Freitag, 28. Dezember 2018

PODCAST: DIADN Spezial #2 - Joe

Guten Tag zusammen!

Heute: kurz und knackig ein kleines Resumee der letzen Blog- und Podcastzeit. Das letzte DIADN für dieses Jahr, welches aber eigentlich keines ist :D Ich hab mich nicht getraut, mir selber die Fragen zu stellen. Deshalb ein kleines Statement, Danksagungen und nette Worte zum Abschluss. (erklärender Weise muss man sagen, dass die Tonspur tatsächlich aus einem Video entstammt, das hat dieses Mal leider noch nicht so geklappt, das gibts dann separat bei FB oder so ;))

Kommt alle gut ins neue Jahr - auf bald

Mittwoch, 19. Dezember 2018

Ein Kartenhaus

...ist es Magie oder Zauberei? Gar Hexerei? Voodoo? Kartenhäuser: Illusion, Schein, Fingerfertigkeit oder bloß ein Taschenspielertrick?

Fragen über Fragen. Ein guter Einstieg in diesen Text und Beitrag, wie ich finde. Nun gut...das sind ja eher einzelne Worte, die mit einem Fragezeichen versehen sind...dennoch, eine Kartenhaus-Metapher: Was ist sie? Was will sie hier? Ein subjektive Ansicht:


Ein Kartenhaus. Jeder weiß, was damit gemeint ist. Wenn man sich Eines vor Augen führt, weiß man sehr klar, wie es klassischer Weise auszusehen hat. Obwohl...baldige Generationen kennen es wahrscheinlich nicht mehr (wie traurig), aber wir sind ja im Jetzt, da ist die Sorge um etwaiges Heranwachsen mutierter, zukünftiger Lebewesen eher müßig.
Fast jeder wird solch ein Kartenhaus schon selbst einmal gebaut haben. Zumindest haben es sehr viele wenigstens einmal versucht. (In Köln ist mal jemand umgekommen, weil er nicht aufhören konnte ein Kartenhaus zu bauen. Das Problem: er hatte ganz schlechte, bis gar keine Karten.)

Etwas Geschick, eine ruhige Hand und Geduld gehören schon dazu, wenn man es richtig machen will. So eine Kartenhaus-Struktur ist auf den ersten Blick relativ simpel und gut zu durchschauen (...) Ein einfaches Konstrukt aus Karten sollte wirklich jeder auf die Beine stellen können...obwohl... (böser Witz über Menschen, die nichts dafür können bahnt sich an...Michael J. Fox kann es leider nicht mehr so gut)...Wie dem auch sei. Wenn man von dem Standard-Haus, bestehend aus zweiunddreißig Karten, schnell gelangweilt ist, geht man hin und nimmt einfach mehr Karten. Vierundsechzig, zum Beispiel. Das ist sehr zu empfehlen, da man viel mehr bauen und vermeintliche Stabilität einarbeiten kann. Die Anzahl der Karten bestimmt immerhin die Größe eines Kartenhauses. Aber: je größer, desto stabiler? Jetzt fängt's auch langsam an, etwas metaphorischer zu werden. Größe ist gut, aber bei einem Kartenhaus auch nicht Alles. Wahre Größe ist aber eh ein ganz anderes Kapitel auf einer anderen Seite in einem anderen Buch. Zwar im gleichen Leben, zur gleichen Zeit, im selben Universum, aber in Bezug auf Kartenhäuser eher durchsichtig, als immerzu präsent. Das gewisse magische Etwas, was Kartenhäuser haben, macht zwar auch eine Art von Größe aus, aber es ist nur einen Teil bzw. es sind nur ein paar Teile der Größe enthalten, die über das Kartenhaus hinweg blicken blasssen. Wenn man es schafft, hinter die Fassade eines Kartenhausen zu blicken, ohne einfach hindurch zu sehen, ist man dieser Größe schon ein gutes Stück auf die Schliche gekommen.

Der grundsätzliche Aufbau ist ja immer irgendwie gleich. Man kennt das: Man arbeitet sich von unten nach oben vor. (Anderer Situation entsprechend, sollte es wohl anders herum sein. Da wir aber weiterhin bei der Kartenhaus-Metapher sind, bezieht es sich erstmal nur auf das Dazwischen und danach erst auf das Darin. Was ihr aus diesen Worte (in den Klammern) macht, ist eure Sache). Zuerst bildet man ein solides Podest und beginnt dann in die Höhe zu bauen. Karten-Etage um Karten-Etage wird ein Kartenhaus immer höher. Es wird allerdings nie breiter als der Sockel es zu lässt. Das klassische Kartenhaus bildet somit die zulaufende Form einer nicht ganz dreidimensionalen Pyramide. Unten breit, oben spitz. Soll es insgesamt größer werden, muss man wieder unten anfangen und die Ebenen für die neuen Etagen aus Karten am Sockel gründen. So kann man sein Kartenhaus, wenn man denn genug Karten besitzt, immer größer werden lassen und gar kunstvoll anmutende Bauwerke erfinden und errichten. Je nach dem, wie der eigene Anspruch so ausgerichtet ist.

Es gibt ja Leute, die bauen Kartenhäuser wirklich nur aus dem einen Grund: nämlich um sich mit ihnen darzustellen, zu brüsten und sich selbst in einen Fokus zu rücken. Neuzeit-Houdinis...alles Lappen! Im Bestfall sind das Fertig-Kartenhäuser, ohne Fleiß und Aufwand. Ohne Magie. Sie existieren alleine zu dem Zweck, um sagen zu können: "Guck, hier: Meins ist das Größte." Kann man machen, passiert. Ist aber Zirkus. Das hat für mich aber nur den metaphorischen Reiz einen Vergleich zu der Größe von Autos herzustellen und das Ganze in Anbetracht von schon erwähnter wahrer Größe, als nicht relevant für die Magie von Kartenhäusern einzuordnen. Plattheit hat selten Magie. Außer man isst einen magischen, sehr flachen Crepe.

Zurück zum Trick. Ein Kartenhaus ist irgendwie anmutig, geduldig, schön und hat Magie. Es ist ein Haus. Es bietet ein Dach und Raum. Es ist bunt, farblich wiederholend, gemustert, dennoch individuell. Es besteht aus vielen einzelnen Segmenten, die zusammen ein Gesamtes ergeben. Es stützt sich in sich selbst und trotzdem ist es immer etwas instabil. Es ist löchrig, etwas wackelig, anfällig bei Wind und Unwetter. Es fällt unter Umständen einfach so zusammen und erliegt sich in seinen eigenen Trümmern. Platt am Boden, auf dem Kopf, durcheinander, wiederholend. Wenn es fällt, fällt meistens viel.

Nun kommt es natürlich etwas auf die Solidität des Sockels an, inwiefern die Wände fallen, bzw. wie weit das Kartenhaus in sich zusammenfällt. Was bleibt nach so einem Sturm von dem Kartenhaus übrig? Ein bunter Haufen von Stücken eines Ganzen. Das sprichwörtliche Zusammenfallen, was so schnell passiert, macht das mühselig Erbaute, das geduldig Erschaffene in einem Moment kaputt. Zack, Thanos-Style.


Die große Schwäche von Kartenhäusern ist definitiv ihre anfällige Stabilität. Da können sie noch so geduldig, vielschichtig, prachtvoll oder imposant sein. Was bleibt, ist immer Chaos. Wie gesagt: in meinen Augen bleibt es immer ein magisches Chaos, ein bunter Haufen Fleiß. Eine subtile Zeit. Eine Erfahrung. Ein Wert. Ein kleines Märchen. Ein bisschen Hokus-Pokus. Deshalb bereue ich es auch nicht, wieder einmal in die Trümmer meines persönlichen Kartenhauses zu blicken und zu sehen, welche Muster geblieben sind. Kartenrücken an Karten-Vorderseite, Zahl an Bild, König an Dame. Bube auch an Dame. Alles durcheinander. Wäre es eine Spiegel-Metapher, täte man sich etwas schwerer, unverletzt die Überreste aufzusammeln und wieder neu zusammen zu setzen. Ein Glück, dass Kartenhäuser keine Spiegelhäuser sind. Die Sortierung wird eine Altbekannte sein.

Ich baue einfach ein Neues. Ein weiteres Kartenhaus. Vielleicht baue ich aber auch erstmal eine Mauer drumherum oder nen Windschutz. Es wird auf jeden Fall den gleichen Grundstein bekommen, wie meine anderen Kartenhäuser. Die waren gut, wie sie waren. So sollte es sein. 
Der Sockel ist nicht gänzlich zerstört, demnach ist die Grundlage weiterhin gegeben. Das macht das Wiederaufbauen noch ein bisschen einfacher.

Werde ich großartig etwas an der Bausweise oder Art des erneuten Kartenhauses ändern? Vermutlich nicht so viel. Es wird höchstwahrscheinlich etwas mehr Zeit benötigen, bis es wieder in vollem Glanz erscheinen kann. Es wird aber immer genau diese, meine, eigene Vorstellung von Magie und Anmut sein, die es beleben und stabilisieren soll und wird.
(Im Übrigen bin ich strickt dagegen, ein Kartenhaus mit Kleber zu verstärken. Das ist wie Cheaten, Fremdgehen oder Trump wählen: Geht gar nicht! Wir sind ja nicht bei Bauer sucht Schwiegertochter?! (Ein Glück!!))

Was ist es nun...dieses Kartenhaus? Einbildung, Vorstellung, Träumerei? Oder ist es ein Refugium, eine Art des subjektiven Ausdruckes oder Schutzes?
Ist es Magie? Ja, auf jeden Fall. Zauberei? Nein, eher nicht. Hexerei auch nicht. Voodoo? Ja. Schon ein bisschen. Ein Taschenspielertrick ist es nicht, dafür sind Taschenspielertricks zu "schmierig" behaftet. Es ist paradox aber keine Illusion. Es kann alles sein und nichts. Es ist fein aber gebrechlich. Es fesselt dich aber lässt immer etwas Durchblicken.

Kartenhaus, oh Kartenhaus, ich hoffe, ich habe mich nicht vertippt und schrob irgendwo Gartenhaus...das wäre fies, peinlich und so anders-sinnig. Drückt mir die Daumen, die Fehler am Merz gepackt und sie vor die Türe gestellt zu haben.

Ich mag Kartenhäuser. Gäbe es ein Kartenhaus-Museum, würde ich nach den Kartenhäusern Ausschau halten, die auch mehr sind als nur Taschenspielertricks. Diese Kartenhäuser, die das Eigene besitzen. Die, die in Größe strahlen, ohne physisch groß sein zu müssen. Die, bei denen es egal ist, ob Vorderseite oder Kartenrücken. Individuelle Muster, gepaart mit Feinschichtigkeit und der inneren Resonanz, zu strahlen, haben mich ja immer schon begeistert.

Metaphern sind ja schon was Feines, ne?!

Bald in Ihrem Museums-Zirkus: ein neues, altes Kartenhaus.

Dienstag, 18. Dezember 2018

Mit Schwert und Tadel (#Dichterdienstag)

Nach fast achtundvierzig Stunden ohne,
sag' ich einfach mal: zack die Bohne!
Und frage: was geht los darein?
Juckt bei euch auch das dritte Bein?

Es scheint so, dass alles beim Alten ist:
Schläuche, Profile, ab und an ein Twist.
Räubertöchter, Tiere und Asi-Typen
nebst Frischlingen und Pseudo-Attitüden.

Wie schon ein weiser Mann einst sagte,
sei du selbst die Veränderung und warte
nicht darauf, dass etwas passiert,
sei du selbst aktiv und es wird.

Nun mische ich hier mal wieder mit,
texte, spreche, schreib' nen Hit.
Mit dem ich dann in die Vollen gehe,
but behave, nur Sex vor der Ehe.

So teile ich nun mit Schwert und Tadel,
was ich hab und sag': Hey Madel,
wie geht es dir? Was tust du hier?
Ich lad' zum Bier und dann quatschen wir!

Aus Tadel könnte Adel werden,
Bier ist und bleibt das Gold auf Erden.
Schwert bleibt immer Schwert...aber nur
mit genügend Raum und richt'ger Politur.

Ein paar Wenige werden wissen,
dass es sich handelt um gewissen
Insider-Content, der mal eben
erzählt von Geben und von Nehmen.

"Hört meine Worte und erfreut Euch ihrer"...
Es gibt, welch Glück, nicht viele Lider,
die verschlossen bleiben bei diesem Anblick.
Sei du selbst und es macht bald wieder Klick.

So lasst uns all' die Hände reichen,
auf ein gutes Jahresende und der Gleichen.
Ich reit' nun aber heiter und auch trabend
immer weiter, in den verdienten Feierabend.

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Wankelmut, der

"Wankelmut oder Unbeständigkeit bezeichnet die Unentschlossenheit einer Person".
Soweit die Definition. Gehen wir mal einen Schritt weiter und formen aus der Unentschlossenheit einer Person die Übertragung auf mehrere Personen. Der Wankelmut einer Gruppe oder gar der Wankelmut einer Generation. Die Unentschlossenheit des Volkes.

Die Optionalität der Dinge kommt mir in dem Zusammenhang spontan erneut in den Sinn. Natürlich springt diese Phrase, die ich seit ein einhalb Jahren verwende und immer wieder in Frage stellen muss, mir in den Kopf. Wenn man von Unentschlossenheit in der heutigen Zeit spricht, muss man wohl zwangsläufig die Optionalität der Dinge anführen. Der Basar des Sozialen. Da werden allerdings auch nur Medien verkauft...

Wie kommt's, dass es einem so vorkommt, als würden sich Menschen sichtlich schwer damit tun, sich zu entscheiden. Wenigstens für eine Sache. Ok. Netflix oder Prime? Beides! Ist ja klar.
Aber was ist, wenn Menschen zu so einer Art Netflix- oder Prime-Sache werden sollten?
Könnte es sein, dass der Basar uns verkauft. Dass wir auch nur Medien sind?
Zum einen verkaufen wir uns ja selbst. Der Basar, wahlweise Markt, ist ja nur eine geographische Lage eines Sammelpunktes. Er verkauft nichts. Der ist einfach nur da.
So wie wir auch "nur" da sind. Allerdings haben wir alle unseren kleinen, individuell anmutenden Verkaufsstand dabei, wenn wir uns auf dem Basar tummeln.
Das passiert mittlerweile sogar so zwangsläufig und teilweise ungewollt, dass wir gar nicht zwingend merken, wenn/wann wir auf dem Basar sind.

Dazu folgende einfache Regel: Internet aus. Direkt weniger Mark-Atmosphäre. Leider ist das "zwangsläufig" und "ungewollt" so ein Thema geworden. Sagen wir mal, achtzig Prozent der Händler sind schon so sehr von den Medien, also auch von uns selbst, manipuliert, dass sie denken, es sei jeden Tag Zeit für einen Basar. Jeden Tag? Jede Stunde. Jede Minute. Einfach immer! 
Die Möglichkeit, Optionen auszuchecken und abzuwägen ist heutzutage so einfach wie noch nie.
Und: Es wird auch immer jemanden geben, der die permanente Nachfrage bedienen wird. Manchmal sind das echte Leute. So wie du und ich...na gut, deren Selbstwertgefühl ist wahrscheinlich um ein immenses Ausmaß geringer, als das Deine oder Meine...manchmal sind es aber auch nur Programme, keine echten Leute, die die Nachfragen der echten Händler dann zum Schein bestätigen. Auch wenn nur ein fadenscheiniger Kuhhandel abgeschlossen wurde...den Händler bestätigt das in seiner Options-Suche. So wird die Nachfrage weiter bleiben und der Markt wird versuchen sie zu erfüllen. Wie an der Börse. Ziemlich viel Schein und Spekulation. Und zudem extrem viel heiße Luft.

Ich frage mich allerdings, wann ist das Volk dazu übergegangen, Spekulationen so sehr auszuchecken und ihnen einen gewissen Wert zu geben, dass aus Spekulationen schon Optionen werden. Bzw. Irgendwann wird einfach nicht mehr spekuliert, sondern einfach gemacht. Egal, was es dann ist. Ich glaube die Leute verlieren immer mehr den Anstand und den Respekt, den es in Anbetracht einer Privatsphäre, die nun ein jeder von uns haben sollte, mal gab. Oder sie verlieren den Wert für diese Sphären. Alles ist durchsichtig. Alles ist nackt. Wir entblößen uns über unser Profilverhalten ja zunehmend selbst. Wir sind alle irgendwie "schuldig".Trotzdem ist es ein UNDING, wie frech, dreist, penetrant oder asozial einige Menschen meinen, mit anderen umgehen zu können. Die vermeintliche Anonymität macht's möglich. Das gemeine Volk wird immer gemeiner. Bald ist es aber soweit, dass sich innerhalb dieses Volkes (80%) soviel Zustimmung und Bestätigung für Angebote und Nachfragen findet, dass es eben zum ganz normalen Standard wird, wie sich untereinander verhalten wird. Leute, ihr geht gar nicht! Die ganzen Muchels, die nach einer Trillion Nachrichten (einseitig) immer noch keine Ruhe geben. Die, die meinen, aufgrund eines kleinen, blauen Daumens, der eigentlich weiß ist, das große Los gezogen zu haben. Die, die einfach gar kein Schema haben, weil eh alles gleich, Hauptsache "was wegbuttern". Männer, Jungs: verwechselt doch nicht immer Freundlichkeit mit Interesse! Kein Wunder, dass sich Mädels immer unsicherer, zynischer und ironischer verhalten. Kein Wunder auch, dass daraus eine ganz ganz miese Eigendynamik entsteht...aber nun gut, das ist ja jetzt auch nicht mehr abzuwenden.

Zurück zu denen die nicht mal wissen, dass der Markt geöffnet hat. Lasst es euch gesagt sein: der Markt hat immer auf. 24/7/365 etc., leider!
Kann man sich an so viel Gefeilsche, Abwägen, Schätzen und Handeln überhaupt gewöhnen? Wenn man sich als Ware sieht oder als Objekt, dann geht das bestimmt. Da wir aber immer noch Menschen sind, sollten wir wohl etwas dagegen haben, als Ware gehandelt zu werden. Erst recht dann, wenn es ein wildfremder Markt ist. Zum einen: selber Schuld, weil wir das Internet natürlich auch nutzen, aber auf der anderen Seite: Prost, Mahlzeit! Brave new world. Wenn alles zu optionalem Abwägen wird, wir selbst uns durch unsere Medien-Präsenz und durch die Präsenz der Medien so sehr manipuliert haben, dass es wirklich ein Problem geworden ist, sich an etwas längerfristig binden zu können, dann, ja dann, ist bald Weihnachten. Und eben der Wankelmut einer Gesellschaft, gemacht durch sich selbst und den Nährboden, auf dem das ganzen Unkraut wächst.

Nochmal ein Einschub, auf den ich eingehen will:
"Grund für ein wankelmütiges Verhalten kann zum Beispiel ein Dilemma sein, bei dem beide Wahlmöglichkeiten zu unerwünschten Resultaten führen oder einen negativen Nebeneffekt haben."

Eigentlich ist es wie immer: es gibt zwei Möglichkeiten der Entscheidung. Ja oder nein. 1 oder 0. Nach links wischen oder nach rechts wischen. Do or die. Der Baum oder der Hund.
Man sagt zwar immer, dass man den Mittelweg finden soll...allerdings ist ein "Jein" als Antwort oder Entscheidung nicht wirklich aussagekräftig, sondern eiert so um das Ja und das Nein herum. Nicht festlegen wollen oder können. Das ist die Frage. Ist es denn schon ein Dilemma, wenn man eventuell ein paar Abstriche auf seiner Checkliste machen muss? Das Dilemma besteht wahrscheinlich darin, dass mit einer anderen Option die Checkliste doch noch optimal bestätigt werden könnte. So hält man sich also alle Optionen offen, um irgendwann komplett kompromiss-los und dilemma-frei seine einhundert Prozent erreicht hat. Das Streben nach der perfekten Option wird allerdings niemals komplett erfüllt werden können. Perfekt ist heutzutage schon lange niemand mehr. Und besonders auch der Anspruch des Perfekten scheint exorbitante Umfänge erreicht zu haben. Das, was Euch da vorgegaukelt wird...ja...was soll man da sagen, merkt ihr selbst, ne?!
Filter statt Falten. Katzenohren statt Segelohren. Nieten statt Narben. Lappen statt Lyrik.

Wissen wir überhaupt noch in welchem Dilemma wir uns befinden? Gibt es wohl so viele Möglichkeiten, dass es zunehmende Dilemmata gibt, gar Trilemmata oder Polylemmata? Wenn alles immer nur aus so vielen kleinen Entscheidungen besteht, wir immer wählen müssen...was wählen wir dann? 1 oder 0? Vermeintlich einfach, einfach unvermeintlich. Man kann sein Leben heutzutage schon so führen, dass man jeden Tag aufs Neue, neue Optionen wählt, weil könnte ja besser sein. Ob es uns damit aber so viel besser geht, wage ich mal arg zu bezweifeln.

Wie immer gilt aber auch: Mach dir keinen Kopf und du hast keine Probleme. Wie immer gilt auch: zwanzig Prozent werden sich immer schwerer tun, die Veränderungen einfach hinzunehmen.
Es ist wirklich toll, dass es diese zwanzig Prozent gibt. Ihr seid auf jeden Fall, die mit denen man noch draußen sitzen kann. Die, mit denen man philosophieren kann. Die, die wissen, wie man "philosophieren" schreibt. Die, mit den Falten, Segelohren, Narben und der Lyrik.

Wie schon einst der gute alte Johann Wolfgang von Goethe schrieb:

"Was seid denn ihr, um von Wankelmut zu sprechen? Ihr, die ihr selten seid, was ihr sein wollt, niemals, was ihr sein solltet."

Zwanzig Prozent weniger Wankelmut sind hundert Prozent der Zustimmung unserer Generation.

(Quellen: Wikipedia)

Dienstag, 11. Dezember 2018

Gen Feierabend (#Dichterdienstag)

Gen Feierabend (Busgedanken)

So fahr' ich nun gen Feierabend froh.
Dank der Umstellung bin ich aber arg im Po.
Was jetzt nur zählt, ist die Reise heimwärts,
was Essen, abschalten und dann wär's das
wieder gewesen für heute und ich sage,
was für furchtbar kurze Tage.

Zeitmanagement, ein vermeintlich böses Wort,
aber ganz normal zu dieser Zeit, an diesem Ort.
So prägt sich dann wieder der Gedanke aus,
wie schön es sei, wär' schon jemand zu Haus.
Freiheit ist zwar auch nicht so verkehrt,
dennoch hat Nähe einen besonderen Wert.

So mache ich mir nun Busgedanken,
nutze die Zeit um dies zu schreiben,
muss noch ein bisschen sitzen bleiben,
hoffe, der Bus muss nicht noch tanken...
aber das wäre wohl ein übler Graus,
oh schau, gleich steige ich schon aus.

Die Gedanken daran, dass alles besser wird
sind da, aber manchmal noch verwirrt,
ob der damaligen Situationsthematik.
Bleibe stark, sei im Jetzt und eigen-artig.
Der Weg wird für dich wieder ein Guter sein.
Zieh' es durch, schau nach vorn und alles wird fein.

So geh' ich jetzt gen Feierabend froh.
Habe Hunger, Durst und muss aufs Klo.
Gleich ist's dann erneut geschafft,
und es wäre ja auch gelacht,
wenn es nicht mehr weiter ginge,
die Zeit steht eh nicht still, in diesem Sinne.

Habt nen guten Dienstag-Feierabend.
Kommt gut an, die Herren und die Damen,
und freut euch, dass der Tag geschafft ist.
Morgen geht's schon weiter, wie ihr wisst.
Gedanken über Gedanken im Bus.
Yay, nun bin ich gleich zu Hus!

Donnerstag, 6. Dezember 2018

PODCAST: DIADN #11 - Timo, Bochum

Ola! Folge 3 der Staffel 3 des Interviews aus der Nachbarschaft mit Timo aus Bochum. Wir trafen uns auf halbem Weg in Castrop-Rauxel in einem kleinen Cafe/Bäckerei und hatten, wie gewohnt, ein wunderbar leichtes Gespräch mit diversen Themen, Fragen, Individuellem und Weiterem. Checkt die letzte Folge des Interviews aus der Nachbarschaft in Staffel 3. Vielen Dank für dieses Gespräch und have fun beim Hören!

➧ DIADN #11 - Timo, Bochum

music by Tom le Mot
(das Gespräch wurde am 04.12.18 aufgezeichnet)

PODCAST: DIADN #10 - Andre, Essen

Mahlzeit! Folge 10 von DIADN dem Interview aus der Nachbarschaft hat in Essen statt gefunden. Ich habe mich im Cafe Nord mit Andre getroffen. Wir hatten ein bis zwei Bier und ein wunderbares Gespräch. Der Fragenkatalog wurde spontan etwas ausgeweitet. Wir hatten dennoch im Individuellen genug zu bequatschen. Es hätte auch noch ein paar Stunden weiter gehen können, hatte ich im Gefühl. So oder so. Es war alles dabei: Sport, Politik, Gesellschaft, Internet und Bla. Vielen Dank für dieses Gespräch und viel Spaß beim Hören!

➧ DIADN #10 - Andre, Essen

music by Tom le Mot
(das Gespräch wurde am 31.10.18 aufgezeichnet)

PODCAST: DIADN #9 - Alina, Aachen

Hallo zusammen und willkommen zu einer neuen Folge des Interviews aus der Nachbarschaft. In Folge 9 war die liebe Alina aus Aachen zu Gast und stellte sich wagemutig den diversen Fragen des Interviews. Es war ein sehr angenehmes und nettes Gespräch über den Freundeskreis, Karneval, Aachen und noch viel mehr. Viel Spaß beim Hören!

➧ DIADN #9 - Alina, Aachen

music by Tom le Mot
(das Gespräch wurde am 26.09.18 aufgezeichnet)

Freitag, 23. November 2018

Ein Moment der inneren Stille

Gerade verstummte die letzte Note der Abspann-Musik einer Serie, die ich schaute. Nun flimmert sie nicht mehr, die Kiste. Jetzt ist's still. Nur das leichte Feedback der digitalen Tasten und ab und zu ein Auto, das über weitestgehend leere Straßen fährt. Viel mehr Geräusche sind gerade nicht zugegen. Das ist angenehm, muss ich feststellen. Ich halte inne und suche das Chaos, das einst in mir wohnte. Ich denke, jeden Moment wird es wieder an meiner Seele zerren. Wenn ich still wurde, nahm es sich einen Platz und herrschte. Aber das tut es nicht mehr. Es zerrt nicht mehr, wenn ich in mir Ruhe suche. Es ist wirklich sehr sehr angenehm, eine innere Stille so wahrnehmen zu können. Das sollte man viel öfter mal tun.

Gleich folgt dann noch die letzte Folge dieser Serie. Ganz bewusst und gewollt. Ist ne gute Serie. Ich hab sie gern gesehen. Die innere Stille wird auch nach den nächsten fünfundzwanzig Minuten wieder einkehren. Da bin ich mir sehr gewiss.

Innere Stille: fast so viel Wert wie das Schweigen des Goldes. Aber auch nur fast. Gold ist ja nur ne Ressource. Der Seelenfrieden hingegen wird niemals mit Gold aufgewogen werden können.
Dennoch kann dieses Selbst ein enormes Gewicht haben und einen runterziehen. Dann ist es aber kein Gold, was an dir zerrt, sondern die Schwere eines Momentes. Die Schwere einer Situation oder über lange Sicht, die Schwere einer Phase oder die Schwere eines Lebens. Selbst der Schmerz der Welt kann einen so arg erdrücken, dass nicht mehr viel Luft für die eigene Seele bleibt.

In der Tat starte ich aber nun die zwölfte Folge dieser Serie und werde den Text danach noch einmal lesen. Im Bestfall selbst-bestätigend. Da es mir nicht mehr an Zuversicht fehlt, bin ich mir da sehr sicher. Auch wenn es nur um eine kleine Selbstreflektion der inneren Ruhe/Stille geht. Bestätigung des Selbst ist immer eine gute Sache.

Die Serie endete leider merkwürdig abrupt und erhält auf Grund fehlender Zusammenhänge dann doch nur ne subjektive 6/10. Spricht man bei einer Staffel a 12 Folgen überhaupt schon von einer Serie? Wenigstens kann man von einer Serie von Folgen sprechen. Ich befürchte aber, da kommt nichts mehr nach. Demnach bleibts bei 12 Folgen.

Dienstag, 20. November 2018

Nur Du

Menschen:
Alle sind sich ähnlich.
Viele sind gewöhnlich.
Wenige sind gleich.
Und ein Paar...sind meist zwei.

Nur Du,
Du bist einzigartig,
ganz speziell und eigen-artig.
Wunderbar verrückt.
Ich bin von Dir entzückt.



Sonntag, 18. November 2018

Rückkehr und Schutz

Ich blickte tief in Ihre großen, dunklen Augen und vernahm das leichte Beben darin. Ein tanzender Kranz, pulsierende Pupillen. Eine einsetzende Verschwommenheit, ein unsicheres Flackern. Sie blickte sich hektisch um, während Nervosität über Ihre feinen Züge huschte. Ich sah die Zweifel, die Ihre Mundwinkel - kaum merkbar - zum Zucken brachten. Immer wenn sie grübelte oder besorgt war, zog sie eine Augenbraue nach oben und feine Falten erschlossen Ihre Stirn. Sie nestelte nervös am Saum der viel zu großen Sweatshirtjacke, blickte mich an und fragte:

"Warum ist das Leben so ungerecht? Nur Enttäuschungen und Betrug. Neid und Eifersucht. Meine Seele ist schon wieder ein bisschen mehr kaputt gegangen, denke ich...das ist doch scheiße!"

"Aber es sind die Menschen, die ungerecht sind, nicht das Leben.", sagte ich. "Du bist toll und wunderbar und voller Herz und Frohsinn. Lasse niemals zu, dass Dir die Menschen das wegnehmen. Nimm das Leben an, dein Leben und sei Du selbst. Dafür brauchst du doch niemand Anderen."

"Ich bin doch immer ich gewesen" resignierte Sie, "...was mache ich denn nur falsch? Alles, was ich will, ist doch nur ein bisschen Liebe, Zuneigung und Geborgenheit. Vertrauen und Leichtigkeit...ganz normale Dinge...aber..."

"...einige Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen.", fiel mir dazu spontan ein, "Es ist ein Graus mit einem Großteil der Gesellschaft, das wissen wir beide. Und dennoch, gerade deswegen, bewundere ich Dich für deinen Optimismus. Du versuchst es wenigstens immer wieder...auch wenn es mir im Herzen schmerzt, Dich dann so sehen zu müssen. Besonders Du hast diese kalte, oberflächliche Ungerechtigkeit nicht verdient."

"Bin ich deshalb naiv, blöd oder gar bescheuert? Ich habe Zweifel und ich verliere die Kraft. Ich fühle mich gerade wieder so klein..." Sie senkte den Kopf und seufzte.

Ich trat einen Schritt auf sie zu, nahm Ihre, immer noch leicht zitternden Hände, lächelte und sagte: "Ganz im Gegenteil, Sweetheart. Du bist sensibel und denkst einfach viel nach. Blöd wäre es nur, wenn Dich das Alles runterzieht und Du dich ungewollt veränderst..."

"Aber..."

"Kein "Aber" und keine Widerrede...!"

Sie senkte ihren Kopf und ließ die Schultern noch ein wenig mehr sinken als zuvor.
 
"Hey, schau mich an."

Der Blick den sie mir dann entgegenbrachte, war wieder voller Angst und Zweifel. Tanzende Kreise. Unsicheres Flackern.

"Ändere Dich nicht, denn Du bist gut, wie du bist. Vergiss das bitte nicht. Jeder sollte sich eine Scheibe von Dir bzw. deinem Charakter und Wesen abschneiden. Wären mehr Menschen, wie du, wäre die Welt ein gutes Stück besser und definitiv ein besseres Stück guter!"

Sie musste schmunzeln. Dabei wackelte Ihre Nasenspitze für einen kleinen Augenblick. Das tat sie immer, wenn sie schmunzelte. Aber das wusste Sie natürlich.

"...siehst Du, da bist Du ja wieder.", freute ich mich. "Das Lächeln steht Dir eindeutig besser als der Zweifel und die ganzen Runzel auf deiner Stirn! Und Du weißt: wenn du Dich klein fühlst, hebe ich Dich hoch. Wenn Du Kraft brauchst, schenke ich Dir Energie. Wenn Du Schutz benötigst, empfange ich Dich mit offenen Armen und schließe Dich darin ein. Ich halte Dich fest, damit Du nicht verloren gehst."

Die Falten der Sorgen legten sich so langsam. Ein tiefes Durchatmen. Sie schloss die Augen für einen weiteren Moment, öffnete sie wieder, schaute mich an und eine spontane Rührung überkam sie. Eine Mischung aus Erkenntnis, Dankbarkeit und purer Emotion. Jetzt war Sie wieder so echt, wie sie nur sein konnte.

"Lass einfach los, hier bist Du in Sicherheit. Ich verstehe Dich. Ich bin da, wenn Du mich brauchst!"

Es war drei Uhr nachts, kalt und nass. Es war wieder Herbst.

Sie nickte nur kurz zur Bestätigung, schloss dann wieder ihre braunen Augen und umarmte mich. Sie hielt sich fest. Ich schloss meine Arme um Ihre Schultern und hielt sie ebenso fest.
Das leise "Danke", was sie mir entgegen flüsterte, erfüllte mich mit tiefer Emotion, Demut und ebenso Dankbarkeit.

So standen wir dort, umarmten uns und waren einfach für einander da. Auch um drei Uhr Nachts.


Donnerstag, 15. November 2018

Wolle, Garn und Webertum - eine Geschichte vom Bande (I-VI)

Kapitel I: Dem Ganzen zum Wohle

"Würden wir die Zukunft weiterhin erwägen, wenn wir vorher wüssten, was wird werden?"


Höchstwahrscheinlich würde Wolle mehr gewoben werden,
wenn wir ambitioniertere Woll-Weber wären.
Wer weiß das schon, reimte der Gedanke,
wäre Wissen wahlweise die weise Variante,
zum Einsatz hinweg des Wissens Schranke,
mit der Wolle garnend, webend. Danke:
an die Ambition der Tüchtigkeit
und lobend gar der Zielstrebigkeit,
auf dem richt'gen Weg zu Anstrebung.
Auf dass die Weber finden Anbindung.

So lasst uns weben, was die Spindel gibt.
Weise wählend, welch' Garn verwendet wird.
In Anbetracht der Weber Zahl,
wäre des Einz'lnen Bürde keine Qual.
Wir sollten uns verwinden, alle allein,
zum ganzen Wohl und uns darin finden,
uns einfach retten in gewob'ner Tradition,
ganz klassisch, so will es doch der Lohn.
So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

Wer webet auch die sture Wolle,
mit Ambition und Tatendrang,
der scheint ein ganz edler Geselle,
voll mit Hang zum Allumfang.
Nun hat der ed'le Weber nicht gewoben,
um einer feinen Dame Gunst erlang',
sondern webte gar fürs Volke droben,
voll Ambition und Tatendrang.
Dankend auch der sturen Wolle,
wählend aus dem Rest der Leere,
in Anbetracht der Verarbeitung,
war dies aber keine Einschränkung.
Ganz im Gegenteil: der Weber erlangte
mit dieser vermeintlichen Resteware
feinsten Edelmut und Dankbarkeit,
zum Dank des Webers Handarbeit.

Nun sitzt der ed'le Weber dort,
wie gebunden an diesen Ort,
an dem so viele Bande er schon knüpfte.
Ganz zum Wohl der Anderen, rümpfte
er die Nas', beugte sich seinem Willen,
ging in sich und fragte, arg im Stillen,
vergaß ich mich nun selbst? Oh, Weber,
was bindest du nun zum Garne? Lieber
gebunden an die Dankbarkeit, obgleich
die Bande kratzen können? Gedankenreich
hoffte er auf Verbundenheit. Nein, sicherlich
vergaß er seiner Selbst. Rein innerlich.
Da das letzte Garn schon lang verwoben war,
wusste der Weber nicht, was jetzt geschah.

Er hatte schon lang an diesem Ort verweilt,
schaffte, machte und arbeitete hart.
Er gab so Vieles auf und diente weit.
Nun waren alle fort und er weinte...zart.
Zweifel, Angst und Beklemmungen.
Dämonen stiegen auf, ohne Hemmungen.
Des Verstandes Zustand war nun ernst.
Der Weber taumelte, schlug um sich, wild,
fiel gen Erde, ein weiteres Mal, wie blind,
heulte, flehte und sann nach Sinn.
Des Spindels feine Spitze nahm er in Betracht,
als wär's das Größte, nun aufzuhören,
um gar niemanden mehr zu stören.
Er schloss die Augen und entglitt der Nacht...

...beinahe! Aber, Aber, Weber, gib doch Acht!
Des Spindels feine Spitze soll nicht sein, dein letzter Akt.
So vieles dir doch wurd' geschenkt und vermacht,
Habe Hoffnung, Glaube, Zuversicht und verliere nicht den Takt.
Leise grünte es in seinem Ohr, schwer begreiflich, von wo es kam.
Benommen vernahm er nicht die volle Rede, aber war
merkwürdig bereit, hinzuhören und anzunehmen, was geschah.
Der Weber schüttelte sich und schauderte,
stemmte sich empor und es dauerte,
ein Weilchen bis des Schleiers dunkler Dunst
wieder in den Tiefen der Tiefen des Bodens versunk.
Weber, oh Weber! rief es aus der Ferne,
hab Dank! Du wartest bestimmt eine ganze Weile?!
Ich habe ein Garn für Dich und ein Garn für mich.
Wie wäre es, wenn du sie webtest!?
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.



Kapitel II: Der Verdrießlichkeit zum Trotze

"Der eigenen Dankbarkeit begegnen, wie sie einst gegeben."


Verdrießlich, so waberte die Gefühlbarkeit,
hinüber zu einer zäh gefühlten Ewigkeit,
als des Webers letzter Wille, dann doch
fand in ihr die Stille. Weder Angst noch
Gram war nun vorhanden,
reiner Zwang war bald abhanden.
Denn sie führte herbei die Bande, die er einst webte.
Brachte hinzu ein Garn, welch' er einst fühlte
und entschleierte somit die Schleierrigkeit
des seinen, trüben Geistes und war bereit
gut Acht zu geben, dass Garne bald
gewoben würden, um zu erreichen,
was dem Weber schon damals half:
Verbundenheit, Vertrauen und der Gleichen.

Und so webte er sukzessive diese Garne,
teilte, gab, nahm, verweilte, mit dieser Dame.
War sie doch der Rettung Grund, so fand der Weber.
War sie noch der Rettung Grund?, fragte sich der Weber.
Denn Zeiten kamen, Stunden gingen,
Tage waren und Wochen schwinden.
Er prüfte immerzu die Haltbarkeit,
des Garnes stet'ger Zusammenhalt.
Ob es wohl reichen würde? Denn er fand,
das Band, das Garn, von ihrer Seite,
fing an sich auszudünnen und verschwand?
So sinnierte er ob der einst'gen Pleite.
Verdrießlicher wurde nun erneut der Apparat,
der damals so wunderbar besänftigt ward.

Was zu tun, war jetzt die Frage! Webers erste Gabe,
der Umgang mit solcher Lage, kam nur zu Tage,
sollte er den Sachbestand äußern, schreiben oder niederlegen.
Es ward wie einst zu Mal, zu Mal er war wie noch nie im Leben.


So fühlte es sich an, Garn um Garn um Garn um Garn.


Dennoch war es jetzt ruhig geworden.
Er hatte auch schon lang nichts mehr gewoben
und hielt fest an der Beständigkeit,
seiner eigentlichen eigenen Handarbeit.
Sollte es so sein, dass beide Seiten sind von Nöten,
so war er es, der nun litt, entglitt ihm doch die Muße.
Aus den Händen seines eig'nen Verstand's wühlten
nun die Fragen und Zweifel und rieten ihm zu Buße.

Sprich zu mir, oh des Garnes Dame, was ist nun mit dem feine Bande?
Ein Teil von ihm grämte sich,
ob der Unwissenheit...das am Rande.
War es aber eindringlich nötig, diese Frage,
die er schleppte, nun so lange,
die ihn packt und erdrückte,
nun zu äußern und er sagte:
Sprich zu mir, oh des Garnes Dame, was ist nun mit dem feine Bande?

Der Verdrießlichkeit zum Trotze fasste er den Mut.
Er beharrte auf Gemeinsamkeit und zog den inner'n Hut.
Sie war es doch gewesen, welcher er verdankte noch zu sein,
dennoch konnte er nicht sehen, was wirklich war gemein.
Er wand sich, rang nach Atem, zweifelte nun an, die Taten,
die Zeiten, die sie hatten, warum er's tat, konnte man nur raten.
Unzufriedenheit und Verdrießlichkeit keimten, meinte er
und warf ihrem Garne vor, sich aufzulösen, raunte er.
Wahrlich wahrnehmend war nicht der Situation entsprechend,
es nahm ihm jede Sicht fürs Ganze. Last erdrückend.
Des Webers Fähigkeiten reichten ihm wohl selbst nicht mehr,
so müsse er dem Werk entsprechen, aber das war schwer.
Nun zu differenzieren, war geboten
denn alles, was blieb, war ein großer, wirrer Knoten.

Nun sieh' doch mal genauer hin, oh Weber, siehst du nicht den Sinn?
Des Garnes Dame sprach und deutete auf die Bande.
Sieh, was dort verschwimmt, welche Garne dort verglimm'.
Es ist nicht das Meine, wie käme ich denn dazu, ich wäre nie im Stande
deiner Verbundenheit Zweifel zu beteuern!
Du bist es selbst. Ihr lasst Euch steuern!
Zweifel sind nicht nötig. Tragt sie nicht all zu lang'.
Wenn doch, werden sie gewichtig werden 
und Sicht und Dankbarkeit vernebeln.
Verblassend verschwimmt die Bande dann.
Nun sieh' doch mal genauer hin, oh Weber, siehst du nicht den Sinn?!


Kapitel III: Ein Kokon aus Erinnerung

"Ein Kokon aus Erinnerung. Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung."

Wessen Wesen war der Weber einst gewesen?
Er fragte sich oft, woher er kam,
nahm nicht wirklich wahr, wusste nicht,
woher er stammte. War zu klein,
als dass ihm blühte, seine Herkunft oder Erinnerung
an die Tage seiner Entwachsung aus den Kinderschuh'n.
Ganz weit weg, unendlich vage,
verblasste die Silhuette seiner Lage.

Unbestimmt, nicht gewollt oder verwandt,
so fühlte sich der kleine Bub dann irgendwann.
Am Rande seines Daseins schwoll
flüchtig eine Erinnerung: Blass, fad
und ohne Kümmerung gar nich toll,
war sein junges Leben unnütz bald.
Ohne Bestimmungen, jetzt schon schwerlich,
ob der Wirrungen, war er doch so entbehrlich.

Er war dann weggelaufen und nahm reiß aus,
floh die Pfade lang und verlies sein Elternhaus.
Suchte Speis und Trank bei ander'n Leuten,
als bei denen, die ihn nicht wollten.
Er wusste nicht einmal, wie alt er war,
taugte zu fast nichts, außer, als er sah,
wie ein Weber, der einst im Stalle saß,
webte, was die Wolle gab.

Von dort an war der Kokon aufgerissen,
gebrochen und nicht mehr erforderlich.
Was er vernahm, war mehr als Wissen.
Die Erinnerung nun webte sich,
leicht und vorzüglich, ein ganz neues Kleid.
Fein bestickt und ohne Leid,
so fühlte er seine Gedanken nun,
Webertum, oh Webertum.

Ein neuer Weber ward geboren,
geschaffen aus einer spontanen Situation.
Obgleich seiner blassen Erinnerung,
war nun doch etwas aus ihm geworden.
Fleiß und Eifer seiner Tugend,
halfen ihm nun, zu erproben,
was nie da war, in der Jugend.
Nun dankte er dem Weber - lobend!

Endlich war er jemand und spürte Linderung
seiner Selbst und des Wesens,
welches der Weber nie zuvor gewesen.
Jetzt war er doch voll Tatendrang, mit Hang
zum Garn, die Wolle zu verweben,
auf dass sie hülfe, ihm zu leben.
Webertum, oh Webertum, so hilf mir
und zeige mir die Wege,
die zu gehen ich vermöge.

Ein Kokon aus Erinnerung.
Eingepackt und undurchblicklich scheint die Wahrnehmung.
Brich heraus und sieh die Welt mit ander'n Augen,
als mit denen, die nur nach hinten schauen.
Webe Dir dein eign'es Band,
lasse den Kokon hinter Dir.
Nimm das Handwerk in die Hand,
denn das wünsch' ich mir.



Kapitel IV: Dunkler die Wolken kaum werden


"Ein erster Streich ist niemals leicht. Besonders nicht, wenn der Faden einfach reißt."


Mit den neuen Fähigkeiten in den Fingern
ging der Weber dann zum Spinnen,
wollte seine Ware unters Volke bringen,
ohne dabei auch nur entfernt zu entsinnen,
welch fortunistische Begegnung dort,
ihn sollte holen an einen düster-dunklen Ort.
Erstmals aber frohen Mutes, webte er
und empfand was Gutes...so fühlte er.

Jung, Naiv und unerfahren.
Dennoch frei von Qualen,
ging er auf den Markte zu,
feilschte, webte und sah zu,
wie sich seiner Blick nah,
eine Maid befand und war
augenblicklich angetan, gar
euphorisiert, bekannt mit ihr zu werden,
mit diesem himmlisch' Geschöpf auf Erden.

Wurd sein Schicksals Weg nun doch perfekt?
Neue Familie, neues Handwerk, neues Glück?
Dem schien wohl so. Denn über alle Maßen,
war es der Dame gar recht, als sie sprachen.
Er bat um Ihre Hand, becircte Sie mit feinem Garn.
Sie war entzückt und er merkte schnell, den Narr'n,
den er an ihr gefressen hatte, zögerte nicht,
bat sie bei ihm zu sein und nahm sie in die Pflicht.

Sie lebte.
Er webte.

Und natürlich tat er das, was er am besten konnte.
Er webte und war verbunden mit Ihr und dem Orte.
Er sagte niemals nein, wenn sie etwas wollte,
glaubte ihr Alles...selbst skurrilste Worte.
Diese Bindung wollte er aufrecht erhalten,
um jeden Preis nicht wieder einsam werden.
So webte er weiter und sie lebte nun heiter
an ihm vorbei, nahm sein Tuch, sein Geld,
und verließ dann ruckartig seine kleine Welt,
ohne auch nur zurück zu blicken. Einfach weiter.

Düsternis umhüllte den Weber nun, als er bei sich war.
Düsternis ümhüllte den Weber nun, als er von sich nahm.
Schwere verdrängte jetzt die Leichtigkeit.
Schwere brachte ihn jetzt aus der Gleichsamkeit.
Einsamkeit und Unverständnis,
Hilflosigkeit und Missverständnis,
des Webers Geiste, malten nun ein Bild vor seine Augen,
welches er schon kannte und er suchte nun nach Glauben.
Aber fand nichts als Ratlosigkeit, überall und meilenweit.
Die Leere kam und dunkle Wolken machten sich breit.

Wie in seinem Kokon aus Erinnerungen,
schwelgte der Weber nun in dunklen Gassen,
seiner alten, traurigen Empfindungen.
Er fing an zu zweifeln und zu hassen.
Alles wofür er jemals war, was sollte es nun noch,
war doch klar, verlor nun Wert und kroch,
aus seiner Wahrnehmung, hinfort in die Unterwelt
dunkler die Wolken kaum werden, wenn man fällt.

Wenn es fehlt an eigener Beständigkeit,
an Mut und vitaler Lebendigkeit,
dann fällt der Weber nun zu Grunde,
löst die Garne und tritt zur Stunde.

Mit Hoffnung auf Erlösbarkeit,
macht der Weber sich jetzt bereit.
Tritt auf den Stuhl und sichert das Seil.

Traurig senkt sein Haupte sich
und er legt die Schlaufe sich,
um seinen Halse - kaum bitterlich.

Ein letzter Atem, gedankenlos.
Ein letzter Gedanke, atemlos.
Der Weber ließ nun gütig los.

Alles wofür er lebte, wofür er stetig webte,
war nun irrelevant. In seiner Hand das Band,
das er als erstes webte...als er noch lebte.



Kapitel V: Ein Fragment der Euphorie


Ein Fragment der Euphorie. Nimm es an, sonst wird es nie.


Nun sah der Weber auch selbst genauer hin,
auf einmal ergab es einen Sinn.
Was er in diesem Moment, als ihm Klarheit wiederfuhr,
aber auch vernahm, war eine andere Stimme, auf weiter Flur,
die ihm zurief: Weber, Weber, machs doch besser, als ich,
lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.

Vertraut im Geiste aber auch der Prägung Schuld,
die der Weber spürte bei dieser sonderbaren,
intensiv geführten Konversation, waren
dieser Worte Grund, deutlich und sichtlich rund.
Wie ein Flüstern aus der Vergangenheit,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
Sah der Weber nun genauer hin,
dankte des Garnes Dame,
und spürte den Sinn,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
wie ein Flüstern aus der Vergangenheit.

Dies' Fragment, dies' Kleine, welches sich materialisierte,
gab dem Weber zurück, was sich manchmal zierte,
von alleine da zu sein. Es war diese Leichtigkeit,
diese Euphorie, das Sein, was Heiterkeit
und Glück erbrachte.
Er lachte.
Glaubte er nun an eine Einbildung?
Oder war es eine Eingebung?
Ein Ruf aus alter Verbundenheit,
komisch fremd und doch vertraut.

Dem Weber war dies nun ein Gedanke,
den er auch weiterhin zu denken wagte.
War es ein neuer Glaube? War es gar Magie?
Er nahm es an und webte wieder voller Euphorie.
Und auch des Garnes Dame, diese Feine,
sprach ihm zu und sagte, dass es seine,
und auch ihre, Sache wäre, sich zu binden,
um gemeinsame Garne und Bande zu erfinden.

Ein Fragment der Euphorie.
Nimm es an, sonst wird es nie.

Der Weber übte, arbeitete und mühte sich,
diese Worte der Erscheinung, ganz vorbildlich,
immerzu auch umzusetzten, dies Leben fortzuführen,
und gemeinschaftlich durch allen Türen,
die sich öffneten, zu treten, die Welt erleben.
Vorausschau, Obacht und Zusammengehen.
Alles ist möglich, so lange sie weben.
Eintracht, Harmonie und ein langes Leben.

Mit Dankbarkeit in höchstem Umfang,
Ehrfurcht zu Genüge, war es ein toller Anfang.
Wieder einmal und aufs Neue.
Der Weber zeigte dies' Mal aber keine Reue.
So webten sie wieder vor sich hin, waren glücklich
und gefunden. Verbunden ohne Wunden – endlich.

Und so fügte sich, was des Garnes Dame
einst schon zum Weber sagte.
Er glaubte ihr nun vollständig.
War dabei aber gewissentlich.

Auf dem Weg der Lebendigkeit,
gemeinsam bis in alle Ewigkeit,
webte sich ein Lebensband
und führte wieder Hand zu Hand.



Kapitel VI: Weber, oh Weber


Des letzten Endes Konsequenz, erwartet man nun die Beendigungs-Sequenz.


Bei seinem Sprung vom Stuhle sah der Weber jetzt,
wie in einem Schwung sein ganzes Leben und zu letzt
die stille Dunkelheit der Leere ihm erschien.
Sein Leben war vorüber, kein Grund mehr für ihn, zu flieh'n.

Als er sank in die Unendlichkeit,
macht sich ein Lichtschein breit.
Fern und scheinbar doch so nah.
Es war akut ganz sonderbar.

Schwebend in der schwarzen Masse,
sah der Weber entfernend eine Silhuette.
Er versuchte sie zu greifen, fand aber nur blasse,
fahle Nichtigkeit und suchte nach Mittel
und Weg, zu ergründen diese Wahrnehmung.
Obgleich ihm war, als wäre es seine eigene Darstellung.

Der Weber auf der anderen Seite dieser Sphäre
glaubte nicht, was er dort sah als er in sich ging.
All die Zweifel und die Ängste, traurige und leere,
erschufen ihm ein Abbild nun, das am seid'nen Faden hing.
Er hörte ein entferntes Rufen.
Eine Stimme, einen Rat, ein Fluchen.

Weber, oh Weber, machs doch besser als ich.
Lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.
Ein Weber hörte dies.
Ein Weber sagte dies.
Aus einer offensichtlich zwischenzeitlichen Ebene heraus,
gelang einem Weber einst Kontakt zu knüpfen und hinaus
zu tragen seine Taten, die nicht rühmlich waren und zu sagen,
dass es doch nicht die erstrebenswerteste Variante war, plagen
ihn doch nun Gewissensbisse, Reue und Scham.
Weber, oh Weber, schau und tu dir das nicht an!

Wie es die Dame des Garnes ihm prophezeite,
ging der Weber in sich und verweilte
mit der neuen Eingebung im Geiste
immernoch an diesem Ort und preiste
eine höhre Macht dafür, was er nicht im Stande war zu sehen,
ihm im Endeffekt nur half, zu fühlen...es zu verstehen.


Ein anderes Leben bindet seine wollend Bahne,
an die Knöpfe eines Webers und seiner Dame.
Mag es wohl zurückgelegen
oder doch von vorn entspringend?
In jedem Fall, diese Eingebung, den Geiste bindend
durch Raum und Zeit gewoben,
nun der Retter für die schwache Seele ist, die windend
aus dem Körper wurd' enthoben.

Ein weiteres Mal am Boden, das wollte der Weber nicht
und so packte er sich den ganzen Mut der Zeiten,
stieg empor und sagte der Dame des Garnes ins Gesicht:
Dame des Garnes, ich danke Dir! Deinem Leiten
zum Dank und der Erscheinung ganz ähnlich,
sehe ich die Dinge nun klar und so wähl' ich
das Leben und das Band erneut,
webe starke Garne und bin erfreut,
die Stimme aus einer anderen Zeit gesehen zu haben.
Ich bin dankbar, leichter, anders und muss sagen,
was ich sah war schauderlich und zugleich ganz annehmlich.
Weber, oh Weber, ich dank dir und wünsche mir recht inständig,
dass du Ruhe findest
und nun bindest
das wohl letzte Band.
Nimm den Faden erneut in die Hand.
Hab keine Angst und sieh nach vorn.
Nimm die Dame und das letzte Korn.

Zieht in neue Lande, immer wissend,
bindend Band verwebend gern,
ihr vielleicht auch mal die Segel hissend
über Ozeane müsstet, ob der Länder Fern'.
Trotzdem frohen Mutes stetig,
mit Verlass aufs Handwerk lebt's sich
immer ganz passable und seid ehrlich,
Ihr habt Euch, das Garn und bildlich
auch das Bande schon die ganze Zeit
Also auf, auf und macht Euch bereit,
die Garne dieser Welt zu weben,
Liebt Euch, lebt Euch und das Leben.


So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren. 

Update November 2018

Auf einen runden Abschluss meiner Gedicht-Geschichte "Wolle, Garn und Webertum - eine Geschichte vom Bande", packe ich diese nochmal als Komplett-Beitrag mit auf die Seite. So kann man, wenn man will, alles in einem Lesen ohne die Seiten wechseln zu müssen. Fein aufgegliedert in ihre einzelnen Kapitel, versteht sich. Ich hoffe auf jeden Fall, dass Ihr beim Lesen dieser doch spezielleren Geschichte Spaß, Freude oder Ärger hattet?! In jedem Fall eine Emotion, das wäre gut!

Die Interpretation und Zusammensetzung ist hoffentlich schlüssig, bzw. regt dazu an, die Dinge und Stränge ein bisschen selbst miteinander zu verflechten. Im Endeffekt gibt das letzte Kapitel aber die Verbindung des Weber bzw. der Weber preis und webt sein ganz eigenes Ende der Geschichte. Mit Moral oder Fazit oder auch nicht...das bleibt dann doch immer ein bisschen der subjektiven Wahrnehmung überlassen.

Gedichte über Gedichte. So viele waren es in letzter Zeit. Und es macht mir richtig Freude und hat dies getan, diese Poesie, die dort in meinem Kopf herumschwebt, aufs digitale Papier zu bringen. Es folgen garantiert immer wieder Gedichte, Lyrik und Poesie. Manchmal lang geplant, wie der "Weber", manchmal ganz spontan inspiriert. Mein Kopf bleibt nicht leer, demnach bald mehr.

Als nächste, größere Element stehen bald aber wieder die Interviews aus der Nachbarschaft an. Staffel 3 wird dieses Jahr noch an den Start gehen. Ein bisschen ist schon im Kasten, ein wenig muss noch produziert werden, aber, was man sagen kann, ist, dass es auf jeden Fall wieder ein Spezial-Interview geben wird. Ein bisschen gesondert von der 1live-Freundeskreis-Dynamik.

Kurz zur Band: Es läuft. Es gab zwar wieder Veränderungen. Diese fallen aber spontan sehr positiv aus. Wir haben vor Kurzem eine Renovierungs- und Optimierungs-Aktion unseres Proberaumes vorgenommen. Neue Mit-Mieter, neue Klang- und Schall-Ausstattung, ein Schlagzeug-Podest, bald noch mehr Equipment, dann mal was aufnehmen und dann die Komplettierung der Band anstreben. Es geht voran. Es macht Bock. Wir machen geile Mucke. Die Jungs sind super drauf. Alles schick.

Kurz zu mir persönlich: Auch bei mir persönlich passieren wieder Veränderungen. Ich orientiere und perspektiviere mich gerade arbeits-technisch wieder etwas neu um. Der nächste Schritt muss jetzt passieren und darüber hinaus übe ich mich in mehr Weitsicht, Ehrgeiz und Motivation. Das funktioniert mit dem weiter vorhandenen Optimismus ganz gut. Dran bleibe ist jetzt die Devise!
Zudem kann ich sagen, dass ich persönlich eine wunderbare, nicht geplante aber dennoch passierte Wieder-Erfahrung machen darf, die gerade im Moment passiert. Ich bin sehr froh, etwas anzunehmen, bzw. wieder etwas geben zu können. Es ist wirklich schön, dass Dinge dann doch passieren, wenn man nicht damit rechnet.

Was bleibt noch zu sagen?! Die Blogseite wurde nochmal ein bisschen angepasst. Ich habe in der Sidebar, rechts, die Suche, eine Übersetzung und Links eingebaut. Die Formatierung hat sich insgesamt noch etwas angeglichen und die Strukturierung ebenso. Da bleibe ich auf jeden Fall auch weiter am Ball, um ein möglichst informatives aber auch angenehmes Seh- und Lese-Bild der Seite zu gestalten.

Achja, Feedback. Ganz grundsätzlich wünsche ich mir ein bisschen mehr Feedback. Ich denke, die die es lesen, verstehen es weiterhin und da ist dann eh die passende Übereinstimmung meiner Gedanken und Texte gegeben. Dennoch: Feedback ist immer gerne gelesen oder gehört. Scheut Euch auch nicht, die Seite zu verlinken oder sie zu teilen oder zu empfehlen oder was auch immer!

Ich denke, das wars jetzt erstmal. Bis zum nächsten Eintrag, Beitrag, Gedicht, Podcast, Geschichte oder Gespräch.

Stay cool, stay real!

Cheerio - Friede und Freude

VI: Weber, oh Weber

Des letzten Endes Konsequenz, erwartet man nun die Beendigungs-Sequenz.


Bei seinem Sprung vom Stuhle sah der Weber jetzt,
wie in einem Schwung sein ganzes Leben und zu letzt
die stille Dunkelheit der Leere ihm erschien.
Sein Leben war vorüber, kein Grund mehr für ihn, zu flieh'n.

Als er sank in die Unendlichkeit,
macht sich ein Lichtschein breit.
Fern und scheinbar doch so nah.
Es war akut ganz sonderbar.

Schwebend in der schwarzen Masse,
sah der Weber entfernend eine Silhuette.
Er versuchte sie zu greifen, fand aber nur blasse,
fahle Nichtigkeit und suchte nach Mittel
und Weg, zu ergründen diese Wahrnehmung.
Obgleich ihm war, als wäre es seine eigene Darstellung.

Der Weber auf der anderen Seite dieser Sphäre
glaubte nicht, was er dort sah als er in sich ging.
All die Zweifel und die Ängste, traurige und leere,
erschufen ihm ein Abbild nun, das am seid'nen Faden hing.
Er hörte ein entferntes Rufen.
Eine Stimme, einen Rat, ein Fluchen.

Weber, oh Weber, machs doch besser als ich.
Lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.
Ein Weber hörte dies.
Ein Weber sagte dies.
Aus einer offensichtlich zwischenzeitlichen Ebene heraus,
gelang einem Weber einst Kontakt zu knüpfen und hinaus
zu tragen seine Taten, die nicht rühmlich waren und zu sagen,
dass es doch nicht die erstrebenswerteste Variante war, plagen
ihn doch nun Gewissensbisse, Reue und Scham.
Weber, oh Weber, schau und tu dir das nicht an!

Wie es die Dame des Garnes ihm prophezeite,
ging der Weber in sich und verweilte
mit der neuen Eingebung im Geiste
immernoch an diesem Ort und preiste
eine höhre Macht dafür, was er nicht im Stande war zu sehen,
ihm im Endeffekt nur half, zu fühlen...es zu verstehen.


Ein anderes Leben bindet seine wollend Bahne,
an die Knöpfe eines Webers und seiner Dame.
Mag es wohl zurückgelegen
oder doch von vorn entspringend?
In jedem Fall, diese Eingebung, den Geiste bindend
durch Raum und Zeit gewoben,
nun der Retter für die schwache Seele ist, die windend
aus dem Körper wurd' enthoben.

Ein weiteres Mal am Boden, das wollte der Weber nicht
und so packte er sich den ganzen Mut der Zeiten,
stieg empor und sagte der Dame des Garnes ins Gesicht:
Dame des Garnes, ich danke Dir! Deinem Leiten
zum Dank und der Erscheinung ganz ähnlich,
sehe ich die Dinge nun klar und so wähl' ich
das Leben und das Band erneut,
webe starke Garne und bin erfreut,
die Stimme aus einer anderen Zeit gesehen zu haben.
Ich bin dankbar, leichter, anders und muss sagen,
was ich sah war schauderlich und zugleich ganz annehmlich.
Weber, oh Weber, ich dank dir und wünsche mir recht inständig,
dass du Ruhe findest
und nun bindest
das wohl letzte Band.
Nimm den Faden erneut in die Hand.
Hab keine Angst und sieh nach vorn.
Nimm die Dame und das letzte Korn.

Zieht in neue Lande, immer wissend,
bindend Band verwebend gern,
ihr vielleicht auch mal die Segel hissend
über Ozeane müsstet, ob der Länder Fern'.
Trotzdem frohen Mutes stetig,
mit Verlass aufs Handwerk lebt's sich
immer ganz passable und seid ehrlich,
Ihr habt Euch, das Garn und bildlich
auch das Bande schon die ganze Zeit
Also auf, auf und macht Euch bereit,
die Garne dieser Welt zu weben,
Liebt Euch, lebt Euch und das Leben.


So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

V: Ein Fragment der Euphorie

Ein Fragment der Euphorie. Nimm es an, sonst wird es nie.


Nun sah der Weber auch selbst genauer hin,
auf einmal ergab es einen Sinn.
Was er in diesem Moment, als ihm Klarheit wiederfuhr,
aber auch vernahm, war eine andere Stimme, auf weiter Flur,
die ihm zurief: Weber, Weber, machs doch besser, als ich,
lass die Fäden, lass die Garne, lass die Messer, für sich,
einfach weiter arbeiten, und glaube Dir,
dass es nicht nötig wäre, nun schier
egoistisch zu werden und im Ganzen etwas zu empfinden,
das dich zweifeln lässt. Fang wieder an. Fang an zu binden.

Vertraut im Geiste aber auch der Prägung Schuld,
die der Weber spürte bei dieser sonderbaren,
intensiv geführten Konversation, waren
dieser Worte Grund, deutlich und sichtlich rund.
Wie ein Flüstern aus der Vergangenheit,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
Sah der Weber nun genauer hin,
dankte des Garnes Dame,
und spürte den Sinn,
wie ein Hallen der Verbindbarkeit,
wie ein Flüstern aus der Vergangenheit.

Dies' Fragment, dies' Kleine, welches sich materialisierte,
gab dem Weber zurück, was sich manchmal zierte,
von alleine da zu sein. Es war diese Leichtigkeit,
diese Euphorie, das Sein, was Heiterkeit
und Glück erbrachte.
Er lachte.
Glaubte er nun an eine Einbildung?
Oder war es eine Eingebung?
Ein Ruf aus alter Verbundenheit,
komisch fremd und doch vertraut.

Dem Weber war dies nun ein Gedanke,
den er auch weiterhin zu denken wagte.
War es ein neuer Glaube? War es gar Magie?
Er nahm es an und webte wieder voller Euphorie.
Und auch des Garnes Dame, diese Feine,
sprach ihm zu und sagte, dass es seine,
und auch ihre, Sache wäre, sich zu binden,
um gemeinsame Garne und Bande zu erfinden.

Ein Fragment der Euphorie.
Nimm es an, sonst wird es nie.

Der Weber übte, arbeitete und mühte sich,
diese Worte der Erscheinung, ganz vorbildlich,
immerzu auch umzusetzten, dies Leben fortzuführen,
und gemeinschaftlich durch allen Türen,
die sich öffneten, zu treten, die Welt erleben.
Vorausschau, Obacht und Zusammengehen.
Alles ist möglich, so lange sie weben.
Eintracht, Harmonie und ein langes Leben.

Mit Dankbarkeit in höchstem Umfang,
Ehrfurcht zu Genüge, war es ein toller Anfang.
Wieder einmal und aufs Neue.
Der Weber zeigte dies' Mal aber keine Reue.
So webten sie wieder vor sich hin, waren glücklich
und gefunden. Verbunden ohne Wunden – endlich.

Und so fügte sich, was des Garnes Dame
einst schon zum Weber sagte.
Er glaubte ihr nun vollständig.
War dabei aber gewissentlich.

Auf dem Weg der Lebendigkeit,
gemeinsam bis in alle Ewigkeit,
webte sich ein Lebensband
und führte wieder Hand zu Hand.

Mittwoch, 14. November 2018

IV: Dunkler die Wolken kaum werden

Ein erster Streich ist niemals leicht. Besonders nicht, wenn der Faden einfach reißt.


Mit den neuen Fähigkeiten in den Fingern
ging der Weber dann zum Spinnen,
wollte seine Ware unters Volke bringen,
ohne dabei auch nur entfernt zu entsinnen,
welch fortunistische Begegnung dort,
ihn sollte holen an einen düster-dunklen Ort.
Erstmals aber frohen Mutes, webte er
und empfand was Gutes...so fühlte er.

Jung, Naiv und unerfahren.
Dennoch frei von Qualen,
ging er auf den Markte zu,
feilschte, webte und sah zu,
wie sich seiner Blick nah,
eine Maid befand und war
augenblicklich angetan, gar
euphorisiert, bekannt mit ihr zu werden,
mit diesem himmlisch' Geschöpf auf Erden.

Wurd sein Schicksals Weg nun doch perfekt?
Neue Familie, neues Handwerk, neues Glück?
Dem schien wohl so. Denn über alle Maßen,
war es der Dame gar recht, als sie sprachen.
Er bat um Ihre Hand, becircte Sie mit feinem Garn.
Sie war entzückt und er merkte schnell, den Narr'n,
den er an ihr gefressen hatte, zögerte nicht,
bat sie bei ihm zu sein und nahm sie in die Pflicht.

Sie lebte.
Er webte.

Und natürlich tat er das, was er am besten konnte.
Er webte und war verbunden mit Ihr und dem Orte.
Er sagte niemals nein, wenn sie etwas wollte,
glaubte ihr Alles...selbst skurrilste Worte.
Diese Bindung wollte er aufrecht erhalten,
um jeden Preis nicht wieder einsam werden.
So webte er weiter und sie lebte nun heiter
an ihm vorbei, nahm sein Tuch, sein Geld,
und verließ dann ruckartig seine kleine Welt,
ohne auch nur zurück zu blicken. Einfach weiter.

Düsternis umhüllte den Weber nun, als er bei sich war.
Düsternis ümhüllte den Weber nun, als er von sich nahm.
Schwere verdrängte jetzt die Leichtigkeit.
Schwere brachte ihn jetzt aus der Gleichsamkeit.
Einsamkeit und Unverständnis,
Hilflosigkeit und Missverständnis,
des Webers Geiste, malten nun ein Bild vor seine Augen,
welches er schon kannte und er suchte nun nach Glauben.
Aber fand nichts als Ratlosigkeit, überall und meilenweit.
Die Leere kam und dunkle Wolken machten sich breit.

Wie in seinem Kokon aus Erinnerungen,
schwelgte der Weber nun in dunklen Gassen,
seiner alten, traurigen Empfindungen.
Er fing an zu zweifeln und zu hassen.
Alles wofür er jemals war, was sollte es nun noch,
war doch klar, verlor nun Wert und kroch,
aus seiner Wahrnehmung, hinfort in die Unterwelt
dunkler die Wolken kaum werden, wenn man fällt.

Wenn es fehlt an eigener Beständigkeit,
an Mut und vitaler Lebendigkeit,
dann fällt der Weber nun zu Grunde,
löst die Garne und tritt zur Stunde.

Mit Hoffnung auf Erlösbarkeit,
macht der Weber sich jetzt bereit.
Tritt auf den Stuhl und sichert das Seil.

Traurig senkt sein Haupte sich
und er legt die Schlaufe sich,
um seinen Halse - kaum bitterlich.

Ein letzter Atem, gedankenlos.
Ein letzter Gedanke, atemlos.
Der Weber ließ nun gütig los.

Alles wofür er lebte, wofür er stetig webte,
war nun irrelevant. In seiner Hand das Band,
das er als erstes webte...als er noch lebte.