Mittwoch, 20. Februar 2019

Der ewige getretene Hund

Fiktive Dialoge aus dem Leben (FDADL): 


Er: "Yo, Bro! Was geht ab?!"

Ich: "Yo. Alles, was nicht fest ist?!"

Er: "Yo. Sehr lustig."

Ich: "Ja, so bin ich. Kennst' mich doch!
Was läuft bei dir? Wieder die zweite Pulle Bier am Start?"

Er: "Klar. Standard. Was soll ich machen. Feierabend...da häng' ich halt so mit meinem Kumpel Flasche rum. Läuft.
Harharhar.
Oh...bald brauch ich wieder nen neuen Kumpel. Kommste gleich mit, einen Neuen holen."

Ich: "Jo, klar, machen wir gleich, trink du mal erst zu Ende.
Aber ja, das sehe ich...Kumpel. Wie gehts dir sonst so? Was machen die Frauen?"

Er: "Ach, die können mich alle mal ficken...ach nee...die sollten mich mal alle ficken. Und wat is? Wieder nur Blabla, du bist da nicht der Typ für, F-, Friendzoneboy, blabla...drecks Fotzen...alle...!"

Ich so: "Okay!?"

Er so: "Huh?"

Ich: "Ja, dein Kumpel scheint Dich ja schon richtig in Stimmung gebracht zu haben!
Fahr' mal runter, die Leute gucken schon!!!"

Er schaut sich um: "Ach, alles blöde Fo..."

Ich so spontan: "Alter, es ist fast noch mitten am Tag, haste mal auf den Tacho geguckt?!
Aber yo, komm', wir gehen dir noch n Bier holen, ich trinke auch eins mit, denke ich."

17:13 Uhr. Draußen. In der Stadt. Öffentlicher Platz.
Wir eilten also flott zum nächsten Kiosk, um noch zwei Pilsetten zu erwerben. Gesagt, getan, zschhuuut, plöp. Prost. Wieder am Platz, an dem man Bier trank, angekommen, setzten wir uns erneut auf die Stufen und blickten in den Himmel, an dem die Sonne zunehmend unterging. Ein leichtes Orange berührte die Schleierwolken, die sich langsam aufzulösen schienen.

Ich: "Es ist mir übrigens schleierhaft, warum du die ganze Zeit nur am Jammern bist, dass alle, bevorzugt Frauen, so schlimm und doof sind. Was ist denn da los, sag mal!? Das war doch mal anders, du warst auch mal entspannter?! Wie alt warst du noch gleich?? Harharhar."

Er: "Wat? Alt genug auf jeden Fall. Wenn ICH die Fresse nicht aufmache, macht's doch eh keiner. Ich rege mich auf, so viel ich will. Und wenn die alle scheiße sind, da kann ich ja nichts für... "

Ich seufzte innerlich, nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und stellte fest, dass Seine schon wieder halb leer war. Es muss Magie sein, dachte ich mir. Wie kann man in so kurzer Zeit nur so schnell trinken?!

Er weiter: "...ich solle mich mal etwas ändern und an der eigenen Nase fassen, sagen die."

Ich so: "...an die eigene Nase..."

Er: "Was? Ach, halt die Fresse.
Warum soll ich mich ändern? Wenn die nicht auf mich und meine Personality klarkommen, ist das ja nicht meine Schuld, sollen die sich halt anpassen. Ich bin n geiler Typ. Das sagt mein Kumpel auch immer!"

Ich: "Dann scheint es aber so zu sein, dass du immer die datest, die die Falschen sind und ihre eigene "Personality" haben? Oder? Ich mein...du kannst ja nichts erzwingen. Meinst'e nicht, dass da was dran ist und du vielleicht etwas festgefahren bist, im Umgang mit Menschen und Mädels?!"

Er: "Ach, halt die Fresse. Sollen mich halt alle in Ruhe lassen. Bin eben Künstler. Ich hab mir mein Schicksal nicht ausgesucht...Ich kann gar nichts dafür, dass ich ein getretener Hund bin. Ich beiße halt, wenn man mir versucht auf den Sack zu gehen."

Hastig setzte er die Bierflasche an und saugte die letzten Reste des Gerstensaftes förmlich in sich hinein.

Er: "Ach, schon wieder leer. Guck, die Bitches machen mit mir, dass ich trinken muss."

Ich so: "Yo, das wird's sein...
Um nochmal kurz auf diese Wahrnehmung und die Wirkung auf Andere zurück zu kommen. Was erwartest du denn, wenn du dich scheinbar, wie ein unreflektiertes Arschloch, das völlig uneinsichtig ist, wenn es um Veränderung geht, verhälst?!"

Er: "Was soll ich schon erwarten? Enttäuschung wahrscheinlich..."

Ich: "Und warum?"

Er "Ja, weil die sich halt eh nicht anpassen und nicht auf mich klarkommen. Ach, alles scheiße. Ich geh gleich nach Hause und saufe da weiter, dann muss ich mich hier auch nicht vor dir beklagen und gehe niemandem auf den Sack.

Ich: "Du trinkst doch nie zu Hause? Wann hab ich dich mal zu Hause gesehen? Du schläfst da nur oder?"

Er schielte in die leere Flasche, wie man eben in eine leere Flasche hineinlinst, wenn man schon etwas mehr getrunken hatte, aber dennoch gerne nachsehen wollte, ob sich nicht vielleicht doch noch ein kleiner Rest irgendwo in dieser durchsichtigen Flasche versteckt hielt...und bekam meine Frage gar nicht mit, sonst hätte er bestimmt wieder damit gedoht, mir die Freundschaft zu kündigen.

Ich: "Da beschwer dich nicht und nimm es einfach hin, wie jeder andere auch. Du weißt doch, Mimimimi-Mittwoch ist nur Mittwochs!!!"

Er: "Aber was soll ich denn mit so Leuten?! Wenn doch alle scheiße sind..."

Ich: "Du hast eben was von einem getretenen Hund gesagt...meinste nicht, dass man immer das ist, was man ausstrahlt?!"

Er: "Ausstrahlung hab ich. Guck hier durch die leere Flasche in die Sonne. Strahlt mächtig grün. Politik ne...auch so ein Thema..."

Ich: "Ja...Politik ist mir ziemlich egal, da musste mir jetzt nicht mit anfangen! Wenn du nur halb so viel Jammern würdest, wie du trinkst, wäre das schon ein guter Anfang. Ich bin, um ehrlich zu dir zu sein, einfach genervt von deiner ständigen, negativen, "Die Welt ist so schlimm, ich bin ein Opfer"-Haltung. Und trink mal weniger. Niemand findet es geil, wenne zum Date schon mit so ner Fahne aufläufst..."

Er: "Eh..."

Ich: "Jetzt hälst du mal die Fresse. Wenn du weniger im Selbstmitleid baden würdest, würdest du auch andere Menschen anziehen, als die, die du bisher erreichst. Klar, du musst irgendwie ein Image aufrecht erhalten, der ewig getretene Hund. Irgendwie süß, räudig aber auch zu bemitleiden. Darüber hinaus, völlig traumatisiert und nicht fähig, einen normalen Umgang zu zulassen. Bediene dieses Bild ruhig weiter, aber bitte, hör auf, immer alle für deine Unzufriedenheit zu belangen. Ich reiche dir hiermit einen metaphorischen Spiegel."

Er: "Ich muss mich nicht im Spiegel ansehen, um zu wissen, dass ich geil bin. Den kannste behalten.
Ich hole mir jetzt noch ein Bier für den Heimweg in der Bahn und eines für danach und dann mach ich mich vom Acker, du Fucker."

Ich: "Yo. Mach das mal, Schneewittchen. Hau rein. Wir schreiben."

Er: "Jaa, jaa."

In der Ferne bellte leise ein Hund.





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