Donnerstag, 8. Februar 2018

Ein Beitrag über Religion, im weitesten Sinne

Ehm, Religion...jaa, ein riesen Thema, eigentlich nur so bedingt meines, da ich nicht viel mit den klassischen Vorstellungen der Kirche anfangen kann, bzw. diese definitiv nicht lebe. Ich bin da eher frei und offen für viele, verschiedene Dinge, Glauben und Ansichten. Niemand muss nur einen Gott haben - wenn er einen haben möchte - dennoch ist es nicht verkehrt und wichtig an Etwas zu glauben. Ob das dann ein Gott ist, oder eine Sache, eine Person, ein Gedanke, ein Mantra, was auch immer. Jeder sollte seinen Gott so nennen, wie er es möchte, ohne sich dabei an irgendwelche Vorschriften halten zu müssen. Auch wenn man es dann gar nicht Gott nennt, sondern irgendwie anderes. Kraft, Energie, Etwas, was auch immer, im Endeffekt kann ja alles irgendwie ein Gott sein.

Dieser Beitrag basiert auf einem Gedanken der letzten Tage:

"Kann man einen Gottkomplex haben, obwohl man Atheist ist?"

Wenn man nun also eine so große Überzeugung  von sich selbst hat oder man ein Ego vorweisen kann, das so groß ist, dass man sich dadurch selbst über alles Andere stellen kann, glaubt man ja definitiv sehr stark an sich selbst. Wenn man sich selber also so sehr mag, gut findet und das unterstützt, wie man denkt, könnte man sich selber ja auch als der eigene Gott beschreiben und wäre dann frei von vielen Konventionen und bräuchte zusätzlich keine andere Religion, neben der, dann, Eigenen.

Soweit so gut. Ich sehe es ja auch so, dass man ein gesundes Selbstwertgefühl haben sollte, das macht tatsächlich Vieles einfacher. Das merke ich ja selber immernoch, da meine Zweifel an einigen Sachen durchaus bestehen, auch wenn ich mich weiterhin sehr bemühe, nicht immer alles so negativ zu sehen und mir alles so zu Herzen zu nehmen, was mir wiederfährt. Da würde mir mehr Egoismus wahrscheinlich irgendwie gut tun, dann würde ich mir nicht so Vieles vorwerfen, keine Frage.
Da ich das Ganze aber auch hinterfrage, muss ich feststellen, dass ich dieses Riesen-Ego definitiv nicht habe, auch wenn ichs mir vielleicht erlauben könnte, ohne mir einen Zacken aus der Krone zu brechen. Allerdings bin ich da weiterhin etwas zu bescheiden oder "gedeckelt", um so frei und groß zu sein, dass mir im Endeffekt alles Andere egal sein könnte. Dafür mache ich mir zu viele Gedanken. Dafür wiege ich Vieles zu viel ab, Äpfel, Birnen, etc. Vergleiche Dinge in meinen Gedanken, und werde oft mit Assoziationen konfrontiert, die mich an negative Erfahrungen erinnern.
Hätte ich dieses scheißegal-mir-kann-keiner-was-Ego, wäre ich allerdings auch nicht derjenige, der ich im Moment bin. Und ich finde mich, bis auf ein paar Sachen, durchaus gut, wie ich bin. Obwohl ich kein Riesen-Ego habe. Aber das muss ja auch nicht, riesig können auch andere Sachen sein, Herzen oder andere Körperteile, zum Beispiel.

Vielleicht haben Menschen diese Egopolieren und Aufbauschen auch nötig, um selber irgendwelche Defizite auszugleichen oder zu kompensieren. Man macht so was ja (weiß Gott) nicht einfach so. Alles hat seine Gründe, die ich versuche nachzuvollziehen. Selbstschutz. Schutz der Identität, Schutz der eigenen Religion. Aber dadurch auch Schutz vor anderen Religionen. Jedem das Seine. Ich habe ja kein Problem, dass es verschiedene Religionen gibt. Nehme ich so an. Ich muss aber zeitgleich trotzdem nicht Alles zwingend gut finden, was so gepredigt wird. Ich habe ja selbst auch immer meine eigene Meinung oder Ausrichtung. Aber ich akzeptiere das und höre mir Verschiedenes an, ob ich dann damit einher gehen kann, kann ich ja immer noch entscheiden. Man kann sich auch mal Zeit für eine Entscheidung nehmen, wie ich finde.

Ich verstehe es ja auch, dass man so was macht, um davor geschützt zu sein, nichts in Frage stellen zu müssen. Nichts kann einen dann runterziehen oder negativ beeinflussen, da man so sehr mit sich selbst am Start ist, dass man nicht mehr von außen beeinflusst werden kann oder will. Klingt gar nicht so schlecht, dann hätte ich wahrscheinlich weniger subjektive Probleme, aber das ist tatsächlich nicht mein Anspruch. Ich möchte im Kollektiv groß sein und gemeinsam an etwas glauben können. Das ist mir wichtiger als mein eigener Gott zu sein.

Was mich an dieser Angelegenheit mit dem Gott-Ego weiter stört ist, dass man sich mit einem solchen Bewusstsein ja ganz bewusst über Andere und Anderes stellt und sich damit genauso vor anderen Erfahrungen oder Reizen verschließt und eben nichts Anderes mehr zulassen kann. Das ist anmaßend und nicht zwingend förderlich für Entscheidungen in Gruppen. Man wird rücksichtslos und weniger kompromissbereit. Wenn man das also so stark durchzieht, darf man sich auch nicht wundern, dass es immer jemanden geben wird, der diese Ansicht der eigenen Religion nicht teilt und dadurch Meinungsverschiedenheiten entstehen können, bei denen verschiedene Parteien sich auf eben ihre Ansicht stützen. Ich bin gerne kompromissbereit, wenn es in meinen Augen einen Sinn ergibt, keine Frage. Ich lasse mir allerdings keine Überzeugung aufdrücken, die ich nicht so sehe. Auch hier gilt dann, sobald eine Religion zu radikal verbreitet wird, ohne Rücksicht auf Verluste, ist das definitiv nicht meine Religion und davon distanziere ich mich, da ich diese Sichtweisen nicht in meiner Vorstellung unterbringen kann.

Jeder soll ja so sein, wie er sein möchte...ich finde es auch irgendwie beachtlich, dass man sich selbst antrainieren kann, so groß zu werden. Wirklich, beachtlich. Der Mensch kann sich ja selber programmieren bzw. die Software so schreiben, wie er es möchte. Das habe ich selber in der letzten Zeit freudig lernen dürfen. Die Idee der Selbst-Programmierung ist wirklich eine Gute, und gar nicht so fern, denn "des Glückes eigener Schmied", "Wenn man etwas will, dann schafft man es auch!", etc. das trifft ja durchaus alles zu. Allerdings sind mir persönlich, Einsicht, Verständnis und Mitgefühl lieber, als Selbst-Beweihräucherung und Huldigung des eigenen Gottes.

Jeder sollte sein eigener Gott sein, Atheist, oder auch nicht. Ob man dann ein guter oder schlechter Gott sein wird, muss man allerdings herausfiltern und sich genauso anpassen, sonst laufen einem die Jünger irgendwann einfach weg. Lieber einen Glauben an sich selbst und alleine oder einen geteilten Glauben und gemeinsam!? Auch hier: der Mittelweg machts, dieser ominöse Lebensphilosoph...


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