Dienstag, 6. August 2019

Dichterdienstag 19KW32 - Denke, Henker. Dichte, Richter.

Denke, Henker. Dichte, Richter.

Wenn aus "Dichter und Denker"
"Richter und Henker" wird, wird
es unsere Aufgabe sein werden,
erneut die alten Werten zu erwerben.

Einst schrieben und dichteten sie.
Heut' richten und wortschlachten sie
jede Meinung so derbe auseinander,
dass man meinen könnte, jeder hat 'nen Hammer.

Egal um welches Urteil es nun geht,
ob von Westen, Osten, Norden oder Süden,
der Wind der kommunikativen Mobilmachung, der weht,
meistens stark, manchmal mäßig, selten gediegen.

Die Bühnentauglichkeit der neuen Plattform
ist auf jeden Fall die neueste Wert-Norm,
wenn es darum geht, mitzumachen,
sich zu positionieren und anzufachen.

Ob Spaß, ob Nahrung, ob Unterhaltung,
ob OBs, ob Gummis, ob Vergeltung,
nebst Kleidung, Behaarung oder Schmuck,
liegt alles unter diesem stetigen Urteilsdruck.

Meinungen kann man ja durchaus haben.
Der Gerichtssaal ist allerdings kein Debattierclub...
das muss man schon so sagen.

Schnell wandelt sich der Raum zur Folterkammer,
wird dann zum öffentlichen Pranger
und letztendlich zum Schafott.

Das Schöne ist, am nächsten Tag ist alles vergessen...
verlaufen im Sand und Blut der letzten Qual,
bereit für ein nächstes - wieder - letztes Mal.

Es passiert, es nicht schön, es ist normal.
Ob gefragt oder ungefragt, ein jeder sagt,
was er denkt oder fühlt oder ist geplagt,
dass ein jeder fühlt, was er denkt oder fragt.

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