webte sich,
leicht und vorzüglich, ein ganz neues Kleid.
Fein bestickt und ohne Leid,
so fühlte er seine Gedanken nun,
Webertum, oh Webertum.

Ein neuer Weber ward geboren,
geschaffen aus einer spontanen Situation.
Obgleich seiner blassen Erinnerung,
war nun doch etwas aus ihm geworden.
Fleiß und Eifer seiner Tugend,
halfen ihm nun, zu erproben,
was nie da war, in der Jugend.
Nun dankte er dem Weber - lobend!

Endlich war er jemand und spürte Linderung
seiner Selbst und des Wesens,
welches der Weber nie zuvor gewesen.
Jetzt war er doch voll Tatendrang, mit Hang
zum Garn, die Wolle zu verweben,
auf dass sie hülfe, ihm zu leben.
Webertum, oh Webertum, so hilf mir
und zeige mir die Wege,
die zu gehen ich vermöge.

Ein Kokon aus Erinnerung.
Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung.
Brich heraus und sieh die Welt mit ander'n Augen,
als mit denen, die nur nach hinten schauen.
Webe Dir dein eign'es Band,
lasse den Kokon hinter Dir.
Nimm das Handwerk in die Hand,
denn das wünsch' ich mir.



Kapitel IV: Dunkler die Wolken kaum werden


"Ein erster Streich ist niemals leicht. Besonders nicht, wenn der Faden einfach reißt."


Mit den neuen Fähigkeiten in den Fingern
ging der Weber dann zum Spinnen,
wollte seine Ware unters Volke bringen,
ohne dabei auch nur entfernt zu entsinnen,
welch fortunistische Begegnung dort,
ihn sollte holen an einen düster-dunklen Ort.
Erstmals aber frohen Mutes, webte er
und empfand was Gutes...so fühlte er.

Jung, Naiv und unerfahren.
Dennoch frei von Qualen,
ging er auf den Markte zu,
feilschte, webte und sah zu,
wie sich seiner Blick nah,
eine Maid befand und war
augenblicklich angetan, gar
euphorisiert, bekannt mit ihr zu werden,
mit diesem himmlisch' Geschöpf auf Erden.

Wurd sein Schicksals Weg nun doch perfekt?
Neue Familie, neues Handwerk, neues Glück?
Dem schien wohl so. Denn über alle Maßen,
war es der Dame gar recht, als sie sprachen.
Er bat um Ihre Hand, becircte Sie mit feinem Garn.
Sie war entzückt und er merkte schnell, den Narr'n,
den er an ihr gefressen hatte, zögerte nicht,
bat sie bei ihm zu sein und nahm sie in die Pflicht.

Sie lebte.
Er webte.

Und natürlich tat er das, was er am besten konnte.
Er webte und war verbunden mit Ihr und dem Orte.
Er sagte niemals nein, wenn sie etwas wollte,
glaubte ihr Alles...selbst skurrilste Worte.
Diese Bindung wollte er aufrecht erhalten,
um jeden Preis nicht wieder einsam werden.
So webte er weiter und sie lebte nun heiter
an ihm vorbei, nahm sein Tuch, sein Geld,
und verließ dann ruckartig seine kleine Welt,
ohne auch nur zurück zu blicken. Einfach weiter.

Düsternis umhüllte den Weber nun, als er bei sich war.
Düsternis ümhüllte den Weber nun, als er von sich nahm.
Schwere verdrängte jetzt die Leichtigkeit.
Schwere brachte ihn jetzt aus der Gleichsamkeit.
Einsamkeit und Unverständnis,
Hilflosigkeit und Missverständnis,
des Webers Geiste, malten nun ein Bild vor seine Augen,
welches er schon kannte und er suchte nun nach Glauben.
Aber fand nichts als Ratlosigkeit, überall und meilenweit.
Die Leere kam und dunkle Wolken machten sich breit.

Wie in seinem Kokon aus Erinnerungen,
schwelgte der Weber nun in dunklen Gassen,
seiner alten, traurigen Empfindungen.
Er fing an zu zweifeln und zu hassen.
Alles wofür er jemals war, was sollte es nun noch,
war doch klar, verlor nun Wert und kroch,
aus seiner Wahrnehmung, hinfort in die Unterwelt
dunkler die Wolken kaum werden, wenn man fällt.

Wenn es fehlt an eigener Beständigkeit,
an Mut und vitaler Lebendigkeit,
dann fällt der Weber nun zu Grunde,
löst die Garne und tritt zur Stunde.

Mit Hoffnung auf Erlösbarkeit,
macht der Weber sich jetzt bereit.
Tritt auf den Stuhl und sichert das Seil.

Traurig senkt sein Haupte sich
und er legt die Schlaufe sich,
um seinen Halse - kaum bitterlich.

Ein letzter Atem, gedankenlos.
Ein letzter Gedanke, atemlos.
Der Weber ließ nun gütig los.

Alles wofür er lebte, wofür er stetig webte,
war nun irrelevant. In seiner Hand das Band,
das er als erstes webte...als er noch lebte.



Kapitel V: Ein Fragment der Euphorie


Ein Fragment der Euphorie. Nimm es an, sonst wird es nie.


Nun sah der Weber auch selbst genauer hin,
auf einmal ergab es einen Sinn.
Was er in diesem Moment, als ihm Klarheit wiederfuhr,
aber auch vernahm, war eine andere Stimme, auf weiter Flur,
die ihm zurief: Weber, Weber, machs doch besser, als ich,
lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.

Vertraut im Geiste aber auch der Prägung Schuld,
die der Weber spürte bei dieser sonderbaren,
intensiv geführten Konversation, waren
dieser Worte Grund, deutlich und sichtlich rund.
Wie ein Flüstern aus der Vergangenheit,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
Sah der Weber nun genauer hin,
dankte des Garnes Dame,
und spürte den Sinn,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
wie ein Flüstern aus der Vergangenheit.

Dies' Fragment, dies' Kleine, welches sich materialisierte,
gab dem Weber zurück, was sich manchmal zierte,
von alleine da zu sein. Es war diese Leichtigkeit,
diese Euphorie, das Sein, was Heiterkeit
und Glück erbrachte.
Er lachte.
Glaubte er nun an eine Einbildung?
Oder war es eine Eingebung?
Ein Ruf aus alter Verbundenheit,
komisch fremd und doch vertraut.

Dem Weber war dies nun ein Gedanke,
den er auch weiterhin zu denken wagte.
War es ein neuer Glaube? War es gar Magie?
Er nahm es an und webte wieder voller Euphorie.
Und auch des Garnes Dame, diese Feine,
sprach ihm zu und sagte, dass es seine,
und auch ihre, Sache wäre, sich zu binden,
um gemeinsame Garne und Bande zu erfinden.

Ein Fragment der Euphorie.
Nimm es an, sonst wird es nie.

Der Weber übte, arbeitete und mühte sich,
diese Worte der Erscheinung, ganz vorbildlich,
immerzu auch umzusetzten, dies Leben fortzuführen,
und gemeinschaftlich durch allen Türen,
die sich öffneten, zu treten, die Welt erleben.
Vorausschau, Obacht und Zusammengehen.
Alles ist möglich, so lange sie weben.
Eintracht, Harmonie und ein langes Leben.

Mit Dankbarkeit in höchstem Umfang,
Ehrfurcht zu Genüge, war es ein toller Anfang.
Wieder einmal und aufs Neue.
Der Weber zeigte dies' Mal aber keine Reue.
So webten sie wieder vor sich hin, waren glücklich
und gefunden. Verbunden ohne Wunden – endlich.

Und so fügte sich, was des Garnes Dame
einst schon zum Weber sagte.
Er glaubte ihr nun vollständig.
War dabei aber gewissentlich.

Auf dem Weg der Lebendigkeit,
gemeinsam bis in alle Ewigkeit,
webte sich ein Lebensband
und führte wieder Hand zu Hand.



Kapitel VI: Weber, oh Weber


Des letzten Endes Konsequenz, erwartet man nun die Beendigungs-Sequenz.


Bei seinem Sprung vom Stuhle sah der Weber jetzt,
wie in einem Schwung sein ganzes Leben und zu letzt
die stille Dunkelheit der Leere ihm erschien.
Sein Leben war vorüber, kein Grund mehr für ihn, zu flieh'n.

Als er sank in die Unendlichkeit,
macht sich ein Lichtschein breit.
Fern und scheinbar doch so nah.
Es war akut ganz sonderbar.

Schwebend in der schwarzen Masse,
sah der Weber entfernend eine Silhuette.
Er versuchte sie zu greifen, fand aber nur blasse,
fahle Nichtigkeit und suchte nach Mittel
und Weg, zu ergründen diese Wahrnehmung.
Obgleich ihm war, als wäre es seine eigene Darstellung.

Der Weber auf der anderen Seite dieser Sphäre
glaubte nicht, was er dort sah als er in sich ging.
All die Zweifel und die Ängste, traurige und leere,
erschufen ihm ein Abbild nun, das am seid'nen Faden hing.
Er hörte ein entferntes Rufen.
Eine Stimme, einen Rat, ein Fluchen.

Weber, oh Weber, machs doch besser als ich.
Lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.
Ein Weber hörte dies.
Ein Weber sagte dies.
Aus einer offensichtlich zwischenzeitlichen Ebene heraus,
gelang einem Weber einst Kontakt zu knüpfen und hinaus
zu tragen seine Taten, die nicht rühmlich waren und zu sagen,
dass es doch nicht die erstrebenswerteste Variante war, plagen
ihn doch nun Gewissensbisse, Reue und Scham.
Weber, oh Weber, schau und tu dir das nicht an!

Wie es die Dame des Garnes ihm prophezeite,
ging der Weber in sich und verweilte
mit der neuen Eingebung im Geiste
immernoch an diesem Ort und preiste
eine höhre Macht dafür, was er nicht im Stande war zu sehen,
ihm im Endeffekt nur half, zu fühlen...es zu verstehen.


Ein anderes Leben bindet seine wollend Bahne,
an die Knöpfe eines Webers und seiner Dame.
Mag es wohl zurückgelegen
oder doch von vorn entspringend?
In jedem Fall, diese Eingebung, den Geiste bindend
durch Raum und Zeit gewoben,
nun der Retter für die schwache Seele ist, die windend
aus dem Körper wurd' enthoben.

Ein weiteres Mal am Boden, das wollte der Weber nicht
und so packte er sich den ganzen Mut der Zeiten,
stieg empor und sagte der Dame des Garnes ins Gesicht:
Dame des Garnes, ich danke Dir! Deinem Leiten
zum Dank und der Erscheinung ganz ähnlich,
sehe ich die Dinge nun klar und so wähl' ich
das Leben und das Band erneut,
webe starke Garne und bin erfreut,
die Stimme aus einer anderen Zeit gesehen zu haben.
Ich bin dankbar, leichter, anders und muss sagen,
was ich sah war schauderlich und zugleich ganz annehmlich.
Weber, oh Weber, ich dank dir und wünsche mir recht inständig,
dass du Ruhe findest
und nun bindest
das wohl letzte Band.
Nimm den Faden erneut in die Hand.
Hab keine Angst und sieh nach vorn.
Nimm die Dame und das letzte Korn.

Zieht in neue Lande, immer wissend,
bindend Band verwebend gern,
ihr vielleicht auch mal die Segel hissend
über Ozeane müsstet, ob der Länder Fern'.
Trotzdem frohen Mutes stetig,
mit Verlass aufs Handwerk lebt's sich
immer ganz passable und seid ehrlich,
Ihr habt Euch, das Garn und bildlich
auch das Bande schon die ganze Zeit
Also auf, auf und macht Euch bereit,
die Garne dieser Welt zu weben,
Liebt Euch, lebt Euch und das Leben.


So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren. 

Update November 2018

Auf einen runden Abschluss meiner Gedicht-Geschichte "Wolle, Garn und Webertum - eine Geschichte vom Bande", packe ich diese nochmal als Komplett-Beitrag mit auf die Seite. So kann man, wenn man will, alles in einem Lesen ohne die Seiten wechseln zu müssen. Fein aufgegliedert in ihre einzelnen Kapitel, versteht sich. Ich hoffe auf jeden Fall, dass Ihr beim Lesen dieser doch spezielleren Geschichte Spaß, Freude oder Ärger hattet?! In jedem Fall eine Emotion, das wäre gut!

Die Interpretation und Zusammensetzung ist hoffentlich schlüssig, bzw. regt dazu an, die Dinge und Stränge ein bisschen selbst miteinander zu verflechten. Im Endeffekt gibt das letzte Kapitel aber die Verbindung des Weber bzw. der Weber preis und webt sein ganz eigenes Ende der Geschichte. Mit Moral oder Fazit oder auch nicht...das bleibt dann doch immer ein bisschen der subjektiven Wahrnehmung überlassen.

Gedichte über Gedichte. So viele waren es in letzter Zeit. Und es macht mir richtig Freude und hat dies getan, diese Poesie, die dort in meinem Kopf herumschwebt, aufs digitale Papier zu bringen. Es folgen garantiert immer wieder Gedichte, Lyrik und Poesie. Manchmal lang geplant, wie der "Weber", manchmal ganz spontan inspiriert. Mein Kopf bleibt nicht leer, demnach bald mehr.

Als nächste, größere Element stehen bald aber wieder die Interviews aus der Nachbarschaft an. Staffel 3 wird dieses Jahr noch an den Start gehen. Ein bisschen ist schon im Kasten, ein wenig muss noch produziert werden, aber, was man sagen kann, ist, dass es auf jeden Fall wieder ein Spezial-Interview geben wird. Ein bisschen gesondert von der 1live-Freundeskreis-Dynamik.

Kurz zur Band: Es läuft. Es gab zwar wieder Veränderungen. Diese fallen aber spontan sehr positiv aus. Wir haben vor Kurzem eine Renovierungs- und Optimierungs-Aktion unseres Proberaumes vorgenommen. Neue Mit-Mieter, neue Klang- und Schall-Ausstattung, ein Schlagzeug-Podest, bald noch mehr Equipment, dann mal was aufnehmen und dann die Komplettierung der Band anstreben. Es geht voran. Es macht Bock. Wir machen geile Mucke. Die Jungs sind super drauf. Alles schick.

Kurz zu mir persönlich: Auch bei mir persönlich passieren wieder Veränderungen. Ich orientiere und perspektiviere mich gerade arbeits-technisch wieder etwas neu um. Der nächste Schritt muss jetzt passieren und darüber hinaus übe ich mich in mehr Weitsicht, Ehrgeiz und Motivation. Das funktioniert mit dem weiter vorhandenen Optimismus ganz gut. Dran bleibe ist jetzt die Devise!
Zudem kann ich sagen, dass ich persönlich eine wunderbare, nicht geplante aber dennoch passierte Wieder-Erfahrung machen darf, die gerade im Moment passiert. Ich bin sehr froh, etwas anzunehmen, bzw. wieder etwas geben zu können. Es ist wirklich schön, dass Dinge dann doch passieren, wenn man nicht damit rechnet.

Was bleibt noch zu sagen?! Die Blogseite wurde nochmal ein bisschen angepasst. Ich habe in der Sidebar, rechts, die Suche, eine Übersetzung und Links eingebaut. Die Formatierung hat sich insgesamt noch etwas angeglichen und die Strukturierung ebenso. Da bleibe ich auf jeden Fall auch weiter am Ball, um ein möglichst informatives aber auch angenehmes Seh- und Lese-Bild der Seite zu gestalten.

Achja, Feedback. Ganz grundsätzlich wünsche ich mir ein bisschen mehr Feedback. Ich denke, die die es lesen, verstehen es weiterhin und da ist dann eh die passende Übereinstimmung meiner Gedanken und Texte gegeben. Dennoch: Feedback ist immer gerne gelesen oder gehört. Scheut Euch auch nicht, die Seite zu verlinken oder sie zu teilen oder zu empfehlen oder was auch immer!

Ich denke, das wars jetzt erstmal. Bis zum nächsten Eintrag, Beitrag, Gedicht, Podcast, Geschichte oder Gespräch.

Stay cool, stay real!

Cheerio - Friede und Freude

VI: Weber, oh Weber

Des letzten Endes Konsequenz, erwartet man nun die Beendigungs-Sequenz.


Bei seinem Sprung vom Stuhle sah der Weber jetzt,
wie in einem Schwung sein ganzes Leben und zu letzt
die stille Dunkelheit der Leere ihm erschien.
Sein Leben war vorüber, kein Grund mehr für ihn, zu flieh'n.

Als er sank in die Unendlichkeit,
macht sich ein Lichtschein breit.
Fern und scheinbar doch so nah.
Es war akut ganz sonderbar.

Schwebend in der schwarzen Masse,
sah der Weber entfernend eine Silhuette.
Er versuchte sie zu greifen, fand aber nur blasse,
fahle Nichtigkeit und suchte nach Mittel
und Weg, zu ergründen diese Wahrnehmung.
Obgleich ihm war, als wäre es seine eigene Darstellung.

Der Weber auf der anderen Seite dieser Sphäre
glaubte nicht, was er dort sah als er in sich ging.
All die Zweifel und die Ängste, traurige und leere,
erschufen ihm ein Abbild nun, das am seid'nen Faden hing.
Er hörte ein entferntes Rufen.
Eine Stimme, einen Rat, ein Fluchen.

Weber, oh Weber, machs doch besser als ich.
Lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.
Ein Weber hörte dies.
Ein Weber sagte dies.
Aus einer offensichtlich zwischenzeitlichen Ebene heraus,
gelang einem Weber einst Kontakt zu knüpfen und hinaus
zu tragen seine Taten, die nicht rühmlich waren und zu sagen,
dass es doch nicht die erstrebenswerteste Variante war, plagen
ihn doch nun Gewissensbisse, Reue und Scham.
Weber, oh Weber, schau und tu dir das nicht an!

Wie es die Dame des Garnes ihm prophezeite,
ging der Weber in sich und verweilte
mit der neuen Eingebung im Geiste
immernoch an diesem Ort und preiste
eine höhre Macht dafür, was er nicht im Stande war zu sehen,
ihm im Endeffekt nur half, zu fühlen...es zu verstehen.


Ein anderes Leben bindet seine wollend Bahne,
an die Knöpfe eines Webers und seiner Dame.
Mag es wohl zurückgelegen
oder doch von vorn entspringend?
In jedem Fall, diese Eingebung, den Geiste bindend
durch Raum und Zeit gewoben,
nun der Retter für die schwache Seele ist, die windend
aus dem Körper wurd' enthoben.

Ein weiteres Mal am Boden, das wollte der Weber nicht
und so packte er sich den ganzen Mut der Zeiten,
stieg empor und sagte der Dame des Garnes ins Gesicht:
Dame des Garnes, ich danke Dir! Deinem Leiten
zum Dank und der Erscheinung ganz ähnlich,
sehe ich die Dinge nun klar und so wähl' ich
das Leben und das Band erneut,
webe starke Garne und bin erfreut,
die Stimme aus einer anderen Zeit gesehen zu haben.
Ich bin dankbar, leichter, anders und muss sagen,
was ich sah war schauderlich und zugleich ganz annehmlich.
Weber, oh Weber, ich dank dir und wünsche mir recht inständig,
dass du Ruhe findest
und nun bindest
das wohl letzte Band.
Nimm den Faden erneut in die Hand.
Hab keine Angst und sieh nach vorn.
Nimm die Dame und das letzte Korn.

Zieht in neue Lande, immer wissend,
bindend Band verwebend gern,
ihr vielleicht auch mal die Segel hissend
über Ozeane müsstet, ob der Länder Fern'.
Trotzdem frohen Mutes stetig,
mit Verlass aufs Handwerk lebt's sich
immer ganz passable und seid ehrlich,
Ihr habt Euch, das Garn und bildlich
auch das Bande schon die ganze Zeit
Also auf, auf und macht Euch bereit,
die Garne dieser Welt zu weben,
Liebt Euch, lebt Euch und das Leben.


So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

V: Ein Fragment der Euphorie

Ein Fragment der Euphorie. Nimm es an, sonst wird es nie.


Nun sah der Weber auch selbst genauer hin,
auf einmal ergab es einen Sinn.
Was er in diesem Moment, als ihm Klarheit wiederfuhr,
aber auch vernahm, war eine andere Stimme, auf weiter Flur,
die ihm zurief: Weber, Weber, machs doch besser, als ich,
lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.

Vertraut im Geiste aber auch der Prägung Schuld,
die der Weber spürte bei dieser sonderbaren,
intensiv geführten Konversation, waren
dieser Worte Grund, deutlich und sichtlich rund.
Wie ein Flüstern aus der Vergangenheit,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
Sah der Weber nun genauer hin,
dankte des Garnes Dame,
und spürte den Sinn,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
wie ein Flüstern aus der Vergangenheit.

Dies' Fragment, dies' Kleine, welches sich materialisierte,
gab dem Weber zurück, was sich manchmal zierte,
von alleine da zu sein. Es war diese Leichtigkeit,
diese Euphorie, das Sein, was Heiterkeit
und Glück erbrachte.
Er lachte.
Glaubte er nun an eine Einbildung?
Oder war es eine Eingebung?
Ein Ruf aus alter Verbundenheit,
komisch fremd und doch vertraut.

Dem Weber war dies nun ein Gedanke,
den er auch weiterhin zu denken wagte.
War es ein neuer Glaube? War es gar Magie?
Er nahm es an und webte wieder voller Euphorie.
Und auch des Garnes Dame, diese Feine,
sprach ihm zu und sagte, dass es seine,
und auch ihre, Sache wäre, sich zu binden,
um gemeinsame Garne und Bande zu erfinden.

Ein Fragment der Euphorie.
Nimm es an, sonst wird es nie.

Der Weber übte, arbeitete und mühte sich,
diese Worte der Erscheinung, ganz vorbildlich,
immerzu auch umzusetzten, dies Leben fortzuführen,
und gemeinschaftlich durch allen Türen,
die sich öffneten, zu treten, die Welt erleben.
Vorausschau, Obacht und Zusammengehen.
Alles ist möglich, so lange sie weben.
Eintracht, Harmonie und ein langes Leben.

Mit Dankbarkeit in höchstem Umfang,
Ehrfurcht zu Genüge, war es ein toller Anfang.
Wieder einmal und aufs Neue.
Der Weber zeigte dies' Mal aber keine Reue.
So webten sie wieder vor sich hin, waren glücklich
und gefunden. Verbunden ohne Wunden – endlich.

Und so fügte sich, was des Garnes Dame
einst schon zum Weber sagte.
Er glaubte ihr nun vollständig.
War dabei aber gewissentlich.

Auf dem Weg der Lebendigkeit,
gemeinsam bis in alle Ewigkeit,
webte sich ein Lebensband
und führte wieder Hand zu Hand.

Mittwoch, 14. November 2018

IV: Dunkler die Wolken kaum werden

Ein erster Streich ist niemals leicht. Besonders nicht, wenn der Faden einfach reißt.


Mit den neuen Fähigkeiten in den Fingern
ging der Weber dann zum Spinnen,
wollte seine Ware unters Volke bringen,
ohne dabei auch nur entfernt zu entsinnen,
welch fortunistische Begegnung dort,
ihn sollte holen an einen düster-dunklen Ort.
Erstmals aber frohen Mutes, webte er
und empfand was Gutes...so fühlte er.

Jung, Naiv und unerfahren.
Dennoch frei von Qualen,
ging er auf den Markte zu,
feilschte, webte und sah zu,
wie sich seiner Blick nah,
eine Maid befand und war
augenblicklich angetan, gar
euphorisiert, bekannt mit ihr zu werden,
mit diesem himmlisch' Geschöpf auf Erden.

Wurd sein Schicksals Weg nun doch perfekt?
Neue Familie, neues Handwerk, neues Glück?
Dem schien wohl so. Denn über alle Maßen,
war es der Dame gar recht, als sie sprachen.
Er bat um Ihre Hand, becircte Sie mit feinem Garn.
Sie war entzückt und er merkte schnell, den Narr'n,
den er an ihr gefressen hatte, zögerte nicht,
bat sie bei ihm zu sein und nahm sie in die Pflicht.

Sie lebte.
Er webte.

Und natürlich tat er das, was er am besten konnte.
Er webte und war verbunden mit Ihr und dem Orte.
Er sagte niemals nein, wenn sie etwas wollte,
glaubte ihr Alles...selbst skurrilste Worte.
Diese Bindung wollte er aufrecht erhalten,
um jeden Preis nicht wieder einsam werden.
So webte er weiter und sie lebte nun heiter
an ihm vorbei, nahm sein Tuch, sein Geld,
und verließ dann ruckartig seine kleine Welt,
ohne auch nur zurück zu blicken. Einfach weiter.

Düsternis umhüllte den Weber nun, als er bei sich war.
Düsternis ümhüllte den Weber nun, als er von sich nahm.
Schwere verdrängte jetzt die Leichtigkeit.
Schwere brachte ihn jetzt aus der Gleichsamkeit.
Einsamkeit und Unverständnis,
Hilflosigkeit und Missverständnis,
des Webers Geiste, malten nun ein Bild vor seine Augen,
welches er schon kannte und er suchte nun nach Glauben.
Aber fand nichts als Ratlosigkeit, überall und meilenweit.
Die Leere kam und dunkle Wolken machten sich breit.

Wie in seinem Kokon aus Erinnerungen,
schwelgte der Weber nun in dunklen Gassen,
seiner alten, traurigen Empfindungen.
Er fing an zu zweifeln und zu hassen.
Alles wofür er jemals war, was sollte es nun noch,
war doch klar, verlor nun Wert und kroch,
aus seiner Wahrnehmung, hinfort in die Unterwelt
dunkler die Wolken kaum werden, wenn man fällt.

Wenn es fehlt an eigener Beständigkeit,
an Mut und vitaler Lebendigkeit,
dann fällt der Weber nun zu Grunde,
löst die Garne und tritt zur Stunde.

Mit Hoffnung auf Erlösbarkeit,
macht der Weber sich jetzt bereit.
Tritt auf den Stuhl und sichert das Seil.

Traurig senkt sein Haupte sich
und er legt die Schlaufe sich,
um seinen Halse - kaum bitterlich.

Ein letzter Atem, gedankenlos.
Ein letzter Gedanke, atemlos.
Der Weber ließ nun gütig los.

Alles wofür er lebte, wofür er stetig webte,
war nun irrelevant. In seiner Hand das Band,
das er als erstes webte...als er noch lebte.


Dienstag, 13. November 2018

III: Ein Kokon aus Erinnerung

Ein Kokon aus Erinnerung. Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung.


Wessen Wesen war der Weber einst gewesen?
Er fragte sich oft, woher er kam,
nahm nicht wirklich wahr, wusste nicht,
woher er stammte. War zu klein,
als dass ihm blühte, seine Herkunft oder Erinnerung
an die Tage seiner Entwachsung aus den Kinderschuh'n.
Ganz weit weg, unendlich vage,
verblasste die Silhuette seiner Lage.

Unbestimmt, nicht gewollt oder verwandt,
so fühlte sich der kleine Bub dann irgendwann.
Am Rande seines Daseins schwoll
flüchtig eine Erinnerung: Blass, fad
und ohne Kümmerung gar nich toll,
war sein junges Leben unnütz bald.
Ohne Bestimmungen, jetzt schon schwerlich,
ob der Wirrungen, war er doch so entbehrlich.

Er war dann weggelaufen und nahm reiß aus,
floh die Pfade lang und verlies sein Elternhaus.
Suchte Speis und Trank bei ander'n Leuten,
als bei denen, die ihn nicht wollten.
Er wusste nicht einmal, wie alt er war,
taugte zu fast nichts, außer, als er sah,
wie ein Weber, der einst im Stalle saß,
webte, was die Wolle gab.

Von dort an war der Kokon aufgerissen,
gebrochen und nicht mehr erforderlich.
Was er vernahm, war mehr als Wissen.
Die Erinnerung nun webte sich,
leicht und vorzüglich, ein ganz neues Kleid.
Fein bestickt und ohne Leid,
so fühlte er seine Gedanken nun,
Webertum, oh Webertum.

Ein neuer Weber ward geboren,
geschaffen aus einer spontanen Situation.
Obgleich seiner blassen Erinnerung,
war nun doch etwas aus ihm geworden.
Fleiß und Eifer seiner Tugend,
halfen ihm nun, zu erproben,
was nie da war, in der Jugend.
Nun dankte er dem Weber - lobend!

Endlich war er jemand und spürte Linderung
seiner Selbst und des Wesens,
welches der Weber nie zuvor gewesen.
Jetzt war er doch voll Tatendrang, mit Hang
zum Garn, die Wolle zu verweben,
auf dass sie hülfe, ihm zu leben.
Webertum, oh Webertum, so hilf mir
und zeige mir die Wege,
die zu gehen ich vermöge.

Ein Kokon aus Erinnerung.
Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung.
Brich heraus und sieh die Welt mit ander'n Augen,
als mit denen, die nur nach hinten schauen.
Webe Dir dein eign'es Band,
lasse den Kokon hinter Dir.
Nimm das Handwerk in die Hand,
denn das wünsch' ich mir.

Montag, 12. November 2018

II: Der Verdrießlichkeit zum Trotze

Der eigenen Dankbarkeit begegnen, wie sie einst gegeben.


Verdrießlich, so waberte die Gefühlbarkeit,
hinüber zu einer zäh gefühlten Ewigkeit,
als des Webers letzter Wille, dann doch
fand in ihr die Stille. Weder Angst noch
Gram war nun vorhanden,
reiner Zwang war bald abhanden.
Denn sie führte herbei die Bande, die er einst webte.
Brachte hinzu ein Garn, welch' er einst fühlte
und entschleierte somit die Schleierrigkeit
des seinen, trüben Geistes und war bereit
gut Acht zu geben, dass Garne bald
gewoben würden, um zu erreichen,
was dem Weber schon damals half:
Verbundenheit, Vertrauen und der Gleichen.

Und so webte er sukzessive diese Garne,
teilte, gab, nahm, verweilte, mit dieser Dame.
War sie doch der Rettung Grund, so fand der Weber.
War sie noch der Rettung Grund?, fragte sich der Weber.
Denn Zeiten kamen, Stunden gingen,
Tage waren und Wochen schwinden.
Er prüfte immerzu die Haltbarkeit,
des Garnes stet'ger Zusammenhalt.
Ob es wohl reichen würde? Denn er fand,
das Band, das Garn, von ihrer Seite,
fing an sich auszudünnen und verschwand?
So sinnierte er ob der einst'gen Pleite.
Verdrießlicher wurde nun erneut der Apparat,
der damals so wunderbar besänftigt ward.

Was zu tun, war jetzt die Frage! Webers erste Gabe,
der Umgang mit solcher Lage, kam nur zu Tage,
sollte er den Sachbestand äußern, schreiben oder niederlegen.
Es ward wie einst zu Mal, zu Mal er war wie noch nie im Leben.


So fühlte es sich an, Garn um Garn um Garn um Garn.


Dennoch war es jetzt ruhig geworden.
Er hatte auch schon lang nichts mehr gewoben
und hielt fest an der Beständigkeit,
seiner eigentlichen eigenen Handarbeit.
Sollte es so sein, dass beide Seiten sind von Nöten,
so war er es, der nun litt, entglitt ihm doch die Muße.
Aus den Händen seines eig'nen Verstand's wühlten
nun die Fragen und Zweifel und rieten ihm zu Buße.

Sprich zu mir, oh des Garnes Dame, was ist nun mit dem feine Bande?
Ein Teil von ihm grämte sich,
ob der Unwissenheit...das am Rande.
War es aber eindringlich nötig, diese Frage,
die er schleppte, nun so lange,
die ihn packt und erdrückte,
nun zu äußern und er sagte:
Sprich zu mir, oh des Garnes Dame, was ist nun mit dem feine Bande?

Der Verdrießlichkeit zum Trotze fasste er den Mut.
Er beharrte auf Gemeinsamkeit und zog den inner'n Hut.
Sie war es doch gewesen, welcher er verdankte noch zu sein,
dennoch konnte er nicht sehen, was wirklich war gemein.
Er wand sich, rang nach Atem, zweifelte nun an, die Taten,
die Zeiten, die sie hatten, warum er's tat, konnte man nur raten.
Unzufriedenheit und Verdrießlichkeit keimten, meinte er
und warf ihrem Garne vor, sich aufzulösen, raunte er.
Wahrlich wahrnehmend war nicht der Situation entsprechend,
es nahm ihm jede Sicht fürs Ganze. Last erdrückend.
Des Webers Fähigkeiten reichten ihm wohl selbst nicht mehr,
so müsse er dem Werk entsprechen, aber das war schwer.
Nun zu differenzieren, war geboten
denn alles, was blieb, war ein großer, wirrer Knoten.

Nun sieh' doch mal genauer hin, oh Weber, siehst du nicht den Sinn?
Des Garnes Dame sprach und deutete auf die Bande.
Sieh, was dort verschwimmt, welche Garne dort verglimm'.
Es ist nicht das Meine, wie käme ich denn dazu, ich wäre nie im Stande
deiner Verbundenheit Zweifel zu beteuern!
Du bist es selbst. Ihr lasst Euch steuern!
Zweifel sind nicht nötig. Tragt sie nicht all zu lang'.
Wenn doch, werden sie gewichtig werden 
und Sicht und Dankbarkeit vernebeln.
Verblassend verschwimmt die Bande dann.
Nun sieh' doch mal genauer hin, oh Weber, siehst du nicht den Sinn?!

Sonntag, 11. November 2018

I: Dem Ganzen zum Wohle

Würden wir die Zukunft weiterhin erwägen, wenn wir vorher wüssten, was wird werden?


Höchstwahrscheinlich würde Wolle mehr gewoben werden,
wenn wir ambitioniertere Woll-Weber wären.
Wer weiß das schon, reimte der Gedanke,
wäre Wissen wahlweise die weise Variante,
zum Einsatz hinweg des Wissens Schranke,
mit der Wolle garnend, webend. Danke:
an die Ambition der Tüchtigkeit
und lobend gar der Zielstrebigkeit,
auf dem richt'gen Weg zu Anstrebung.
Auf dass die Weber finden Anbindung.

So lasst uns weben, was die Spindel gibt.
Weise wählend, welch' Garn verwendet wird.
In Anbetracht der Weber Zahl,
wäre des Einz'lnen Bürde keine Qual.
Wir sollten uns verwinden, alle allein,
zum ganzen Wohl und uns darin finden,
uns einfach retten in gewob'ner Tradition,
ganz klassisch, so will es doch der Lohn.
So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

Wer webet auch die sture Wolle,
mit Ambition und Tatendrang,
der scheint ein ganz edler Geselle,
voll mit Hang zum Allumfang.
Nun hat der ed'le Weber nicht gewoben,
um einer feinen Dame Gunst erlang',
sondern webte gar fürs Volke droben,
voll Ambition und Tatendrang.
Dankend auch der sturen Wolle,
wählend aus dem Rest der Leere,
in Anbetracht der Verarbeitung,
war dies aber keine Einschränkung.
Ganz im Gegenteil: der Weber erlangte
mit dieser vermeintlichen Resteware
feinsten Edelmut und Dankbarkeit,
zum Dank des Webers Handarbeit.

Nun sitzt der ed'le Weber dort,
wie gebunden an diesen Ort,
an dem so viele Bande er schon knüpfte.
Ganz zum Wohl der Anderen, rümpfte
er die Nas', beugte sich seinem Willen,
ging in sich und fragte, arg im Stillen,
vergaß ich mich nun selbst? Oh, Weber,
was bindest du nun zum Garne? Lieber
gebunden an die Dankbarkeit, obgleich
die Bande kratzen können? Gedankenreich
hoffte er auf Verbundenheit. Nein, sicherlich
vergaß er seiner Selbst. Rein innerlich.
Da das letzte Garn schon lang verwoben war,
wusste der Weber nicht, was jetzt geschah.

Er hatte schon lang an diesem Ort verweilt,
schaffte, machte und arbeitete hart.
Er gab so Vieles auf und diente weit.
Nun waren alle fort und er weinte...zart.
Zweifel, Angst und Beklemmungen.
Dämonen stiegen auf, ohne Hemmungen.
Des Verstandes Zustand war nun ernst.
Der Weber taumelte, schlug um sich, wild,
fiel gen Erde, ein weiteres Mal, wie blind,
heulte, flehte und sann nach Sinn.
Des Spindels feine Spitze nahm er in Betracht,
als wär's das Größte, nun aufzuhören,
um gar niemanden mehr zu stören.
Er schloss die Augen und entglitt der Nacht...

...beinahe! Aber, Aber, Weber, gib doch Acht!
Des Spindels feine Spitze soll nicht sein, dein letzter Akt.
So vieles dir doch wurd' geschenkt und vermacht,
Habe Hoffnung, Glaube, Zuversicht und verliere nicht den Takt.
Leise grünte es in seinem Ohr, schwer begreiflich, von wo es kam.
Benommen vernahm er nicht die volle Rede, aber war
merkwürdig bereit, hinzuhören und anzunehmen, was geschah.
Der Weber schüttelte sich und schauderte,
stemmte sich empor und es dauerte,
ein Weilchen bis des Schleiers dunkler Dunst
wieder in den Tiefen der Tiefen des Bodens versunk.
Weber, oh Weber! rief es aus der Ferne,
hab Dank! Du wartest bestimmt eine ganze Weile?!
Ich habe ein Garn für Dich und ein Garn für mich.
Wie wäre es, wenn du sie webtest!?
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

Sonntag, 4. November 2018

Lass uns tanzen



Lass uns tanzen, hatte sie gesagt.
Und dann tanzten wir die ganze Nacht.
Wir tanzten bis zum Morgengrauen und scherten uns nicht um unsere Sorgen.
Wir tanzten froh zu so manchem Lied.
Und waren rhythmisch meistens gut.

Die Zeit vergeht.
Der Takt hingegen bleibt.

Wir tanzten bis ins Abendrot und freuten uns auf's Übermorgen.
Wissend, tanzbar sei die gesamte Zeit,
ohne Verlust von Erinnerungen.
Lass uns tanzen, hatte sie gesagt.
Und wir tanzen noch immer, die ganze Nacht.

Die Zeit vergeht.
Die Verbindung hingegen bleibt.

Tanzend durch die Straßen.
Singend durch das Leben.
Lass uns tanzen, hatten wir gesagt.
Und wir tanzen, als gäbe es keinen Morgen.
Die Welt ist nicht immer grau.
Schau.

Die Zeit steht,
still und eingefangen.

Komm, lass uns tanzen.
Jetzt und nun,
für alle Zeiten.
Lass uns tanzen, hatte sie gesagt.
Und dann tanzten wir die ganze Nacht.

Freitag, 2. November 2018

Die Inspiration der Dinge

Jetzt sitze ich hier und schreibe, neben den spontanen, kleinen Werken, der Geschichte um den Weber in Gedichtform, nun einfach mal zwischendurch diesen Beitrag. Ein Reflektierender, es wird. Die Inspiration der Dinge. Die Bilder der Gesellschaft. Die Übertragung auf unser Selbst. Wandel, Handel, Heiterkeit. So könnten wohl etwaige Überschriften, Phrasen oder Kalendersprüche heißen.

In Wirklichkeit sind es meine Gedanken, die ich meistens eins zu eins niederschreibe, wie sie mir gerade in den Sinn kommen. Dabei laufe ich immer etwas Gefahr, von einem Gedanken auf den anderen zu wechseln und diesen ebenfalls niederzuschreiben. So wie jetzt gerade. So verliert die Struktur etwas an Struktur. Aber ich hoffe, dass ich mit guten Umschreibungen und enorm gewieften Phrasen immer wieder den Faden finden werden, den es gilt zu weben.

Super Überleitung. Gewieft, quasi. Und einfach, weil dieses Wort großartig ist, erwähne ich es gerne nochmal: gewieft.

Meine Inspiration im Moment geht stark auf eine klassische, man könnte sagen alte Ansicht oder ein Bild auf die Verbindung und etwaige Bande zurück. Ein Band. Eine Verbindung. Ein Faden. Ein Garn. Weben. Verflechten. Zusammenführen. Stärken. Verfeinern. Halt. Geleit. Sicherheit. Wege. Weben. Der rote Faden. Das rote Band. Vieles davon geht weit zurück. Altertum, griechische Mythologie, asiatische Kulturen oder auch Spirituelles. Es sind auf diesem Weg nunmehr mehrere Ebenen, auf denen sich die Metaphern, Bilder und Umschreibungen befinden.
Das Potential, so wie ich es sehe - natürlich dann, wenn man die Dinge auf die sozialen, subjektiven Ebenen hebt -, ist einfach enorm, umfangreich und sehr wertvoll, was das Alles betrifft. Das Alles. Das Insgesamte. Große Ganze etc. 42.

Allein in der Metaphorisierung und der Verwendung dieses Bildes vom Bande - in verschiedenen Kulturen und Epochen - liegt soviel Potential, welches nicht zu Unrecht oft und literarisch bis philosophisch erwähnt wird. Daher lassen sich auch super gut, enorm viele dieser Bilder in Gedichtform bringen. Ich für meinen persönlichen Teil setze mich seit dem großen Bruch ja enorm viel mit der Weg-Thematik auseinander. Habe darüber schon extrem viel niedergeschrieben, verarbeitet, versucht zu reflektieren und einen eigenen Weg dann irgendwann endlich wieder zu finden.

Ich habe zum Glück wieder einen Weg gefunden und ich gehe ihn, mittlerweile fast ohne größere Steine oder dann mit den entsprechenden Ambitionen, diese potentiellen Steine aus dem Weg zu räumen. So far so good. The way is long and beautiful. No need to run. Und über diese wiederkehrende Thematik des Weges schleicht sich immer öfter auch ein Wesen in meine Texte ein. Ein Wesen, ein Geist, ein Leben, eine Personifizierung, wenn man so will. Die Andere Ebene eben. Die Seele, die es auf Wege zu leiten gilt. Die Seele, die eine Verbindung braucht. Die Seele, die man selber ist...

Auf jeden Fall passiert mir eine erneute und großartige "Wieder-Sicht" auf die Dinge, die ich lange nicht hatte, nicht haben konnte. Die Eingliederung in das ganz Normale passiert wieder und weiterhin. Vor 2 Jahren ca. war ich noch am Anfang, suchte einen Weg. Fand damals wunderbare Menschen, von denen einer immer noch wunderbar ist und lernte wieder, zu laufen. Man musste mich zwar etwas an die Hand nehmen. Aber auch dort - wenn ich jetzt lese, was ich eben darüber geschrieben habe - waren auch schon die Seelen des Weges vertreten, die die Verbindung, den Faden, das Garn, das Band, aufrecht gehalten haben. Das Band war damals die Band. Band, Musik, Gruppe. Band = Band. Verrückt.

Was ist eine Verbindung? Eine Übereinkunft. Ein stetiges Etwas. Etwas, dass nicht immer einen haptischen Zugriff haben muss. Es kann ein Band sein. Es kann eine Band sein. Es kann der Faden sein. Ein Garn. Ein Versprechen. Ein Verständnis. Solidarität. Loyalität. Es kann so Vieles sein und wiederum Nichts. Aber dennoch ist es immerzu eine zu erstrebende Sache.
Als ich damals fast alle Verbindungen lösen musste und mich komplett zurück zog, war mir dieses Ausmaß an Verbindungsschwund und die damit verbundenen Konsequenzen natürlich nicht bewusst.
Warum auch. Völliger Schleier regierte noch meinen Verstand und das dazugehörige Wesen.

Mittlerweile sage ich seit geraumer Zeit, dass es mir so gut geht, wie schon lange nicht mehr. Und es bleibt dabei: ich kann es nicht anders sagen. Das ist toll. Und zudem ist es auch toll, zurückblicken zu können - wie einst diese Band, mit den Brüdern, von dieser Insel, besungen hat - dont look back in anger. So werde ich langsam wieder zu Etwas, das ich lange vermisst habe. Bzw. es erst jetzt so sagen kann, da ich im Umgang mit mir Selber, wieder die richtigen Wege gefunden habe. Ich bin froh, dass ich wieder den Sinn in Verbindungen und Ebenen sehen kann. Und darüber hinaus wahrscheinlich um die Lobotomie herumkommen werde, whoop!!! Das Leben ist ja eh ein Irrenhaus. Warum nicht einfach mitspielen?!




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Friede und Freude