Mittwoch, 19. Dezember 2018

Ein Kartenhaus

...ist es Magie oder Zauberei? Gar Hexerei? Voodoo? Kartenhäuser: Illusion, Schein, Fingerfertigkeit oder bloß ein Taschenspielertrick?

Fragen über Fragen. Ein guter Einstieg in diesen Text und Beitrag, wie ich finde. Nun gut...das sind ja eher einzelne Worte, die mit einem Fragezeichen versehen sind...dennoch, eine Kartenhaus-Metapher: Was ist sie? Was will sie hier? Ein subjektive Ansicht:


Ein Kartenhaus. Jeder weiß, was damit gemeint ist. Wenn man sich Eines vor Augen führt, weiß man sehr klar, wie es klassischer Weise auszusehen hat. Obwohl...baldige Generationen kennen es wahrscheinlich nicht mehr (wie traurig), aber wir sind ja im Jetzt, da ist die Sorge um etwaiges Heranwachsen mutierter, zukünftiger Lebewesen eher müßig.
Fast jeder wird solch ein Kartenhaus schon selbst einmal gebaut haben. Zumindest haben es sehr viele wenigstens einmal versucht. (In Köln ist mal jemand umgekommen, weil er nicht aufhören konnte ein Kartenhaus zu bauen. Das Problem: er hatte ganz schlechte, bis gar keine Karten.)

Etwas Geschick, eine ruhige Hand und Geduld gehören schon dazu, wenn man es richtig machen will. So eine Kartenhaus-Struktur ist auf den ersten Blick relativ simpel und gut zu durchschauen (...) Ein einfaches Konstrukt aus Karten sollte wirklich jeder auf die Beine stellen können...obwohl... (böser Witz über Menschen, die nichts dafür können bahnt sich an...Michael J. Fox kann es leider nicht mehr so gut)...Wie dem auch sei. Wenn man von dem Standard-Haus, bestehend aus zweiunddreißig Karten, schnell gelangweilt ist, geht man hin und nimmt einfach mehr Karten. Vierundsechzig, zum Beispiel. Das ist sehr zu empfehlen, da man viel mehr bauen und vermeintliche Stabilität einarbeiten kann. Die Anzahl der Karten bestimmt immerhin die Größe eines Kartenhauses. Aber: je größer, desto stabiler? Jetzt fängt's auch langsam an, etwas metaphorischer zu werden. Größe ist gut, aber bei einem Kartenhaus auch nicht Alles. Wahre Größe ist aber eh ein ganz anderes Kapitel auf einer anderen Seite in einem anderen Buch. Zwar im gleichen Leben, zur gleichen Zeit, im selben Universum, aber in Bezug auf Kartenhäuser eher durchsichtig, als immerzu präsent. Das gewisse magische Etwas, was Kartenhäuser haben, macht zwar auch eine Art von Größe aus, aber es ist nur einen Teil bzw. es sind nur ein paar Teile der Größe enthalten, die über das Kartenhaus hinweg blicken blasssen. Wenn man es schafft, hinter die Fassade eines Kartenhausen zu blicken, ohne einfach hindurch zu sehen, ist man dieser Größe schon ein gutes Stück auf die Schliche gekommen.

Der grundsätzliche Aufbau ist ja immer irgendwie gleich. Man kennt das: Man arbeitet sich von unten nach oben vor. (Anderer Situation entsprechend, sollte es wohl anders herum sein. Da wir aber weiterhin bei der Kartenhaus-Metapher sind, bezieht es sich erstmal nur auf das Dazwischen und danach erst auf das Darin. Was ihr aus diesen Worte (in den Klammern) macht, ist eure Sache). Zuerst bildet man ein solides Podest und beginnt dann in die Höhe zu bauen. Karten-Etage um Karten-Etage wird ein Kartenhaus immer höher. Es wird allerdings nie breiter als der Sockel es zu lässt. Das klassische Kartenhaus bildet somit die zulaufende Form einer nicht ganz dreidimensionalen Pyramide. Unten breit, oben spitz. Soll es insgesamt größer werden, muss man wieder unten anfangen und die Ebenen für die neuen Etagen aus Karten am Sockel gründen. So kann man sein Kartenhaus, wenn man denn genug Karten besitzt, immer größer werden lassen und gar kunstvoll anmutende Bauwerke erfinden und errichten. Je nach dem, wie der eigene Anspruch so ausgerichtet ist.

Es gibt ja Leute, die bauen Kartenhäuser wirklich nur aus dem einen Grund: nämlich um sich mit ihnen darzustellen, zu brüsten und sich selbst in einen Fokus zu rücken. Neuzeit-Houdinis...alles Lappen! Im Bestfall sind das Fertig-Kartenhäuser, ohne Fleiß und Aufwand. Ohne Magie. Sie existieren alleine zu dem Zweck, um sagen zu können: "Guck, hier: Meins ist das Größte." Kann man machen, passiert. Ist aber Zirkus. Das hat für mich aber nur den metaphorischen Reiz einen Vergleich zu der Größe von Autos herzustellen und das Ganze in Anbetracht von schon erwähnter wahrer Größe, als nicht relevant für die Magie von Kartenhäusern einzuordnen. Plattheit hat selten Magie. Außer man isst einen magischen, sehr flachen Crepe.

Zurück zum Trick. Ein Kartenhaus ist irgendwie anmutig, geduldig, schön und hat Magie. Es ist ein Haus. Es bietet ein Dach und Raum. Es ist bunt, farblich wiederholend, gemustert, dennoch individuell. Es besteht aus vielen einzelnen Segmenten, die zusammen ein Gesamtes ergeben. Es stützt sich in sich selbst und trotzdem ist es immer etwas instabil. Es ist löchrig, etwas wackelig, anfällig bei Wind und Unwetter. Es fällt unter Umständen einfach so zusammen und erliegt sich in seinen eigenen Trümmern. Platt am Boden, auf dem Kopf, durcheinander, wiederholend. Wenn es fällt, fällt meistens viel.

Nun kommt es natürlich etwas auf die Solidität des Sockels an, inwiefern die Wände fallen, bzw. wie weit das Kartenhaus in sich zusammenfällt. Was bleibt nach so einem Sturm von dem Kartenhaus übrig? Ein bunter Haufen von Stücken eines Ganzen. Das sprichwörtliche Zusammenfallen, was so schnell passiert, macht das mühselig Erbaute, das geduldig Erschaffene in einem Moment kaputt. Zack, Thanos-Style.


Die große Schwäche von Kartenhäusern ist definitiv ihre anfällige Stabilität. Da können sie noch so geduldig, vielschichtig, prachtvoll oder imposant sein. Was bleibt, ist immer Chaos. Wie gesagt: in meinen Augen bleibt es immer ein magisches Chaos, ein bunter Haufen Fleiß. Eine subtile Zeit. Eine Erfahrung. Ein Wert. Ein kleines Märchen. Ein bisschen Hokus-Pokus. Deshalb bereue ich es auch nicht, wieder einmal in die Trümmer meines persönlichen Kartenhauses zu blicken und zu sehen, welche Muster geblieben sind. Kartenrücken an Karten-Vorderseite, Zahl an Bild, König an Dame. Bube auch an Dame. Alles durcheinander. Wäre es eine Spiegel-Metapher, täte man sich etwas schwerer, unverletzt die Überreste aufzusammeln und wieder neu zusammen zu setzen. Ein Glück, dass Kartenhäuser keine Spiegelhäuser sind. Die Sortierung wird eine Altbekannte sein.

Ich baue einfach ein Neues. Ein weiteres Kartenhaus. Vielleicht baue ich aber auch erstmal eine Mauer drumherum oder nen Windschutz. Es wird auf jeden Fall den gleichen Grundstein bekommen, wie meine anderen Kartenhäuser. Die waren gut, wie sie waren. So sollte es sein. 
Der Sockel ist nicht gänzlich zerstört, demnach ist die Grundlage weiterhin gegeben. Das macht das Wiederaufbauen noch ein bisschen einfacher.

Werde ich großartig etwas an der Bausweise oder Art des erneuten Kartenhauses ändern? Vermutlich nicht so viel. Es wird höchstwahrscheinlich etwas mehr Zeit benötigen, bis es wieder in vollem Glanz erscheinen kann. Es wird aber immer genau diese, meine, eigene Vorstellung von Magie und Anmut sein, die es beleben und stabilisieren soll und wird.
(Im Übrigen bin ich strickt dagegen, ein Kartenhaus mit Kleber zu verstärken. Das ist wie Cheaten, Fremdgehen oder Trump wählen: Geht gar nicht! Wir sind ja nicht bei Bauer sucht Schwiegertochter?! (Ein Glück!!))

Was ist es nun...dieses Kartenhaus? Einbildung, Vorstellung, Träumerei? Oder ist es ein Refugium, eine Art des subjektiven Ausdruckes oder Schutzes?
Ist es Magie? Ja, auf jeden Fall. Zauberei? Nein, eher nicht. Hexerei auch nicht. Voodoo? Ja. Schon ein bisschen. Ein Taschenspielertrick ist es nicht, dafür sind Taschenspielertricks zu "schmierig" behaftet. Es ist paradox aber keine Illusion. Es kann alles sein und nichts. Es ist fein aber gebrechlich. Es fesselt dich aber lässt immer etwas Durchblicken.

Kartenhaus, oh Kartenhaus, ich hoffe, ich habe mich nicht vertippt und schrob irgendwo Gartenhaus...das wäre fies, peinlich und so anders-sinnig. Drückt mir die Daumen, die Fehler am Merz gepackt und sie vor die Türe gestellt zu haben.

Ich mag Kartenhäuser. Gäbe es ein Kartenhaus-Museum, würde ich nach den Kartenhäusern Ausschau halten, die auch mehr sind als nur Taschenspielertricks. Diese Kartenhäuser, die das Eigene besitzen. Die, die in Größe strahlen, ohne physisch groß sein zu müssen. Die, bei denen es egal ist, ob Vorderseite oder Kartenrücken. Individuelle Muster, gepaart mit Feinschichtigkeit und der inneren Resonanz, zu strahlen, haben mich ja immer schon begeistert.

Metaphern sind ja schon was Feines, ne?!

Bald in Ihrem Museums-Zirkus: ein neues, altes Kartenhaus.

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