Mittwoch, 30. Januar 2019

Das Märchen vom Bärchen

Es war einmal... 

...eine Bärenmutti. Sie war alt und zottelig und das Leben hatte Sie gezeichnet. Sie kam in ihrem Territorium schon viel herum und reiste immerzu von Höhle zu Höhle. Die Bärin ließ sich hier und da, ab und an, schwängern, um in natürlicher Regelmäßigkeit neue Bärchen zu gebären. So produzierte sie, alles in allem, neun kleine Bären, von denen sechs irgendwo auf der großen weiten Welt umherstreifen. Im besten Fall produzierten die Bärchen selbst auch schon neue Bärchen. Das hoffte die Bärin inständig. Man verlor sich halt schnell aus den Augen. So war es nunmal, wenn man Einzelgänger war. 

Zwei ihrer neun Bärchen kamen leider nie in den Genuss eines langen Lebens. Sie verhungerten in ihren jeweiligen Wintern. Die Bärin war untröstlich, dass sie es zweimal nicht geschafft hatte, genug Nahrung für sich und ihre komplette Brut zu beschaffen. Das Leben veränderte sich. Erst die letzten beiden Würfe liefen Gefahr, nicht genug Nahrung zu bekommen. Früher war alles besser, dachte die Bärin, die sich mit ihrem letzten kleinen Bärchen durch einen letzten Winter schlug. Nicht mehr lang und ihr Kleines würde von Dannen ziehen und die Welt erleben.

Nun lagen die Beiden in einer Höhle und warteten darauf, dass der tosende Schneesturm sich legte. Dieses Bärchen würde nun ihr letztes Wunder werden...das spürte sie. Ihre Tage waren gezählt und als letzten Akt der Schenkung würde sie noch dieses eine Bärchen auf die Welt gesetzt haben. Sie hatte sich gut um den Spross gekümmert und die Tatsache, dass sie sowieso nur noch ein Junges anstatt zwei oder drei gebar, war eine natürliche Anpassung an die sich verändernde Welt.

Der Sturm legte sich allmählich. Die Bärin seufzte schwer. Jetzt war es bald soweit. Das kleine Bärchen schien putzmunter zu sein und tobte scheinbar lustig durch die muckelige Höhle. Die Bärin sah durch ihre trüben Augen nur noch die Umrisse des Jungen und nahm lediglich verschwommene Bewegungen wahr. Sie wusste, die letzten Atemzüge kamen über sie. Sie würde sich von ihrem Jungen verabschieden, es ermutigen, in die Welt hinauszugehen und dem Kreislauf des Lebens zuzustimmen. Auf dass das letzte Bärchen ein Glückliches werden würde.

Die Bärin blinzelte. Ihre Lider waren nun schwer und es war fast nicht mehr möglich dagegen an zu kämpfen, sie lange aufzuhalten. Ein letztes Mal schnaubte sie. Ein letztes Mal sagte sie, "Geh!". Ein letztes Mal hatte sie so etwas wie Hoffnung.

Ein letztes Mal merkte sie aber auch, wie sie mit sich selber redete. Ein letztes Mal hielt sie der Gedanke am Leben, ein Bärchen in die Welt gesetzt zu haben. Ein letztes Mal wurde ihr klar, dass sie schon eine ganze Weile in dieser Höhle lag. Und ein letztes Mal holte sie die Realität ein. Sie schloss die Augen nun für immer. Der Schneesturm wurde wieder stärker und verschneite jede Erinnerung an sechs kleine Bärchen, die irgendwo versuchten, sich irgendwie anzupassen.

Dienstag, 29. Januar 2019

Dichterdienstag 19KW5-2 - Der Tattoorist



Der Tattoorist 

Er klaut das Geld aus fremden Taschen
und säuft den Schnaps aus großen Flaschen.
Befleckte Haut und Hasssymbole.
Darauf mehr Schnaps zum Wohle.

Einmal kriminell geworden,
bleibt nur noch der Knast.
Die Tattoos erscheinen wie Orden.
Typischer Tintling...was ein Spast.

Die Reinheit hatter geschändet,
und seine Kinder verpfändet.
Für die Kohle gab's frische Tinte
und ne Prostituierte...ne Blinde.

Hau ab du fieser Lappen, hinfort!
Keiner braucht neue Kriminelle im Ort.
Hoffentlich bleiben sie alle weg.
Im Knast bei "ohne Spucke" und Dreck.

Schließt sie alle ein, die miesen Schufte.
Eine reinhäutige Welt fänd ich dufte.
In den Staub mit Euch, ihr Unterleute.
Für jetzt, alle Zeit und auch heute.

Weil reine Haut reinhaut,
haut reine Haut rein, schaut:
Gebuttert wird bei Erdbeermilch.
Reiner hat's halt drauf, der feine Knilch.

So bleibt die Moral von der Geschicht:
Sei kein dummer Tattoorist!!!

Dichterdienstag 19KW5-1 - Das peinliche Schweigen


Das peinliche Schweigen

Sekunden verrinnen wie Minuten.
Stille hängt in der Luft.
Bedrückte Gemüter.

Unausgesprochene Fragezeichen derer,
die nicht mehr weiter wissen
oder wollen.

Lautloser Indikator der Untauglichkeit.
Zeichen der Unbrauchbarkeit.
Leere dazwischen.

Etikettehalber wird dennoch gelächelt,
verlegen zur Seite geschaut.
Augen verdrehen.

Unsicherheit entfaltet sich.
Parallele Blicke zu Boden halten sich.
Fluchtgedanken etablieren sich eindringlich.

War's das schon?
Ist das die moderne Norm?
Beschämung wabert durch den Raum.

Warum fragt er nichts?!
Warum sagt sie nichts!?
Das Schweigen bleibt und ändert nichts.

Auf Wiedersehen und bye, bye.
Einvernehmlich geht man entzwei.
Wenn nun keiner etwas sagt, bleibt es wohl dabei.

Donnerstag, 24. Januar 2019

Westworld in a Questworld

Westworld in a Questworld

Im Grunde genommen ist das Internet nur ein Querschnitt unserer wunderbaren Gesellschaft. Dort sind die Menschen so, wie sie gerne sein würden, dies aber niemals zugeben würden, da im Internet ja alles nur ein Spaß ist. Jeder folgt nur seiner eigenen Quest.

Dennoch gilt: "Der Spaß ist das Loch, durch das der Wind der Wahrheit pfeift".

Demnach ist es so, dass die Wilde Spielwelt die Symbiose aus dem Wilden Westen und einem Spielplatz ist. Dort kannst du sein, wer du sein möchtest. Suche dir einfach eine Identität aus und schlüpfe hinein.
Viele wollen offensichtlich dreist, anzüglich, platt, stumpf, verzweifelt, hilflos, asozial oder ekelhaft sein. Nun gut, es spiegelt, was es ist: "Alles nur Spaß", genau...

Ist es also verwunderlich, dass mittelalterliche Praktikanten, wie Hetze, Prangertum und Pöbeligkeit an der Tagesordnung sind? Nein. Denn wer im Wilden Westen zuerst schießt, der trifft wohlmöglich auch zuerst. Im Wilden Westen muss jeder immer der Erste sein. Man könnte ja sonst etwas verpassen oder würde Gefahr laufen, dass andere einem die Option wegschnappen oder man selbst niedergestreckt wird.

Es ist einfach, in der Wilden Welt ein Kostüm zu tragen. Es ist einfach, so zu tun, als wäre man Billy the Shit. Es ist einfach, über eigentlich gefestigte gesellschaftliche Konventionen und fremde Privatsphären hinweg zu sehen. Es ist einfach, ein Egoist zu sein. Es ist einfach, so zu tun als wäre das Kostüm eine Rechtfertigung für Alles.

Karneval ohne Session, Kostüme ohne Mehrwert, Identität ohne Individualität.
Getrocknetes Blut, verscharrt unter staubigem Sand. Die Geier kreisen schon und warten nur, bis sich das nächste arme Lamm desillusioniert in die Prärie verirrt. Und wenn es nicht die Geier sind, dann warten schon die Schakale, um ihr Übriges zu tun.

Quest um Quest zur persönlichen Belohnung. Was eine wunderbare Selbstkonditionierung. Hauptsache, man macht mit und erreicht irgendwann den Highscore. Alles Andere ist eh nur Schall und Rauch und Staub und Asche.

Dienstag, 22. Januar 2019

Dichterdienstag 19KW4 - Folge dem inneren Piepmatz


 
Folge dem inneren Piepmatz

Tief in uns verborgen,
da macht sich jemand Sorgen.
Es ist ein kleiner Piepmatz,
der sitzt auf einem Ast.

Meist hüpft er emsig und auch stetig
von einem auf das and're Bein, dreht sich
und stellt dann fest, dass der Käfig
viel zu klein ist. ...und das täglich.

Wie gern würde er das Türchen öffnen.
Wie gern würde er den Käfig verlassen.
Der kleine Vogel weiß schon gar nicht mehr,
wie es ist zu fliegen. ...viel zu lange her.

Im Inner'n ist es dunkel und auch kalt.
Der kleine Piepmatz zittert schon, doch bald
will er ausbrechen und wieder fliegen,
in den Süden und dem Käfig so entfliehen.

So plustert er sich auf und macht sich bereit.
Eine letzte Nacht in dieser kalten Zeit.
Morgen wird er das Schloss dann knacken.
Den Käfig öffnen und sich vom Acker machen.

Soweit, so gut, der Tag ist nun gekommen.
Der Piepmatz nestelt kurz am Schloss herum,
klick, da springt das Türchen auf. Gewonnen.

Er breitet seine feinen Flüg'lein aus,
macht 'nen Satz, hebt ab und dann
segelt er in die weite Welt hinaus,
ohne Käfig, frei und voller Tatendrang.

Immer Richtung Sonne,
dem inneren Piepmatz hinterher.
Immer Richtung Wonne,
fliegen ist doch gar nicht schwer.

Folge deinem inneren Piepmatz.

Dienstag, 15. Januar 2019

Dichterdienstag 19KW3 - Eine Ode an die Triebe


Eine Ode an die Triebe

Hallo Triebe, ich bin's wieder, die Liebe,
sprachen die Hiebe aus der Tiefe.
Wer braucht denn dich, du Liebe?
...fragten dann die Triebe.

Aber Triebe, wir sind's doch, die Hiebe.
Verwechs'le doch die Liebe nicht
mit uns'rer tückisch kleinen List.
Lass' den Mist und scheiß' auf Liebe.

Hiebe trieben Triebe aus der Liebe fort.
Liebe hielt an Liebe fest, am falschen Ort.
Lachende Hiebe hoben die Triebe empor.
Friede, Freude, Heiterkeit in meinen Ohr.

Was soll das nun mit der Liebe, Hiebe?
Nur ein kleiner Spaß am Rande, siehe:
Die Liebe will geschlagen werden.
Triebe sind das Glück auf Erden.

So gib dich uns doch einfach hin.
Wir Hiebe sorgen schon für deinen Sinn.
Wir treiben weiter die Liebe vor uns her,
die braucht doch bald schon niemand mehr.

Ja, ist gut sagten dann die Triebe,
wenn ich so überlege, habt ihr wohl recht.
Es wäre wohl besser, wenn ich bliebe,
Liebe ist ja eh nicht echt.

Und so spielten dann die Triebe
lustige Spiele mit der Liebe,
ein paar Hiebe, hier und da,
schon war das Treiben wieder da.

Montag, 14. Januar 2019

Die Seele bleibt hier


 Ich erinnere mich noch genau, wie es gewesen ist als du noch da warst. 
Es war eine wunderbare Zeit. Wenn ich zurück denke, kommt in mir ein wundervoll-melancholisches Gefühl auf, das mich mit einem weinenden und einem lachenden Auge an unsere gemeinsame Zeit erinnert. 

Wir sind durch dunkle Tiefen gewandert, haben steile Gipfel erklommen, sind zusammen abgestürzt und dennoch konnten wir uns immer wieder fangen. 
Wir hielten uns gegenseitig fest. 
Wir waren für einander da, wenn wir uns brauchten. Haben aufgepasst, dass es dem anderen gut geht. Wir konnten uns gegenseitig motivieren, kritisieren und blamieren. 
Alles war möglich. Wir waren möglich.

Ich vermisse diese Zeit manchmal und hätte sie dann und wann gerne zurück. Aber du hast dich für einen anderen Weg entschieden. Die Zeit bleibt in der Vergangenheit und somit ein Memo unserer selbst. Wie damals schon wünsche ich dir auch jetzt nur das Beste und alles Positive der Welt. 
Ich hoffe, dass du glücklich bist. Ich hoffe, du vergisst uns nicht. 
Ich wünsche mir, dass du weiter gehst und die Zukunft wählst.

Irgendwann, da werden wir uns wieder sehen und ich weiß jetzt schon, wie es werden wird: voller Freude, Aufrichtigkeit und Loyalität. So lange wir uns an das erinnern, was uns Kraft gibt, wird es uns möglich sein, an das zu glauben, was uns gut tut. 
Wir haben beide unsere richtigen Wege gewählt und schreiten weiter in unserer subjektiven Realität. Bald kreuzen sich unsere Wege wieder, das spüre ich. 
Dann bin ich gespannt, was du zu erzählen hast. Erzähle mir wie dein Leben war. 
Ich werde zuhören so wie immer.

Und so sitzen wir da, schauen in den Himmel, hören Musik, trinken Bier und erinnern uns gemeinsam an eine wundervolle Zeit. Wir lachen, grübeln, schweigen und weinen. 
Wir geben uns Zuspruch, Trost und Ideen.
Wir sind uns sicher, dass es sich wie gestern anfühlt und bleiben in blindem Verständnis für einander genau die Personen, die wir immer waren.

Ich schätze Dich und danke Dir. Ich freue mich, dass wir uns kannten, kennen und immer kennen werden. 

Die Seele bleibt hier.

Dienstag, 8. Januar 2019

Dichterdienstag 19KW2 - Eine Ode an den Traum aus weiter Ferne

Eine Ode an den Traum aus weiter Ferne

Ach wie schön es doch wäre,
wäre Leere keine Leere.
Sei doch einfach da, wenn ich zurück bin
und empfange mich mit Glück-Sinn.

Begegne mir mit Interesse,
dann zeig ich dir auch meine Bässe.
Wann werden wir uns wieder fühlen?
Lieber gleich, sofort...als niemals spüren.

Es gehört doch gar nicht so viel dazu.
Neugier, Sympathie und hinzu
ein bisschen Mut und keine Qualen,
so dass was Neues entsteht bei den Wahlen.

Einen Versuch ist's immer wert,
man munkelt sogar von einem Schwert.
Aber lassen wir den Schneid beiseite.
Was zählt, ist einfach mehr als nur eine Seite.

So appelliere ich an dich, holde Maid,
komm herunter von dem Turme, bald.
Ich warte nun so lange hier, mit Bier,
bis du die Treppen nimmst zu mir.

Dann schreiben wir die Sagen neu,
machen uns're eig'nen Märchen toll.
Reiten auf dem Rücken des Lebens
und waten durch den See des Gebens.
Wir zähmen wilde Drachen.
Machen lauter lust'ge Sachen.
Schreiben Lieder und Oden
über das Leben und die Toten.
Wir trinken Bier und Wein aus Krügen,
werden uns dennoch nicht betrügen.
Wir finden Schätze und Ideen.
Erweitern uns're Horizonte und gehen
gemeinsam Richtung Unendlichkeit.
Schau, da ist der Weg, er ist gar nicht weit.

Ach wie schön es doch wäre,
wäre diese Lehre keine Leere.
Sei doch einfach da, wenn ich zurück bin
und erfülle das Leben mit deinem Glück-Sinn.

Montag, 7. Januar 2019

Operencia, Turul und der Wunderhirsch - Geschichten aus dem Feuerkorb

Eine Geschichte aus dem Feuerkorb. Heute mal nicht, wie sonst üblich, mit einer alt-griechischen Sage, sondern mit einer kleinen Zusammenfassung der ungarischen Sagen und Mythologie.

Operencia, Turul und der Wunderhirsch.

Es war einmal...

...ein gar nicht so weit entferntes Land: Operencia. Es war so umfangreich und ausgedehnt, dass es, je nach Überlieferung, an Indien, Italien, Frankreich oder gar an das Ende der Welt grenzte. Ein Land voller Überfluss und wundersamen und außerordentlichen Begebenheiten. Geschützt durch die hohen Gipfel der Zuckerhutberge.

Wollte ein Wandersmann oder des Abenteurers Ambition dies Land erkunden, so mussten man erst die Zuckerhutberge passieren oder umgehen. Der Weg um dies Gebirge herum brachte natürlich einen argen Zeitverlust mit sich, im Vergleich zur direkten Passage über die Gipfel. In jedem Falle lohnte es sich, das wundersame Land Operencia zu entdecken und zu erkunden.

Wer einmal die Berge hinter sich ließ, den erwarteten gar atemberaubende, märchenhafte Umstände. Äpfel, so groß wie Kindsköpfe, Pilze, so groß wie Bauernhüte. Ein Land in dem der sagenumwobene Turul seine Schwingen ausbreitete und die Ahnen der Hunnen und Magyaren ihren vermeintlichen Ursprung erlebten. Ein Ort an dem der Wind eine Personifizierung und den Namen Szélanya erhielt. Der Ort, an dem wohlmöglich ein Wunderhirsch dafür sorgte, dass die Prinzen Hunor und Magor dafür sorgen konnten eben benannte Hunnen und Magyaren ins Leben zu setzen.

Operencia war ein wertvolles und prächtiges Land. Ein Land, in dem Architektur mit Fantasie vermischt wurde und palastartige Gebäude in den Himmel reichten. Zudem war es nicht nur dem Adel vergönnt, in Palästen zu residieren. Jeder in Operencia, selbst der kleine Bauer, war im Stande den Reichtum und das Wohlhaben des Landes für sich zu beanspruchen und in opulenten und dekadenten Behausungen zu leben. In Operencia konnte man der Physik wohl auch einen Streich spielen. Denn die Architekten und Handwerker setzten waghalsige Bauwerke in die Tat um, die teilweise auf Stelzen oder Pfeilern aufgethront, über dem Boden schwebend, Richtung Sonne ausgerichtet waren und sich wie von Geisterhand, eigenständig, auf einer integrierten Achse, immer mit der Sonne bewegten.  Immer Sonnenseite, geiler Scheiß! (Operencia, ein gutes Land, wie ich finde. Von Milch und Honig ist zwar nicht die Rede gewesen, sofern ich das herauslesen konnte, aber dennoch bleibt mir eine gewisse Assoziation zum guten alten Schlaraffenland nicht verborgen.)

Wie oben erwähnt grenzte Operencia – je nach Überlieferung – ans das Ende der Welt. Auf dieser Grundlage ist es auch gut nachvollziehbar, dass die vermeintliche Hexe Szélanya am Rande der Welt, also auch am Rande von Operencia, in einer Höhle auf einem abgelegenen Berg darauf acht gab, dass der Wind, der in dieser Höhle hauste, nicht gestört wurde. Einige Sagen beschrieben den Wind und die Hexe aber auch als ein und dieselbe Person. Anderer Orts wurde aus der Hexe ein Geist gemacht. Der Windgeist. Die Bewohner von Operencia (ich mutmaße mal, sie hießen Operencianer oder so ähnlich) waren natürlich in höchstem Maße mit Ehrfurcht und Respekt gesegnet, wenn es um den Wind ging. Der Wind war wichtig. Der Wind musste da sein. Niemand zweifelte an der Existenz des Windes oder wagte es jemals, die Höhle, von der man in den Landen munkelte, aufzusuchen. Den Einwohnern wurde diesbezüglich auch sehr intensiv vermittelt, dass sie den Wind unter keinen Umständen beschimpfen oder beleidigen sollen. Hinzu kam ein weiterer wichtiger Hinweis: es war strengstens verboten, Äxte oder andere Gegenstände in Wirbelstürme zu werfen, da man dadurch den Windgeist Szélanya hätte verletzen und somit für ihren Unmut sorgen können. Niemand wollte, dass der Wind die Ernte vernichtete. Demzufolge unterließ man es in Operencia, Gegenstände in Wirbelstürme zu werfen. Gute Leute, da in Operencia!



Neben der Geschichte um den Wunderhirsch und die Entstehung von Völkern ist die Turulsaga, eine weitverbreitete und maßgebende Geschichte seiner Zeit.

Der Turul, ein Fabelwesen, das Ähnlichkeiten mit einem Adler und einem Falken hat soll für die Geburt des Großfürsten Álmos gesorgt haben. Wohl im Jahre 819 war es eine gewisse Emese, die im Traum von einem Turul aufgesucht wurde und dieser ihr prophezeite, dass aus ihrem Schoße ein Fürst der Fürsten und Herrscher vieler Völker entstehen würde. (
Zugegeben: wahrscheinlich war Emese zum Zeitpunkt der Vision schon schwanger gewesen und der Fakt, dass ein Fabelwesen für die Befruchtung gesorgt hatte, war wohl mehr Dramapresse als alles andere. Aber so sind Überlieferungen. Es ist immer ein bisschen "stille Post" dabei.)
Emese gebar auf jeden Fall den kleinen Bub und nannte ihn Álmos was wohl soviel heißt wie "Traum". Dieser Álmos war es dann, der später das Magyarenvolk vereinigte. Er sorgte dafür, dass sich sieben unterschiedliche Stämme zusammenschlossen und ihn als Großfürsten annahmen.
Dieser Pakt wird der ungarischen Mythologie als „der Blutpakt“ bezeichnet. Zudem sorgte ein Turul, dafür, dass die Ungarn nach Pannonien strebten. Er führte sie in neue Lande. Der Turul ist seit jeher Wappentier Ungarns.



Hunor, Magor und der Wunderhirsch (Zauberhirsch).

Auch wenn diese Sage erst gegen 1200-schlagmichtot das erste Mal niedergeschrieben wurde, ist sie zeitlich vor der Turulsaga angesiedelt, da sie den Ursprung ganzer Völker beschreibt. Hunor und Magor, die Söhne des ersten Königs und großen Jägers Nimrod, der als erster die Königswürde erlangte und den Grundstein für die Ungarn legte. Als diese Prinzen einst im schönen Operencia (ich flechte die Sage nun einfach in die andere Sage hinein) zur Jagd waren, erschien ihnen in einer sternenklaren Nacht ein prachtvoller Hirsch auf einer runden Lichtung. Hunor und Magor, hart angetan, das edle Tier zu jagen, taten dies und nahmen die Hatz auf. Urplötzlich, wie es sich für Fabelwesen gehört, verschwand der Prachthirsch wieder und ließ die beiden Jäger ratlos zurück. Sie waren ein gutes Stück in den Wald hinein, hinter dem Hirsch her gejagt. Und nun standen sie da, wie bestellt und nicht abgeholt.

Aber, wie das Märchen es in solchen Momente möchte, vernahmen sie aus nicht all zu weiter Ferne das Lachen und die Stimmen weiblicher Wesen, die sich irgendwo zu amüsieren schienen. Die Ohren gespitzt, der Nase nach, kamen die beiden Prinzen dann Bald zum Quell der illustren Töne. Ein See. Sternenklare Nacht. Nackte Frauen. Baden. Märchen. Ich liebe sie.
Hunor und Magor, ihres Zeichens Urkönigssöhne und wahrscheinlich gnadenlose Stecher, folgten ihren Trieben, trieben dabei aber die badenden Frau, aufgeschreckt und verängstigt, auseinander und aus dem Grüppchen badender Schönheiten, blieben nur zwei übrig.
Ob es nun an der imposanten Erscheinung der Urväter der Hunnen und Magyaren lag, daran, dass die Mädels irgendwas genommen hatten, oder einfach daran, dass es ne Sage war, Liebe war direkt in der Luft und das lustige Paaren konnte beginnen. Praktischerweise waren die Frauen ihrerseits Töchter des Alanen-Fürsten Dura gewesen. Adel verbindet sollte man meinen. Und so kam es dann, dass die Nachkommen Hunor, die Hunnen und die des Magor, die Magyaren ihren Ursprung erhielten. Der wunderbare Zauberhirsch zeigte den Prinzen dabei den Weg, den sie einschlagen sollten und gilt als Wegweise und Richtungsanzeiger für die Grundlage dieses Volkes.

Alles in Allem muss ich sagen: Operencia, ein schönes Land. Mir waren ungarische Sagen und die Mythologie bisher völlig fremd. Ich denke, das gibt es noch weitaus mehr, was die Kultur, die Geschichte und Mystik des Landes beschreiben kann. Meine Zusammenfassung ist natürlich nur ein Bruchteil der Geschichte. Wenn jemand mehr weiß, immer her damit!

Ich hoffe, es war dennoch ein wenig informativ und unterhaltend.

Auf bald!


(alle Infos und Quellen: Wikipedia)

Sonntag, 6. Januar 2019

Gedanken zu Papier

Wie der Titel dieses Beitrages vermuten lassen könnte, hätte ich mir Gedanken zu Papier machen können. Habe ich aber nicht. Auf jeden Fall habe ich nicht sonderlich viel über die Verwendung von Papier nachgedacht. Gestern mal kurz, ja. Heute eher nicht so. Deshalb geht's hierbei auch nur um Gedanken, die ich zu digitalem Papier bringe. Das muss ja auch mal sein. Habe ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Meine Stimmung passt aber ganz gut dazu, einfach mal den Kopf aufzumachen und die Dinge niederzuschreiben, die dort umhergeistern. Es könnte vielleicht etwas chaotisch werden, aber so ist das nun einmal. Und solange die Teilzeit-Lobotomie noch nicht von der Krankenkasse übernommen wird, muss es erstmal so reichen.

Wenn man so mit Leuten redet, hört man ja meistens eher nur bla bla bla bla bla. Voll nervig. Dabei ist es manchmal sogar egal, ob man die Person gar nicht kennt oder doch schon eine Art von Ebene erreicht hat, auf der das Bla eigentlich einen anderen Wert haben sollte als bei den Leuten, die man gar nicht kennt. Es gibt ja leider auch Bla, was sich schön verpacken lässt und erst nach dem Öffnen seine hässliche Fratze zeigt. Es gibt Bla, das auf purer Verunsicherung basiert. Es gibt Bla, das so furchtbar nervig ist, dass man sich wünscht, halt doch einfach deine Stimmbänder unter Kontrolle und schweig'! Was gibt's noch? Avancierendes Bla, dreistes Bla, gelogenes und mit Absicht anders dargestelltes Bla. Phantom-Bla. Spaß- und Unterhaltungs-Bla, Alltags-Bla, Standard-Bla und noch viel mehr...

Bei diesem oberflächlichen Smalltalk bin ich ja eh meist schon raus. Phrasen über Floskeln übers Wetter oder geheucheltes Interesse. Ganz klar, ich bin pro Etikette, keine Frage. Dazu gehört wohl auch ein gewisser neutraler Umgang mit Individuen auf der Kommunikationsebene. Hallo, guten Tag, auf Wiedersehen. Ja, schon. Aber ganz ehrlich...Einige können ja das nicht mal mehr. Ich kann's definitiv, nur manchmal will ich's einfach nicht. Es ist lästig, es ist müßig, es ist es manchmal gar nicht erst wert. Weil man im Vorhinein eh schon weiß, auf was das hinauslaufen wird. Das kann man sich dann schon sparen.
Hoffnung, dass es auch anders sein kann...ja, die besteht ein bisschen. Diese Hoffnung wurde auch schon bestätigt, glücklicherweise, aber tatsächlich nur in Ausnahmefällen. Deshalb lege ich nicht mehr viel Wert in Hoffnung. Auch wenn Grün eine wirklich schöne Farbe ist, die Assoziation zu Hoffnung ist definitiv nicht mehr die Erste, wenn ich an diese Farbe denke.

Ich frage mich manchmal wirklich, warum ich so viel damit zu tun habe, ständig Puzzleteile von Informationen zusammen zu setzen. Die Erfahrung zeigt mir dabei, dass dieses Zusammensetzen dann passiert, wenn ich ein gewisses Bauchgefühl habe. Das Bauchgefühl ist dabei meistens zuerst da und ja, was soll ich sagen, es ist so ein toller Gradmesser, dieses Bauchgefühl. Es ist dann erstmal ein bisschen da und lässt mich immer etwas zweifeln und in Frage stellen. Es kann sein, dass ich mich durch die Annahme eines Bauchgefühls auch etwas anders verhalten und in diesen Momenten nicht ganz frei oder schwieriger bin. Das ist dann aber zu Recht so, da die Intuition mir ja etwas sagt und ich davon dann beeinflusst werde. Die Umwelt bzw. Menschen, die solch eine manipulierte Stimmung meinerseits dann mitbekommen, erleben meistens ein eher trotziges, harsches oder missgünstiges Ich meinerseits. Das ist schade, weil ich dadurch kurzfristig die Mitte verliere und in ein vermeintliches Stimmungs-Extrem umschlage. Dennoch tut es mir nicht leid, denn das Gefühl, welches durch die Intuition entsteht, bestätigt sich ja eh meistens.

Dann vergeht meistens ein bisschen Zeit. Veränderungen passieren. Neue Puzzleteile kommen ans Licht. Ich resümiere, blicke zurück, suche die anderen Puzzleteile, finde das Bauchgefühl wieder, welches schon mit erhobenem Finger auf mich wartet und zack, gibts ein neues Bild mit der Überschrift: Dein Bauchgefühl enttäuscht dich nicht. Danke Bauchgefühl. Diese Erkenntnis war mir ja völlig neu...eben nicht. Die Bestätigung passierte einfach schon so oft, dass ich mir wirklich ernsthaft Gedanken darüber mache, wie ich mit meinem Investitionspotential umgehen soll.

Oft sagt der Bauch mir schon lange im Vorhinein bescheid, wenn etwas nicht stimmt. Manchmal wird dieses Gefühl auch wieder verdrängt oder durch andere Einflüsse etwas entkräftet. Das ist ja ganz schön, wenn Zweifel aufgehoben und vermeintlich aus dem Weg geräumt werden. Aber meistens wird eh wieder eine Enttäuschung passieren und die damit einhergehende Bestätigung eben dieses Gefühls, welches schon lange vorgeherrscht hatte.



Was soll ich machen...? Ne Maske aufziehen kann und will ich nicht. Frei von Gefühlen werden, ja...hab ich mal ausprobiert, klappt aber auch nur bedingt und temporär. So ein Gefühl, auch wenn es als Bauchgefühl eher übertragend gilt, ist dennoch ein Gefühl. Ich mag ja Gefühle aber ich hasse sie auch. Es ist toll und furchtbar ätzend. Wenn man Gefühle so sehr wahrnimmt und diese feinschichtige Zusammensetzung aus Gedanken, Empfindungen, Wünschen und Informationen irgendwie im Bewusstsein bearbeiten muss, wird es meistens wirklich schwierig.

Manipuliert durch die eigenen Ansprüche und die externen Informationen und Investitionen, die wiederum durch diverse Optionen manipuliert werden, weiß der rationale Geist manchmal nicht so recht, wie er die Dinge annehmen und verarbeiten soll. Manchmal ist es ein Informations-Überfluss. Ein Chaos ohne die Möglichkeit einer rationalen Betrachtungsweise. Bei Zeiten ist es so, dass ich die schönen Informationen suche, sie wahrnehmen will, das Chaos zu einer Harmonie machen möchte. Aber ich merke, je mehr ich investiere und nicht nur so tue als ob, desto mehr laufe ich Gefahr, wieder zum Puzzlekönig zu werden, der erstmal im Chaos verweilt und dann doch irgendwann das richtige Bild zusammen fügt.

Ergo: teilzeit Lobotomie oder Verödung der Rezeptoren. Beides irgendwie ne veraltetet klinische Anwendung in der psychiatrischen Behandlung. Na toll (vergesst bitte meinen Sarkasmus nicht).
Und just, als ich schrieb, "vergesst meinen Sarkasmus nicht", wird mir klar, dass ich ihn manchmal selber vergesse. Ich glaube, er kann ein gutes Werkzeug sein, um mich vor vielem zu schützen.
Aber auch nicht immer, weil er auch nur begrenzt anzuwenden bzw. nicht permanent hilfreich ist. Oft schlägt er sich so nieder, dass er nicht verstanden oder als Anfeindung angesehen wird. Das macht es wiederum schwieriger überhaupt an etwaigem Bla teilzunehmen und ist dann eher nicht konstruktiv. Aber nun gut. So ist das System. Das ist schon okay. Die natürliche Selektion regelt das schon. Das weiß ich und das sollte ich mir einfach nicht so zu Herzen nehmen. Dabei hat es potentiell so viel zu geben. Wenn ich weniger ranlasse, könnte es eben sein, dass ich auch weniger gebe. Da das in der heutigen Zeit aber auch relativ egal ist, wie viel man gibt, ist das eigentlich auch egal.

Die Optionalität der Kurzfristigkeit und die vermeintliche Bestätigung gemeinsamer Interessen machen das Leben zu einem temporären Vergnügen. Ich brauche definitiv noch Zeit, mich daran zu gewöhnen. Wobei ich eher zweifle, dass ich mich je ganz an diese Zeit gewöhnen kann. Aber das ist okay. Geduld. Zeit. Weniger Gedanken und die handvoll Leute, auf die man sich wirklich verlassen kann, das muss ja reichen!

Aber wahrscheinlich sind meine Ansprüche auch einfach zu hoch. Ich muss mal mit denen reden und ihnen sagen, dass sie kleinere Brötchen backen sollen und nicht so viele im Vorhinein. Das lohnt nicht. Wer soll die denn alle essen?!

Dienstag, 1. Januar 2019

Dichterdienstag 19KW1 - HNY

Am ersten Dienstag in diesem Jahr
wird auch gedichtet, ist doch klar.
Mit Kater oder ohne, ist die Frage.
Und ich sage: ohne an diesem Tage.

Relativ gemütlich war es gestern.
Kein Trallala, kein Stress, kein Lästern.
In ruhiger, fast genehmer Einsamkeit
saß ich hier und so verstrich die Zeit.

Die Zeit, um Dinge zu durchdenken.
Kann ich Ziele sehen, gar lenken?
Zeit, zu sehen, dass es voran geht
Pläne, Optionen, Realität?!

So wünsch' ich mir für dieses Jahr
ein gutes Gespräch an einer Bar.
Austausch, Nähe, Begeisterung
und generell ein bisschen Schwung.

Dazu ein Bier auf zwei auf drei auf vier.
Hallo schöner Mensch wie geht es Dir?!
Fühlst du dich dann angesprochen, ob
Schönheit oder Bier, wäre das natürlich top!

Ich poliere nun das Schwert erneut.
Denn nur im Glanze dieser Klingen
klappt das mit dem Leid, der Freud',
und den intensiven Dingen.

Ich rufe nun hiermit auf, so höre mich,
Hyper, Hyper! How much is the fish?!
Kommt in Scharen zum Casting bald.
DIADN von nebenan und nicht im Wald.

Wobei...Wälder sind ja auch ganz schön.
Bäume, Gräser, im Sommer meistens grün.
Aber die kleinste Castingcouch der Welt
steht nicht im Wald und braucht kein Geld.

Gehabt Euch Wohl an diesem Tage,
macht das Beste aus euch und der Lage.
Bleibt froh und frei und wunderbar.
Auf das Leben und ein tolles neues Jahr.