Sonntag, 19. Januar 2020

Ein Dialog aus dem Inneren

Wenn mein Trommler mich fragen würde: "Und? Was hast du gestern so gemacht?!"

Würde ich in Bezug auf gestern antworten: "Ich habe über elf Stunden mit meinem Glück in Griechenland telefoniert.

"Uhhh, okay...das ist lang! Und was hast du sonst noch gemacht?" 


"Ich war kurz einkaufen. Wir hatten dadurch 'ne kleine Pause von ungefähr eineinhalb Stunden."

"Verstehe...und sonst?"

"Halt das Übliche: was gegessen, ziemlich viele Kaffee getrunken. Ziemlich viele Zigaretten geraucht und so. Ein bisschen im Netz gesurft und eineinhalb Folgen von Salvation geguckt."

"Okay...ja...das ist krass...elf Stunden...Telefon...joa..."

"Ja, voll, oder?! ...aber halt über's Netz...Whats-App etc. Zwischendurch haben wir uns aber auch gesehen. Videochats können echt Alles! Es ist einfach immer wieder großartig, dass man sich trotz dieser ekelhaften Distanz von zweieinhalbtausend Kilometern live und in Farbe, sogar mit Ton, sehen kann! Wenn man trotz dieser Entfernung einen halben Tag miteinander verbringt...der absolute Wahnsinn, ich sag' es dir!"

"Fernbeziehungen früher...überleg' mal...per Telefon und Brief. Da könnt ihr echt froh sein, dass die Möglichkeiten der Technik so schnell nach vorne gegangen sind. So oder so, ich finde es immer wieder beachtlich und echt toll, dass ihr euch dafür entschieden habt. Das ist nicht das Einfachste der Welt!"

"Einfach...pah. Einfach am Arsch! "Ich hab nie gesagt, dass ich einfach bin", du erinnerst dich?! Aber ja...es ist echt 'ne miese Nummer...da liegt seit Monaten ein solches Verlangen in dir, eine solche Sehnsucht und du wartest, versuchst die Zeit verstreichen zu lassen und es zieht sich einfach...es ist so ein unfassbar intensives Gefühl von Fernweh, das da herrscht. Jeden Tag das Vermissen, jeden Tag das nach-vorne-Sehen und sich freuen. Jeden Tag ein Aufwachen, was sich nur halb anfühlt. Die Nähe...ich vermisse ihre Nähe...so sehr..."

"Das denke ich mir. Aber bald geht es ja ersteinmal wieder runter, oder?!!"

"Ja, genau. Dann ist es endlich wieder soweit!! Ich sag's dir, diese Zeit jetzt, seit dem ich das letzte Mal dort war, sprich vor gut 3 Wochen, bis heute ist die kürzeste Zeit, die wir aufeinander Warten. Und trotzdem ist sie derartig zäh...ich will einfach nur die Zeit antreiben, halte mich in meinem echt überschaubaren Alltag mit den kleinen Strukturen über Wasser...und, ja! Wir versuchen jeden Tag so viel Zeit miteinander zu verbringen, wie es eben geht. Und da mein Alltag hier vor Ort ziemlich entspannt und sehr frei ist, kann ich alles an Zeit aufbringen. Am liebsten würde ich ihr eben auch meinen ganzen Tag zur Verfügung stellen. Deshalb sind die Elf Stunden - welche wohlgemerkt vor Monaten schon von 11 Stunden und 48 Minuten als längstes erstes Mal getopt sind, völlig machbar. Ich begleite sie in ihrem Ohr durch ihren Alltag...und der ist, wie du sicherlich schon mitbekommen hast, alles andere als gewöhnlich, leicht oder gar einfach."

"Ja...richtig, hab' ich gesehen...Bilder, Facebook...dein Reisebericht...ziemlich viele Hunde und eigentlich viel zu viel Arbeit für eine Person und keine Wochentage in dem Sinne? Griechenland, irgendwo in den Bergen, oder?!"

"Jap. So sieht's aus. Was da an Zeit-Rhythmus-Struktur im Verhältnis zur anstehenden Arbeit abgeht, ist einfach völlig krass. Du bist ja jeden Tag voll am Start und kalkulierst halt immer irgendwas mit ein. Weil irgendwas außerhalb der Reihe ist ja immer. Und überleg' mal...bei so vielen Tieren, die es zu behüten, versorgen und pflegen gilt...plus die neusten, echt noch sehr sehr jungen und kleinen Welpen, die aktuell aufgenommen wurden...in den elf Stunden Telefonat waren gefühlt vierzehn Stunden Arbeit enthalten..."

"...und das macht sie echt alles ganz alleine? Respekt!"

"Ja, vor Ort auf jeden Fall. Der Verein hat ja noch weitere Mitglieder. Die sind aber in Deutschland ansässig und regeln von dort weitere zu organisierende Dinge, wie Logistik und Transport von Futter- oder Sach-Spenden, Öffentlichkeitsarbeit und ganz zu Schweigen von dem generellen Engagement für den Verein und den Tierschutz an sich. Es ist also vor Ort an ihr, jeden Tag, jede Woche, jeden Monat und jedes Jahr für die Tiere da zu sein und ihnen eine wunderbare Unterbringung und einen sicheren Aufenthalt zu bieten. Es sind mittlerweile übrigens neunundneunzig Hunde...!!"

"Da fehlt ja nur noch Einer bis zum großen Jubiläum...!? Aber krass...es ist einfach nur völlig beachtlich und mutig, sich für so ein Leben zu entscheiden! Von wegen Urlaub? Mal ein bisschen Luft oder Zeit wirklich für sich haben, ohne, dass immer irgendetwas ist, wofür du parat oder quasi auf Abruf stehen musst?! Das geht auf jeden Fall alles abhanden, oder?"

"Ja, definitiv. Ich bin auch immer wieder, jeden Tag, erstaunt und begeistert, wo sie die ganze Energie hernimmt und das nun schon echt lange. Zwar nicht immer in dem Ausmaß, welches es nunmal aber angenommen hat, aber...ja...mein unfassbar fleißiges und ambitioniertes Glück, sage ich immer...es ist und bleibt der Wahnsinn! So oder so! Und ja, da wiederhole ich mich seit Monaten, aber es bleibt dabei. Völliger Respekt für sie als Menschen, als Charakter, als Geist und Wesen und darüber hinaus für die Arbeit und das Pensum, was zu leisten ist. Jeden Tag. Ich hab's ja mitbekommen als ich dort war. Es ist ein Job, den machst'e einfach 24/7/365.

Wenn ich sie besuche und zu ihr fliege, sage ich immer: Ich bring' dir ein bisschen Wochenende mit. Ich pack' ein bisschen Sonntag ein. Und es ist so schön, zu wissen, dass alleine durch die Anwesenheit, durch das ganz echte Miteinander, eine Art Refugium Einzug erhält. Ein kleines bisschen Ruhe, die ich ihr schenken kann. Ich gebe ihr jede Art von Unterstützung, die Nötig ist, immer. Ich will ihr Lasten abnehmen, ihr ein bisschen Zeit für sich schenken. Aber alleine die Zeit, die wir miteinander verbringen können, ist ein wahres Geschenk...und deshalb telefoniert man halt auch mal elf Stunden...weil es, obwohl es eben überhaupt nicht einfach, einfach fehlt. Der Ausgleich, die Nähe, die Wärme, die Ruhe, das Anlehnen, das Fallenlassen, das Helfen, das Dasein, das Reden, das Schweigen, das gemeinsame Einschlafen und Aufwachen, alles dazwischen und die ganze Meute.
Ich habe noch nie in meinem Leben ein solches Fernweh und eine so umfassende Sehnsucht verspürt, wie in den letzten Monaten. Dass ich mal soviel auf Reisen gehen würde, in meinem Leben...du weißt, damit hab ich mal überhaupt nicht gerechnet...erste Male sind ja so super!!"

"Ich seh' schon, ich seh' schon! Du bist völlig angetan und hin und weg! Das freut mich sehr, zu hören und zu sehen, mein Lieber. Nimm es an, saug' es auf. Das Leben ist 'ne geile Energie, take it!"


"Unbedingt! Und ich bin dir immernoch und weiterhin so dankbar, mir damals so sehr unter die Arme zu greifen, dass ich mittlerweile frei bin, zufrieden in mir zu sein und diese positive Energie, die man ausstrahlt, nun teilen zu dürfen. Ich bin echt glücklich im Moment! 2019, war eh ein Jahr, was unfassbar positive Bahnen gezogen hat und nun seit Monaten auf einem ganz anderen Level weiterzieht. Es ist der Wahnsinn! Ich bin echt froh, dass das Alles so gekommen ist, wie es sich entwickelt hat, was wir daraus gemacht haben und machen...hach, mein Glück, ich denke an dich!"


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