Samstag, 17. März 2018

Der schlafwandelnde Gitarrist

Dieser Beitrag entsteht aus einer illustren Kommunikation heraus, die im 1Live-Freundeskreis passiert ist. Jemand wollte das so, bzw. hatte die wunderbare Idee der Verflechtung von vier Einzelthemen, die ich hier beschrieben habe oder noch beschreiben werde. Es folgt eine Geschichte, eine kleine Erzählung. Sci-fi, Drama, Komödie, Fantasy? Von Allem etwas, würde ich sagen. Nehmt Euch bitte ein bisschen Zeit, es ist etwas mehr geworden. Viel Spaß und danke für die Inspiration dazu!


Der schlafwandelnde Gitarrist


...Mittwoch, drei Uhr Nachts. Ein Mann setzt sich in seinem Bett auf. Dies geschieht auf recht obskure Art und Weise. Nicht, wie man sich das unter normalen Umständen vorstellt. Denn der Mann, seines Zeichens Gitarrist, der was auf sich hält, schläft. Dennoch sitzt er nun kerzengerade in seinem Bett, vermeintlich regungslos. Die Augen sind weit geöffnet. Sein Blick ist starr. Würde man ihm nun mit einer Hand vor dem Gesicht rumfuchteln, würde er nicht reagieren, selbst ein Zucken oder Blinzeln wäre eher nicht zu erwarten. Er starrt einfach nur in eine Richtung, sich selbst nicht bewusst, dass das gerade passiert...

Der Mann, ein Gitarrist, seines Zeichens locker, flockiger Draufgänger mit promiskem Verhalten, ist nämlich Somnambulist. Er ist ein Schlafwandler. Ein Nachtwandler. Jemand, der bewusste motorische Ausübungen vollführt, obwohl der Schlaf ihn eigentlich daran hindern sollte. Jemand, der nicht mitbekommt, dass er des Nachts umherläuft, Türen öffnet oder Lichtschalter betätigt. In seinem Falle ist die Ausprägung dieser Schlafstörung so stark, dass er sogar das Haus verlässt und in Boxershorts auf der Straße und in der Nachbarschaft herumläuft. Das passiert alles unterbewusst versteht sich. Im besten Fall, so wie bisher, kam der promiskuitve und somnambulistische Gitarrist auch ohne große Zwischenfälle und unbeschadet wieder von alleine in sein Bett zurück. Meistens konnte er sich nicht mal erinnern, was während des Schlafwandelns passiert war.

Der Mann wusste aber mittlerweile von seiner Schlafstörung und dem Schlafwandeln. Diese seltene Störung hatte er nun schon ein paar Jahre miterleben dürfen (sprich immer nachträglich, oder wenn er während des Wandelns oder danach aufgewacht war). So fand er sich zum Beispiel eines morgens auf dem Küchenboden wieder, neben ihm zwei aufgeschlagene Eier, etwas Mehl, Milch. Er erwachte an jenem Morgen - auf dem Boden der Küche - aus einem verschwommenen Traum, in dem er sich mitten in der Nacht Pfannekuchen machen wollte. Zum Glück trug er nur die Zutaten zusammen...er hatte dann wohl keine Pfanne griffbereit...so schlief er, die Zutaten auf die Kacheln geworfen, wieder ein und wunderte sich am nächsten Morgen, über die veränderte Umgebung.

Solche Ereignisse hatten ihn auf jeden Fall vorsichtiger werden lassen. Er verstaute gefährliche Haushaltsgeräte nun immer sehr viel bedachter und sicherer, schloss diverse Türen ab und polsterte die eine oder andere scharfe Kante von irgendwelchen spitzen Objekten, mit irgendwelchen weichen Materialien. So konnte er guten Gewissens einschlafen, ohne Angst haben zu müssen, eines Nachts blutend, verletzt oder mit gekochten Eiern auf zu wachen. Soweit so gut. Er lebte einfach damit weiter, es war ja nie etwas Krasses passiert. Bis zu diesem einen, ganz besonderen Ereignis, das ihm bisher nur einmal passiert war. Diese Erfahrung würde er allerdings nie wieder vergessen und ihn nachhaltig verändern. Denn bei diesem Mal wachte er während eines recht lebhaften und sich real anfühlenden Traumes auf.


Folgendes ist ihm passiert:

An einem Dienstagabend kam der semi-erfolgreiche Gitarrist von einer Session nach Hause. Es war schon spät, er hatte bei der Session ordentlich gebechert und war mittlerweile gut angetrichtert. Er schwelgte in Erinnerungen an eine, für ihn, erfolgreiche Session, bei der er wundersamer Weise drei Stunden lang ganze vier Akkorde spielte. (Er konnte zwar auch noch einen Fünften, der war Ihm aber zu kompliziert, da hätte er sich bestimmt verspielt und das wollte er nicht.)
Gitarristen fallen ja immer irgendwie auf, egal ob sie gut spielen oder auch nicht. Aufgefallen war ihm an dem Abend auch das ein oder andere Mädel, das in den karg besetzten Stuhlreihen gesessen hatte und ihn mehr oder weniger anhimmelte. So war auf jeden Fall seine Wahrnehmung. Promiskuitiv wie er war, wusste er ja, was das Gitarrespielen alles bewirken konnte und das nutzte er auch aus. Von den potentiellen Sexualpartnern, die an dem Abend in der Location waren, drei an der Zahl, konnte er wenigstens eine Nummer abstauben.

Glücklich und zufrieden mit dem Gedanken, dass er ein toller Hecht sei, genehmigte er sich zu Hause noch ein Gute-Nacht-Bier, dachte an die coole Session, die Uschi, die er bald knallen würde und an die anderen Chicks, die er schon wenigstens einmal begattet hatte. Es lief bei ihm. Super praktisch war zudem auch, dass in der Nachbarschaft zwar wenige Menschen wohnten, davon aber gut die Hälfte Studentinnen in einem Wohnheim waren, die er schon mit seinem Charme und seinem wahnsinnigen Gitarrenspiel beeindrucken konnte. Er lebte seine sexuellen Vorlieben, mit vielen, verschiedenen Partnerinnen zu schlafen, also voll aus. Mit diesem Gedanken und gut Einen sitzen, ging er dann irgendwann ins Bett und schlief auch ziemlich schnell ein.

...Mittwoch, drei Uhr Nachts. Ein somnambulistischer, zudem promiskuitiver, semi-guter Gitarrist setzt sich in seinem Bett auf. Er schlafwandelt. Er bekommt nicht mit, was er in dieser Episode seines Lunatismusses erleben wird. Er sitzt, starrt in die Dunkelheit. Plötzlich schlägt er die Decke beiseite, streckt zuerst das eine Bein aus dem Bett, stellt es auf den Boden, dann das Andere. Er steht auf. Zielstrebig bewegt er sich nun aus dem Schlafzimmer heraus und geht in den Flur. Nur mit einer Boxershorts bekleidet, nimmt er die Wohnungstüre mit seinen starren Augen ins Auge und läuft an dem großen Spiegel im Flur vorbei, ohne sich selbst auch nur eines Blickes zu würdigen. Der Mann nimmt die Klinke in die Hand, öffnet sie, schreitet auf den Hausflur und geht stracks die eine Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Hätte er mitbekommen, was er da tat, wäre Ihm aufgefallen, dass er seine Wohungstüre einfach offen stehen gelassen hatte und es zudem, drei Uhr Nachts, etwas zugig unten rum war. Aber wenn du nichts mitbekommst, ist auch ein frisches Lüftchen relativ egal. Hätte er zudem am Vorabend nicht so viel getrunken, hätte er die Wohnungstüre auch vorsorglich abgeschlossen, so wie eigentlich immer...aber naja, wir alle wissen: Alkohol macht Sachen.

Noch eine Türe geöffnet, steht er nun vor dem Mietshaus auf dem Bürgersteig, dreht sich nach links und geht ein Stück weit weiter. Die Studentinnen wohnten tatsächlich auch in dieser Richtung, in einem kleinen Wohnheim, bestehend aus einzelnen Appartements. Wahrscheinlich geriet er in den Prozess des Schlafwandelns, als er gerade von Schweinkram mit einer oder mehreren Studentinnen träumte. Diese Traumwahrnehmung veranlasste ihn wohl auch zu dieser Reise. Vielleicht trug auch der Alkohol vom Vorabend noch dazu bei. Er war ja schließlich glücklich und zufrieden eingeschlafen, mit Gedanken an irgendwelche Uschis bei irgendwelchen Sessions.

Der Gitarrist war nun tatsächlich auf der Höhe des Wohnheims angekommen, bog ein weiteres Mal scharf nach links ab und steuerte sehr zielstrebig auf ein Appartement zu. In der Vergangenheit war es schon öfter vorgekommen, dass er sich kurzfristig bei einer dieser Uschis gemeldet hatte und diese, manchmal auch Nachts noch, reagierten und auch Spaß haben wollten. Man kannte sich ja schließlich schon und war sich einig. Bisher war er aber noch nie schlafwandelnd bis vor eine Türe der Appartements gekommen. Entweder lief er immer in die andere Richtung oder aber vorbei und dann wieder zurück. Was er allerdings nicht wusste, da er bei diesen nächtlichen Reisen bisher immer wieder in seine Wohnung zurück gekehrt war.

Da stand er nun. Vor der verschlossenen Türe eines Appartements. Halbnackt, von Sex träumend, mit offenen Augen und einem halb errigierten Penis, der weiterhin für mehr Belüftung unten rum sorgte. Er klopfte zaghaft an, er klingelte nicht, er klopfte. Knöchel auf Holz. Tock, tock, tock. Für einen Außenstehenden hätte es wohl so ausgesehen, als hätte er bewusst an diese Türe geklopft. Die motorischen Automatismen beim Schlafwandeln sehen schon sehr gewollt aus. Und in der Tat...die Türe öffnete sich. Er trat ein bzw. wurde hereingelassen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war der promiskuitive, semi-gute Gitarrist immernoch in einer Phase des Schlafwandelns, bekam von der Situation also weiterhin nichts bewusst mit. Er träumte bestimmt von der Einen aus dem Wohnheim...die Eine, die es irgendwie konnte, obwohl sie jetzt nicht so die mega Granate war. Aber als semi-guter Gitarrist, sind die Ansprüche ja auch angepasst. Er träumte auf jeden Fall davon, wie er eines Abends bei ihr auftauchte, um Sex zu haben. Sie tranken ein bis zwei Gläser Wein, blödelten ein bisschen herum, kamen immer mehr in Stimmung und entkleideten sich dann nach und nach. So stand er nun fast nackt, nur noch die Ungerbuchs an, in dem kleinen Appartement vor einem Bett, und träumte davon, dass er nen mittelmäßigen Ständer hatte und sie vor ihm kniete, seine Boxershorts herunterzog und anfing im ordentlich einen zu blasen. Ein tolles Gefühl, selbst im Traum. Auch wenn sie nicht die mega Granate war, Schwänze lutschen, das konnte Sie gut...richtig gut. Also Seinen, er hatte ja nur einen Penis. Aber Sie musste in Ihrem Leben schon oft geübt haben, so meinte der semi-gute Gitarrist, nachdem er das erste Mal was mit Ihr hatte. Das kommt ja wohl nicht von ungefähr, meinte er.

Er stand also weiter so da, ließ sich oral befriedigen und merkte im Traum, wie auf einmal Alles ganz schnell ging. Seine Erregung stieg immer mehr, er konnte irgendwie wahrnehmen, wie der Punkt kam, an dem Mann normalerweise innerhalb von ein paar intensiven Sekunden kommen könnte. Da er in dieser nicht ganz wachen Phase noch keine direkte Kontrolle über seinen Körper hatte, ließ er es einfach zu. Sie machte ja auch weiter. Er kam also durch einen Blowjob zum Höhepunkt und erwachte just in dem Moment, als sich die gesamte Anspannung, die sich während der Stimulierung angesammelt hatte, in einer wohlwollenden, expulsiven Erleichterung auflöste. Er wachte auf. Das letzte Bild in seiner Traumwahrnehmung war tatsächlich, dass er durch den Blowjob in ihren Mund kam. Sie es sogar wohlwollend forderte.

Das erste Bild, was er dann aber bewusst wahrnahm, als er aufwachte, zeitgleich als er kam, ließ Ihn allerdings lauthals aufschreien und in einer unglaublichen Intensität das Appartement fluchtartig verlassen. Er rannte, sich die Shorts gerade noch hochziehend, dann die Hände über dem Kopf zusammenschlagend, so schnell, wie er konnte zurück zu seiner Wohnung. Glücklicherweise war die Haustüre, Marke sehr einfach, nicht von alleine ins Schloss gefallen und stand immernoch offen, als er, völlig außer Atem, dort ankam. Er flitzte in den ersten Stock, seine Wohnung stand ebenso noch offen, betrat seine Bude setzte sich auf die Couch und versuchte zu begreifen, was da eben passiert war. Der Traum war doch so gut gewesen, auch wenn Sie keine mega Granate war, ein Blowjob ist doch immer toll...

Der semi-gute Gitarrist, mit somnambulistischem Hintergrund und dem Hang zu Promiskuität, klopfte in dieser Nacht nämlich nicht an die Türe irgendeiner Studentin, sondern an die Türe von dem einen, männlichen Studenten, der da wohnte. Der heterosexuelle Gitarrist kannte den Studenten nur flüchtig, wusste aber, dass dieser schwul war und ihn schon immer etwas zu nett anlächelte, wenn man sich über den Weg lief, so fand er.

Das erste Bild, als er in dieser Nacht also aufwachte, war ein fast fremder, halbnackter Mann, der vor ihm kniete und es ihm gerade oral besorgt hatte. Dabei schien der Student auch jetzt immer noch etwas zu nett zu lächeln. Der Gitarrist starrte den Studenten nur ein paar Sekunden an und ergriff dann panisch die Flucht..

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Student von dem Schlafwandeln des Gitarristen wusste, warum auch immer, und diese Situation einfach ganz egoistisch für sich verwendet hatte. Er habe sich dabei nicht viel gedacht, meinte es doch nur gut. Er war zwar etwas überrascht, aber freute sich auch über den halbnackten Mann, der so unvermittelt vor seiner Türe erschienen war. Der Student sah den nächtlichen Besuch auch als Angebot, als glücklichen Zufall. Und das hatte er einfach gerne wahrgenommen. Warum auch sonst, sollte ein halbnackter Mann, den er ja auch irgendwie anhimmelte, mitten in der Nacht an seine Türe klopfen? Er wollte nur spontan sein und dem Gitarristen hätte es doch auch gefallen.
Dass der Student genau zu diesem Zeitpunk noch wach war und die Türe öffnen konnte, war reiner Zufall. Dass er genau wusste, was Somnambulismus ist, machte Ihn natürlich irgendwie zu einem Täter, was ihm ein ziemlich schlechtes Gewissen bereitete. Er war doch kein schlechter Mensch und Gitarrespielen konnte er auch nicht. Er hatte sich fest vorgenommen, eine ehrliche Entschuldigung an den Gitarristen auszusprechen.
Der Gitarrist hatte allerdings viel zu viel Scham und Angst und ein kleingeistiges Denken, um die Angelegenheit mit dem Studenten überhaupt klären zu können. Er erzählte niemandem von dem Vorfall. Niemandem, niemals. Der Student war bestimmt etwas traurig, dass es nicht nochmal dazu kommen würde, der Gitarrist wollte aber einfach nie wieder darüber nachdenken, reden oder was auch immer...


...nach diesem speziellen Ereignis hatte der Gitarrist keine einzige Anwandlung von Somnambulismus mehr. Er traf sich dann, recht zügig, irgendwann mit der Uschi von der Session. Sie kamen zusammen, er legte seine promiskuitive Art ab und heiratete die Uschi. Sie bekamen zwei Kinder, einen Hund und ein Haus mit Garten. Er hatte nie wieder Sex mit anderen Partner, als mit seiner Ehefrau, der Uschi von der Session. Und das dann auch nur, um die zwei Kinder zu zeugen, die Sie wollte. Das semi-gute Gitarre-Spielen hatte er zudem als nicht mehr nötig erachtet und hing auch das an den Nagel. Letztendlich wurden beide sogar nebeneinander in einem Familiengrab bestattet. Er nahm den Grund für die komplette Veränderung seines Lebens buchstäblich mit ins Grab. Alles in Allem wurde dieser eine Traum zu seinem ganz persönlichen Trauma und änderte diesen Menschen von Grund auf.


Ein Märchen mit zwei Happy Ends...oder auch nicht, je nach dem. Dafür mit viel Moral und kaum Spaß :D Macht was daraus!


"Schlafwandelnde Gitarristen, die aufgrund ihrer Promiskuität einen Blowjob erhalten?" Ist übrigens der Satz gewesen, der das Alles ins Rollen gebracht hat, another thx!

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