Freitag, 13. März 2020

Schreib-Challenge #1.2020 (Joe): Entwurzelung/Neuanfang - Umzug ins Unbekannte (Fluch oder Segen?)



Entwurzelung: seine Basis nehmen, die über Jahre oder Jahrzente hinweg an einem bestimmten Ort tiefe Verankerungen geschlagen hat und aus der Erde ziehen, um sie woanders neu zu pflanzen...

Dann haste da deine Wurzeln in den Fingern und fragst dich: "Wo packe ich die nun am besten wieder so in Erde, dass sie direkt und unbekümmert wachsen, gedeien und einen neuen Anker schaffen können?" Die Antwort ist meistens: es ist nicht damit getan, die Wurzeln einfach zu nehmen und woanders wieder auf Anhieb wachsen lassen zu können. Solche Wurzeln brauchen nun mal einen Nährboden, Energie, Zuversicht und Zeit. Und da man sich - wenn man sich dafür entscheidet, einen Neuanfang an einem anderen Ort zu wagen - ersteinmal aller bisherigen Gundlagen enthebt, ist der Name Neuanfang immer ein wichtiger und wertiger Begriff, der genau so genommen und umgesetzt werden sollte, wie es seine Bedeutung hergibt! So ein Umzug - und ich spreche jetzt nicht von einem "handelsüblichen" Umzug, sondern von einem bewussten "Dinge hinter sich lassen und neu anfangen" - ist in jedem Fall eher ein Toblerone-Essen als ein Zucker-Schlecken. Etwas Unbekanntes ergründen, erfahren und leben...es könnte aber kantig werden und unter Umständen am metaphorischen Gaumen kratzen. In den meisten Fällen hängt wahrscheinlich doch sehr Vieles an den Wurzeln dran, was entweder noch abgeschüttelt oder irgendwie mitgenommen wird. Ausnahmen bestätigen natürlich diverse Regeln.

Da ich mit der Ergründung der Themen für die Schreib-Challenges ja nie etwas zu tun habe, muss ich aber nach vier Runden wieder feststellen: irgendwie passen die Themen immer super in mein Selbst. (Nochmal kurz "Danke Gremium"!! für die gute Auswahl und Identifikation) Auch zu dieser Überschrift herrscht in mir aktuell - seit geraumer Zeit - eine Auseinandersetzung mit genau diesem Thema.

Die Idee, hier in Deutschland meine Zelte abzubauen und - wie sollte es anders sein - in Griechenland neu aufzuschlagen, herrscht nun doch schon etwas länger in mir. Ich habe in den letzten Monaten sehr sehr häufig darüber nachgedacht und tue es weiterhin. Aber es ist alles nicht mal eben so getan. Gerade die wirtschaftliche Lage vor Ort erschwert einen Neustart ersteinmal. Ich mein', klar, man kann auch so frei im Kopf sein, dass man etwaige Unsicherheiten und Risiken völlig außer acht lässt und einfach ins kalte Wasser springt. Aber so naiv kann und will ich dabei nicht denken. Ich habe hier in Deutschland zwar keine großen Verpflichtungen oder Abhängigkeiten, an die ich gebunden bin oder die mich zwingend halten aber ein unbedachtes Herangehen wird einer solchen Entwurzelung in meinen Augen nicht gerecht. In den letzten Monaten hat sich zudem ja auch einfach diese wahnsinnig wundervolle Verbindung zu meinem Glück entwickelt, so dass ein Teil von meinen - man könnte sagen: neuen Wurzeln - schon vor Ort ist. Eine emotionale, bekannte und erstrebenswerte Basis, die einfach gegeben ist. Das ist super viel wert und macht Einiges einfacher, denke ich. Und da es sich jedes Mal, wenn ich bisher in diesem wunderbaren Idyll zugegen war, völlig toll anfühlte und diese komplett andere Umgebung, dieses Leben, das Reduzierte, diese Ruhe so erfrischend anders sind, fühlt sich ein Gedanke an vor Ort in so vielerlei Schicht einfach richtig und gut an. Das Fernweh existiert und es ruft immer wieder!

Ist eine Entwurzelung und ein Neuanfang im Unbekannten eher Fluch oder Segen? Ich muss für meinen Teil sagen, es ist ein Segen, wenn man die Möglichkeit ernsthaft in Betracht ziehen kann und so frei in sich ist, tatsächlich seine Wurzeln neu anordnen zu können. Ein Neuanfang kann grundsätzlich enorm viel Energie auslösen. So etwas bedarf aber eben auch einem, meist großen, Energieaufwand, um es überhaupt umzusetzen. Aber er tut gut, er gibt neuen Elan, wenn er mal fehlte. Es sind neue Erfahrungen und neue Erfahrungen im Leben gemacht zu haben, sollte immer erstrebenswert sein. Ich finde es weiterhin aber auch sehr mutig und beachtlich, wenn Menschen sich dazu entscheiden und es einfach durchziehen und sich in ein neues Leben einarbeiten. Christina mou, Sascha, ihr habt seit geraumer Zeit meinen größten Respekt!

Ich war selbst lange nicht in der Lage, ernsthafte Gedanken an Neustarts zu hegen (Depressionen ließen grüßen) aber weiterhin, eigentlich schon das ganze letzte Jahr, fühlen sich auch solche Gedanken und Potentiale für die Entwicklung eines Lebens wahrhaft leicht, aber dennoch nicht naiv an. Es ist wunderbar, wenn man sieht welcht Möglichkeiten es einfach gibt. Und ja, mit Zuversicht und Ambition ist wirklich Einiges bis fast Alles möglich. Wenn ich an einen Neustart oder eine Entwurzelung denke, darf diese einfach auch niemals als Fluch empfunden werden. Sonst wäre eine solche Aktion eher kontraproduktiv bis einschränkend, was das eigene Ausleben angeht. Also: definitiv pro potentielle Entwurzelung und Erleben von Möglichkeiten! Segen, ganz eindeutig!

(geschrieben von Joe)

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