Sonntag, 25. August 2019

Schreib-"Challenge" #2.2019 (Jörn): Zwischen den Zeilen...

 

Zwischen den Zeilen- kaum jemand ist in der Lage empathisch und verständnisvoll zuzuhören. (anerzogen, Genetik oder erlernbar) 

 

Wat nen Thema: „Zwischen den Zeilen – kaum jemand ist in der Lage empathisch und verständnisvoll zuzuhören(anerzogen, Genetik oder erlernbar)“. Als ich dieses Thema gelesen habe musste ich erstmal schlucken, den ganz ehrlich mit was von diesem Tiefgang hatte ich nicht in der Art und Weise gerechnet. Also positiv überrascht geh ich dann mal an das Thema ran. Nach einigem hin und her hat dann bei der Herangehensweise der Informatiker über den Emphaten in mir gesiegt und ich fange nüchtern problemorientiert an bevor ich meine emotionale Linie mit in den Pott schmeiße. Also Jung wo ist dat Problem? Kaum jemand ist in der Lage empathisch und verständnisvoll zuzuhören, Mhm also praktisch gesehen haben wir hier einen Fall von überwiegend verbaler Kommunikation die fehlschlägt, also platt gesagt die Emotions die der eine sendet kommen nicht an oder können nicht interpretiert werden. Daraus ergeben sich drei Möglichkeiten. 1. Der Sender also nennen wir sie um das Gender Zeug zu ignorieren (tauscht es aus wenn es stört, sonst WAYNE) mal Mrs Emotion Lilly , kann ihre Emotionen nicht zeigen oder auf eine für andere verständliche Art und Weise rüberbringen. 2. Der Empfänger nennen wir ihn mal Bill, ich mag Bill und Bill mag Züüüge...Also Bill ist entweder nicht in der Lage die ankommenden Emotionalen Inhalte im Gespräch zu erfassen, oder er will es einfach nicht , oder er kann, aber will einfach darauf nicht reagieren. 3. Der Kommunikationsweg ist fürn Arsch. Kurz um ja man kann keine Mimik und Gestik, keine Körperhaltung keine Augenringe, Tränen oder ähnliche sagen wir „emotionale Begleiterscheinungen“ (Oh man klingt das Kacke) bei einem Telefongespräch, einer Voicemail oder noch viel weniger (Stimme, Klangfarbe….) bei gar nur einer WhatsApp Nachricht mit bekommen. Schließen wir nun mal die 3 Punkte aus, also wir haben den Idealfall und keinen Fehler bei der Kommunikation von Lilly oder Bill. Dann kommen wir zum Kern der Aussage kaum jemand ist dazu in der Lage empathisch oder verständnisvoll zuzuhören. Wieso ist das so??? Meiner Beobachtung nach liegt das am generellen Umgang mit Emotionen, bin ich mir im Klaren über meine Eigenen Emotionen, habe ich gelernt diese auszudrücken, habe ich gelernt Emotionen zu akzeptieren und nicht nur zu bewerten? Ich finde es gibt dabei nichts schlimmeres als Menschen die einem erzählen wollen was man fühlen darf und was nicht…Ich bin der festen Überzeugung das der Umgang mit Emotionen eine zu Mindestens über 90% Sache der Erlernbarkeit ist. Ausgenommen du leidest unter einer schweren psychischen Störung oder Behinderung die die sowas nicht ermöglicht( soviel zur Genetik Option, es erfolgt keine Abhandlung über genetisch bedingte Neuronal und Sensorisch bedingte Sonderfälle) Ich denke aber auch das es für den einen Menschen leichter und für den anderen Menschen richtig krass schwerer ist was auf Dingen wie Prägung in der Kindheit, Erziehung aber auch ob Mann oder Frau beruht. So verlassen wir jetzt mal den öden theoretisch angehauchten Teil und werden etwas persönlich, ich kann und will keinem sagen warum das bei ihm mit der Emotionalen Kommunikation nicht klappt, aber ich würde gerne für die die es interessiert zeigen welche Erfahrungen meine Umgang geprägt haben, also nen kleine Blick auf meine Weg. Meine Prägung in der Kindheit war eine sehr, sagen wir mal abgefuckte, Kurzversion ich habe mit dreieinhalb Jahren meine Mutter verloren und wurde bis zum 6. Lebensjahr von einer Nanny großgezogen, wenig später hat mein Vater der selten da war erneut geheiratet (eine 20 Jahre jüngere Frau die mit mir und meinem Bruder nicht so klar kam). Meine Erfahrungen waren daher in der Kindheit zum Thema Emotionen von zwei bösen Leitsätzen geprägt, „Schön wenn du Emotionen hast, aber interessiert sonst niemanden“ und „als Junge ist Emotionen zeigen Schwäche also mach es besser nicht“. Grade der zweite böse Leitsatz ist etwas was mir auch heute immer wieder begegnet, Menschen die Emotionen zeigen, grade Männer werden als Schlaffis, Weicheier, Heulsusen, Emos etc. angesehen, für mich persönlich ist es genau andersrum, ich hatte mit meiner schlechten Vorgeschichte einen langen Kampf/Weg vor mir. Emotionen wurden runtergeschluckt, verdrängt unterdrückt, ignoriert, so war mein Umgang mit dem Thema. Klar war es cool die Emotionslose Spaß Maschine zu sein und in verschieden Rollen zu schlüpfen, nur nicht in die Eigene. Diese Phase endete abrupt mit dem Selbstmord eines guten Freundes, in dem Moment tobte ein wahrer Sturm aus Emotionen in mir. Mit dieser Wucht an Emotionen war ich überfordert, da ich weder gelernt hatte damit umzugehen noch wie ich diese verarbeiten kann, runterschlucken war keine Option mehr. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich kein reflektierter Mensch, ich lernte auf die harte Weise danach, auch mit fachmännischer Hilfe, mich selbst zu reflektieren, Emotionen zuzuordnen und diese auch rauszulassen, mit anderen zu teilen, darüber zu reden. Heute bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich mir meinen Emotionen recht gut bewusst bin, wo ich mir oft den Emotionen anderer bewusst bin, reflektiere und verstehe, wenn ich aus Emotionen reagiere und wo ich oft leider sehr gut nachempfinden kann wie sich Leute fühlen. Emotionen zu zeigen ist daher für mich ein Zeichen von innerer Stärke und einem inneren Wachstumsprozess. Und wer seine offen zeigen kann und gelernt hat mit ihnen reflektiert umzugehen hat von mir ne riesen Portion Respekt zu erwarten. Heute entscheide ich sehr stark, wem ich meine Emotionen zeige und zutraue, dass er damit souverän umgeht. Würde ich jedem meine Emotionale Seite zeigen wie sie ist, würde ich auf sehr viel Konter und noch mehr Bullshit stoßen. Beispiel: Ein emotionaler Post in dieser Gruppe hätte höchstwahrscheinlich als Auswirkung das sich ein paar der möchte gern Alphamales und evtl. Alphafemales lustig machen würden und nicht begreifen würden das sie sich selbst ein Armutszeugnis ausstellen. Daher spar ich mir sowas soweit es geht und freue mich über emotional tiefgründigere Post aus anderen Quellen. Und genau in diesem Umgang sehe ich eines der Hauptprobleme warum es mit der Emotionalen Kommunikation nicht oder sehr selten klappt. Wir leben meiner Meinung nach in einer recht kaputten Welt wo der Umgang mit Emotionen hinter verschlossenen Türen oder im Privatkreis geparkt ist, wo emotionale Menschen aktzeptiert oder geduldet werden wenn sie Frauen oder Schwule sind, Weicheier Softis usw… aber ein richtiger Mann nicht über dies Attribut definiert wird, wo Hollywood und die Medien ein Männerbild prägen was ungesund ist und viele Leute nicht lernen über ihre Emotionen auf eine Art und Weise zu reden, das andere sie verstehen können. Auch wird es immer schwieriger auf Leute zu stoßen die selbstreflektiert sind, und zuhören, um zu verstehen und nicht um zu antworten und sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Manchmal sitze ich nur still irgendwo herum und lausche zufällig fremden Gesprächen (klingt gerade etwas spooky) und bekomme ein wenig Angst wohin das noch führt. Und ja mit Scheuklappen durch die Welt zu gehen ist easy, eine Floskel als Antwort ist oft sicher einfacherer und ehrlich bei vielen will ich gar keine Connection auf Emotionaler Ebene, aber bei den Menschen, denen ich und die mir nahe sind will ich das. Da muss ich mich an sie anpassen, wie sie sich mitteilen können und versuche Wege zu finden das das klar stattfindet. Oft geht das schief ich werde missverstanden, aber dann mache ich nicht wie als Kind zu, sondern versuche es erneut auf eine andere Art und Weise mitzuteilen. Mittlerweile hasse ich deswegen (oh fucking Gedankensprung von Punkt 3) die heutige Kommunikation, WhatsApp oder sonstige Messenger oder auch Sprachnachrichten lassen unsere Kommunikation verkommen. Ein Gespräch unter vier Augen wird immer seltener. Inflationäres nutzen (alter was ne Fette Ironie) von „Emoticons“ lassen mich, wenn ich genauer drüber nachdenke, im Kreis kotzen. Klar trotzdem mache ich es selbst viel zu oft obwohl ich es doch besser weiß. Ich muss mir selbst immer wieder in den Arsch treten und mich dazu bringen in wichtigen Dingen das Gespräch unter vier Augen zu suchen. Meine Freunde wissen das ich mir immer für sie Zeit nehme auch wenn ich mir bei einigen wünschen würde das sie das Angebot mehr nutzen würden und lernen würden über ihre Emotionen offen zu reden. Also viel Text zum Thema von mir, das ganze sprengt für mich auf jeden Fall den Rahmen, hier einen Text zu schreiben, mit dem ich dem gerecht werde, viel lieber würde ich darüber mit Euch ins Gespräch kommen am liebsten bei nem Bier oder lecka Whisky auf der Couch ….
Wer bis hierhin gelesen hat Respekt, hoffe du konntest meinen wirren Gedankengängen und Sprüngen folgen… zum Ende ein kleiner Appell: Es liegt mit an dir wie die emotionale Kommunikation in deinem Umfeld aussieht und stattfindet, es gehören immer zwei dazu und nur an sich selbst kann man wirklich arbeiten. Sehr oft haben die Stillen viel mehr zu erzählen was Wert hat als die Lauten, nehmt euch auch mal Zeit anderen zuzuhören und in andere reinzuhören, es lohnt sich. Haut rein.

 



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