Sonntag, 25. August 2019

Schreib-"Challenge" #2.2019 (Joe): Zwischen den Zeilen...

 

Zwischen den Zeilen - kaum jemand ist in der Lage empathisch und verständnisvoll zuzuhören. (anerzogen, Genetik oder erlernbar) 



"Ein bisschen Empathie schadet nie.", wäre ein extrem richtiges und wichtiges Zitat, hätte es bisher mal jemand in dieser Form in der Öffentlichkeit verbreitet. Kann man durchaus machen, wie ich finde. World goals: lerne Empathie.

Zwischen den Zeilen... Das ist wieder voll mein Thema bzw. eine Thematik, mit der ich mich seit gewisser Zeit sehr bewusst und aktiv auseinandersetze und eine Geschichte, die mich, als ewigen Analysten etwaiger Verhaltensweisen, immer wieder zu bitteren aber auch aufschlussreichen Erkenntnissen führt. Ich weiß mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ich das mutmaßliche Fehlen von Subtilität in der allgemeinen Kommunikation der heutigen Zeit kritisiert habe und ja, es hält sich...das muss man leider sagen.

Der fehlenden Möglichkeit, tiefgreifende, erklärende oder emotionale Verhaltensweisen bei einem anderen Menschen mitzubekommen bzw. wahrnehmen zu können, ist es geschuldet, dass vermeintlich ganze Massen von Leuten ziemlich egoistisch vor sich hin leben. Getrieben von der Oberflächlichkeit des Seins. Immer nur halb daran interessiert, wie es anderen geht und in erster Linie um das eigene, stumpfe Wohl bemüht. In der Tat ist es ein Massenverhalten, denn ich würde mal grob schätzen, dass zur Zeit nur jeder Fünfte in der Lage ist, wirklich empathisch zuzuhören. Und das sind in anderen Worten, bzw. Zahlen, nur zwanzig Prozent.

Gehen wir mal zum Teil-Kern des Themas. Kommunikation unter Menschen kann zum Beispiel wie folgt aussehen...und zwar völlig unterschiedlich...

Entweder:

Zuhören. Interagieren. Nachfragen/Nachhaken. Interesse zeigen. Aufmerksam sein. Verständnis haben und zeigen. Auf Dinge eingehen. Trost spenden. Freude teilen. Aufrichtige Bestätigungen aussprechen. Mitgefühl zeigen. Vertrauen vermitteln. Zwischen den Zeilen. Zeit anhalten. Gerne wieder.

Oder:

Zuhören. Überhören. Weghören. Abgelenkt sein. Sich selber ablenken. Ignoranz. Desinteresse. Heuchelei. Oberflächlichkeiten. Blabla. Small bis gar kein Talk. Kommunikation mit Gegenleistungs-Gedanken. Ohne Zeilen oder nur darüber. Zeitverschwendung. Nach mir die Sintflut. Ist mir eigentlich egal.

Ein empathisches Zuhören oder auch ein mitfühlendes Miteinander ist natürlich immer an das Interesse an einer tiefergehenden Auseinandersetzung oder die Fähigkeit für diese Merkmale gebunden. Und es kann in der Tat nicht jeder von sich sagen, ein empathisches Wesen zu sein. Die Wenigsten sind in der Lage, diese Wesens-Eigenschaft überhaupt zu erkennen. Denn dafür, so denke ich, ist eine beachtliche Menge an Selbstreflektion nötig und die ist nicht so verbreitet, wie es sich vielleicht fadenscheiniger Weise oft auf die Flagge geschrieben wird.

Wenn man ein Empathie-Träger ist, sollte man sich selber sehr gut einschätzen können. Man wird sich häufig mit sich selbst auseinander setzen. Man weiß, wie man auf Dinge des Persönlichen reagiert, kann sein Verhalten selbst erklären und ist in der Lage emotional zu sein. Je offener und klarer man selbst mit der Möglichkeit seiner Emotionen ist, desto empathischer kann man sein bzw. ist man. Ich denke, dass Empathie, wenn sie einmal erworben wurde, durchaus immer präsent ist. Selbst, wenn eine persönliche, vermeintlich schwierige Phase am Start ist, die eventuell die eigene Euphorie etwas hemmt. Ein Mitgefühl kann man auch in der ätzensten Phase äußern.
Denn das Schöne bei der Anwendung von Empathie ist ja auch, dass man darüber unglaublich viel positive Energie beziehen kann. Ich für meinen Teil kann immer wieder nur feststellen, dass es mich mit Glück und Zufriedenheit erfüllt, wenn ich für jemanden da sein kann. Wenn ich Trost spenden darf oder merke, wie ich jemandem eine Freude machen kann. Das gibt mir unglaublich viel und es ist schön dies hier zu schreiben und dabei zu merken, dass es genau der richtige Weg zu sein scheint.

Wo kommt Empathie also her? Ist sie eine rein vererbte Sache? Etwas Anerzogenes oder auch Etwas, was man selber lernen kann, unabhängig davon, wie die Erziehung gelaufen ist?

Ich denke, auch in Anbetracht meiner Zwanzig-Achtzig-Theorie, dass wahre Empathiefähigkeit in der genetischen Wiege liegt und die Möglichkeit, emotionale Verbindungen und Zusammenhänge ermitteln zu können, tatsächlich ein seltenes Privileg ist. Zwar sind wir biologisch mit ähnlichen und teilweise gleichen Anlagen ausgestattet und die DNA-Stränge variieren gar nicht so viel, dennoch muss es genetisch bedingte Unterschiede geben, die zur Ausprägung verschiedener Fähigkeiten führen. 
Welches Chromosom oder welche Verbindung auf neurologischer Ebene aber genau für die Möglichkeit des Mitgefühles zuständig ist, habe ich bisher nicht weiter recherchiert (ich wollte auch mal ohne die Hilfe von Wikipedia auskommen und den Rahmen nicht wieder überstrapazieren...wobei Rahmen ja ein dehnbarer Begriff ist...aber ich schweife ab).
Wenn ich mal so grob überschlage, ist Empathie ja die Fähigkeit, sich in Situationen oder Schilderungen hineinversetzen zu können und darüber ein Verständnis für den Umfang einer temporären emotionalen Lage zu haben. Über Verständnis kann man eine Situation verstehen und jemandem viel besser mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es nötig ist. Alleine die Tatsache, dass man merkt, wann es nötig ist und wann nicht, erfordert eine synaptische Schaltung, die durchaus kombinieren muss. Eine Programmierung, die versteht und zudem immer mehr dazu lernt. Empathie ist die Möglichkeit, an anderen zu wachsen, sich zu entwickeln, zu verstehen und zu sehen.

Grundsätzlich, sollte also jeder Mensch in der Lage sein, Verständnis zu haben. Im Normalfall entwickelt sich die Wahrnehmung und ein Bewusstsein dafür in jungen Jahren. Wenn die Erziehung nicht völlig versagt, kann man also davon ausgehen, dass die Grundlagen der Empathie immer mit einer normalen Entwicklung reifen sollten. In meinen Augen sollte dies ganz logisch betrachtet passieren, da das Leben eigentlich immer ein Miteinander ist. Das nennt sich (soweit ich das weiß) Sozialwesen oder gar - politisch - Sozialstaat. Also eigentlich eine völlig normale Angelegenheit. Eigentlich.

Was ist aber, wenn ich von Haus aus, bzw. von ganz klein auf, nur mit Desinteresse, Verunglimpfungen oder Abweisungen zu tun hatte? Was ist, wenn meine sich entwickelnde Selbstwahrnehmung von Hass, anstelle von Liebe, geprägt ist? Stumpfen die Sinne dann unter Umständen so sehr ab, dass die Fähigkeit für Mitgefühl abhanden geht? Ist die Möglichkeit dennoch latent gegeben und wird nur durch persönlich stärkere Emotionen verdrängt? Ist man, wenn man lange genug in seiner Entwicklung gestört wurde, irgendwann gar nicht mehr in der Lage, eine sozial-empathische Ader zu haben? Oder kann diese aufgrund von extremen Einwirkungen im Gegenteil enorm ausgeprägt sein?

Ich denke, wenn man die neurologische Möglichkeit hat, empathisch zu sein, wird Diese - früher oder später - in einem Menschen zum Vorschein kommen. Vielleicht passiert das erst nachdem man emotionale Extreme durchleben musste und entwickelt sie nicht immer schon in frühen Jahren, aber die Empathie wird bei den richtigen Menschen ans Licht getragen werden.

Somit gibt es vielleicht noch viele unwissenden Empathen, deren Potential noch nicht komplett ausgeschöpft wurde. Die einfach noch nicht wissen, dass sie dieses Privileg in sich tragen. Vielleicht wird aus zwanzig Prozent bald ein bisschen mehr. Wenn zum Beispiel eine große, gesellschaftliche Krise passieren würde. Wenn man vor bisher unbekannte emotionale oder "lebenswichtige" Aufgaben gestellt werden würde. Die Einen werden mit Verständnis für die Situation reagieren können, völlig unbewusst, weil es bisher scheinbar nicht nötig war, die Anderen werden einfach weitermachen und sich an die Masse halten, um möglichst nicht unterzugehen...

Empathie ist etwas ganz Tolles. Sie ist wichtig. Mir persönlich ist sie in den letzten Jahren zunehmend wichtiger geworden, bzw. ich nehme die positive Wirkung sehr viel bewusster und intensiver wahr. Jeder sollte die Möglichkeit haben, diese tiefergehenden Verbindungen und emotionalen Zusammenhänge wahrnehmen zu können. Vielleicht würden wir uns besser verstehen. Wir würden rücksichtsvoller auf einander eingehen können... Aber was ist Anspruch und was ist möglich? Was ist realistisch? Was ist die Realität?

Hinterfrage Dich, ob du fähig bist! Vielleicht bist Du besser als du ahnst? Vielleicht überraschst Du dich selber mit neuen Erkenntnissen. Neuen Möglichkeiten...aber auch damit verbundenen neuen Herausforderungen. Empathie benötigt im Endeffekt nur einen kleinen Energieaufwand, um zu funktionieren und es lohnt sich in jedem Falle. Verständnis und ehrliche, aufrichtige Unterstützung sind das A und O für ein schönes Miteinander.

Ein bisschen Empathie schadet eben nie!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen