Freitag, 25. Dezember 2020

Schreibchallenge #4.2020 (Anna): Freiheit

 

„Freedom is just another word for nothing left to lose …“

Beim Begriff Freiheit überkommt mich zunächst diese Zeile. Und ich singe aus vollen Herzen. Entweder direkt heraus oder ich wave mich sanft daher, sobald diese Melodie und dieser Klang in mir ertönen. Dann fange ich an zu sinnieren, dass wir eigentlich doch irgendwie nichts zu verlieren haben und uns einfach selbst mit dem, was wir haben, zu entfalten wissen könnten. Einfach frei und zwanglos. Warum klappt es denn nicht immer genau so? 

 
Auf einmal ertappt man sich in der Rolle eines Gefangenen. Vielleicht gleichzusetzen mit einem Vogel, der widerwillig in einen Käfig gedrängt wurde und sich jetzt nach dem Draußen sehnt. Der seine Flügel ausbreiten und sich wieder in seiner natürlichen Pracht entfalten will – es aber nicht tut, weil er sich eingesperrt fühlt. Und auch die Angst, sich dabei wehzutun spielt eine vielfältige Rolle. Das Törchen ist ja zum einen sehr schmal. Da könnte man sich ein Flügelchen abknicken. Oder runterfallen - vielleicht hat der Vogel ja das Fliegen verlernt. Vielleicht begegnet er aber auch jemandem, der ihn wieder fängt und sowieso zurückbringen wird… Bei all diesen kopfzermürbenden Überlegungen, wie es sein könnte und zum Schutze davor, ihn sich nicht noch weiter „kaputtzudenken“ ist es wohl besser, im Käfig zu bleiben!

Ja, aber: Warum probiert man es nicht einfach aus und setzt mal einen Fuß nach draußen? Denn, der Käfig hat in Wirklichkeit doch nichts zu bieten. Er ist weder Zuflucht noch Schutz vor dem, wovor man sich fürchtet. Denn er erschüttert, es regnet rein, man wird nass und unbeständig und von allen Seiten ist man antastbar. Und die Angst vor dem, was da draußen sein könnte? Ja, das muss man doch erst einmal erfahren. Natürlich ist es einfacher gesagt, als getan und der erste Step ist eine Herausfordrung aber vielleicht vergegenwärtigt man sich einfach mal, was einen da draußen wieder erwarten wird. Und wenn man anfängt zu realisieren, dass der Käfig nur ein äußeres Objekt ist, von dem man sich die ganze Zeit nur beherrschen und ausbremsen lässt und vor allem das eigenständige Herrschen über sich selbst völlig unterdrückt, erkennt man realistisch: Ein Vogel verlernt doch nicht das Fliegen! Es ist seine Natur, dies zu tun und zu leben. Und genau so ist es bei uns. Unsere individuellen Fähigkeiten sind uns gegeben um uns frei zu entfalten, unsere Wünsche und Ziele zu organisieren, sie anzugehen und sie zu erreichen - oder auch nicht. Es spricht ja auch nichts gegen Erfahrungswerte, die uns zeigen, wie etwas auch mal nicht zielführend sein kann. Es ist ok. Das passiert. Um dies aber wieder zuzulassen, bedarf es kleiner, feiner Schritte. Ertönt dann nicht auf einmal ein kleines, zaghaftes „I want to break free…“?

Wie geil es sich so langsam anfühlt. Auf einmal bekommt man wieder eine Idee davon, wie sehr man eigentlich vormals selbst dazu in der Lage war, seine eigene Zufriedenheit herzustellen und man von jeglichem Anpassungsdruck frei war, immer seine Meinung hatte und diese auch selbstbewusst zu vertreten wusste und – wenn denn überhaupt – nur ganz von selbst anzupassen, wenn es passend war. Und dann tritt einem irgendwie langsam wieder ins Bewusstsein, was man will und was man überhaupt alles kann um sich das Leben einzigartig schön zu gestalten. Und so singt man dann herzbeflüglend in selbstbewusstem Ton: „…God knows, God knows I want to break free!“

Der Gedanke der Freiheit ist geständlicherweise groß, weit und facettenreich. Bei dem Thema kann es daher zunächst etwas schwierig werden, für einen Text, wie bei dieser Schreibaufgabe, eine Definition bzw. gutüberlegte Herangehensweise zu finden. Freiheit ist nämlich sehr differenzierbar und wurde beispielsweise noch vor über 70 Jahren anders verstanden als von uns heute hier in Deutschland lebenden Zeitgenossen. Ich könnte jetzt natürlich noch viel mehr Gegenüberstellungen in diesem Sinne aufführen aber ich denke, die Message ist hiermit klar. Gesellschaftliche Freiheit im Gestern und Heute mit seinen Traditionen, Normen und Regeln, bla, bla. Ich für meinen Teil bin zum Glück so ziemlich einverstanden mit unseren heutigen Gesellschaftswerten und diesen Freiheiten, die wir hier haben. Freiheit in unserem Sinne heißt zwar immer noch, dass wir uns frei entscheiden können und dabei mögliche Konsequenzen zu etwas tragen oder vielleicht auch Möglichkeiten suchen müssen, um ggf. bestimmte Ventile für etwas zu finden. Aber solange ich mich davon nicht selbst als bedrängtes und eingesperrtes Opfer runterziehe, weiß ich kann ich „…verrückt sein und aus allen Zwängen flieh´n!“

In diesem Sinne: Seid gut zu euch selbst und pflegt eure Talente. Werdet nicht Opfer eines selbstgemachten Käfigs. Das Leben ist viel zu schön um sich fremdbestimmen zu lassen und sich dabei die Sicht auf den Horizont zu vertrüben. Und wenn diese Freiheit sich auch nur in Form einer Momentaufnahme auftut, liegt die Kunst darin, sich diese greifbar zu machen. Und solch ein Künstler steckt doch einfach in jedem von uns <3 

 

 

3 Kommentare:

  1. Dein Text regt zum Nachdenken an und der Vergleich mit dem Vogel im Käfig gefällt mir echt gut. Vom Anfang bis zum Ende gut strukturiert und im Ganzen einfach super geschrieben.

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  2. Ich mag den Blickwinkel. Ich liebe es, dass du die Angst vir der Freiheit thematisiert hast.

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  3. Diese Käfig-Metapher, immer wieder unterstützt durch großartige Song-Zitate (Danke für die Ohrwürmer 😋), gefällt mir sehr gut. Aus diesem Blickwinkel wird von Freiheit ja eher selten geschrieben und mir gefällt dein Ansatz und wie du es erzählst, samt Schlussbotschaft super. :)

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