Die Wurzel der Affenhorde
Manche Freundeskreise bilden sich in
der Schule und bleiben so zusammen. Andere zerstreuen sich komplett.
Und manchmal bleiben fast alle da, studieren oder machen eine
Ausbildung. Aber bleiben zu Hause. Fast alle. Nur einer geht, allein.
Richtung Norden. „Hey, wie cool, wir kommen dich besuchen.
Spätestens im Sommer.“ Drei Sommer vergehen. Drei mal war jemand
da. Kurz. Für einen Tagesausflug. Nie zum Geburtstag, wenn er dafür
nicht nach Hause kam. Immer wenn er zu Hause war, war für alle klar,
dass man was zusammen macht. So wie früher. Dass er zu allen
Geburtstagen extra zurück kommt.
Für sie hatte sich nichts geändert.
Sie waren wie immer. Er war für sie wie immer. Der der er war, als
er sich auf seinen Weg machte. Für ihn waren sie wie immer, aber er
war nicht wie immer, nicht mehr der von früher. Sie verstanden
nicht, dass er sich verändert hatte als er zurück kam. Er kam
wieder, aber konnte mit den Leuten von früher nichts mehr anfangen.
Er passte nicht mehr dazu. Da war kein Freundeskreis mehr. Er hatte
den früheren Freundeskreis verlassen und nun ließ er auch den neuen
aus der Studienzeit hinter sich. Wieder allein.
Der zweite Neuanfang fiel schwerer.
Viel schwerer als der erste. Wieder am Ort von früher, an seinen
Wurzeln. Die Wurzeln waren noch da, aber der Stamm, in dessen Krone
er wie ein einzelner Affe saß, war sehr dünn geworden. Er brauchte
dort lange, bis er verstand, dass er zu den Wurzeln, seinen Wurzeln,
zurück musste. Sich selbst finden! Von dort einen neuen Stamm
wachsen lassen! Eine neue Krone schaffen, in der er in seiner
Affenhorde sitzen kann und sitzen bleibt!
(geschrieben von Jan)
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