Montag, 17. April 2017

Ankommen oder nicht ankommen?

Das ist hier die Frage, die es zu beantworten gilt, bzw. zu erörtern. Mit dem Baujahr 1984 habe ich die 30 nun ein bisschen überschritten. Die Frage stellt sich mir jetzt nicht zwingend, weil ich nun ü30 sagen darf, sondern generell. Ob jetzt +/- ein paar Gequetschte, das ist ja nicht so essentiell. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich mir die Frage nach dem Ankommen mit Anfang 20 tatsächlich nicht so vor Augen geführt habe, wie mittlerweile.

Man schaut sich also um und sieht, wie Menschen gewisse Wege einschlagen. Zusammenziehen, Heiraten, Kinder, Ankommen, Versorgen, Verpflegen und sich fortpflanzen ("man" steht in dem Fall für mich selbst aber auch für die paar, wenigen, anderen Menschen, denen es vielleicht ähnlich geht). Man sieht und bekommt also mit, wie der Großteil des gesellschaftlichen Umfeldes so sein Ding macht und ankommt, ein vermeintliches Primär-Ziel erreicht hat und das dann im Bestfall ein Leben lang durchzieht. Das ist gut, wenn es funktioniert. Auch der Versuch, wenn man das Alles so möchte, ist durchaus ein Guter. Jedem das Seine. Besonders beim persönlichen Glück sollte jeder genau das tun, was ihn wirklich glücklich macht. Wenn die Erfüllung nun darin besteht - platt gesagt - sesshaft zu werden, um Erbgut weiter zu geben und dieses dann zu formen und ihm einen Platz in dieser spitzen Welt zu geben...okay.
Ganz klar, die Menschheit strebt danach weiter zu existieren. So ist wohl auch die kaum merkbare Bevölkerungsexplosion in den letzten 60 Jahren zu erklären...aber ich stelle mir da die Fragen: Kann es DAS gewesen sein? Was ist, wenn ich diesem natürlichen Merkmal der Rasse Mensch nicht genügen kann und will? Würde ich dieser Gesellschaftsform einfach genügen, wenn ich das gar nicht hinterfragen würde?

Für mich besteht persönliches Glück durchaus auch in einer Partnertschaft, in der man sich schätzt, respektiert, liebt und für einander da ist. Ich bin ein ziemlich emotionales Wesen. Natürlich nehme ich als Mensch gerne Nähe, Zweisamkeit, Geborgenheit und Austausch an und gebe diese Dinge auch genauso gerne zurück, wenn es passt. Das ist eine tolle Grundlage. So könnte das auch weitergehen für meinen Geschmack, das würde mir schon reichen. Aber es kommt natürlich auch immer auf gewisse Ansprüche an und - nicht minder wichtig - auf die andere Person. Zusammen wohnen ist für mich grundsätzlich immer eine gute Sache gewesen. Dem würde ich also durchaus als Grundlagen-Erweiterung zustimmmen. Auf dem weiteren Weg zu diesem Primär-Ziel wäre noch das Heiraten, von dem ich ja absolut nichts halte. Ich bin zwar durchaus romantisch veranlagt, allerdings finde ich Heiraten generell ziemlich überbewertet, fast schon nicht mehr zeitgemäß. Genauso, wie ich Kinder völlig überbewertet finde. Im Sinne von selber welche in die Welt setzen. Allerdings muss ich sagen, dass mich Kinder generell auch eher doof finden. Ich bin leider auch zu Kids sarkastisch und zynisch, das kommt teilweise nicht so gut an und/oder es wird einfach nicht verstanden...kein Wunder, es sind Kinder. Jeder der Kinder bekommen hat, sagt ja, dass es eine der besten Sachen auf der Welt gewesen ist. Ich kann den emotional-persönlichen Moment des "Eltern-Werdens" natürlich nicht kennen und das auch nicht beurteilen. Aber auch das ist okay für mich und war bisher nie erstrebenswert in meinen Augen. Bleibt noch das Versorgen und Verpflegen und Fortpflanzen im nicht eigentlichen Sinne. Dass man nicht verhungert und für sich sorgen kann ist ja ganz normal und sollte für jeden das Natürlichste auf der Welt sein...neben Atmen und Schlafen. Darüber sollte man sich keine Gedanken machen.
Über die Fortpflanzung, die keine mehr ist, allerdings schon. Wenn man darin eher Spaß, Leidenschaft und Endorphin-Ausschüttung sieht, zudem Wert darauf legt, dass es eben nicht zur Fortpflanzung im - dieses Mal - eigentlichen Sinne dient, kann man diesen Punkt des Primär-Zieles der Masse auch streichen.

Ich denke, dass Ankommen gut sein kann. Ich denke aber auch, dass Nicht-Ankommen genauso gut sein kann. Es ist in meinen Augen nur schwieriger für das Individuum dies zu erreichen, da man mit einigen gesellschaftlichen Grundlagen nicht pari werden kann und dadurch mit "Problemen" zu tun hat, die man nicht hätte, würde man dem System einfach entsprechen.
Ich sage nicht, dass es generell einfach ist, etwas oder jemandem zu entsprechen, besonders nicht dem Leben und sich selbst. Für mich besteht das Ankommen im Leben einfach nicht wirklich, nicht greifbar. Da ist keine metaphorische Ziellinie, die mir sagt, dass ich es bald geschafft habe. Da ist kein Ur-Instinkt in mir, der von mir verlangt, ich solle meine Gene weitergeben.Es gibt für mich kein direktes Endziel, keinen Endgegner. Für mich gibt es einen Weg, den ich gehen darf.

Das zu akzeptieren und mir nicht selber zum Vorwurf zu machen, hat zwar eine Zeitlang gedauert, aber mittlerweile gehe ich diesen Weg. Alleine oder in Begleitung, gehen muss ich Ihn eh. Man geht so lange, wie die Beine einen tragen. Und ich bin schon viel gegangen in meinem Leben und Fahrradgefahren. Ich bin auch schonmal zurück gegangen, allerdings war der Weg dabei ein - leider - anderer. Ich muss ehrlicher Weise sagen, dass ich auch schon stehengeblieben bin. Behindert durch Hindernisse des eigenen Hirns. Aber der Weg geht weiter und ich gehe ihn. Ich muss nicht ankommen, es ist okay unterwegs zu sein. Außerdem bleibt dann mehr Zeit, um Blumen am Wegesrand zu pflücken oder andere Reisende zu treffen und mit Ihnen den Weg ein Stück gemeinsam zu gehen. Der Begriff Reise-Abschnitts-Gefährte ist in meinen Augen ein durchaus positiver Ausdruck. Niemand weiß, was morgen ist. Oder wie lang ein Abschnitt sein wird. Wenn es toll ist, gerne für immer. Aber das Leben ist noch so lang und dennoch so kurz. Ohne Ziel kann man durchaus voran kommen, wenn der Weg das Ziel ist. Ich halte mich erstmal an meinen Weg mit viel Geduld, weiterer Reflexion und ab und zu einer Bank, auf die ich mich setzen kann, um einfach die Nase in den angenehmen Frühlingswind zu halten...

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