Dienstag, 13. November 2018

III: Ein Kokon aus Erinnerung

Ein Kokon aus Erinnerung. Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung.


Wessen Wesen war der Weber einst gewesen?
Er fragte sich oft, woher er kam,
nahm nicht wirklich wahr, wusste nicht,
woher er stammte. War zu klein,
als dass ihm blühte, seine Herkunft oder Erinnerung
an die Tage seiner Entwachsung aus den Kinderschuh'n.
Ganz weit weg, unendlich vage,
verblasste die Silhuette seiner Lage.

Unbestimmt, nicht gewollt oder verwandt,
so fühlte sich der kleine Bub dann irgendwann.
Am Rande seines Daseins schwoll
flüchtig eine Erinnerung: Blass, fad
und ohne Kümmerung gar nich toll,
war sein junges Leben unnütz bald.
Ohne Bestimmungen, jetzt schon schwerlich,
ob der Wirrungen, war er doch so entbehrlich.

Er war dann weggelaufen und nahm reiß aus,
floh die Pfade lang und verlies sein Elternhaus.
Suchte Speis und Trank bei ander'n Leuten,
als bei denen, die ihn nicht wollten.
Er wusste nicht einmal, wie alt er war,
taugte zu fast nichts, außer, als er sah,
wie ein Weber, der einst im Stalle saß,
webte, was die Wolle gab.

Von dort an war der Kokon aufgerissen,
gebrochen und nicht mehr erforderlich.
Was er vernahm, war mehr als Wissen.
Die Erinnerung nun webte sich,
leicht und vorzüglich, ein ganz neues Kleid.
Fein bestickt und ohne Leid,
so fühlte er seine Gedanken nun,
Webertum, oh Webertum.

Ein neuer Weber ward geboren,
geschaffen aus einer spontanen Situation.
Obgleich seiner blassen Erinnerung,
war nun doch etwas aus ihm geworden.
Fleiß und Eifer seiner Tugend,
halfen ihm nun, zu erproben,
was nie da war, in der Jugend.
Nun dankte er dem Weber - lobend!

Endlich war er jemand und spürte Linderung
seiner Selbst und des Wesens,
welches der Weber nie zuvor gewesen.
Jetzt war er doch voll Tatendrang, mit Hang
zum Garn, die Wolle zu verweben,
auf dass sie hülfe, ihm zu leben.
Webertum, oh Webertum, so hilf mir
und zeige mir die Wege,
die zu gehen ich vermöge.

Ein Kokon aus Erinnerung.
Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung.
Brich heraus und sieh die Welt mit ander'n Augen,
als mit denen, die nur nach hinten schauen.
Webe Dir dein eign'es Band,
lasse den Kokon hinter Dir.
Nimm das Handwerk in die Hand,
denn das wünsch' ich mir.

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