Sonntag, 14. Mai 2017

Die falsche Musik.

Da solche Blogs wohl auch von ihrer Frequenz abhängen, hatte ich in den letzten Wochen bzw. an vereinzelten Tagen schon ein schlechtes Gewissen, dass ich meine Gedanken noch nicht in Schriftform formuliert habe. Aber es gab und gibt Einiges zu tun. Wobei meine Unternehmungen und Zeitaufwendungen natürlich für reichlich Material gesorgt haben, das bedacht werden will.

Auch das Herz wird bedacht. Und ich habe durchaus darüber nachgedacht, was da los ist. Sogar temporär darüber kommuniziert. Allerdings eher indirekt bzw. bildlich. Was leider oft dazu führt, dass der ernstgemeinte Unterton entweder missachtet oder gar nicht wahrgenommen wird. Die Menschen werden immer egoistischer und unsicherer. Keiner weiß mehr so richtig bescheid. Niemand legt sich mehr gerne fest. Seien es Arbeitgeber, die bewusst auf Kurzzeitverträge setzen oder der Mensch an sich, im Austausch mit anderen Menschen. Die Kurzfristigkeit der Dinge...

Das Leben ändert sich. Natürlich. Es ist ganz normal, dass sich eine Zivilisation, eine Bevölkerung in Abhängigkeit von Einflüssen entwickelt, evolutioniert, verändert und anpasst. Der Lauf der Dinge, keine Frage. Aber warum sind die Menschen so unentschlossen? Warum legt sich niemand fest? Warum fühlen sich so Viele alleine, obwohl die Möglichkeiten sich zu verbinden so präsent und vielfältig sind, wie nie zu vor?

Optional Overflow. Optionaler Überfluss. Die vermeintlich eine Milliarde Möglichkeiten machen uns auf Dauer wählerisch. Das Angebot ist natürlich auch enorm groß. Und alles wird angeboten. Für jeden wäre Etwas dabei. Sollte man meinen. Dem ist bestimmt so. Bei round about 7 Milliarden Menschen, da sollte immer Irgendjemand oder Etwas Jemandem entsprechen können. Und so sucht der Mensch - von Natur aus nach Mehr strebend - nach der perfekten, individuellen Option. Und sucht und testet und wird enttäuscht und sucht weiter. Geht das Angebot durch. Selektiert. Wird oberflächlicher, wird unzufriedener, da bei dem ganzen Angebot auch immer Plagiate und schlechte Verarbeitungen dabei sind. Aber ein bisschen Verschnitt ist ja eh immer. Sucht also weiter, hat keine Lust mehr, legt sich einen Hund oder eine, wahlweise mehrere, Katzen zu. Neuer Inhalt, neues Angebot.

Und das Spielchen geht von vorne los. Da das aber nun fast jeder macht, entfernt man sich eher, als das man aufeinander zugeht. Und alles nur, weil man die perfekte Option vielleicht doch noch finden könnte. Man hält sich lieber alles offen, als das man sich auf Etwas einlassen will, bei dem man nicht hundertprozentig sicher ist. Was wäre nämlich, würde dann diese eine, perfekte Option auftauchen!? Das könnte man sich ja nicht verzeihen...Deshalb lieber ungebunden und latent unzufrieden, als es darauf ankommen zu lassen und aus seiner Seifenblase herauszukommen.
Ansprüche runter schrauben, Demut zeigen!
Die Wenigsten werden allen Ansprüchen einer persönlichen Checkliste entsprechen. Man kann zwar ewig Lotto spielen, die Chancen den 6er mit Zusatzzahl zu tippen verändern sich aber nicht. Warum ist ein Dreier so viel Weniger wert? Muss es immer der erste Platz sein. Dafür gibt es Sport. Wettbewerbe. Platzierungen.
Das Herz sollte immer auf dem Siegertreppchen stehen, darum geht es doch. Es hält uns am Leben, es ist ein Motor, zwar nur der Anatomische, aber hey, wenn der Motor Schaden nimmt, ist es ganz normal, dass es etwas unrund läuft. Aber es läuft. So oder so. Der Kopf gibt die Richtung vor. Wenn der Kopf allerdings dann meint "Herz, mach mal halblang, ich checke erst die Route...", je nach Navigationsfähigkeit kann das evtl etwas dauern und der Motor rostet auf Dauer, besser gesagt, staubt ein, läuft nicht rund, aufgrund von Leerlauf. Der Kopf macht also die Optionen klar und wägt ab. Siehe oben...

Alles in Allem sollten wir uns mehr auf die alten Werte von Gefühl und Zuwendung verlassen, als auf die alltägliche Darstellung und den Überfluss von Angeboten. Mehr Empathie! Mehr Verständnis, dass mal "nur" 75 Prozent erreicht wurden. Genügsamkeit ist eine Tugend, das Internet ein Instrument. Es spielt nur leider, teilweise, die falsche Musik.

2 Kommentare:

  1. Das gefällt mir sehr,Joe!
    Als hättest Du meine Gedanken gelesen!
    Das ganze Gejammer unzufriedener Singles, die nach dem Nonplusultra suchen, nach dem Perfect Match..
    Die Generation von Leuten die von Mama und Papa gesagt bekommen haben "Du kannst alles schaffen, Du kannst alles haben..gib Dich nur mit dem Besten zufrieden"
    Sorry aber so ist es nicht.manche Träume bleiben unerfüllt, manchmal ist "the second best" das was Dein Leben für Dich bereit hält..aber trotzdem die Chance birgt glücklich und zufrieden zu sein..
    Aber alle sitzen im Wartezimmer ihres Lebens und warten darauf, dass Mr.Perfect vorbei kommt, dass man im.Lotto gewinnt -ohne zu spielen- der hammer Job für den man sich gar nicht bewirbt..Es soll einem alles in den Schoß fallen
    Die ganzen potentiellen "Glücksbringer" die einem die Sicht auf das alltägliche Glück verschleiern
    Du hast Recht..
    Wir brauchen De(Mut)..
    und Genügsamkeit
    Glück muss wieder neu definiert werden..
    Macht uns materieller Reichtum glücklich?
    Oder die ganzen "wannaBes"?
    Die 10.Make up Schicht, damit auch ja keiner erkennt wer ich wirklich bin.
    Wie soll jemand,der mit sich selbst unglücklich ist, jemand anderen glücklich machen?
    Gar nicht!alle suchen nach jemanden der einen glücklich macht, aber investieren selber nicht..
    Es dreht sich immer nur um sie selbst..SELBSTLOSIGKEIT-WAS IST DAS?

    Ist das unser Erfolgsprinzip?
    Sieht ganz danach aus..wenn das Ziel "Single auf Lebenszeit - Glücklich mit mir Selbst - ist.

    Ich mag es wie Du denkst.Joe!
    Du liest Dich sehr gut..keine leeren Worte..Musiker haben Ihr Herz auf der Zunge ��

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    1. Hallo Sonne, vielen Dank für das nette Feedback...zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich den Kommentar jetzt erst mitbekommen habe...ups! Sonst hätte ich schon längst reagiert. Nachgeholt und nochmals danke für die
      lieben Worte!

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