Dienstag, 17. September 2019

Dichterdienstag 19KW38 - Kreativität

Kreativität tropft aus allen meinen Poren.
Ich Kann sie weder stoppen noch hindern,
zu fließen. Sie ist da, ungewollt auserkoren
und hilft mir dabei, die Tristess zu lindern.

Kreativität tropft aus allen meinen Händen,
tropft und tropft und hört nicht auf
in Worten sich zu ergründen,
in Tönen sich zu ergießen,
in Farben sich zu erfließen.
Sie tropft und tropft und hört nicht auf.

Kreativität tropft aus allen meinen Seelen,
fliegend, auf und nieder, immer wieder,
im Kreis herum, um sich selbst ergeben,
strahlend, gleißend, leuchtend, immer wieder.

Kreativität strömt aus
meinen Poren,
meinen Händen,
meinen Seelen,
Öffnet Schranken, Fenster, Türen,
schreibt Bände, spielt Lieder und malt Bilder.
Immer wieder, nie zu wider,
stet'ger Quell, stet'ges dunkles Hell,
Niemals versiebend, ihr ständig erliegend.

Eines sei dir gesagt, liebe Kreativität:
Ich danke dir!

Dichterdienstag 19KW37 - Sonntags - das Nachts fürs Gehirn

Nachts - das Sonntags für's Gehirn

Nachts, da ist es meistens friedlich,
denn dann, meistens, schlaf' ich
ungestört vom Gedankenapparat.
Manchmal mag ich zwar auch Salat,
aber eher selten. Denn, was zählt, wenn
ich darf, ist die Stille, wenn ich penn'.

Wenn die Lider sich vor die Augen schieben,
sich wie ein schwerer Vorhang vor die Pupillen legen,
dann ist das Theater meist vorbei,
die Bühne ist leer. Stummes Geschrei
dröhnt dann nicht mehr, nimmer
das Palavern des Einheitsbreis.
Alles ruhig, alles still.
Selbst in mir drin.

Irgendwann endet dieser Frieden natürlich  wieder,
dann gehen sie wieder auf, die Lider.
Auf geht der Geist und der Verstand.
Auf geht das Ohr und noch was Anderes.
Palim, palim, da ist sie ja schon wieder.
Kaum verändert, kreischend hell,
erdrückend laut und fahrig schnell.
Diese schöne, bunte, runde Welt.
Widewidewie sie mir gefällt.
Vielleicht träume ich ja noch.
kann es sein, dass es gerade nach Kaffee roch?

Und schon wieder war ein Sonntag vorbei.
Hooray, dachte ich mir noch, als es nach Kaffee roch.
Aber das war Einbildung! Danke Sonntag,
wirklich, danke! Es gibt keinen besseren Tag,
um zu merken, wie wichtig doch die Zeit ist,
die man nicht bemerkt, wenn es wieder mal soweit ist.

Das nächste Sonntags folgt auch meist,
spätestens später dann, wenn's wieder heißt:
Augen zu und in den Staub mit dem Lärm
Nachts - das Sonntags für's Gehirn.

Donnerstag, 5. September 2019

Throwback five years

Wenn ich so zurückblicke und mir die letzten fünf Jahre durch den Kopf gehen lasse, kommt es mir so vor, als wären diese Jahre die intensivsten im meinem ganzen Leben gewesen. In den ersten dreißig Lebensjahren ist zwar mindestens genau so viel passiert, wohlmöglich mehr, aber vom Gefühl her war diese ganz spezielle Phase im meinem Leben, das Schwierigste und Emotionalste, was ich je erlebt habe und es immer noch - manchmal - durchlebe.

Vorweggenommen kann ich schonmal sagen, dass ich extrem glücklich und froh bin, trotz der dunklen Zeiten immer noch da zu sein! Diese Erkenntnis springt in letzter Zeit immer wieder und immer mehr in meinen Gedanken auf und ab und erfüllt mich zum Einen mit einer gewissen Art von Stolz aber auch der Zuversicht, dass es immer weitergehen kann, wenn man möchte.

Im Sommer vor fünf Jahren, 2014, das Weltmeisterjahr unserer Mannschaft, kam bei mir persönlich ein ganzer Schwung an persönlichen, körperlichen und mentalen Tiefschlägen zusammen. Angefangen hat es damals mit einem Spontanpneumotorax, einem Lungenriss, der mich für zehn Tage ins Krankenhaus gebracht hat. Zum dem Lungenriss sei gesagt, wenn es passiert, merkt man erstmal nichts davon. Ich war auf der Arbeit, damals noch im Büro, ahnte nichts Böses und irgendwann kamen Schmerzen wie aus dem Nichts, die ich zuerst als Muskelverspannung, Zerrung oder Ähnliches abtat. Es fühlte sich an, wie eine Art Muskelkater, der vom linken, oberen Rückenbereich strahlte. Mit dem Tagesfortschritt wurde es irgendwie nicht besser und ich hatte die lustige Idee, damit mal zu einem Arzt zu gehen, da es immer intensiver wurde und im Laufe des Mittages die Luft zum Atmen immer schwieriger wurde. Gesagt, getan. Erster Arzt: keine Zeit. Zweiter Arzt: kein Bedarf. Dritter Arzt: kein Interesse. Mittlerweile Nachmittags, vierter Arzt: check. Abgehorcht, "...ich höre keine Lungenaktivität mehr, begeben sie sich umgehend ins Krankenhaus"... okay...

Schnell war klar, dass wenn diese Ärztin sich mir nicht angenommen hätte, ich weiter lustig durch das Loch in der Lunge in mich hineingeatmet hätte und nunja...irgendwann hätte sich eine Luftblase im Torso gebildet, an der ich erstickt wäre. Das Krankenhaus regelte die Dinge aber zum Glück umgehend, schnitt mich auf, klammerte meinen linken Lungenflügel, einen Tag auf der Intensivstation und verordnete dann mindestens zehn Tage Aufenthalt inklusive Schläuche im Brustkorb. Super Timing: die WM war im vollen Gange und im Endeffekt sah ich das Finale im Krankenbett auf dem Zimmer über einen kleinen, eher unmodernen Monitor. Draußen feierten alle den Sieg, das Tor und dann liegt man da. Ganz toll. Ich hab mich trotzdem über den Tite gefreut.

Zu der Lungenthematik gesellte sich in dieser Zeit zudem das Auseinanderfallen meiner damaligen Band in Krefeld. Ich wohnte schon etwas länger in Gladbach, dennoch gab es immer noch Proben und ein bisschen Musik...aber es war da schon auf dem absteigenden Ast, was das Gefüge anging. Ein paar Wochen später haben wir uns dann von einander getrennt. Von den Jungs war nicht Einer zu Besuch im Krankenhaus. Es war schade, traurig und frustrierend, zu merken, dass es da nicht mehr weiter gehen würde. Immerhin hatte ich noch den Halt in meiner damaligen Beziehung...dachte ich.

Während des Aufenthaltes im Krankenhaus war sie zwar noch recht häufig da, aber ich musste auch bei Ihr feststellen, dass etwas nicht stimmte. Gedankenreich und Bauchmensch, wie ich war, musste ich dem Gefühl natürlich nachgehen und fand heraus, dass auch die Beziehung, die bis dahin drei Jahre hielt, nicht mehr weitergehen würde. Hätte ich mal nicht gefragt....Timing war zu dieser Zeit echt Alles...

Krankenhaus überstanden, die Lunge war soweit regeneriert und erfolgreich operiert, Bandtrennung, Beziehungs-Trennung, sechs Wochen Krankenschein. In der Zeit nach dem Krankenhaus haben mich diese persönlichen Misstände so sehr runtergezogen, dass ich mich nach Wiedereintritt in die Arbeit ziemlich schnell von dieser Stelle lösen wollte. So war die Idee. Ich bin nur noch mit Bauchschmerzen zu Maloche gegangen, es hat keinen Spaß mehr gemacht, es war nervig und negativ. Ganz tolle Idee: "Jetzt, wo alles in die Brüche geht, kann ich ja den Job wechseln und etwas Neues anfangen..." Bei dieser Idee blieb es dann aber auch.

Ende 2014 war ich dann soweit. Keine Band, keine Beziehung, keinen Job, dafür ein weiterer Besuch beim Arzt. Irgendetwas stimmte nicht mehr. Ich konnte es aber nicht wirklich einordnen. Wenn man dann beim Arzt ist und einen Diagnoseschein in die Finger gedrückt bekommt, auf dem steht "schwere Depression"...ja...es war nicht greifbar...erstmal nicht möglich, dies zu verstehen und zu akzeptieren. Ein mentaler, weiterer Genickbruch im Sammelsurium, persönlicher Missstände dieser Zeit. Alles vermeintlich Negative lief zusammen und entzog mir im wahrsten Sinne des Wortes, den Boden unter meinen Füßen. Die komplette Grundlage des normalen Lebens war auf einmal nicht mehr vorhanden.

Dies zu verstehen und damit umzugehen hat mich wenigstens ein einhalb Jahr gekostet. Was folgte war: Isolation, Rückzug, Aufgabe, nicht Kommunikation, Selbsthass, Verzweiflung, Angst, Wertlosigkeit, Schwere, Lebensmüdigkeit. Nichts ergab mehr einen Sinn. Ich wollte eine ganze Zeit lang einfach nicht mehr. Ich hatte keine Kraft mehr. Steckte energielos in einem nicht Enden wollenden Fall durch ein unglaublich widriges schwarzes Loch. Ich habe Alles in mich hineingefressen. Ich habe niemandem davon erzählt und wollte einfach nur noch schlafen und nicht mehr aufwachen. Tag ein Tag aus, immer das Gleiche. Man wacht mit der Frage im Kopf auf: "Wofür bist du überhaupt noch da?" Ich war mir selber nichts mehr wert, sogar weniger als das. Ich gab mir lange selbst die Schuld für meinen Absturz und konnte da alles nicht einordnen, geschweige denn damit umgehen.

Hätte ich nicht eine so wunderbare Familie und Eltern, die immer da waren und mir ein tolles Leben geschenkt haben, wäre ich heute wohl nicht mehr hier und könnte diese Zeilen kaum schreiben. Ich danke Euch und liebe Euch!!

Im Endeffekt hat es zwei Jahre gebraucht, um wirklich zu verstehen, was mit mir passiert war. Weitere zwei Jahre, um den Kampf anzunehmem und wieder etwas Gutes aus dem Leben machen zu können.

Jetzt, fünf Jahre später, blicke ich zurück und kann mit gewisser Distanz reflektieren und bin mittlerweile, seit gut einem Jahr, wieder frei und meistens glücklich und zufrieden. Diese ganze Zeit, diese ganzen Emotionen, diese ganzen Gedanken, die Isolation, die damit verbundene Sozialphobie...das hat mich verändert. Es hat mich so vieles lernen lassen, es hat mich noch feinfühliger und demütiger gemacht. Ganz unten gewesen zu sein, ohne den Willen noch zu Wollen, ist das Schlimmste an Emotion, was ich erlebt habe. Ich wünsche es wirklich niemandem und kann nur sagen, fresst es nicht in euch hinein, geht offen und ehrlich mit euch um und äußert eure Missstände so gut es geht.

Was mir in der Zeit enorm geholfen hat, war Verständnis und Akzeptanz durch Außenstehende. Wenn man sich selbst als wertlos empfindet, aufgrund von Hirnfickerei, ist es so wichtig, die Bestätigung von außen zu erhalten. Um zu sehen, dass mentale Scheiße mentale Scheiße ist. Um zu verstehen, dass der Verstand den eigenen Körper so sehr beeinflussen kann, dass alles den Bach runtergehen kann. Aber auch, um zu verstehen, dass es auch wieder weitergehen kann. Dass man dem eigenen Befinden und der verankerten Denkweise ein Schnippchen schlagen kann.

Tom, ich bin dir so unfassbar dankbar, dass du mich damals so angenommen hast, wie ich war und trotzdem mit mir Musik machen wolltest. Dazu ist zu sagen, dass ich in der schwierigen Phase eine einzige, spontane Idee hatte: wieder Musik machen zu wollen - was in den Jahren davor komplett abhanden gegangen war, weil es einfach nicht möglich gewesen ist - und ich hatte so ein großes Glück, dich getroffen und kennen gelernt zu haben. Ganz ehrlich, du warst mein Wegbereiter, der mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.

Ich blicke zurück und sehe mein altes Ich.
Ich blicke ins Jetzt und sehe mich.
Ich bin glücklich, ich bin zufrieden, ich habe das Leben längst wieder angenommen.
So ein Einschnitt in der Psyche verändert. Es bleibt immer irgendwo als Narbengewebe auf der Seele zurück aber es hat mich stärker und besser gemacht, als ich es mir jemals vorstellen konnte.

Auch wenn es immer mal wieder Tage geben kann, die sich ohne großen Grund eher negativ anfühlen, ist es völlig okay, dass es solche Tage gibt. Ich nehme es an. Ich habe Zuversicht. Ich habe Freude. Ich bin unendlich dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben. Das Alles zeigt mir, was wichtig ist und was nicht wichtig ist. Das Leben ist nämlich trotzdem das wundervollste Leben, was wir haben.

Wenn man das mal nicht so sieht, ist es aber auch völlig legitim, man darf nur niemals aufgeben und abdriften, aber das werde ich nicht. Es ist ein anderer Weg, der beschritten wird. Er ist nicht unbedingt einfacher, aber trotzdem so unglaublich erstrebenswert und ambitioniert. Hürden bleiben Hürden und wenn man zurückblickt, sieht man: ja, auch da bin ich erfolgreich rübergesprungen. Alles ist möglich. Viel mehr als je zuvor.

Ich danke Allen, die mich so annehmen, wie ich mittlerweile bin. Ich danke Denen, die mich akzeptieren und schätzen. Ich schätze euch genauso, wenn nicht sogar mindestens dreitausendmal mehr und möchte jedem Einzelnen sagen, wie toll ihr seid!


Dienstag, 3. September 2019

Dichterdienstag 19KW36 - Manchmal Melancholie


Manchmal Melancholie

Ich schreibe so viel und mache so wenig,
denke so viel und handle nur mäßig.
Manchmal gucke ich in den Himmel empor,
lasse die Gedanken Gedanken sein und stelle mir vor,
wie es wäre, jetzt auf dem Mond zu sein.
Wäre es friedlich, luftleer oder allein?

Ich schweige so viel und sage so wenig,
diskutiere mit mir selbst oft zu emsig.
Manchmal schaue ich mir die Sterne an,
lasse die Gedanken Gedanken sein und frage mich dann,
wie es wäre, wären wir nicht allein.
Wäre es neutral, krieglich oder gar fein?

Ich empfinde so viel und gebe so wenig,
nehme es auf und verarbeite es täglich.
Manchmal schaue ich stur in den Horizont,
lasse die Gedanken Gedanken sein und fahre fort,
mir zu wünschen und zu erstreben:
ein freies, gutes und wundervolles Leben.

Ich bin nicht viel, zudem auch wenig,
leuchte meistens dunkler als ein Irrlicht.
Manchmal schaute ich dich einfach an,
ließ die Gedanken Gedanken sein und sagte dir dann,
wie schön du bist, wie hell du scheinst.
Wie furchtbar es ist, wenn du weinst.
Wie erstrebenswert dein Kosmos ist,
wie wunderbar und toll du bist.

Manchmal schaue ich in die Nacht empor, 
lausche den Wolken und bin ganz Ohr.
Ich höre dich noch von Weitem rufen,
schaue mich um und fange an, zu suchen.
Aber es ist nur ein Echo vergangener Zeiten,
was mich daran erinnert, nicht zu entgleiten.

Kurzzeiliges für Kurzweiliges #13 (Nerven/Zölibat/Entzug)




Sonntag, 1. September 2019

Abstinenz - unendliche Weiten

Der Kosmos. Das Weltall. Die Universen. Abstinenz. Hurz!


Tag 1 (0.5), Mittwoch:

Heute habe ich mich relativ spontan dazu entschieden ein kleine Pause einzulegen und Abstinenz auszuprobieren. Zugegeben, sie schmeckt ziemlich geschmacklos und hält sich derweil auf der einen Seite mit einem lockeren Angang und auf der anderen Seite mit einem durchaus merkbaren Abgang. Es ist natürlich von einer Social-Media-Abstinenz die Rede. Da ich in den letzten Monaten wieder sehr regelmäßig und konstant bei FB unterwegs war, (die einslive Freundeskreis Gruppe, das private Profil, der Blog) fühlt sich dieser Wegfall von Unterhaltung, Spaß und Kommunikation definitiv zwiegespalten an.

Tag null komma fünf ist's eigentlich, weil ich heute, am Mittwoch, den 28.08.19 noch bei FB aktiv war und erst im Laufe des Tages entschieden habe, diese Plattform, sowie Instagram und auch WA so gut es geht zu vermeiden. Gesagt, getan. Ich hab Nachmittags noch 'ne Benachrichtigung bekommen, dass mich jemand unter meinem Beitrag vom Mittag markiert, bzw. erwähnt haben muss. Diese habe ich aber einfach weggewischt, ohne bisher nachgesehen zu haben. Ich bin quasi seit heute, Arbeitsbeginn gegen 13 Uhr, ohne die größten Kommunikations- und Profilierungsplattformen unterwegs. Bei Instagram habe ich eh im Moment nur die Blogseite im Fokus. Die private Seite ist seit geraumer Zeit eher semi bis noch weniger aktiv. Andere offene Kommunikationen standen auch nicht mehr im Raum.

Ich habe diese spontane Idee natürlich nirgendwo angekündigt und bin gespannt, wie lange ich damit durchhalten werde und ob darauf irgendjemand eingeht. Zu letzt habe ich ja wieder wunderbare neue Kontakte erfahren dürfen und natürlich pflege ich Diese auch super gern. Im Rahmen der Kurzfristigkeit der Dinge wird sich nun zeigen, wie kurzfristig die Leute wirklich sind. Mit der Einstellung der sozialen Medien fällt natürlich auch ganz spontan die Pflege dieser und fast aller Kontakten weg, da die Meisten über WA erreichbar sind und auch darüber der häufigste Austausch passiert. Demnach habe ich die Benachrichtigungen aus unserer Vollvossten-WA-Gruppe natürlich ebenso ignoriert und WhatsApp nicht geöffnet.


Tag 2, Donnerstag:

Eine Nacht ohne, ist wie eine Nacht ohne. Und besonders der Morgen danach verliert sich, wenn ohne, in ziemlicher Eintönigkeit. Meine Benachrichtigungs-Pop-Up-Zahlen auf dem Telefon halten sich ja eh meist in Grenzen und zudem ist diese Anzeige der Benachrichtigungen in meinen Augen etwas kaputt. Ich spreche über diese kleine Zahl, die oben an dem App-Icon steht. Icon-Zahlen sind irgendwie im Moment wie Windows-Minuten. Wenn da steht, es dauert noch acht Minuten, dann kann es sein, dass es entweder nur noch fünfundvierzig Sekunden braucht oder vielleicht aber fünfundvierzig Stunden. Bei den Icon-Zahlen ist das ähnlich. Da steht dreiunddreißig und in der App sind's nur vier...man weiß es nicht so genau...wie auch immer...bei mir waren es heute nach dem Aufstehen sieben an der Zahl bei FB und um die dreißig neuen Nachrichten in der WA-Gruppe.

Dieser Donnerstag steht, genau wie der Mittwoch, voll im Zeichen der Arbeit. Zwei Tage gab ich mir Zeit, um im Betrieb zwei Baucontainer á 8 Kubik und 11 Kubik mit diversem Möbelschrott zu füllen. Dementsprechend heißt es: früher anfangen, mehr schaffen. Normalerweise beginne ich mit der Arbeit gegen 16 Uhr und die Schicht endet um 21 Uhr. Gestern und heute ist der Beginn um 13 Uhr. Zudem haben wir heute noch ein internes Betriebsgrillen für die Belegschaft.

Wie geplant konnten wir heute, ich hatte einen fleißigen Helfer an meiner Seite, den zweiten Container komplett voll machen und lagen dabei sehr gut in der Zeit. 13 bis 18 Uhr Schrott schleppen, ein bisschen zur Ruhe kommen und dann um 19 Uhr das Grillfest. Mein Telefon hatte ich während der Arbeit nicht in der Tasche. Zum einen, weil es einfach beim Schleppen und Wuchten gestört hätte, zum Anderen, weil es eh keinen besonderen bzw. banalen Grund gehabt hätte, es zu checken. Kommunikation und Austausch mit Menschen hatte ich dafür auf der Arbeit. Beim Grillfest natürlich auch mal etwas privater und nicht nur arbeitsbedingt.

Das war alles echt ganz nett und angenehm, muss ich sagen. Auch wenn ich mich im Vorhinein gedanklich natürlich wieder selbst bekloppt gemacht habe. Essen in der Öffentlichkeit...größere Menschengruppen...funktionieren müssen...die Angst vor der Angst, nicht entsprechen zu können...Gedankentrallala trotz Social-Media-Abstinenz. Aber im Endeffekt waren es mal wieder unnötige Gedanken. Eine Bestätigung an mich selbst: ja, auch das hast du wieder geschafft!
Das Essen war lecker, die Leute waren locker. Alles gut. Feierabend. 21.30 Uhr zu Hause.

Was noch zu erwähnen wäre, ist die Tatsache, dass ich meinen Chef heute spontan gefragt habe, ob ich morgen nicht frei machen könne...zwecks Überstunden Abbau. "Wenn Ihr mit Allem gut durchkommt und Alles im Container liegt, spricht da nichts gegen."
Wie man nun weiß, waren wir fleißig und dem freien Freitag stand tatsächlich nichts mehr im Wege. So ging der Tag auch echt locker von der Hand, muss ich sagen.
Eine weitere schöne Sache, die durchaus erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass ich meine Probezeit im Betrieb heute erfolgreich absolviert habe!

Eine komplette Kommunikationsabstinenz blieb heute in der Tat nicht aus. Allerdings nicht von meiner Seite initiiert, sondern durch meinen Schlagzeuger. Er fragte über Telegram, (was übrigens der einzig wahre Messenger ist) wie es so geht und ob ich schon in die neue Tool Platte reingehört habe, die just veröffentlicht wurde. Auf mein Tom-le-Mot-Navigationssystem ist Verlass! WA, FB und Instagram habe ich weiterhin ignoriert und an diesem Abend nur noch die Serie "The People vs O.J. Simpson" weitergeschaut. Nochmal so drei ein halb Folgen, dann bin ich pennen gegangen.


Tag 3, Freitag:

Ein neuer Tag. Ein freier Tag. Ausschlafen wäre in jedem Fall ein Traum gewesen. Aber Pustekuchen. Seit dem mein Nachbar irgendwie 'nen Spleen hat und regelmäßig um halb neun auf voller Lautstärke seinen Fernseher anmacht, sind die Schlafphasen auch ohne Wecker meist abrupt vorbei. Das geht mir im Moment echt auf den Sack. Ich mein, ne?!...da machst'e nichts. Lautstärkebestimmungen über Tag sind ja recht locker. Das ist ja auch okay...aber muss man immer das ganze Haus mit seinem Scheiß beschallen? Ich neige dazu, solche Menschen aufgrund ihrer Rücksichtslosigkeit zu verachten. Was mache ich dann? Kopfhörer aufsetzen und Musik hören, genau.

Ich schaue selbst Filme und Serien immer über Kopfhörer, weil ich meiner Umwelt nicht auf die Nerven gehen will...aber nun gut. Die Ansprüche von Leuten sind in der Regel nicht die Meinen.
Wie auch immer. Zeitig wach, trotz freiem Tag. Kaffee, Kippe, ein Brot.

Über die WA Benachrichtigungen (sprich bei den Pop Ups, die im Display erscheinen) habe ich gesehen, dass die liebe Dani heute Geburtstag hat. Ich habe ihr dann im Laufe des Tages ebenfalls gratuliert. Tatsächlich auch über WA, aber auch nur das Nötigste. Auf die zig anderen Nachrichten (von Mittwoch bis heute) bin ich weiterhin nicht eingeganen.

Im Laufe des Vormittages habe ich mal bei meinen Eltern angerufen und mich erkundigt, wie die Lage ist und ein bisschen mit meiner Mutter gequatscht. "Ein bisschen" ist meistens untertrieben. Grundsätzlich bin ich ja ein sehr kommunikativer Mensch und bei Telefonaten komme ich selten unter einer Stunde weg. Das höchste der Gefühlen waren einmal acht Stunden. Aber auch in jüngerer Vergangenheit waren Telefonate von zwei bis vier Stunden durchaus üblich. Warum auch nicht, ne?! Wer kann, der kann. Und jedes Mal stelle ich fest, dass ein Telefonat soviel mehr ist, als Text- oder Sprachnachrichten. Ich schätze Kommunikation, die eins zu eins passiert, wirklich sehr.
Alles Andere hat zwar auch seine Vorzüge, aber es geht nichts über den direkten Austausch. Und es waren zuletzt wieder sehr inspirierende und gute Gespräche gewesen.

Über das Telefonat teilte ich meiner Mutter dann ebenfalls mit, dass ich die Probearbeitszeit erfolgreich bestanden habe. Sie hat sich gefreut und bat mich, dass ich das ja auch in unserer Familien-WA-Gruppe mitteilen könnte, da sich meine Schwester und mein Bruder ebenfalls über diese positive Nachricht freuen würden. Das war dann die zweit WA-Ausnahme. Auch wenn ich dort wiederum eher kurz angebunden gewesen bin.

Meiner Mutter, sowie meinem Schlagwerker habe ich von der Abstinenz erzählt. Die beiden sind aktuell aber auch die Einzigen, die es wissen. Und bisher kam noch keine weitere direkte Kommunikation von anderen Stellen. Es ist ja jetzt nicht so, dass ich 'ne Masse an Kontaktpersonen habe, dennoch merke ich heute, dass es mir fehlt. Mir fehlt der oberflächliche Spaß bei FB. Mir fehlt das Rumalbern im öffentlichen Raum. Mir fehlt das Tragen von Sarkasmus.
Was aber wirklich fehlt, ist der Austausch mit den Menschen, die ich kennen und schätzen gelernt habe. Ich bin heute kurz davor gewesen, wieder selbst die Initiative zu ergreifen und Kontakt zu machen. Aber: nein...wenigstens den Freitag noch.

Der Tag schlendert dann so seinen Weg entlang. Ein bisschen Fahrradfahren, ein bisschen mehr Musik auf die Ohren, Essen, Faulenzen und heute Abend lecker Fußball hören. Zwischendurch habe ich auch an dieser Idee zum "Tage-Buch" gearbeitet und ein wenig geschrieben.

...ja...Fußball...es war leider ein ernüchterndes und frustrierendes Spiel. Wir haben zu Hause verloren. Traurig, traurig. Aber es ist ja erst der dritte Spieltag, demnach: easy peasy...dennoch wie immer ärgerlich, wenn die eigene Mannschaft verliert.

Mit dem Gedanken an die Arbeit, der ich morgen einen Besuch abstatten muss, habe ich mir dann die letzten ein einhalb Folge der Serie gegeben und den Prozess um O.J. zu Ende geschaut. Eine Serie, die durchaus interessant ist, muss ich sagen. Sie plätschert zwar relativ gemächlich vor sich hin und bietet natürlich nur einen überschaubaren Spannungsbogen, trotzdem fand ich's super umgesetzt und gut dargestellt.

Der Wecker würde um 7 Uhr klingeln. Arbeitsbeginn am Samstag: 08:45 Uhr. Mit weiteren Gedanken an die Leute, die ich seit Mittwoch kommunikativ verschmähe bin ich irgendwann ins Bett gegangen und konnte, wie zu letzt eigentlich immer, recht gut einschlafen. Träumen tue ich im Moment eher nicht. Oder ich mache es, aber ich weiß es nicht mehr. Das war auch mal anders gewesen und ich bin eigentlich ganz froh darum, dass ich am nächsten Morgen nicht weiß, was mein Kopf in der Nacht alles bearbeitet hat. Ich liebe Schlaf. Schlaf ist so friedlich und ruhig. Schlaf ist die einzige Situation, in der ich komplett abschalten kann. Das ist enorm viel Wert.

Klar, es gibt potentiell noch andere Dinge, bei denen man die Zeit und die Gedanken anhalten kann. Aber das ist im Moment Mangelware. Weder regelmäßiges Musizieren und Krachmachen mit der Band, noch guter Sex, sind derweil greifbar. Mein Freizeitausgleich ist im Moment eher auf Kleinigkeiten beschränkt und es nervt etwas, dass die schönen Dinge so sehr stagnieren. Aber was soll man machen? Wie immer, wenn andere Leute von Nöten sind, wird es wieder kompliziert oder organisatorisch schwierig. Stagnation ist der Teufel.


Tag 4, Samstag:

Wie nicht anders zu erwarten, klingelte der Wecker heute pünktlich um viertel vor sieben...und dann nochmal um punkt sieben. Aufstehen. Kaffee, Kippe, Dusche, kein Social Media, n Brot, los zu Arbeit. Heute war es aber ein überschaubarer und im Verhältnis zu sonst, kleiner Dienst. Die Öffnung der Räumlichkeiten, das Warten auf die Kursteilnehmer und eine Einweisung standen an. Der Kurs war pünktlichst um kurz vor neun zugegen, ich konnte meine Arbeit machen und hatte dann den Vormittag erstmal zur freien Verfügung. Allerdings immer mit dem Bewusstsein, heute Nachmittag wieder vor Ort zu sein, um die Schließung und etwaige Aufräumarbeiten vorzunehmen.

Auch heute denke ich über die Abstinenz nach und hoffe wirklich, dass das Nichtssagen in Bezug auf das Abwesendsein mir nicht übel genommen wird. Aber das ist ja Quatsch. Sollte sich jemand dafür interessieren, warum ich merklich wegbleibe, wird und soll nachgefragt werden! Ich bleibe gespannt, wie lange ich das noch aufrecht halten kann. Zum Einen ist es weiterhin ganz schön, das Telefon nicht ständig in den Fingern zu haben, zum Anderen bleibt dennoch eine gewisse gedanklich-emotionale Abhängigkeit, die ganz klare Zeichen sendet, die eigentlich nicht gut sind.

Ich habe den Vormittag mit zwei Einkäufen, einem zweiten ausgiebigeren Frühstück und einer Doku über Rocco Siffredi verbracht. Bestes Vormittagsprogramm inklusive noch mehr Kaffee, Kippen und dem Einblick in das letzte Jahr dieses Pornodarstellers. Gar nicht verkehrt, diese Doku, muss ich sagen. Interessant war es in jedem Fall. Aber auch wieder eine wunderbare Bestätigung, selbst soweit reflektiert zu sein, Porno vom Realen unterscheiden zu können. Was für kaputte Geister und Gemüter viele der Darstellerinnen und Darsteller sind, ist nicht von der Hand zu weisen und die Einblicke von hinter der Kamera waren schon sehr eindeutig. Pornos zu drehen, ist halt echt intensiv und vor allen Dingen ist es harte Arbeit. Ich würde ja jedem Millenial wünschen, sie wüssten, wie es in Wirklichkeit zugeht. Aber die Porno-Beeinflussung seit der Zeit des Internetz ist enorm und voll in den Köpfen Vieler eingebrannt. Brave new world, again!

Heute Nachmittag ging es dann nochmal zu Arbeit, um die Dinge zu tun, dich ich tun musste und dann bin ich offiziell ins Wochenende gestartet.
Bisher gab es keinerlei weitere Kommunikation auf anderen Kanälen und ich bin noch immer eisern, was das offensichtliche Ignorieren der Social-Media-Plattformen angeht.
Die Gedanken dazu und darüber bleiben aber hartnäckig. Die Gedanken an die Menschen, die Gedanken an Ablenkung und Spaß. Ja, auch mit Social-Media kann man die Zeit vergessen. Ich habe Hunger, werde nun mal etwas Essen und hier später weiterschreiben. Hier und da erwische ich mich heute aber vermehrt, dass ich aufs Telefon schaue, um herauszufinden, ob nicht doch irgendjemand schreibt oder eine Benachrichtigung auftaucht.

Im Inneren hoffe ich darauf, dass jemand auf mich zukommt. Aber Hoffnung und ich sind seit Neuestem eh geschiedene Leute. Ich habe sie durch Zuversicht ersetzt. Demnach ist Hoffnung, dass sich jemand meldet, völlig fehl am Platze. Viel mehr sollte ich zuversichtlich sein, dass es eine gute Erfahrung ist. Ich sollte zuversichtlich sein, dass nach Wiederaufnahme der Kommunikationen alles beim Alten ist. Ich bin auf jeden Fall sehr auf die Erkenntnisse dieser Phase gespannt.


Tag 5, Sonntag:

Während des gestrigen Abendessens konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, wieder eine neue Serie anzufangen. Ntflx ist ja sooo super. Dieses Mal: "WU Assassins"...heute, ein paar Stunden nach gestern, bin ich bei der Serie schon zu Folge fünf fortgeschritten. Ja...was soll ich sagen?! Das ist 'ne Serie, die ich in meiner subjektiven Bewertung wiedermal mit einer soliden 5.5-6/10 bewerten werde. Es ist ganz okay, aber nicht der Wahnsinn und irgendwie ist auch diese Thematik schon hunderte Male da gewesen und haut mich nicht so richtig vom Hocker. Aber hey, Martial Arts mit Iko Uwais und einer höchst attraktiven Katheryn Winnick. Es gibt Schlimmeres...dennoch bleibt's bei einer überschaubaren Serien-Sache.

Wie auch immer! Heute ist Tag fünf, heute ist Sonntag und tatswahrhaftig ist gestern noch ein Teil-Ausbruch aus der Abstinenz passiert. Zuversichtlicher Weise durch eine externe Quelle. FB habe ich bisher zwar immer noch nicht geöffnet, dafür wieder lustige und erfrischende Kommunikation über WA gemacht! Das war gut und es wurde Zeit. Ich denke nämlich, auch wenn die externe Kommunikation gestern nicht passiert wäre, hätte ich mich heute so oder so wieder ins digitale Haifischbecken geworfen und wäre ein paar Runden geschwommen. Umso besser aber, wenn die Kontaktbarkeit doch schon vorher passiert ist.

Haie sind echt abgefahrene Tiere, finde ich und wenn man weiß, wie sie reagieren und welchen Instinkten sie folgen, kann man auch relativ gechillt mit ihnen in einem Becken schwimmen, ohne Gefahr zu laufen, direkt verputzt zu werden...außer in der Regel...das sollte man so ein Becken eventuell vermeiden...die wittern ja Blut und so... Aber wie gesagt, wenn man das weiß, dann weiß man das ja und dann kann man Präventiv-Maßnahmen ergreifen. Pflaster zum Beispiel. Oder einen Mantel aus mentalem Eisen oder Eis...das schützt nicht nur in der Regel..

...kein Frage: den Bogen von Haien über Becken und Blut zum Resümee zu spannen wird vielleicht etwas schwierig...ist aber im Endeffekt auch Wumpe, weil es ja eh weitergeht und sich nichts verändert hat. Natürlich hat sich nichts verändert. Es waren ja auch nur fünf Tage der Abstinenz.
Haie bleiben Haie. Die Meute bleibt die Meute und die Leute, die bleiben, die bleiben.

Alles in Allem habe ich nun rückblickend eine Erkenntnis: ja, es ist okay und machbar, sich dem digitalen Wahnsinn zu entsagen. Ich stelle aber auch fest, dass spontan ein Zeit- und Spaßfaktor entfällt. Man ist auf jeden Fall ganz schön geimpft und die üblichen Gewohnheiten im Umgang mit sozialen Medien machen die heutige Kommunikation einfach zu einem Großteil aus.
Ich habe gemerkt, dass es Dinge gibt, die ich nicht vermisst habe...Leute, die einfach nur aus Oberfläche bestehen, zum Beispiel. Wiederum habe mir gewisse, besondere, Kontakte echt gefehlt.
Aufgrund der Tatsache, dass mich diese künstliche Abstinenz tatsächlich etwas frustriert hat, zeigt mir nur, dass persönliche Isolation definitiv nicht gut für mich ist.
Da ich auf dem Gebiet ja schon reichlich ungewollte Erfahrungen vorbringen kann, war es umso wichtiger, zu bemerken, dass das niemals der Weg für mich sein sollte. (Mir kommt beim Schreiben dieses Satzes ein spontanes De-ja-vu in den Sinn. Das ist sehr gut!)

Ab heute gilt es also nun wieder: ran an den Byte-Speck und zurück in den Wilden Westen! Ich denke aber, dass ich meine alte Rolle weiterspielen werden. Die Abstinenz hat meine Identität zum Glück nicht verändert und ich werde die wichtigen Leute wieder davon überzeugen können, mir zu zuhören und darüber Aufmerksamkeit für den Inhalt zu erhalten. Das ist super, das ist gut. Mit Euch kann man arbeiten, liebe Leute!

Lets fetz, sagte das Schnitzel und sprang ins Haifischbecken!!!