Donnerstag, 27. Juni 2019

Transformation (eine Story in 8 Sätzen)

Transformation

Gestern hatte ich leider keine Story für Euch, sagte er und wandte sich an das Publikum, während tosendes Schweigen über ihn hereinbrach.

Stille ist ja so etwas Tolles und Wunderbares oder was denkt Ihr, die ihr nun schweigt und mich anseht, als wäre es das erste Mal?!

Eure Stille, meine Stille, wird nun aber dadurch getrübt, dass das Entsetzen und das Unverständnis in Euren schneidenden Blicken diese Ruhe mit Angst und Argwohn schwängert.

Eure Angst vor etwas Anderem, das Ihr nicht erwartet habt, ist so perplex, dass eigentlich Ihr hier oben stehen müsstet, um Eure eigenen Gesichter zu sehen.

Bist du anders oder ist die Wahrnehmung einfach eine andere, fragte er die kleine, runde Frau, die sich mittlerweile von ihrem Platz erhoben hatte und dabei immer mehr aussah, wie ein Pfannekuchen, der Angst davor zu bekommen schien, beim Wenden nicht wieder in der Pfanne zu landen.

Immer mehr dieser Leute standen nun auf, schüttelten entsetzt ihre Köpfe und erhoben sich fluchtartig aus ihren Sesseln, um auf dem Weg nach draußen noch ein abschätziges Handzeichen Richtung Bühne zu werfen.

Und deshalb, so redete er weiter, die Flüchtenden ignorierend, ist es so toll, dass genau Ihr zwanzig Menschen noch da seid, zuhört und einfach kein Problem aus etwas macht, was einfach kein Problem ist!

Abschließend verbeugte er sich vor jedem Fünften der ursprünglich einhundert Anwesenden, bedankte sich und fügte noch hinzu, froh und enorm glücklich zu sein, nun endlich im richtigen Körper leben zu können.

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