Mittwoch, 14. November 2018

IV: Dunkler die Wolken kaum werden

Ein erster Streich ist niemals leicht. Besonders nicht, wenn der Faden einfach reißt.


Mit den neuen Fähigkeiten in den Fingern
ging der Weber dann zum Spinnen,
wollte seine Ware unters Volke bringen,
ohne dabei auch nur entfernt zu entsinnen,
welch fortunistische Begegnung dort,
ihn sollte holen an einen düster-dunklen Ort.
Erstmals aber frohen Mutes, webte er
und empfand was Gutes...so fühlte er.

Jung, Naiv und unerfahren.
Dennoch frei von Qualen,
ging er auf den Markte zu,
feilschte, webte und sah zu,
wie sich seiner Blick nah,
eine Maid befand und war
augenblicklich angetan, gar
euphorisiert, bekannt mit ihr zu werden,
mit diesem himmlisch' Geschöpf auf Erden.

Wurd sein Schicksals Weg nun doch perfekt?
Neue Familie, neues Handwerk, neues Glück?
Dem schien wohl so. Denn über alle Maßen,
war es der Dame gar recht, als sie sprachen.
Er bat um Ihre Hand, becircte Sie mit feinem Garn.
Sie war entzückt und er merkte schnell, den Narr'n,
den er an ihr gefressen hatte, zögerte nicht,
bat sie bei ihm zu sein und nahm sie in die Pflicht.

Sie lebte.
Er webte.

Und natürlich tat er das, was er am besten konnte.
Er webte und war verbunden mit Ihr und dem Orte.
Er sagte niemals nein, wenn sie etwas wollte,
glaubte ihr Alles...selbst skurrilste Worte.
Diese Bindung wollte er aufrecht erhalten,
um jeden Preis nicht wieder einsam werden.
So webte er weiter und sie lebte nun heiter
an ihm vorbei, nahm sein Tuch, sein Geld,
und verließ dann ruckartig seine kleine Welt,
ohne auch nur zurück zu blicken. Einfach weiter.

Düsternis umhüllte den Weber nun, als er bei sich war.
Düsternis ümhüllte den Weber nun, als er von sich nahm.
Schwere verdrängte jetzt die Leichtigkeit.
Schwere brachte ihn jetzt aus der Gleichsamkeit.
Einsamkeit und Unverständnis,
Hilflosigkeit und Missverständnis,
des Webers Geiste, malten nun ein Bild vor seine Augen,
welches er schon kannte und er suchte nun nach Glauben.
Aber fand nichts als Ratlosigkeit, überall und meilenweit.
Die Leere kam und dunkle Wolken machten sich breit.

Wie in seinem Kokon aus Erinnerungen,
schwelgte der Weber nun in dunklen Gassen,
seiner alten, traurigen Empfindungen.
Er fing an zu zweifeln und zu hassen.
Alles wofür er jemals war, was sollte es nun noch,
war doch klar, verlor nun Wert und kroch,
aus seiner Wahrnehmung, hinfort in die Unterwelt
dunkler die Wolken kaum werden, wenn man fällt.

Wenn es fehlt an eigener Beständigkeit,
an Mut und vitaler Lebendigkeit,
dann fällt der Weber nun zu Grunde,
löst die Garne und tritt zur Stunde.

Mit Hoffnung auf Erlösbarkeit,
macht der Weber sich jetzt bereit.
Tritt auf den Stuhl und sichert das Seil.

Traurig senkt sein Haupte sich
und er legt die Schlaufe sich,
um seinen Halse - kaum bitterlich.

Ein letzter Atem, gedankenlos.
Ein letzter Gedanke, atemlos.
Der Weber ließ nun gütig los.

Alles wofür er lebte, wofür er stetig webte,
war nun irrelevant. In seiner Hand das Band,
das er als erstes webte...als er noch lebte.


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