Freitag, 25. Dezember 2020

Schreibchallenge #4.2020 (Jana): Freiheit

 

Freiheit

Sie ist kostbar und wertvoll. Und manchmal vergesse ich sie zu schätzen. Dabei ermöglicht sie mir doch so viel, wenn ich sie richtig auszuleben weiss. Alleine schon, dass ich jeden Tag in meinem eigenen Bett wach werde, eigenständig atmen und laufen kann ist für mich schon ein hohes Gut an Freiheit. Ich lebe nicht im Krieg, ich lebe nicht im Gefängnis. Nein, ich lebe an einem für mich frei gewählten Ort, in einer kleinen, dennoch schön eingerichteten und gemütlichen Wohnung mit Dachterrasse. Mit meinen 3 Katzen teile ich mir 52 qm. Eine meiner Katzen, Emma, ist Freigängerin. Sie liebt die Freiheit, für sie gibt es so viele Abenteuer dort zu erleben. Jedes Mal, wenn sie nach Hause kommt scheint sie wesentlich ausgeglichener und glücklicher zu sein, schmiegt sich an mich, kuschelt und miaut so viel, als würde sie mir von ihren bisherigen Erfahrungen berichten wollen. Klar bin ich in dieser Hinsicht ein wenig eingeschränkt in meiner Freiheit, denn ich habe die Aufgabe mich um meine 3 Fellnasen zu kümmern, ihnen Zeit mit mir zu schenken. Aber in gewisser Weise lebt jeder von uns eingeschränkt, da wir immer an gewisse Dinge gebunden sind, sei es beispielsweise der Partner und/oder eigene Kinder oder andere Verpflichtungen. Ich habe weder Partner, noch Kinder, daher ist mir viel Freiraum gegeben, den ich mir nach meinen Vorlieben gestalten kann, wenn ich nicht gerade arbeiten bin. Und auch für meine weitere Zukunft habe ich schon Entscheidungen getroffen, die mir Möglichkeiten geben meine Freiheit beibehalten zu können, denn ich möchte keine Kinder haben. Es soll weiterhin die Tage geben, an denen mein Smartphone lange zur Seite gelegt werden kann, an denen ich ohne Ende schlafen kann und danach quasi vom Bett nur auf die Couch wandere, an denen nur ich entscheide, welchen Dingen ich nachgehe, mit wem ich mich verabrede und meine Zeit verbringe, welche Musik ich höre und wie laut.

Freiheit bedeutet für mich u.a Unabhängigkeit und Akzeptanz. Akzeptanz, Dinge so zu nehmen , wie sie kommen. Bei mir begann vor über 10 Jahren ein Kampf mit einer Erkrankung. Erst nach über 8 Jahren konnte die genaue Erkrankung beim Namen genannt werden. Davor gab es etliche Vermutungen, Erkrankungsbilder, die mir um die Ohren geworfen wurden und immer hatte ich dieses eine Gefühl. Das Gefühl, dass es nicht das ist, was die Ärzte mir genannt hatten. Jeder kann sich nun denken, dass ich in all dieser Zeit definitiv nicht abschalten konnte, kein Gefühl von Freiheit hatte, denn gedanklich war ich alles, aber nicht frei. Auch heute erwische ich mich noch manchmal, dass ich mich gedanklich nicht davon freimachen kann, diese Erkrankung gehört nun mal zu mir und wird mich auch in der ein oder anderen Situation einschränken. Sie wird mich aber nicht in den Rollstuhl zwingen, so wie es bei der Anderen gewesen wäre. Ich akzeptiere sie, ich nehme sie an, lerne mit ihr zu leben und auch wenn es manchmal mental hart ist und auch bleiben wird, gelange ich durch die allgemeine Akzeptanz an meine Freiheit zurück. Also ich bin der Meinung, dass diese 2 Komponenten stark voneinander abhängig sind bzw. man sie in Zusammenhang setzen kann.

Zum Schluss möchte ich noch folgendes sagen: Ich schätze was ich hab. Ich schätze, dass ich selbständig essen, atmen und laufen kann. Dass ich lesen, sprechen und hören kann. Ich schätze, dass ich fähig bin, mir selber meine Freiheit gestalten zu können und dass es hoffentlich so bleibt.

3 Kommentare:

  1. Ein sehr persönlicher Text und beleuchtet das Thema noch mal aus einem anderen Blickwinkel. Gefällt mir sehr gut.

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  2. Ein sehr intimer Text mit einigen Offenbarungen. Ich mag es, dass du frei heraus sagst, dass Kinder dich in deiner Freiheit einschränken würden. Auch wenn ich mir Kinder wünsche, finde ich es gut, wenn Menschen zu ihrer Meinung stehen.

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  3. Dein Text hat mich sehr berührt. Der Teil mit der Krankheit kommt unerwartet, bei der Katzenpassage musste ich als Katzenpapa natürlich schmunzeln und ich finde es erfrischend ehrlich, dass du dazu stehst, keine kinder zu wollen. Absolut legitim und sympathisch. Du gibst einen sehr guten Einblick in dein Leben und solche persönlichen Blickwinkel gefallen mir immer sehr, sehr gut. Danke dass du deine Geschichte mit uns teilst.

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