Donnerstag, 5. Juli 2018

Erinnerung. Der schönste Speicher

Wenn Sätze aus dem On/Off inspirieren: "Die Erinnerung ist der schönste Datenspeicher"

Wie wahr, wie wahr. Erinnerungen, unser Gedächtnis. Bilder, Emotionen, Gedanken. Alles auf einmal.

Mit einer schönen Erinnerung, die man sich selber vorstellen kann - an die man sich bewusst erinnert, sich diese vor die inneren Augen führen kann - verbindet man doch so Vieles auf einmal. Ich habe so viele Erinnerungen eingelagert, die immer mal wieder bewusst oder auch unbewusst, dann von außen herausgekitzelt, passieren. In meinem Kopf laufen zusätzlich zu den Erinnerungen auch weitere Assoziationen ab. Dinge die man neu mit den Erinnerungen verknüpfen kann, da man sie erst nach der Erinnerung in Erfahrung gebracht hat, diese aber nun zu einer Erinnerung passen (assoziativ) und dadurch eine Verknüpfung und Verbindung erhalten. So werden Erinnerungen unter Umständen mehr, als sie es mal gewesen sind.

Ich finde Erinnerungen unglaublich toll und bin so froh darum, dass ich mir Dinge merken kann. Klar, heutzutage, in einer Zeit, in der Datenspeicherung salonfähig geworden ist, ist es auch nicht verwunderlich, dass wir (die Gesellschaft) die Dinge auch speichern, aufnehmen und behalten wollen. Wir bedienen uns dazu aber oft und immer mehr dem Hilfsmittel, der Foto- und Video-Erinnerung. Alles wird heutzutage aufgenommen. Alles, wirklich Alles und ja...früher oder später wird genau das Alles auch irgendwie mal im Netz landen. Dann wird aus der Archivierung schnell die Verbreitung und tja...wenn man Glück hat wird man zum YT.Star und merkt es nichteinmal. Sachen gibts immer wieder.

"Ich war kurz Millionär und habs nichts mal mitbekommen." Andy, Mitte vierzig, Internettroll und Famehure.

Diese immer transparenter werdende Gesellschaft ist mittlerweile wahrscheinlich auch gar nicht mehr fähig, Erinnerungen so richtig zu behalten. So ganz klassisch, mein ich. Angucken, merken, behalten, sich erinnern. Emotion! Während wir uns Veranstaltungen, die Natur, oder einfach nur das Leben anschauen, sind wir so damit beschäftigt, ein Handy hochzuhalten, auf Play zu drücken, den Fokus zu checken, Ladebalken, Benachrichtigungen, Zeit, Wetter, Empfang...so viel Informartion in so einer kleinen Zeile!

Aber sollten wir diese vermeintlich besonderen Momente nicht einfach wahrnehmen und genießen, anstatt Sie zudem künstlich zu archivieren? Klar, es ist irgendwie schön, sich nach vierzig Jahren Bilder anschauen zu können oder eben ein Video. Bewegte Bilder mit Ton und Allem. Ein Fotoalbum ist ja auch seit je her ein klassisches Andenken-Sammelsurium. Schön und gut. Erinnerungen werden dadurch einfacher aktiviert. Man schwelgt in Erinnerungen, wenn man sich in vergangenen Bildern sieht, alte Aufzeichnung anschaut oder durch die Mitnahme eines Konzertmitschnittes, einen Höreindruck bekommt. Für den Zweck sich auf die Zukunft "vorzubereiten" sind dieses Aufnahme-Einstellungen der Leute auf jeden Fall gut.

Aber genießt man dann noch? Ein Konzert, z.B. oder eine Theateraufführung, ein Feuerwerk, das Meer, die Sonne, die Umwelt, die Menschen!! Jeder ist immer mehr Kameramann, Regisseur und Darsteller zugleich und dreht seinen eigenen kleinen Film. Die Anthologie der Egos. Episode für Episode. Im Endeffekt, besteht ein vieler Leben aus reinen Fortsetzungen. Man weiß ja, was man so über Fortsetzungen sagt...oder: nicht jedes Franchise wird ein Kassenschlager.

Was halt flöten geht, ist die Gegenwart. Der Moment, den wir uneingeschränkt wahrnehmen sollten. Mit all unseren Sinnen. Momente, in denen wir frei sein könnten. Momente, die, wenn wir sie einfach wahrnehmen, für immer in Erinnerung bleiben werden. Wir brauchen keinen zusätzlichen, digitalen Sinn. Es sind doch nur Instrumente und Werkzeuge und kein Ersatz für die Wahrnehmung. Dennoch ist die Bereitschaft, sich dieser Werkzeuge zu behelfen enorm groß geworden. Wie schon so oft gesagt, es gibt für Alles eine App. Jeder wäre so froh, wenn es die eine App gäbe, die dein Leben leichter machen würde...

So bedienen wir uns lediglich sprichwörtlicher Momentaufnahmen. Ohne sie selber so aufzunehmen, wie wir es einmal im Stande gewesen sind, diese aufzunehmen. Ich denke ja weiterhin, dass durch die permanente Nutzung von Hilfsmitteln und Werkzeugen, die Fähigkeit zu Eigenständigkeit abhanden geht. Wir prägen uns und unser Verhalten und die Fähigkeiten durch Routine und Rhythmus. Spiele eintausend mal das gleiche Lied und es bleibt hängen. Irgendwann kann man es auswendig, sofern man noch in der Lage ist, den Lern- und Denkprozess bei Wiederholung und Wahrnehmung arbeiten zu lassen.

Veränderungen passieren so schnell und automatisch, dass wir sie gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Die Kurzfristigkeit der Dinge lässt uns weiterhin immer mehr kurzfristige Dinge tun. Auch im Kopf. Die Erinnerungsfähigkeit nimmt auf Dauer ab. Mit den Werkzeugen/Hilfsmitteln machen wir uns faul. Irgendwo ganz normal, dass das passiert. Autofahren war ja auch schon vor dem Internet da. Und viele die fahren, fahren lieber statt zu laufen, auch wenn es nur dreihundert Meter um die Ecke sind. Man wird eben gemütlicher und fauler. Innen und außen. Wobei ich die Kopffäule im Allgemeinen am erschreckendsten finde. Der Begriff Smombie ist aktueller denn je, befürchte ich. Wird Zeit, dass die neue Staffel von TWD wieder beginnt. Dann kann man wieder so schöne Parallelen ziehen.

Was wäre, wenn die Apokalypse nicht erst kommt, sondern gerade passiert? Wer würde dann als Gewinner aus den Trümmern hervorgehen? Die Smombies oder die, die sie dazu gemacht haben?


Ich erinnere mich spontan an ein Weihnachten von vor über 20 Jahren. Ich sehe das angenehme Licht der Kerzen, kann mir vorstellen, wie es im Haus meiner Eltern gerochen hat. Es riecht nacht Nadelbaum und Räuchermännchen. Funkeln. Geschenke. Familie. Harmonie. Eine wunderschöne Zeit, ein toller Moment. Weihnachten in Frieden, was Anderes gab es bei uns nie. Die Kinder mussten nicht irgendwas singen, was sie nicht wollten, das Essen wurde für Alle gleich genehm ausgewählt. Fotos wurden so gut wie nie gemacht. Auch damals haben wir einfach den Moment genossen. Und er bleibt. Er ist da und kann, auch ohne Hilfsmittel zurückgeholt werden.

"Die Erinnerung ist der schönste Datenspeicher." (ich glaub der Nafets hats so formuliert)






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen