Sonntag, 11. März 2018

Somnambulismus - eine Störung des Prozesses

Dieser Beitrag ist ebenfalls ein Bestandteil der Kombinations-Geschichte, die ich vor Kurzem geschrieben habe, ein sehr großer Bestandteil sogar. Deshalb möchte ich nun ein wenig auf das Wort Somnambulismus eingehen, bzw. zusammenfassen, was das überhaupt ist.

Somnambulismus kommt, wie so viele Fremdwörter und fach-chinesisches Zeug, nicht aus dem Chinesischen, sondern aus dem Lateinischen und setzt sich aus somnus, „Schlaf“ und ambulare, „umherlaufen, spazieren“ zusammen. Es bedeutet nichts Anderes, als Schlafwandeln. Seltener wird auch von Nachtwandeln oder ganz historisch von der Mondsucht gesprochen. Beim Schlafwandeln ist es so, dass betroffene Personen ohne wirklich aufzuwachen, das Bett verlassen können, umhergehen und mitunter die ein oder andere Tätigkeit vollführen. Dieser Zustand, in dem man sich dann befindet, ist eine Art Dämmerzustand. Ein ganz eigenartiger Zustand. Schlafwandler haben die Augen geöffnet, reagieren aber nicht auf optische Reize. Es ist eine Art Starren. Den Erfahrungsberichten nach, findet während des Schlafwandelns keine bewusste Wahrnehmung statt. Der Somnambulist hat einen leeren Blick, die Augen sind geradeaus gerichtet.

Obwohl motorische Tätigkeiten wie selbstverständlich durchgeführt werden, leidet der Schlafwandler während des Wandelns unter Umständen an Symptomen, wie Einschränkung der Geschicklichkeit, Verminderung der Reaktivität, Orientierungslosigkeit oder einem einsetzenden Hungergefühl. Wenn man den Gedanken mal spontan etwas theatralisch und überspitzt bedenkt, so sind ziemlich viele potentielle Unfälle möglich, die während des Schlafwandelns passieren könnten. Zu dem erinnert sich der Schlafwandelnde nicht an das, was er getan hat und wacht mitunter an einem anderen Ort, als dem eigenen Bett, wieder auf. Ich stelle mir das schon sehr gruselig vor, wenn man das selber erlebt. Da wachste einfach auf dem Badezimmerboden oder im Flur auf, statt im Bett. Was soll man sich denn dabei denken?! Naja, es gibt ja Ansätze und Möglichkeiten, da präventiv etwas zu unternehmen. So lange man von dieser Schlafstörung weiß. Normalerweise erinnert sich der Schlafwandler aber eben an nichts, oder hat nur teilweise, traumartige Bruchstücke von Erinnerungen. Dabei spricht man dann von Insomia.

Der Umfang der Tätigkeiten, die ausgeführt werden können, ist sehr variable. Es kann sein, dass der Somnambulismus nur wenige Sekunden oder Minuten andauert und der Schlafwandler nur leicht motorisch aktiv ist. Wie zum Beispiel, das Ausführen einer Handbewegung oder das Reiben von Fingern aneinander. Wiederum, so sagt man, ist es einem Schlafwandler aber auch möglich, komplexe Dinge, wie Autofahren durchzuführen. Potentiell ist in dieser Phase tatsächlich Vieles möglich. Gerade mit so einem Potential, dass Menschen, wie hypnotisiert, Dinge tun, die sie nicht mitbekommen, lassen sich enorm viele Horror- bis Geister-Szenarien durchdenken, wenn man das ganze mal aus einer kreativen, cineastischen oder vermeintlich para-wissenschaftlichen Sicht betrachtet. Wahrscheinlich sind viele "Geister-Erscheinungen" oder "Menschen die an einem Fenster stehen und auf die Straße starren" oder "Menschen, die stoisch immer wieder die gleichen Bewegungen oder Abläufe vollbringen, ohne sich davon abbringen zu lassen" (meistens Nachts, wenn es dunkel ist!) Stoff für viele überdimensionale Erscheinungen oder Wahrnehmung von Außen. Phantasie, ich mag Dich!

In Bezug auf die Häufigkeit dieses Phänomens gibt es - wie so oft - nur Schätzungen. Man geht davon aus, dass nur ungefähr ein bis zwei Prozent der Erwachsenen Menschen unter chronischem Schlafwandeln leiden. Bei Kindern ist die Häufigkeit von generellem Schlafwandeln etwas größer. Betroffen sind ca. zehn bis dreißig Prozent und davon rund fünfzehn Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen. Wie man festgestellt hat, passiert es aber auch sehr häufig, dass der Somnambulismus nur selten oder gar nur einmalig auftritt und dann wieder verschwindet. Wenn es wirklich chronisch ist, dann ist es eine sehr seltene Störung beim Menschen, wie gesagt, schätzungsweise nur bei ein bis zwei Prozent, allen Alters sind akut betroffen.

Wo kommt es also her und was will es? Der Somnambulismus ist laut Medizinern eine Störung im Aufwachprozess. Somnambulismus tritt zudem nur in Tiefschlaf-Phasen auf und nicht in den Traumphasen. Wenn wir in dieser Phase manchmal kurz wach werden, drehen wir uns normalerweise einfach um oder suchen eine andere Schlafposition und schlafen weiter. Beim Schlafwandeln gelangt die betroffene Person nicht wieder zurück in die Tiefschlaf-Phase, sondern verharrt in diesem eigenartigen Dämmerzustand, dem Schlafwandeln. Von da aus passiert wahrscheinlich sehr viel durch das Unterbewusstsein der Personen. Man weiß, dass das Schlafwandeln vererbbar ist. So tritt es in verschiedenen Generation einzelner Familien vermehrt auf und wird demnach über die Gene weiter gegeben. Ist es also eine Art Gendefekt, eine leichte Abweichung in den Prozessen des Schlafes? Wo der konkrete Ursprung für eine solche Abweichung liegt, ist aber weitestgehend unbekannt, da die Bereitschaft für diese Störung verankert ist und theoretisch mit der Geburt einsetzen könnte.

Die Tatsache, dass der Zustand des Somnambulismus natürlich auftritt, aber auch durch äußere Einflüsse, wie Hypnose, künstlich herbeigeführt werden kann, zeigt, dass theoretisch jeder Schlafwandeln könnte. Interessanter Weise wurde diese Methode der Hypnose schon Mitte, Ende des 18ten Jahrhunderts erfolgreich durchgeführt und dokumentiert. Unter anderem wird dieser Dämmerzustand herbeigeführt, um bei Patienten Ängste oder andere psychische Störungen zu therapieren bzw. temporär ausblenden zu können. Die Annahme besteht, dass in diesem unterbewussten Dasein des Schlafwandelns die neurologischen Zusammenhänge oder Teile im Bewusstsein, welche für Angst oder Verarbeitung zuständig sind, vom Empfinden getrennt werden können oder in diesem Dämmerzustand schon gelöst sind. Man spricht auch von der schlafwandlerischen Sicherheit. Ein unbeschwertes, gefestigtes Dasein der Psyche im Vergleich zum bewussten Leben und dem Umgang mit Problemen, wenn man bewusst wach ist. Da ich mich mit dem Thema Hypnose noch nicht weiter und en detail befasst habe, kann ich leider auch noch nicht konkreter erklären, wie das genau funktioniert. Das Thema wird aber bestimmt bald nen eigenen Beitrag bekommen. (Thema Hypnose, notiert.)

Somnambulismus, was für ein tolles Wort. Und was für ein sonderbarer Zustand, den unser System im Stande ist zu erreichen, gewollt oder ungewollt. Schlafwandeln stelle ich mir weiterhin als sehr merkwürdige aber prägende Sache vor, wenn es häufiger auftritt. Toi, toi, toi Euch wenigen, chronisch schlafwandelnden Menschen, ich hoffe Ihr erlebt keine bösen Unfälle oder anderen Situationen, in denen Ihr Schaden nehmen könntet!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen