Freitag, 19. Juli 2019

Der brennende Seemann

 
Ich muss ja sagen – und dies habe ich wahrscheinlich schon öfter getan (seit dem ich diesen Blog betreibe) – der 1 live Freundeskreis, dieses illustre FB-Grüppchen, bietet ja so viel Potential. Für die Einen ist es eine Spielwiese. Für die Anderen ist es eher wie Sodom und Gomorrha. Wieder andere sind wie Peter in Deadpool 2. Sie können nichts...haben halt die Anzeige gesehen (Emoji, der die Achseln zuckt). Was dann da im Allgemeinen an Potential freigesetzt wird, steht nochmal auf einem ganz anderen Stück Papier. Ich für meinen Teil lasse mich ja extremst gerne inspirieren. Und da kommt der FK wie gerufen. Ich bin da jetzt schätzungsweise 3 Jahre aktiv. Mal mehr, mal weniger, aber meist mitlesend und aufnehmend. Da ist schon Einiges entstanden, was ich dann im Endeffekt hier verwurstelt habe. Viel Potential. Wie gesagt: der FK ist ein wunderbarer Querschnitt eines immer mehr splitternden Spiegels. Ich mag das Dystopische gerade im Moment sehr und verteufle gar nicht mehr so viel, wie ich es mal getan habe. Es ist eine bittersüße Dystopie, ihr Duft riecht nach Rost und Leere, mit einer feinen Note Narzissen.

Wenn es um's aktive Mitwirken geht, dann ist's bei mir derweil meist sehr sarkastisch, ironisch, sehr ehrlich oder lyrisch. Aufgrund des Teilens von lustigen Spruchbildern kam es gestern zu einer sehr erheiternden Unterhaltung über brennende Seemänner und deren optimale Nutzung zur Erzielung des höchst möglichen Profits. Grundlage war der Satz: 

"Immer wenn man eine Zigarette an einem brennenden Seeman anzündet, stirbt ein Seemann." 

Es ist ein Satz einer FB-Seite des Faktillon, seines Zeichens Satire-Schlagzeilen-Produzierer. Demnach: es ist ein Scherz. Dank eines trockenen aber sehr fantasievollen Humores finde ich diesen Satz enorm unterhaltend und entnehme ihm viel Spaß, Freude und Lachen für den kurzen Moment. Witze halt. Schön und gut. Klar ist natürlich auch, wenn man den ironischen Satz als solchen identifiziert hat, dass diese Aussage natürlich auf einer etablierten und klassischen Redewendung basiert, die wie folgt lautet: 

"Immer wenn man eine Zigarette an einer Kerze anzündet, dann stirbt ein Seemann."

Die Reaktionen zu dem Beitrag indes, waren im Fortlauf der Zeit wie erwartet. Ein Paar fanden es lustig, ein Paar verstanden es nicht und ein Paar kannten beide Sätze und bacgten eben den Ursprungssatz der Seefahrertradition mit in's Spiel. Mir ist diese Redewendung durchaus bekannt, dennoch hatte ich bisher nie konkret nachgelesen, wo dieser Satz genau herkommt und was es damit auf sich hat. Tadaa! Inspiration durch Spaß.

Gesagt, getan. Ich hab mir die Herkunft und Bedeutung dieses Satzes erlesen und muss sagen, ich hätte etwas mehr Geschichte erwartet. Im Grunde sagt es nichts anderes, als: Wenn man keine Streichhölzer verwendet, sondern eine Kerze, bekommt ein Seemann keine Peseten für seine Arbeit an Land und hat somit nichts zu kauen und wird demnach mit dem Tod in der Redewendung in Verbindung gebracht. Es war früher wohl so, dass Seemänner, wenn ihre Schiffe im Hafen lagen und sie unter Umständen eine längere Zeit auf dem Festland verbringen mussten, keinen Lohn bekamen. Sie suchten Alternativen und viele von ihnen schienen sich auf das Herstellen von Streichhölzern spezialisiert zu haben. Klingt komisch, schien aber so gewesen zu sein. Warum gerade Seemänner Streichhölzer herstellten, bleibt ungewiss. Aber sie taten es und taten dies vermutlich so gut, dass man ihnen die Zündhölzer dankend abkaufte. Deshalb:  

"Immer wenn man mit einem brennenden Seemann eine Flasche Bier öffnet, kann man das Bier danach trinken."

Das Internet, hach (Herzchen-Honig)! Diese Spielwiese. Dieses Sodom. Dieses Gomorrha. 
Diese bittersüße Ironie, die allgegenwärtig mit unseren Wahrnehmungen spielt. Wenn aus Redewendungen Satire wird. Wenn aus real virtuell wird. Wenn aus Spiegeln parallele Welten entstehen. In einer Welt in der alles möglich ist, ist die Möglichkeit der Fantasie schier unendlich. Ich liebe es. Manchmal verteufle ich es, aber ich liebe es. Doch, doch, keine Frage. Es macht Spaß. Und was wäre das Leben ohne die Möglichkeit, die Dystopie der Vorstellung mit bunten Farbklecksen der Utopie zu verfeinern. 

Über diesen Beitrag mit dem brennen Seemann kam es dann auch zu einem höchst unterhaltenden Kommentaraustausch mit einem ebenso enorm engagierten Menschen, der den Spaß und die Frage nach der effektiven Nutzung von brennenden Seemännern fantastisch weitergesponnen hat! Im Endeffekt haben wir in einer guten halben Stunde abendlicher Internet-Spaß-Kommunikation eine kleine Geschäftsidee ergründet und diese – so finde ich – schien wirklich lukrativ sein zu können. Natürlich ist es verboten brennende Seemänner unter's Volk zu bringen! Dennoch. Bei 2-3 Stunden Brenndauer eines Einzelnen, könnte man wirklich Vieles damit machen. Besonders im Winter...der Weihnachtsmarkt. Silvester. 

Es bleibt dabei. Die – zugegeben – etwas sehr böse Idee von Humor wird nicht jedem gefallen und das ist auch ganz wunderbar so. Ich wiederum freue mich einfach immer sehr, wenn sich Menschen begegnen, deren Ideen von Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Und ganz allgemein: Theoretisch ist Alles möglich was wir uns vorstellen können. 

Spaß öffnet das Gemüt. Fantasie bietet Möglichkeiten und Tellerränder sind wohlmöglich nur eine Metapher. 

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