Donnerstag, 25. Juli 2019

Unter der Gürtellinie (noch mehr extendend)

Die Themenwoche "Unter der Gürtellinie" geht weiter. Vom Kurzzeiligen, über ein längeres Gedicht bis hin zu diesem umfangreicheren Beitrag für die Blog-Sparte.

"Apropos kleine Dinge und Gürtellinien:
Wo fängt diese Linie heutzutage an? Wo hört sie auf? Ist sie überhaupt noch existent? Wieviel geht direkt unter die Gürtellinie? Sollte man diese beim Boxen vielleicht auch einfach aufheben, weil Tiefschläge mittlerweile zum Standard gehören? Ist die Gürtellinie eher auf Hüfthöhe oder doch wieder highwaist? Und wie viele Tiefschläge hält Einer aus, bevor er zum gesellschaftlichen Eunuchen wird??"

Mit diesen Fragestellungen im 1live Freundeskreis wollte ich mal herausfinden, was das gemeine Volk so zu der Thematik Tiefschläge zu sagen hat. Und bisher – der Post ist aber zum jetzigen Zeitpunkt erst eine Stunde alt – hat sich nur eine Person wirklich auf die Fragen bezogen. Nun gut, ich hatte bei dem Beitrag ein Bild eines kleinen Grashüpfers gepostet, der sich unter der Gürtellinie auf meine Hose gesetzt hatte. Die Resonanzen beziehen sich zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich nur auf das Bild und ergeben, dass die Leute sich angehalten fühlen, ebenfalls Bilder von kleinen Grashüpfern zu teilen. Die sarkastischen Ideen und Assoziationen, die man bekommen kann, wenn man Schritt, klein und zoomen sieht und liest, passieren auch, wie erwartet und geplant.

Der Plan geht also bisher so auf, wie gedacht: teilweise. Die subtilen Fragen werden außer Acht gelassen und es wird sich eben nur damit beschäftigt, was man sieht. Die selektive Wahrnehmung funktioniert also ganz wunderbar. Festzuhalten ist ebenfalls, dass man mit gezielten Aussagen und Phrasen die Leute soweit bekommt, dass sie das kommunizieren, was man erwartet. Die Manipulation und etwaiges Vorhersehen funktioniert also auch. Traurig dabei ist aber eindeutig die Tatsache, dass sich mit den wichtigen Fragen nicht auseinandergesetzt wird. Vielleicht liegt das an den extremen Temperaturen (ich sag' nur: Rekordhitze in diesem Sommer in Deutschland) oder einfach an der Tatsache, dass Einer – in dem Falle ich – gefragt hat, der eh als Kritiker und Fingerhebender in dieser Scheinwelt einen eher belächelten und übersehenen Eindruck hinterlässt. Man könnte nun auch wunderbar mit der "Stempel-Thematik" um die Ecke kommen. Einmal Kritiker, immer Kritiker. Das ist okay, dafür entscheide ich mich ja jeden Tag sehr bewusst selbst. Der beste Vergleich ist ein Post von gestern, in dem ich etwas zur "Mistgabel-Mentalität" angeregt wird. Dabei ging es aber auch schon um die Gürtellinie und darum, dass wir soziologisch offensichtlich zurück ins Mittelalter wandern. Genau diese Thematik der Mistgabeln wurde kurze Zeit später von einem Anderen Mitglied der Gruppe mit etwas anderen Worten gepostet. Der Zuspruch war zwar enorm, bzw. größer, aber dennoch wollte das Volk eigentlich nur wissen, was schon wieder passiert sei etc. Die Wenigsten gingen auf die wirkliche Thematik ein.

Nach einer weiteren halben Stunde ist in Bezug auf die Fragestellungen immer noch nichts passiert. Ich gebe dem ganzen aber auf jeden Fall noch Zeit bis heute Abend (nun haben wir 14:30 Uhr). Nach der Arbeit werde ich den Text weiterschreiben und selbst auf die Fragen in Bezug auf Gürtellinien eingehen. Man muss halt auch alles selber machen! In dem Sinne: hier erstmal eine kleine Kunstpause.

Die auch jetzt wieder vorüber ist (21:20 Uhr) Bei dem Beitrag von heute hat sich nicht mehr viel getan. Noch eine Bemerkung in Bezug auf den kleinen Grashüpfer, noch ein paar likes, wahrscheinlich auch für den Grashüpfer, oder meine Hose?! Man weiß es nicht so genau.

Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass die Gürtellinie genauso auf verlorenem Posten steht, wie diese sagenumwobene Privatsphäre. Wenn heutzutage nur eine "falsche" Formulierung gewählt wird, gehen die Leute direkt steil. Dabei ist es egal, ob die "falsche" Formulierung im Zusammenhang mit der Person steht oder vielleicht nur falsch verstanden wird. Die Leute so: i will kickbox you in the face. Direkt. Ohne Ankündigung. Alles ist irgendwie Anfeindung. Wie schon in dem Beitrag über das Honiggeschmiere (die letzte Schreib-Challenge) muss man immer aufpassen, wenn man neutral schreibt. Die selektive Wahrnehmung der Leute, also von fast Allen – weil ja fast irgendwie Alle Leute sind – ist voll im Arsch. Man ist vermehrt super dünnhäutig, ist nicht mehr im Stande, so wirkt es, zu diskutieren. Wenn man eine andere Meinung hat, dann ist das Gezicke, Gezanke und Gekickboxe direkt groß. Ich habe das Gefühl, dass aufgrund der fehlenden Privatsphäre, der Hass und die Mistgabel-Mentalität enorm zugelegt hat. Alles ist vermeintlich sichtbar und jeder hat eine Meinung zu irgendwas. Zudem kann auch ein jeder diese unvermittelt kommunizieren. Wenn sich viele dieser ähnlich denkende Leute zu Grüppchen zusammen tun und daraus eine ganz eigene Dynamik entsteht, die Gesellschaft immer gewaltbereiter wird und im Stande ist, diese Gewalt im Notfall "einfach mit einem ;) wegzublinzeln"...ja, dann...dann ist das Eis im metaphorischen Klimawandel von Leuten auf jeden Fall extrem dünn geworden. Es würde mich nicht wundern, wenn ein Großteil bald elendig im Eis einbricht. Dann wird sich zeigen wieviel die Dynamik für jeden Einzelnen tut. Wenn man überleben muss, wird sich zeigen, was "Macht" und "Gruppe" im Stande sind zu leisten. Am Rande werden dann die gesellschaftlichen Eunuchen stehen und kurz überlegen, ob sie nicht doch eventuell helfen sollten. Aber beim Gedanken an die Verstümmelungen durch permanente Tiefschläge über, unter und mitten auf der Gürtellinie, sehen sie wohl davon ab und werden eine ruhigere Atmosphäre suchen.

Im Laufe des Blogs und diverser Schreibereien in Bezug auf das Thema "der Wandel von Volk und Kopf", muss ich weiterhin feststellen: Selektive Wahrnehmung durch die heißgeliebte Kurzfristigkeit der Dinge. Keine bis wenig Privatsphäre. Für Alles gibt es einen zwinkernden Ausweg. Die Toleranzgrenze ist mit der Gürtellinie im Boden versunken. Sex sells. Grashüpfer auch n bisschen.

Ich habe über dieses Thema in den letzten Tagen wieder vermehrt nachdenken dürfen. Ich mach's ja gern, durchaus. Wenn man dazu durch ähnlich denkende Menschen eh inspiriert wurde, bleibt es nicht aus.

Es ist eine Teufelsschleife sich immer mehr wiederholender Angewohnheiten und Manipulationen und die Masse isst, was die Masse isst. Zu dem ist sie auch, was sie ist. Windmühlen. Sisyphos. Der Stein des Anstoßes. Der Anstoß. Fußball, Fantum, Gruppendynamiken, Hooligan-Verhalten. Achtzig.

Zwanzig. Entelligent.

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