Mittwoch, 21. Oktober 2020

Schreib-Challenge #3.2020 (Joe): Glück im Gedanken

Glück im Gedanken

Warum kannst du denn nicht einfach glücklich sein?! (Übrigens eine Frage, die so salopp sie auch klingt, für Menschen mit depressiven Erscheinungen immer wieder zu einer eigenen Nemesis wird. Glücklichsein mit einer negativen Psyche wird aber später im Text nochmal kurz aufgegriffen werden.)

Also: warum kannst du denn nicht einfach glücklich sein?! Mit dem, was du hast...mit dem, was ist!? Muss es immer mehr sein, gar immer größeres Glück?! Ist derjenige, der mit dem klassischen Volkstum-Glück gesegnet ist, zeitgleich auch ein glückicherer Mensch? Ist der Genügsame nicht genauso daran beteiligt, glücklich sein zu können? Glück-haben und Glück-sein, zwei Paar Schuhe, die nicht zwingend zeitgleich getragen werden müssen oder können. 
 
Zudem ist Glück eine so relative und variable Größe, die jedes Individuum, sei es sich eines Glückes bewusst, für sich selber bewertet. Glück ist nur oberflächlich messbar. Wahres Glück, das Glücklichsein, das passiert einfach, ist da und hat nicht viel mit der Wahrscheinlichkeit zu tun, die zum Beispiel beim Kartenspielen essentiell ist. Das echte Glück hat einfach mal so überhaupt nichts damit zu tun, wie hoch ein Ansehen ist, wie krass irgendwelche Jobleistungen sind oder wie viel Patte man auf der hohen Kante hat. Man sagt zwar: das "Glück ist mit den Tüchtigen" und "ohne Fleiß kein Preis" aber ich finde das klingt immer so erfolgsorientiert bzw. zu wirtschaftlich. "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" ist zwar auch mit Arbeit verbunden, aber es ist so viel universeller als philosophischer Ansatz zu verwenden. Aber das ist wohl alles eine Glücksfacette, mit der man sich in solch gut situierten Gefilden, wie den Unseren, auseinandersetzen muss. Luxusglück und so! In so vielen Regionen dieser Erde ist Glück ganz anders wahrnehmbar. Glück im vermeintlich Puristischen oder Spartanischen. Glück, dass es einfach mal wieder regnet, zum Beispiel. Glück ist einfach so relativ und angepasst an den jeweiligen Lebensumstand und -standard, so dass es eh, ganz allgemein, durch alle Weltkulturen geprägt ist und wird. Und im Grunde findet sich das Glücklichsein des Glückes immer in der Wahrnehmung eines jeden selbst.
 
Das Glück in einem Selbst. Dieser große, nicht greifbare, aber immer wieder fühlbare Teil der Seele. Der Teil des Bewusstseins, der in sich selbst eine Zuversicht und eine Positivität trägt. Die Stärke und das Vermögen, zu wissen, wie man glücklich ist. Die Fähigkeit der Reflexion, des Genügsamseins. Das innere Glück, welches (für mich persönlich) mit einer sanften Ruhe und ausgedehnten Geduld einhergeht. Das Glück, zu wissen, dass man stärker ist, als seine Dämonen. Das Glück, zu wissen, dass man geliebt wird, angenommen und verstanden ist. Glück annehmen, Glück festhalten. Glück ist sogar in der Lage aus der Vergangenheit zu scheinen und von dort aus immer noch zu erreichen. Glück ist ziemlich zeitlos und manchmal doch so begrenzt, wenn es an externe Quellen gekoppelt ist. Aber ist Glück noch Glück, wenn es zeitlich begrenzt und abhängig ist? Oder ist das nur eine Art vom Zufriedensein, welche den Schein des Glückes sehr prägnant wirft? Das Glück in einem Selbst. Das Glück, welches man selbst ist. Sei ein kleiner Buddah in dir. 
 
Glück ist aber auch zum Teil emotionsgesteuert bis psychosomatisch relevant. Eine negative Psyche lässt den Grad der Glückserfahrung erfahrungsgemäß sehr gering erscheinen. Der Kopf nimmt unter Umständen ziemlich viel von dem Glückspotential und ersetzt es einfach mit Gefangenheit, Unvermögen oder Angst und zack, dann geht das Glück erstmal stiften. Klingt traurig, ist auch so. Wenn man sich selber als fröhlichen und freundlichen Menschen kennt, der sich an kleinen Dingen erfreuen kann und durchaus zufrieden durchs Leben geht und dann mitbekommt, wie sehr eine negative Psyche einen verändern kann, dann ist das schon ziemlich bitter, meist ungeschuldet. Kopfkirmes-Trallala, man kennt es ja. Und so lange man mit dem Mantel der mentalen Befangenheit herumläuft, sprich so lange das Gehirn- mal ganz chemisch betrachet - gehindert wird, Endorphine auszuschütten, wird es immer ein Schwieriges sein, das Glück tatsächlich wahrzunehmen. Vielleicht sieht man es sogar, aber nur verschwommen oder verschleiert. Vielleicht liegt es immer noch in einem Selbst, nur der Sog der Dämonen ist temporär zu stark. Aber das Glück ist in solchen, bspw., depressiven Episoden nicht wirklich weg, es ist nur überschattet. "Nur", versteht sich. 
 
Dann wieder zu lernen, diese Kraft in sich selbst, diese Positivität, den Willen des Lebens neu zu entfachen und wieder ernsthaft wahrzunehmen, um Stück für Stück, Schritt für Schritt wieder glücklich zu werden ist auf jeden Fall ein erfahrungsreicher und wahnsinnig intensiver Weg - auch im Nachhinein. Und ganz klar: nach einer überstandenen extremen Tiefphase, fühlt sich das neue, alte Glück umso wertvoller an. Und es ist umso wichtiger geworden, sich dieses Glück immer bewusst zu machen. Ich habe darüber noch viel mehr gelernt, zu schätzen, wie wenig es eigentlich braucht, um ein schönes Gefühl zu erleben. So viel Demut, die mit Glücklichsein genauso einhergeht. Neu erfahrene Demut, aufgrund von einem Unglücklichsein. 
 
Und wie sagte die gute Anna einst: "Mein Ziel im Leben? Glücklich zu sterben!" Diese Worte trage ich, seit ich sie gehört habe, ständig mit mir herum und sie dienen ebenso als Leitfaden und Augenmerk, wenn es sich vermeintlich unglücklicher anfühlt. Das darf es natürlich genauso, keine Frage. Kein Tag hat immer dieselbe Energie, dafür gibt es in der Tat wahnsinnig viele potentielle Faktoren, die uns immer noch so sehr beeinflussen. Aber hey, es ist eine laute, bunte und wahnsinnig intensive Welt, in der wir leben. Dort dann immer den Durchblick zu behalten und sich vollkommen auf das innere Glück zu berufen, braucht einfach auch etwas Übung und Zeit. Das Leben bietet beides. Wir müssen es nur annehmen und ein bisschen schmieden.


Umso schöner und glücklicher ist es nun, sagen zu können, dass es mich wahnsinnig glücklich macht, mit dieser Schreibaufgaben-Idee immer wieder so viele neue SchreiberInnen begeistern zu können, mit zumachen. Es ist eine glückliche und wirklich gelungene fünte Runde, in einem enorm zufriedenstellenden Umfang. Ich bedanke mich und nehme einfach ganz viel Glück aus allen euren Texten, Gedichten und Geschichten mit und so potenziert sich dann das Glück für uns alle! 
 
Glück ist das, was man daraus macht.
 
 

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