Ich sitze auf meinem Bett in meinem
Zimmer, eigentlich in unserem Zimmer. Die mir vertrauten vier Wände
die ich mir jahrelang mit meiner Schwester geteilt habe. Egal wie
sehr wir uns gestritten haben, egal wie sehr wir uns am Tag auf die
Nerven gegangen sind, abends waren wir immer wieder hier, zusammen,
meistens sogar im selben Bett. Ich schaue mich im Zimmer um. Jede
kleine Macke, jeder Fleck, jedes Möbelstück und jedes Kuscheltier
alles hier ist eine Erinnerung für mich. Ich bin 12 Jahre alt und
ich hab überhaupt keine Ahnung was auf mich zukommt. Ich bin 12
Jahre alt und schwelge in Erinnerungen wie eine 80 Jährige Frau. Ich
sitze in unserem Zimmer und schaue mich um, nehme die Farbe der Wand
in mich auf, den Ausblick aus dem Fenster, die Vorhänge schrecklich
hässlich aber trotzdem auch schrecklich vertraut. Ich schaue zu Tür
und weiß um das Loch unter dem Pferdeposter, ich mag gar keine
Pferde aber das Poster musste auch nur das Loch verdecken. Ich fühle
mit meinen Füßen den Teppich, sehe die Wölbung, an der der Boden
hoch kam weil wir mal wieder das Dachfenster bei Regen offen gelassen
hatten. Ich erinnere mich an die Geräusche zwischen den Wänden,
jede Nacht hörte man kleine Mäusefüße. Werde ich all das
vermissen? Mama hat gesagt wir ziehen um, wir ziehen weiter weg, weg
aus meiner vertrauten Umgebung. Was mich erwartet, ich weiß es
nicht
Das neue Zimmer war anders, es roch
noch fremd, es war noch ganz kahl und unbewohnt. Es waren zwar meine
Möbel und es war meine Wandfarbe die ich mir ausgesucht hatte, aber
es war mir noch fremd. Das Bett roch noch nicht so vertraut wie
damals, der Boden war kühl unter meinen Füßen weil mir der Teppich
fehlte. Etwas vermisste ich sogar das hässliche Pferdeposter. Als
ich in meinem neuen Zimmer lag, in meinem Bett und an die Decke
starrte, hörte ich leise die Heizung gluckern dieses Geräusch gab
mir etwas Beruhigendes, es konnte vielleicht genauso vertraut werden
wie die kleinen Mäuseschritte. Ich war in Gedanken versunken und
hörte wie leise die Tür aufging, meine Schwester legte sich wortlos
in mein Bett und es war wieder wie immer.
Das neue Zimmer war meins geworden,
neue Poster, dass selbe Chaos und vertraute Erinnerungen. Meine
Gerüche, meine Klamotten, Türen knallen und meine Schwester die
sich abends wieder in mein Bett schleicht. Ich hätte nicht damit
gerechnet wie schnell mir das neue Zimmer so vertraut werden würde
und wie schnell sich diese Vier Wände mit Leben und Erinnerungen
füllen würden.
Ich hab in meinem Leben schon viele
Umzüge erlebt. Eigene, von Freunden, von Familie. Ein Umzug ist
immer anstrengend aber ich schaue immer auch gerne genauer hin. Schau
in die Gesichter, sieht man Hoffnung, Erwartung, Angst, Nervosität.
Wie geht es den Leuten die umziehen, wie geht es mir wenn ich
umziehe, was macht dieser Einschnitt mit einem und vor allem was
macht man selbst daraus. Keiner weiß wirklich was einen Erwartet, es
ist immer eine Unbekannte Situation. Wird wirklich alles so wie ich
es mir erhoffe? Wird es besser, schlechter oder ganz anders? Auch
wenn man weiß wo man hinzieht weiß man doch irgendwie nicht wo man
hinzieht. Wie sind meine Nachbarn, wie ist die neue Umgebung, wie ist
meine Wohnung. Werde ich mit all dem fertig? Was man aber immer in
allen Gesichtern sehen kann ist der Wille die Situation zu meistern,
die neue Umgebung zu meistern. Wie das letztendlich aussieht hängt
von jedem selbst ab.
Der Umzug den ich am Anfang beschrieben
habe, war sicherlich der einschneidenste Umzug. Ich verließ den Ort
in dem ich aufgewachsen bin, den Ort an dem ich meine Kindheit
verbrachte, wo meine Freunde lebten und den ich so gut kannte. Der
Umzug bei dem ich kein Mitspracherecht hatte. Ich musste mit, was
hatte ich für eine andere Wahl. Aber was macht sowas mit einem?
Kann man pauschal immer sagen Fluch
oder Segen? Ich persönlich nicht. Ich hab gute und schlechte
Erfahrungen gemacht nach diesem Umzug. Ich hab mich mal verloren und
entwurzelt gefühlt aber oft auch so Zuhause wie an keinem anderen
Ort. Ich hab einen Neuanfang mit neuen Freunden gemacht, meine alten
völlig vergessen. Mich mit meinen neuen Freunden gestritten und
meine alten schrecklich vermisst. Es war ein auf und ab, gute und
schlechte Tage aber ich glaube das wäre auch an jedem anderen Ort so
gewesen. Wäre ich in meiner Heimat geblieben hätte ich auch dort
solche Tage und Situationen gehabt da bin ich absolut sicher.
Ich bin der Meinung ein Umzug kann
alles sein, es ist wichtig was man daraus macht und wichtig das man
alle Momente lebt und herausfindet was der neue Ort und die neue
Situation für einen bereit hält. Beschäftigt man sich zu sehr mit
der was wäre wenn Frage, macht man sich zu viele Gedanken, lebt in
der Vergangenheit und stellt immer wieder Entscheidungen in Frage
vergisst man zu leben. Dann verpasst man Möglichkeiten, Situationen
und Menschen, wenn man will kann man überall glücklich werden und
wenn nicht zieht man um und fängt wieder neu an. :)
(geschrieben von Lena)
(geschrieben von Lena)
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