Sonntag, 11. November 2018

I: Dem Ganzen zum Wohle

Würden wir die Zukunft weiterhin erwägen, wenn wir vorher wüssten, was wird werden?


Höchstwahrscheinlich würde Wolle mehr gewoben werden,
wenn wir ambitioniertere Woll-Weber wären.
Wer weiß das schon, reimte der Gedanke,
wäre Wissen wahlweise die weise Variante,
zum Einsatz hinweg des Wissens Schranke,
mit der Wolle garnend, webend. Danke:
an die Ambition der Tüchtigkeit
und lobend gar der Zielstrebigkeit,
auf dem richt'gen Weg zu Anstrebung.
Auf dass die Weber finden Anbindung.

So lasst uns weben, was die Spindel gibt.
Weise wählend, welch' Garn verwendet wird.
In Anbetracht der Weber Zahl,
wäre des Einz'lnen Bürde keine Qual.
Wir sollten uns verwinden, alle allein,
zum ganzen Wohl und uns darin finden,
uns einfach retten in gewob'ner Tradition,
ganz klassisch, so will es doch der Lohn.
So bindet sich das Garn als bald
und webt und tut und gibt Gestalt
der ganz natürlichen Wahrnehmung
in Verbindung mit der Annehmung
zum Wohle des wollenden Webers, einst,
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

Wer webet auch die sture Wolle,
mit Ambition und Tatendrang,
der scheint ein ganz edler Geselle,
voll mit Hang zum Allumfang.
Nun hat der ed'le Weber nicht gewoben,
um einer feinen Dame Gunst erlang',
sondern webte gar fürs Volke droben,
voll Ambition und Tatendrang.
Dankend auch der sturen Wolle,
wählend aus dem Rest der Leere,
in Anbetracht der Verarbeitung,
war dies aber keine Einschränkung.
Ganz im Gegenteil: der Weber erlangte
mit dieser vermeintlichen Resteware
feinsten Edelmut und Dankbarkeit,
zum Dank des Webers Handarbeit.

Nun sitzt der ed'le Weber dort,
wie gebunden an diesen Ort,
an dem so viele Bande er schon knüpfte.
Ganz zum Wohl der Anderen, rümpfte
er die Nas', beugte sich seinem Willen,
ging in sich und fragte, arg im Stillen,
vergaß ich mich nun selbst? Oh, Weber,
was bindest du nun zum Garne? Lieber
gebunden an die Dankbarkeit, obgleich
die Bande kratzen können? Gedankenreich
hoffte er auf Verbundenheit. Nein, sicherlich
vergaß er seiner Selbst. Rein innerlich.
Da das letzte Garn schon lang verwoben war,
wusste der Weber nicht, was jetzt geschah.

Er hatte schon lang an diesem Ort verweilt,
schaffte, machte und arbeitete hart.
Er gab so Vieles auf und diente weit.
Nun waren alle fort und er weinte...zart.
Zweifel, Angst und Beklemmungen.
Dämonen stiegen auf, ohne Hemmungen.
Des Verstandes Zustand war nun ernst.
Der Weber taumelte, schlug um sich, wild,
fiel gen Erde, ein weiteres Mal, wie blind,
heulte, flehte und sann nach Sinn.
Des Spindels feine Spitze nahm er in Betracht,
als wär's das Größte, nun aufzuhören,
um gar niemanden mehr zu stören.
Er schloss die Augen und entglitt der Nacht...

...beinahe! Aber, Aber, Weber, gib doch Acht!
Des Spindels feine Spitze soll nicht sein, dein letzter Akt.
So vieles dir doch wurd' geschenkt und vermacht,
Habe Hoffnung, Glaube, Zuversicht und verliere nicht den Takt.
Leise grünte es in seinem Ohr, schwer begreiflich, von wo es kam.
Benommen vernahm er nicht die volle Rede, aber war
merkwürdig bereit, hinzuhören und anzunehmen, was geschah.
Der Weber schüttelte sich und schauderte,
stemmte sich empor und es dauerte,
ein Weilchen bis des Schleiers dunkler Dunst
wieder in den Tiefen der Tiefen des Bodens versunk.
Weber, oh Weber! rief es aus der Ferne,
hab Dank! Du wartest bestimmt eine ganze Weile?!
Ich habe ein Garn für Dich und ein Garn für mich.
Wie wäre es, wenn du sie webtest!?
Bande schaffend, Geist vereint.
Bahn um Bahn mit Garn umgarnen,
zu verbinden, dass wir einst mal einsam waren.

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