Mittwoch, 12. April 2017

Die Kurzfristigkeit der Dinge

Der Mensch...unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2017.

So einfach, wie heutzutage, war es noch nie mit anderen Menschen kommunikativ in Kontakt zu treten. Dem Internet sei es gedankt. Hier mal eben eine Nachricht per WhatsApp, da mal eine Sprachnotiz im Messenger oder einfach mal ein 'Meme' oder 'Spruchbild' über Telegram versenden?! Die Möglichkeiten sich mitzuteilen sind breit gefächert und schier grenzenlos. Auf allen Kanälen kann man Informationen senden, ob der Empfänger das nun möchte oder auch nicht. Die neuen Medien bieten wirklich ein großes Potential für die Kommunikation. Das ist schön, das ist gut und jeder weiß die Vorteile dieser Möglichkeiten zu schätzen. Ich tue das auch, keine Frage. Allerdings nehme ich im Umgang mit dem Internet auch immer die negativen Seiten wahr, die mich dann wiederum zum Grübeln und Nachdenken bringen:
Mir geht es speziell darum, dass die Wahrnehmung von Menschen, die diese Kommunikation, insbesondere Social-Media, nutzen, sich im Laufe der Zeit ändert. Durch den täglichen Umgang - und mittlerweile ist es einfach völlig normal, diese Wege der Kommunikation zu nutzen - verändert sich unsere Wahrnehmung, unsere Weitsicht, unsere Empfindung und Einschätzung. Kurz um: die Kurzfristigkeit der Dinge und Gedanken, das 'Nicht-Festlegen', das 'in-Optionen-denken' und das 'von-Tag-zu-Tag-leben'. Keine Frage, die Moderne ist schnelllebig und voller Potential. Sie offeriert und suggeriert uns tagtäglich Eventualitäten. Egal, ob es die Aussicht ist, einen Partner zu finden, die Option einfach nur Menschen kennen zu lernen, bei Amazon das nächste Mega-Schnäppchen ein zu heimsen, sich von verschiedenster Musik beschallen zu lassen oder von einem "lustigen" Katzenvideo zum nächsten weitergeleitet zu werden. Bei einem solchen Überangebot ist es nicht verwunderlich, dass wir uns einfach nicht mehr richtig entscheiden und festlegen können oder wollen...
"Wer weiß, vielleicht gibt es morgen ein noch viel besseres Angebot?! Ich warte noch ein bisschen."
...ja, Menschen, wartet einfach. Alles wird gut, auch wenn Ihr nichts daran ändert...nicht!

Wir lassen uns immer mehr von den neuen Medien beeinflussen, die uns tagtäglich direkt oder inderekt vorschlagen, was wir machen und tun könnten/wollen/sollen. Die Entscheidung, was daraus gemacht wird, trifft natürlich immer das einzelne Individuum. Ein/e Jede/r wählt für sich die, in diesem Moment passendste, Option aus. Leider sind diese vorgeschlagenen Optionen nur oberflächliche und temporäre Belustigungen des eigenen Egos, mit denen man aber unglaublich viel Zeit verbringen kann, weil nach Option A, B oder C ja schon die anderen - gefühlt - milliarden Dinge warten, die man sich angucken oder anhören kann. Berieselung 2.0, yay! ...
"Heute lass' ich die Glotze nicht laufen, sondern scrolle mich lusig durch Facebook."
... Allerdings wette ich darauf, dass dennoch bei vielen - im Feierabendmodus - im Hintergrund doch zusätzlich die Glotze läuft. Das kann ich persönlich ja überhaupt nicht nachvollziehen. Multitasking hin oder her, man sollte sich schon für etwas entscheiden und das dann bewusst machen...und nicht drölfzig  Sachen gleichzeitig laufen haben, von denen man dann immer nur einen Bruchteil mitbekommt. Das ist nicht gut. Es lenkt uns vom Wesentlichen ab. Von den alten Werten und Normen (ja, ich vermisse die Zeit, als es noch kein Internet gab). Es lenkt uns aber ganz besonders von uns selber ab, bzw. beeinflusst unseren Umgang mit einander. Wo ist, zum Beispiel, das gute, alte Telefonieren abgeblieben? Wo ist der authentische Austausch von Angsicht zu Angesicht? Wo ist das Interesse an der Person, am Menschen, am Sozialen? Wo ist die Mühe (und bei diesen Zeilen muss ich an die wunderbare Sarah Lesch denken), wo ist die Mühe, sich gedanklich auf jemanden einzulassen?

Klar, es schimpft sich "social media" und ja, man nimmt an der Gesellschaft teil. Man tauscht sich aus, bekundet seine Zustimmung oder Abneigung, man textet mit einander, man holt sich Ratschläge. Nie wurde soviel kommuniziert, wie in diesem Jahrtausend. Und dennoch war es nie so schwierig unter die Oberfläche zu kommen. Die Kurzfristigkeit der Dinge, wie oben erwähnt, beschränkt unsere allgemeine Weitsicht und das verändert den generellen Umgang unter Menschen, was wiederum andere Menschen beeinflusst, die sich darüber Gedanken machen, warum das Alles so geworden ist. Sind wir wirklich zufrieden mit unserer Situation? Es ist leicht zu sagen, dass wir es sind. Aber sind wir dann auch ehrlich zu uns selbst? Oder ist die Beeinflussung schon soweit, dass das nur noch von den Wenigsten in Frage gestellt wird? Es ist immer einfacher etwas "zur Seite zu schieben", als sich damit auseinander zusetzen. Es ist ja auch einfach ein "like" dazulassen oder ein Bild zu posten und dafür ein "like" (Bestätigung) zu bekommen. Sind wir schon so arg auf die Bestätigung der Masse durch das Internet angewiesen, dass wir die Achtung durch ein einzlenes Wesen, welche viel intensiver, tiefgründiger, schöner, besser, emotionsvoller und noch so viel mehr sein kann, gar nicht mehr wollen? Weil es zu aufwändig ist? Ich befürchte, dass dem wirklich so ist. Hauptsache Profilieren. Und warum? Weil es möglich ist. Weil wir diese einfache Option angeboten bekommen und diese wahrnehmen. Nicht jeder, aber viele und es werden immer mehr. Das Netz breitet sich immerzu aus. Es wird so schnell nicht mehr verschwinden und macht uns alle befangen.

Ich nehme das Alles natürlich auch wahr und bin mittlerweile beeinflusst bzw. zu einem gewissen Teil manipuliert. Allerdings ist meine Kopflastigeit dabei eher ein Hinderniss und macht die Wahrnehung manchmal lästig, nervig und müßig. Das wahrt mir ein bisschen die gedankliche Distanz.
Ich empfehle es jedem, einfach mal das Internet auszumachen, das Smartphone wegzulegen und etwas für sich zu tun. Ihr werdet merken, dass Ihr dadurch evtl. überfordert seid, da dann niemand da ist, der einem das "Meme XY" oder einen link zu einem "total lustigen" Video anbietet. Dann muss man Sachen selber angehen, entscheiden und sich von der vermeintlichen Langeweile befreien. Man hätte so viel Zeit, die man sinnvoller investieren könnte...aber will man das überhaupt noch? Wie zufrieden bist Du in deinem Leben?

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