Montag, 7. Januar 2019

Operencia, Turul und der Wunderhirsch - Geschichten aus dem Feuerkorb

Eine Geschichte aus dem Feuerkorb. Heute mal nicht, wie sonst üblich, mit einer alt-griechischen Sage, sondern mit einer kleinen Zusammenfassung der ungarischen Sagen und Mythologie.

Operencia, Turul und der Wunderhirsch.

Es war einmal...

...ein gar nicht so weit entferntes Land: Operencia. Es war so umfangreich und ausgedehnt, dass es, je nach Überlieferung, an Indien, Italien, Frankreich oder gar an das Ende der Welt grenzte. Ein Land voller Überfluss und wundersamen und außerordentlichen Begebenheiten. Geschützt durch die hohen Gipfel der Zuckerhutberge.

Wollte ein Wandersmann oder des Abenteurers Ambition dies Land erkunden, so mussten man erst die Zuckerhutberge passieren oder umgehen. Der Weg um dies Gebirge herum brachte natürlich einen argen Zeitverlust mit sich, im Vergleich zur direkten Passage über die Gipfel. In jedem Falle lohnte es sich, das wundersame Land Operencia zu entdecken und zu erkunden.

Wer einmal die Berge hinter sich ließ, den erwarteten gar atemberaubende, märchenhafte Umstände. Äpfel, so groß wie Kindsköpfe, Pilze, so groß wie Bauernhüte. Ein Land in dem der sagenumwobene Turul seine Schwingen ausbreitete und die Ahnen der Hunnen und Magyaren ihren vermeintlichen Ursprung erlebten. Ein Ort an dem der Wind eine Personifizierung und den Namen Szélanya erhielt. Der Ort, an dem wohlmöglich ein Wunderhirsch dafür sorgte, dass die Prinzen Hunor und Magor dafür sorgen konnten eben benannte Hunnen und Magyaren ins Leben zu setzen.

Operencia war ein wertvolles und prächtiges Land. Ein Land, in dem Architektur mit Fantasie vermischt wurde und palastartige Gebäude in den Himmel reichten. Zudem war es nicht nur dem Adel vergönnt, in Palästen zu residieren. Jeder in Operencia, selbst der kleine Bauer, war im Stande den Reichtum und das Wohlhaben des Landes für sich zu beanspruchen und in opulenten und dekadenten Behausungen zu leben. In Operencia konnte man der Physik wohl auch einen Streich spielen. Denn die Architekten und Handwerker setzten waghalsige Bauwerke in die Tat um, die teilweise auf Stelzen oder Pfeilern aufgethront, über dem Boden schwebend, Richtung Sonne ausgerichtet waren und sich wie von Geisterhand, eigenständig, auf einer integrierten Achse, immer mit der Sonne bewegten.  Immer Sonnenseite, geiler Scheiß! (Operencia, ein gutes Land, wie ich finde. Von Milch und Honig ist zwar nicht die Rede gewesen, sofern ich das herauslesen konnte, aber dennoch bleibt mir eine gewisse Assoziation zum guten alten Schlaraffenland nicht verborgen.)

Wie oben erwähnt grenzte Operencia – je nach Überlieferung – ans das Ende der Welt. Auf dieser Grundlage ist es auch gut nachvollziehbar, dass die vermeintliche Hexe Szélanya am Rande der Welt, also auch am Rande von Operencia, in einer Höhle auf einem abgelegenen Berg darauf acht gab, dass der Wind, der in dieser Höhle hauste, nicht gestört wurde. Einige Sagen beschrieben den Wind und die Hexe aber auch als ein und dieselbe Person. Anderer Orts wurde aus der Hexe ein Geist gemacht. Der Windgeist. Die Bewohner von Operencia (ich mutmaße mal, sie hießen Operencianer oder so ähnlich) waren natürlich in höchstem Maße mit Ehrfurcht und Respekt gesegnet, wenn es um den Wind ging. Der Wind war wichtig. Der Wind musste da sein. Niemand zweifelte an der Existenz des Windes oder wagte es jemals, die Höhle, von der man in den Landen munkelte, aufzusuchen. Den Einwohnern wurde diesbezüglich auch sehr intensiv vermittelt, dass sie den Wind unter keinen Umständen beschimpfen oder beleidigen sollen. Hinzu kam ein weiterer wichtiger Hinweis: es war strengstens verboten, Äxte oder andere Gegenstände in Wirbelstürme zu werfen, da man dadurch den Windgeist Szélanya hätte verletzen und somit für ihren Unmut sorgen können. Niemand wollte, dass der Wind die Ernte vernichtete. Demzufolge unterließ man es in Operencia, Gegenstände in Wirbelstürme zu werfen. Gute Leute, da in Operencia!



Neben der Geschichte um den Wunderhirsch und die Entstehung von Völkern ist die Turulsaga, eine weitverbreitete und maßgebende Geschichte seiner Zeit.

Der Turul, ein Fabelwesen, das Ähnlichkeiten mit einem Adler und einem Falken hat soll für die Geburt des Großfürsten Álmos gesorgt haben. Wohl im Jahre 819 war es eine gewisse Emese, die im Traum von einem Turul aufgesucht wurde und dieser ihr prophezeite, dass aus ihrem Schoße ein Fürst der Fürsten und Herrscher vieler Völker entstehen würde. (
Zugegeben: wahrscheinlich war Emese zum Zeitpunkt der Vision schon schwanger gewesen und der Fakt, dass ein Fabelwesen für die Befruchtung gesorgt hatte, war wohl mehr Dramapresse als alles andere. Aber so sind Überlieferungen. Es ist immer ein bisschen "stille Post" dabei.)
Emese gebar auf jeden Fall den kleinen Bub und nannte ihn Álmos was wohl soviel heißt wie "Traum". Dieser Álmos war es dann, der später das Magyarenvolk vereinigte. Er sorgte dafür, dass sich sieben unterschiedliche Stämme zusammenschlossen und ihn als Großfürsten annahmen.
Dieser Pakt wird der ungarischen Mythologie als „der Blutpakt“ bezeichnet. Zudem sorgte ein Turul, dafür, dass die Ungarn nach Pannonien strebten. Er führte sie in neue Lande. Der Turul ist seit jeher Wappentier Ungarns.



Hunor, Magor und der Wunderhirsch (Zauberhirsch).

Auch wenn diese Sage erst gegen 1200-schlagmichtot das erste Mal niedergeschrieben wurde, ist sie zeitlich vor der Turulsaga angesiedelt, da sie den Ursprung ganzer Völker beschreibt. Hunor und Magor, die Söhne des ersten Königs und großen Jägers Nimrod, der als erster die Königswürde erlangte und den Grundstein für die Ungarn legte. Als diese Prinzen einst im schönen Operencia (ich flechte die Sage nun einfach in die andere Sage hinein) zur Jagd waren, erschien ihnen in einer sternenklaren Nacht ein prachtvoller Hirsch auf einer runden Lichtung. Hunor und Magor, hart angetan, das edle Tier zu jagen, taten dies und nahmen die Hatz auf. Urplötzlich, wie es sich für Fabelwesen gehört, verschwand der Prachthirsch wieder und ließ die beiden Jäger ratlos zurück. Sie waren ein gutes Stück in den Wald hinein, hinter dem Hirsch her gejagt. Und nun standen sie da, wie bestellt und nicht abgeholt.

Aber, wie das Märchen es in solchen Momente möchte, vernahmen sie aus nicht all zu weiter Ferne das Lachen und die Stimmen weiblicher Wesen, die sich irgendwo zu amüsieren schienen. Die Ohren gespitzt, der Nase nach, kamen die beiden Prinzen dann Bald zum Quell der illustren Töne. Ein See. Sternenklare Nacht. Nackte Frauen. Baden. Märchen. Ich liebe sie.
Hunor und Magor, ihres Zeichens Urkönigssöhne und wahrscheinlich gnadenlose Stecher, folgten ihren Trieben, trieben dabei aber die badenden Frau, aufgeschreckt und verängstigt, auseinander und aus dem Grüppchen badender Schönheiten, blieben nur zwei übrig.
Ob es nun an der imposanten Erscheinung der Urväter der Hunnen und Magyaren lag, daran, dass die Mädels irgendwas genommen hatten, oder einfach daran, dass es ne Sage war, Liebe war direkt in der Luft und das lustige Paaren konnte beginnen. Praktischerweise waren die Frauen ihrerseits Töchter des Alanen-Fürsten Dura gewesen. Adel verbindet sollte man meinen. Und so kam es dann, dass die Nachkommen Hunor, die Hunnen und die des Magor, die Magyaren ihren Ursprung erhielten. Der wunderbare Zauberhirsch zeigte den Prinzen dabei den Weg, den sie einschlagen sollten und gilt als Wegweise und Richtungsanzeiger für die Grundlage dieses Volkes.

Alles in Allem muss ich sagen: Operencia, ein schönes Land. Mir waren ungarische Sagen und die Mythologie bisher völlig fremd. Ich denke, das gibt es noch weitaus mehr, was die Kultur, die Geschichte und Mystik des Landes beschreiben kann. Meine Zusammenfassung ist natürlich nur ein Bruchteil der Geschichte. Wenn jemand mehr weiß, immer her damit!

Ich hoffe, es war dennoch ein wenig informativ und unterhaltend.

Auf bald!


(alle Infos und Quellen: Wikipedia)

2 Kommentare:

  1. Mit Hut um die Welt8. Januar 2019 um 09:23

    Sehr schöne Geschichten :)

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  2. In der Tat. Und gar nicht so weit weg, zeitlich und geographisch. Ich fands super :D

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