Sonntag, 6. Januar 2019

Gedanken zu Papier

Wie der Titel dieses Beitrages vermuten lassen könnte, hätte ich mir Gedanken zu Papier machen können. Habe ich aber nicht. Auf jeden Fall habe ich nicht sonderlich viel über die Verwendung von Papier nachgedacht. Gestern mal kurz, ja. Heute eher nicht so. Deshalb geht's hierbei auch nur um Gedanken, die ich zu digitalem Papier bringe. Das muss ja auch mal sein. Habe ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Meine Stimmung passt aber ganz gut dazu, einfach mal den Kopf aufzumachen und die Dinge niederzuschreiben, die dort umhergeistern. Es könnte vielleicht etwas chaotisch werden, aber so ist das nun einmal. Und solange die Teilzeit-Lobotomie noch nicht von der Krankenkasse übernommen wird, muss es erstmal so reichen.

Wenn man so mit Leuten redet, hört man ja meistens eher nur bla bla bla bla bla. Voll nervig. Dabei ist es manchmal sogar egal, ob man die Person gar nicht kennt oder doch schon eine Art von Ebene erreicht hat, auf der das Bla eigentlich einen anderen Wert haben sollte als bei den Leuten, die man gar nicht kennt. Es gibt ja leider auch Bla, was sich schön verpacken lässt und erst nach dem Öffnen seine hässliche Fratze zeigt. Es gibt Bla, das auf purer Verunsicherung basiert. Es gibt Bla, das so furchtbar nervig ist, dass man sich wünscht, halt doch einfach deine Stimmbänder unter Kontrolle und schweig'! Was gibt's noch? Avancierendes Bla, dreistes Bla, gelogenes und mit Absicht anders dargestelltes Bla. Phantom-Bla. Spaß- und Unterhaltungs-Bla, Alltags-Bla, Standard-Bla und noch viel mehr...

Bei diesem oberflächlichen Smalltalk bin ich ja eh meist schon raus. Phrasen über Floskeln übers Wetter oder geheucheltes Interesse. Ganz klar, ich bin pro Etikette, keine Frage. Dazu gehört wohl auch ein gewisser neutraler Umgang mit Individuen auf der Kommunikationsebene. Hallo, guten Tag, auf Wiedersehen. Ja, schon. Aber ganz ehrlich...Einige können ja das nicht mal mehr. Ich kann's definitiv, nur manchmal will ich's einfach nicht. Es ist lästig, es ist müßig, es ist es manchmal gar nicht erst wert. Weil man im Vorhinein eh schon weiß, auf was das hinauslaufen wird. Das kann man sich dann schon sparen.
Hoffnung, dass es auch anders sein kann...ja, die besteht ein bisschen. Diese Hoffnung wurde auch schon bestätigt, glücklicherweise, aber tatsächlich nur in Ausnahmefällen. Deshalb lege ich nicht mehr viel Wert in Hoffnung. Auch wenn Grün eine wirklich schöne Farbe ist, die Assoziation zu Hoffnung ist definitiv nicht mehr die Erste, wenn ich an diese Farbe denke.

Ich frage mich manchmal wirklich, warum ich so viel damit zu tun habe, ständig Puzzleteile von Informationen zusammen zu setzen. Die Erfahrung zeigt mir dabei, dass dieses Zusammensetzen dann passiert, wenn ich ein gewisses Bauchgefühl habe. Das Bauchgefühl ist dabei meistens zuerst da und ja, was soll ich sagen, es ist so ein toller Gradmesser, dieses Bauchgefühl. Es ist dann erstmal ein bisschen da und lässt mich immer etwas zweifeln und in Frage stellen. Es kann sein, dass ich mich durch die Annahme eines Bauchgefühls auch etwas anders verhalten und in diesen Momenten nicht ganz frei oder schwieriger bin. Das ist dann aber zu Recht so, da die Intuition mir ja etwas sagt und ich davon dann beeinflusst werde. Die Umwelt bzw. Menschen, die solch eine manipulierte Stimmung meinerseits dann mitbekommen, erleben meistens ein eher trotziges, harsches oder missgünstiges Ich meinerseits. Das ist schade, weil ich dadurch kurzfristig die Mitte verliere und in ein vermeintliches Stimmungs-Extrem umschlage. Dennoch tut es mir nicht leid, denn das Gefühl, welches durch die Intuition entsteht, bestätigt sich ja eh meistens.

Dann vergeht meistens ein bisschen Zeit. Veränderungen passieren. Neue Puzzleteile kommen ans Licht. Ich resümiere, blicke zurück, suche die anderen Puzzleteile, finde das Bauchgefühl wieder, welches schon mit erhobenem Finger auf mich wartet und zack, gibts ein neues Bild mit der Überschrift: Dein Bauchgefühl enttäuscht dich nicht. Danke Bauchgefühl. Diese Erkenntnis war mir ja völlig neu...eben nicht. Die Bestätigung passierte einfach schon so oft, dass ich mir wirklich ernsthaft Gedanken darüber mache, wie ich mit meinem Investitionspotential umgehen soll.

Oft sagt der Bauch mir schon lange im Vorhinein bescheid, wenn etwas nicht stimmt. Manchmal wird dieses Gefühl auch wieder verdrängt oder durch andere Einflüsse etwas entkräftet. Das ist ja ganz schön, wenn Zweifel aufgehoben und vermeintlich aus dem Weg geräumt werden. Aber meistens wird eh wieder eine Enttäuschung passieren und die damit einhergehende Bestätigung eben dieses Gefühls, welches schon lange vorgeherrscht hatte.



Was soll ich machen...? Ne Maske aufziehen kann und will ich nicht. Frei von Gefühlen werden, ja...hab ich mal ausprobiert, klappt aber auch nur bedingt und temporär. So ein Gefühl, auch wenn es als Bauchgefühl eher übertragend gilt, ist dennoch ein Gefühl. Ich mag ja Gefühle aber ich hasse sie auch. Es ist toll und furchtbar ätzend. Wenn man Gefühle so sehr wahrnimmt und diese feinschichtige Zusammensetzung aus Gedanken, Empfindungen, Wünschen und Informationen irgendwie im Bewusstsein bearbeiten muss, wird es meistens wirklich schwierig.

Manipuliert durch die eigenen Ansprüche und die externen Informationen und Investitionen, die wiederum durch diverse Optionen manipuliert werden, weiß der rationale Geist manchmal nicht so recht, wie er die Dinge annehmen und verarbeiten soll. Manchmal ist es ein Informations-Überfluss. Ein Chaos ohne die Möglichkeit einer rationalen Betrachtungsweise. Bei Zeiten ist es so, dass ich die schönen Informationen suche, sie wahrnehmen will, das Chaos zu einer Harmonie machen möchte. Aber ich merke, je mehr ich investiere und nicht nur so tue als ob, desto mehr laufe ich Gefahr, wieder zum Puzzlekönig zu werden, der erstmal im Chaos verweilt und dann doch irgendwann das richtige Bild zusammen fügt.

Ergo: teilzeit Lobotomie oder Verödung der Rezeptoren. Beides irgendwie ne veraltetet klinische Anwendung in der psychiatrischen Behandlung. Na toll (vergesst bitte meinen Sarkasmus nicht).
Und just, als ich schrieb, "vergesst meinen Sarkasmus nicht", wird mir klar, dass ich ihn manchmal selber vergesse. Ich glaube, er kann ein gutes Werkzeug sein, um mich vor vielem zu schützen.
Aber auch nicht immer, weil er auch nur begrenzt anzuwenden bzw. nicht permanent hilfreich ist. Oft schlägt er sich so nieder, dass er nicht verstanden oder als Anfeindung angesehen wird. Das macht es wiederum schwieriger überhaupt an etwaigem Bla teilzunehmen und ist dann eher nicht konstruktiv. Aber nun gut. So ist das System. Das ist schon okay. Die natürliche Selektion regelt das schon. Das weiß ich und das sollte ich mir einfach nicht so zu Herzen nehmen. Dabei hat es potentiell so viel zu geben. Wenn ich weniger ranlasse, könnte es eben sein, dass ich auch weniger gebe. Da das in der heutigen Zeit aber auch relativ egal ist, wie viel man gibt, ist das eigentlich auch egal.

Die Optionalität der Kurzfristigkeit und die vermeintliche Bestätigung gemeinsamer Interessen machen das Leben zu einem temporären Vergnügen. Ich brauche definitiv noch Zeit, mich daran zu gewöhnen. Wobei ich eher zweifle, dass ich mich je ganz an diese Zeit gewöhnen kann. Aber das ist okay. Geduld. Zeit. Weniger Gedanken und die handvoll Leute, auf die man sich wirklich verlassen kann, das muss ja reichen!

Aber wahrscheinlich sind meine Ansprüche auch einfach zu hoch. Ich muss mal mit denen reden und ihnen sagen, dass sie kleinere Brötchen backen sollen und nicht so viele im Vorhinein. Das lohnt nicht. Wer soll die denn alle essen?!

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